Die Suche nach dem Traumjob

Fhat the Wuck

Lieutenant
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Feb. 2009
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679
Hallo zusammen

Ich habe mir lange überlegt wie ich diesen Post aufbauen soll. Mir geht es nur …. um was eigentlich? Tipps? Gleichgesinnte zu finden? Mitleid zu erfahren? Mir hämische Kommentare zu einem „Luxusproblem“ einzufangen?
Ich weiss es auch noch nicht so recht. Ich bin momentan verzweifelt. Nein das ist das falsche Wort. Ich bin aktuell sehr demotiviert und wütend auf meine aktuelle Situation, obwohl es mir so schlecht eigentlich gar nicht geht.
Ich denke einfach, dass ich mir diese Last von der Seele reden bzw. schreiben soll.


-Diverse Hintergrundinfos:

Kurz zu mir. Ich bin 20 Jahre jung, komme aus der Schweiz und habe im letzten Jahr eine Ausbildung zum Automatiker erfolgreich (mit sehr guten/exzellenten Noten) abgeschlossen.

Der Beruf Automatiker ist sehr vielfältig.
-Wir lernen Fräs- und Drehmaschinen zu bedienen. Eine Ständerbohrmaschine ist kein Problem.
-Pneumatische Steuerung und die dazugehörigen Elemente haben wir Wochenlang gelernt.
-Elektrotechnik/Elektrik? Kein Problem.
-Schema zeichnen inklusive aufbauen? Check.
-Maschinenteile zusammenbauen? In sehr kleinem Masse gemacht. Wegen der Auftragslage konnte ich leider diese Tätigkeit nicht im grossen Stil ausführen oder Erfahrung in diesem Bereich sammeln.
-Maschinenteile zeichnen? Check. Auch wenn die Spezialisierung eher auf 2D-Dinge wie Frontplatten oder so etwas in der Richtung liegt.
-Programmierung von Steuerungen in diversen IEC-Sprachen? Check.

-Die Vorgeschichte

Alles fing in meinem vierten Ausbildungsjahr an. Ich durfte in meiner Ausbildung, bedingt durch die schlechte Auftragslage in der Firma, in die Entwicklung wechseln. Denn die Entwicklung findet grösstenteils Auftragsunabhängig statt.
So durfte ich mich mit dem Erstellen von Elektrischen Schaltplänen, dem Programmieren von Steuerungen und der Inbetriebnahme von ganzen Anlagen inklusive Fehlersuche auseinandersetzen. Das Ganze hat mir auch sehr viel Spass gemacht und ich konnte mir sehr viele Erfahrungen und Fähigkeiten antrainieren und am liebsten möchte ich nie mehr das Gebiet wechseln.

Denn muss man nach der Ausbildung das erste Mal auf Stellensuche gehen. Damals war ich noch 19 1/2 Jahre alt.

-Das Ziel:

Eine Arbeitsstelle in der Entwicklung, Schemazeichner oder Programmierer zu finden.
Zusätzlich einen Arbeitgeber finden, bei dem ich 80% Arbeiten kann um eine Technikerschule zu absolvieren.
Die Technikerschule hat oberste Priorität. Eher verzichte ich auf eine Stelle denn auf die Technikerschule.

-Das Problem/Die Probleme:

Die meisten Firmen setzen Automatiker als Schaltanlagenverdrahter oder als Servicemonteur oder Betriebselektriker (und in diversen anderen Aufgabengebieten) ein. Und in diesem Bereich gibt es auch wenige die einem erlauben würden, eine Weiterbildung zu machen. Denen geht es nur darum einen armen Menschen zu finden, der keine Ambitionen hat im Arbeitsleben etwas zu erreichen.

Also geht es los mit dem Bewerben. Viele Vorstellungsgespräche verliefen sehr gut und meistens bin ich auch zu einem zweiten Gespräch eingeladen worden für eine Stelle in der Entwicklung etc.
Alle (Ausnahmslos) haben mir bescheinigt, dass ich für mein Alter sehr weit fortgeschritten bin und eine sehr gute Ausbildung gemacht habe.

Schlussendlich habe ich immer den Kürzeren gezogen gegen Leute, die mehr Erfahrung in solchen Dingen habe. Deshalb musste ich mir eingestehen, dass ich vielleicht doch nicht so hoch Stapeln soll und habe mich noch weiter umgesehen.

-Das Fazit nach der ersten Runde:

Es ist beinahe unmöglich eine solche Stelle, für mich „Traumstelle“, zu finden.

