Frage zum Spirtverbrauch eines PKWs

Acrylium

Rear Admiral
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Ich habe gelesen, dass wenn ein PKW 100km/h schnell fährt, verbraucht er rund 25% weniger Kraftstoff als wenn er 130km/h schnell fährt.
Das mag ja sein, aber der langsamere PKW braucht für eine Strecke von beisielsweise 1000 km doch dann auch deutlich länger, das bedeutet er ist viel länger unterwegs und verbraucht viel länger Kraftstoff. Und wenn er länger Kraftstoff verbraucht, verbraucht er auch deutlich mehr. Während der schnellere PKW bereits parkt und kein Benzin mehr verbraucht, fährt der langsame PKW noch und verbraucht munter weiter Benzin. Oder ist das ein Denkfehler?

Wenn zwei PKWs eine 1000 km lange Strecke fahren, der eine nur mit 100km/h und der andere mit 130km/h, welcher hat am Ziel dann mehr Spirt verbraucht? Oder liegen beide gleichauf, nur dass der schnellere PKW deutlich früher am Ziel ist?
 
Acrylium schrieb:
Oder ist das ein Denkfehler?
Ja, der Verbrauch wird ja in Volumen pro Strecke (x L/100km) angegeben und nicht pro Zeit. Auf Zeit gerechnet wäre der Unterschied im Verbrauch wesentlich größer als die 25%.

Acrylium schrieb:
Wenn zwei PKWs eine 1000 km lange Strecke fahren, der eine nur mit 100km/h und der andere mit 130km/h, welcher hat am Ziel dann mehr Spirt verbraucht?
Wenn die beiden Fahrzeuge gleich effizient unterwegs sind, dann hat das Fahrzeug mit 130km/h mehr Sprit verbraucht, ist dafür aber schneller da.


edit: Rechenbeispiel für Verbrauch pro Zeit:
2 PKW fahren eine Strecke von 1000km. PKW A fährt mit 100km/h und verbraucht dabei 10L/100km. PKW B fährt mit 200km/h und verbraucht dabei 20L/100km.
PKW A ist also 10h unterwegs und hat insgesamt 100L Krafstoff verbraucht -> Verbrauch nach Zeit: 10L/h
PKW B ist nur 5h unterwegs, hat aber 200L Kraftstoff verbraucht -> Verbrauch nach Zeit: 40L/h
 
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Der Luftwiderstand steigt exponentiell mit der Geschwindigkeit an. Dieser Faktor spielt eine immer größere Rolle je schneller du fährst.
 
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Acrylium schrieb:
Wenn zwei PKWs eine 1000 km lange Strecke fahren, der eine nur mit 100km/h und der andere mit 130km/h, welcher hat am Ziel dann mehr Spirt verbraucht?
Natürlich ganz klar der Pkw, der 130 km/h gefahren ist, da er dasselbe Ziel unter höherem Aufwand in kürzer Zeit erreichen musste.

Acrylium schrieb:
Oder liegen beide gleichauf, nur dass der schnellere PKW deutlich früher am Ziel ist?
Nein, aber "deutlich" früher wird der schnellere Pkw auch nicht am Ziel sein, da man hierzu die durchschnittlich gefahrene Geschwindigkeit über die gesamte Strecke betrachten muss. Und die liegt meist nicht mal annäherend an der festgesetzten Zielgeschwindigkeit auf der Autobahn. Die Fahrt beginnt ja aus dem Stand und das in der Regel irgendwo fernab der Autobahn. Zwischendurch gibt es Baustellen, Anschlussstellen, Stop'n Go, irgendein sonstiges Tempolimit.

Anderes Beispiel:
Eine Waschmaschine verbraucht auch weniger Energie im ECO-Programm. Obwohl sie länger läuft, müsste sie ja theoretisch mehr Energie verbrauchen, aber da sie dank längerer Laufzeit das Wasser weniger stark erhitzen muss, wird die längere Laufzeit so kompensiert, sodass das Waschprogramm am Ende bei gleichem Ergebnis weniger Energie verbraucht hat. Geschirrspülmaschine ebenso. Und übrigens ebenso bei körperlicher Anstrengung. Gehe' mal 6 km gemütlich zu Fuß in ca. einer Stunde, anschließend laufe die gleiche Strecke mal in 30 Minuten ;)
 