-Weitere Bewerbungen:

Also geht es weiter mit einem zweiten Schub an Bewerbungen. Dieses Mal habe ich auch versucht Stellen zu finden als Verdrahter, Monteur oder Betriebselektriker, auch wenn die weniger Spass machen. Hauptsache ist, dass ich mir Erfahrung im Bereich Steuerungen aneignen kann. Diesmal hatte es sogar einige Firmen darunter, die mir sogar versichern konnten, dass ich programmieren darf.

-Erste Stelle:

Also habe ich eine von diesen Stellen ausgewählt, aber auch nur unter Bedingung, dass ich eine Lohnerhöhung garantiert bekomme. Ich habe mir dies sogar per E-Mail schriftlich bestätigen lassen. Da stand dann (leider) auch „wenn die Arbeit gut ist“ oder ähnlich.
Wichtig ist vor allem, dass er den ersten Lohn tief hat angesiedelt, um weniger an der Vermittler Zahlen zu müssen. Ich dachte das sei eine gute Idee, denn der Vermittler hat nichts anderes getan als mir ein Inserat weiterzuleiten (Er hat behauptet, dass alle Inserate exklusiv sind). Sozusagen bin ich hier das ersten Mal verarscht worden. Dann will er natürlich von meinem Arbeitgeber einen prozentualen Lohnanteil des Jahresgehalts. Deshalb auch der tiefe Lohn am Anfang.

-Die ersten 3 Monate Arbeitszeit:

Nichts Besonderes, abgesehen davon dass ich keine einzige gelernte Tätigkeit ausüben kann (nicht einmal Kabel anschliessen/verdrahten). Das was ich machen musste war Leuchtmittel auswechseln und diverse Elektroinstallationen ausführen.

-Das Interessante:

Von dem was ich bisher machen musste war ich sehr enttäuscht. Also habe ich angefangen zu recherchieren und mit den Leuten dort zu reden. Ausserdem habe ich selber darüber nachgedacht, was ich für Fehler gemacht haben könnte. Oder was mir aufgefallen ist.

Als ich mal diverse Informationen zusammenhatte fiel mir beinahe die Kinnlade bis mindestens zum Boden runter.

-Rund 20%-25% vom Personal haben von selbst gekündigt/sich frühpensionieren lassen wegen unzufriedenheit. (Mitarbeiterzahl von ca. 50-60
-Meine Lohnerhöhung wurde gestrichen, weil ich schlechte Arbeit ablieferte (nicht verwunderlich, da Berufsfremde arbeiten)
-Diverse Aussagen von dem Chef dort. (Ich bin nicht gewalttätig, wütend bin ich auch beinahe nie. Aber was der gesagt hat. Da musste ich mich schon beherrschen….
-Und noch hundert (nicht übertrieben) andere Dinge, die mir Sorgen machen.

Auf jeden Fall muss ich weg von dort. Also muss dringend eine neue Stelle her.

-Dritte Bewerbungsrunde (fängt gerade erst an)

Die meisten Stellen gehen über einen Personalvermittler. Deshalb komm ich leider mit diesen Idioten (nur rund 5%-10% sind gut meiner Erfahrung nach) wieder in Kontakt. Da fängt auch wieder das ganze Theater von vorne an.

Natürlich verstehe ich es, dass auch die ihre Stellen verkaufen müssen. Dennoch finde ich es daneben, wenn man sich nur für eine Stelle bewirbt und sagt: „Nur Stellen in dieser Art“ und dann wird man doch von denen mit belanglosen Inseraten bombardiert, obwohl man ganz klar gesagt hat, dass man das nicht möchte. Wissen die nicht, dass man zukünftig einen sehr weiten Bogen um dieses Büro schlagen wird? Oder ist bei denen die Devise, dass man einfach die Inserate in der Welt herumspammt?

-Das finale Fazit:

-Personalvermittler sind vor allem Idioten, die knapp die Grundstufe „bestanden“ haben
-Chefs können richtige A********** sein
-Firmen sind nicht bereit selber mal ein bisschen in Ihre Zukunft oder Mitarbeiter zu investieren

Natürlich hat es auch gute Seiten, denn ich weiss jetzt wer ein Vollidiot ist oder mich wenigstens nicht verarschen will.

Dennoch weiss ich überhaupt nicht was ich jetzt machen soll. Technikerschule beenden und Arbeit suchen, die mir wenigstens Spass macht. Oder soll ich, wenn ich eine neue Stelle gefunden habe, dem Chef mal sagen, dass er ein Idiot ist? Oder soll ich gar nicht erst ein weiteres Wort mit ihm reden?

War es vielleicht sogar ein Fehler, dass ich eine gute Ausbildung habe und sogar deswegen so hohe Ansprüche an eine Stelle habe?

Habt ihr ähnliche Erfahrungen schon gemacht?
Oder habt ihr Tipps welches der richtigste weg jetzt ist?

Ich koche jetzt schon etwa 2 Wochen vor Wut. Ich hoffe, dass das irgendeinmal abklingt…

Ich hoffe, dass der Text verständlich ist.

Mfg
FhatTheWuck
 
AW: Scheiss Arbeit - oder warum eine gute Ausbildung auch ein Fluch ist

Suchst du innerhalb der Schweiz nach einen Job? Deutschland? Österreich?

Auf alle Fälle ist weiterhin Klinkenputzen angesagt. Weiter Bewerbungen schreiben, am Anfang nicht zu hoch stapeln, eine gute Ausbildung ist und bleibt eine gute Ausbildung. Das Gehalt kann man z.B. nach Ende der Probezeit nachverhandeln und wenn die Berufsjahre weiter steigen.

Also lass dich nicht hängen, aber bleib freundlich und auf dem Boden. Direkt nach der Ausbildung halten sich viele für Gott und verbauen sich somit ihre Chancen. ;-)
 
AW: Scheiss Arbeit - oder warum eine gute Ausbildung auch ein Fluch ist

Ich kann dir nur sagen - ja, es gibt sie. Die Firmen, die viel wert auf die Aus/weiterbildung ihrer Angestellten legen und sie unterstützen und ein völlig stressfreies (im Bezug auf unfreundlicher Vorgesetzter) Betriebsklima bieten.
Ich darf mich glücklich schätzen, in so einen Betrieb gelandet zu sein.

Man muss nur lange genug suchen (bei mir hats 1,5 Jahre gedauert) <- Der "Witz" daran ist, dass der Betrieb nur 10 Minuten Autofahrt entfernt ist...
 
Hi FdW,

Zunächst mal: nicht ärgern. Hilft Dir nicht weiter. Deine jetzige Stelle scheint Dir zumindest zu ermöglichen, deine Technikerschule zu machen.
Deswegen würde ich da erstmal die Füße still halten, weil: Die Ausbildung in der Technikerschule ist Deine 1. Priorität. Da musst Du zur Not halt auch bei dem jetztigen Arbeitgeber durchhalten.
Parallel kannst Du Dich umsehen. Vielleicht findest Du ja was anderes, aber es sollte Dir eben weiterhin diese Schule ermöglichen.
Zwar sammelst Du aktuell keine wirklich relevante Berufserfahrung für Deinen Traumjob, aber Du machst die Ausbildung, die Dir das ggf. ermöglicht. Insofern kannst Du Dich weiterhin gut verkaufen. Und wenn Du als Automatiker generell ein Akzeptanzproblem oder zumindest ausbildungstechnisch das Nachsehen hast, ist doch die Technikerschule dein großer Schlüssel, um die Türen zu öffnen, die jetzt noch zu sind.
Eine Teilzeitstelle wirst Du wohl nicht finden, würde ich an Deiner Stelle aber auch nicht suchen im Moment.

Personalvermittler: Habe ich auch schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht! Vielleicht versuchst Du einfach mal, deren Job zu machen, indem Du für Dich die Firmen in Deiner Umgebung heraussuchst, die für Dich in Zukunft in Frage kommen. Vielleicht rufst Du dann sogar mal bei den Firmen in der Personalabteilung an und erkundigst Dich generell, ob gerade eine Stelle zu besetzen ist, bzw. ob Du denen eine Initiativbewerbung senden kannst. Der Vorteil bei dem Telefonat ist ja evtl. auch, dass du mit denen ins Gespräch kommst und denen vielleicht glaubhaft versichern kannst, dass das Dein Traumjob ist und dass Du gezielt darauf hinarbeitest. Das bleibt dann vielleicht auch bei denen haften und die melden sich irgendwann bei Dir.
Bedenke: 50% der Stellen, die besetzt werden, werden gar nicht erst ausgeschrieben, sondern über Initiativbewerbungen oder Vitamin B besetzt. Versuche, Dir ein Netzwerk aufzubauen.

Was Dir nicht hilft: Generellen Hass auf Personalvermittler, Chefs und Firmen. Es gibt auch eine ganze Menge Gute.
Über Personalvermittler hast Du übrigens einen wichtigen Vorteil (es sei denn Du lässt Dich wieder so über den Tisch ziehen): Mit denen kannst Du ganz offen über das Gehalt reden. Dadurch, dass die einen Abschluss mit Dir machen wollen, werden sie Dich weder zu teuer (weil denen dann das Geschäft flöten geht), noch zu billig (weil sich das auf deren Provision auswirkt) anbieten. Aber bitte unterschreibe keinen Leiharbeitsvertrag bei denen.

LG,
crycorner
 
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