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TheManneken schrieb:
Nein, aber "deutlich" früher wird der schnellere Pkw auch nicht am Ziel sein
In dem Fall schon bzw. abhängig von der Streckenlänge. Denn hier wird ja unterstellt, dass er 130km/h fährt und nicht weniger, sonst wäre der Spritverbrauch ja anders. ;)

Ansonsten hat T4ub3 alles gesagt. Im genannten Beispiel wird Spritmenge pro Strecke angegeben. Die Zeit ist für den Verbrauch in dem Fall völlig irrelevant.
Acrylium schrieb:
Oder ist das ein Denkfehler?
Ganz klar ja. =)
 
Super, danke, ihr habt mir echt geholfen. Habe den Denkfehler erkannt.
 
Der Denkfehler liegt doch darin, dass hohe Geschwindigkeiten für den Spritverbrauch fast egal sind, für die Gesamtverbrauch der PKWs in Deutschland.

Warum:
-> Pendler fahren meist Kurzstrecke, weder 100km/h noch 130km/h werden da erreicht
-> Pendler fahren meist in den Städten, Stop & Go hat eine deutlich negativere Bilanz als Langstrecke bei 100 oder 130km/h

Wenn du also wirklich den Spritverbrauch optimieren möchtest, dann schau dass du kürzere Strecken per ÖPNV/Fahrrad & Co. erledigst, statt mittels Auto.
 
@Erkekjetter
In der Theorie hast du natürlich Recht, bei einer Testfahrt unter ebensolchen Bedingungen wäre das der Fall. Es ging mir eher darum, dem TE die Illusion zu nehmen, eine langsamere Fahrt würde zu einer deutlich (!) längeren Reise führen. Ist halt alles relativ. Ich habe auf einer bestimmten Strecke, die ich regelmäßig fahre, einen Autobahnanteil von ca. 80% und benötige für diese Strecke 2:30 mit 130 km/h und 2:45 bei 110 km/h, spare dabei aber einen ganzen Liter auf 100 km. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Route beträgt tatsächlich gerade mal 80-90 km/h - und das in beiden Fällen.
 
Das ist klar, aber für das konkrete Beispiel ist das eben nicht relevant. Da wäre der Zeitgewinn eben wirklich exakt der Differenz von 30km/h entsprechend. Die Verständnisproblematik lag ja an sich völlig unabhängig davon.
 
TheManneken schrieb:
Nein, aber "deutlich" früher wird der schnellere Pkw auch nicht am Ziel sein, da man hierzu die durchschnittlich gefahrene Geschwindigkeit über die gesamte Strecke betrachten muss.
Und genau das wurde hier betrachtet. Der ein fuhr mit konsten 100 km/h, der andere konstant mit 130 km/h. Dass sowas abseits von Teststrecken nicht realisitsch ist, wurde bei der Ausgangsfrage bewusst ignoriert.

Wenn ich mit 100 km/h Durschnittsgeschwindigkeit (Haus zu Haus) fahre, bis in später am Ziel wie mit 125 km/h Durchschnitt. Auf 130 km/h im Schnitt bin ich noch nicht gekommen, dazu müsste man auch bei "meiner" 600 km Strecke die Geschwindigkeitsbeschränkungen missachten oder dort, wo man fahren darf (und manchmal auch gefahrlos kann) schneller fahren wie es mein PKW her gibt. Dafür komme ich aber auch nie auf 25% Mehrverbrauch, das sind eher 10-15%.

_killy_ schrieb:
Der Denkfehler liegt doch darin, dass hohe Geschwindigkeiten für den Spritverbrauch fast egal sind, für die Gesamtverbrauch der PKWs in Deutschland.
Entweder, es geht um den Flottenverbrauch aller PKW oder um den Individualverbrauch.
In der Ausgangsfrage ging es einzig um den Individualverbrauch von zwei PKW (eher von zwei fahrenden Schrankwänden, wenn der bei konstan 130 km/h 25% Mehrverbrauch hat wie bei 100 km/h).
 
Selber schrieb:
Der Luftwiderstand steigt exponentiell mit der Geschwindigkeit an. Dieser Faktor spielt eine immer größere Rolle je schneller du fährst.
Nicht exponentiell, quadratisch. Die Strömungswiderstanskraft ist F = 0.5*rho*A*Cd*v².

@Acrylium Wie du mit der Formel siehst, steigt die Widerstandskraft quadratisch mit der Geschwindigkeit. Fährst du 30% schneller, steigt die Kraft um 69% an. Leistung ist F*v, daher steigt die benötigte Motorleistung kubisch: P = F*v = 0.5*rho*A*Cd*v³. Es ist nicht möglich, schneller zu fahren um weniger zu verbrauchen.

Welcher Verbrauch sich letztlich real ergibt, ist dann noch von vielen weiteren Faktoren abhängig wie der Entwicklung des Strömungswidertstandskoefficienten Cd und der Motoreffizienz.
 
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Zusätzlich zum Luftwiderstand kommt ja noch der Faktor, dass bei höheren Geschwindigkeiten häufiger abgebremst werden muss, weil man ständig auf langsamere Autos trifft. Und beim Wiederbeschleunigen verbraucht man dann natürlich noch deutlich mehr als bei konstanter Geschwindigkeit.
 
@Fenkel

Deswegen hat man ja auch im Stadtverkehr bei 50kmh den höchsten Verbrauch und auf Autobahnen den niedrigsten Verbrauch.

Wer also den Verbrauch optimieren möchte, der sollte bei Kurzstrecken und Stadtverkehr auf andere Verkehrsmittel setzen.
 
_killy_ schrieb:
@Fenkel



Wer also den Verbrauch optimieren möchte, der sollte bei Kurzstrecken und Stadtverkehr auf andere Verkehrsmittel setzen.
Ein Elektroauto ist ja genau dafür gemacht, wenn man mal schnell 30k zur Hand hat.
 
Müs Lee schrieb:
Es ist nicht möglich, schneller zu fahren um weniger zu verbrauchen.
Auch das ist ganz allgemein wieder nicht korrekt.
Bei niedrigen Geschwindigkeiten nimmt der Rollwiderstand der Reifen überhand.
Hatte da mal irgendwo eine schönes Diagramm. Den optimalen Spritverbrauch je Strecke dürfte man mit einem aktuellen PKW bei ca. 40km/h (wenn ich mich recht entsinne, zumindest irgendwo zwischen 30 und 50km/h) erreichen. 10km/h dauert länger und braucht insgesamt mehr Sprit für die gleiche Strecke.
 
simpsonsfan schrieb:
Auch das ist ganz allgemein wieder nicht korrekt.
Bei niedrigen Geschwindigkeiten nimmt der Rollwiderstand der Reifen überhand.
Hatte da mal irgendwo eine schönes Diagramm. Den optimalen Spritverbrauch je Strecke dürfte man mit einem aktuellen PKW bei ca. 40km/h (wenn ich mich recht entsinne, zumindest irgendwo zwischen 30 und 50km/h) erreichen. 10km/h dauert länger und braucht insgesamt mehr Sprit für die gleiche Strecke.

Das liegt aber an den Motorkennfeldern und nicht am Rollwiderstand;>
 
@simpsonsfan Auch wieder wahr, meine Aussage war da zu stark vereinfacht und nur auf den Luftwiderstand bezogen :)
 
@t4ub3
Deine Rechnungen betrachten aber nur das reine Ideal, wenn man mit konstanter Geschwindigkeit, quasi auf einer Teststrecke ohne jeglichen Verkehr fährt. Fügt man die ganzen Variablen des taglichen Wahnsinns auf den Straßen noch hinzu, landet man bei dem Wert der "durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit" und dieser ist eigentlich immer signifikant niedriger, als die eigentlich gefahrende Tachogeschwindigkeit.

Ergebnis ist ohne Überraschung dann so, wie es schon diverse Auto-Testmagazine nachgestellt haben: Der "Raser" war letztendlich nie schnelle als 10-15 min vorher am Ziel, hatte aber massiv höhere Spritkosten dank sich quadrierendem Luftwiderstandswert (plus dem was ich unten noch schreibe).

Auch die Kosten bezüglich Wegstrecke sind so eine Sache. Wer schneller fährt und entsprechend den Motor stärker arbeiten lässt, weist auch einen höheren Verschleiß auf. Das berechnet man über die Kosten aus Abschreibungen, der als Begrifflichkeit eigentlich für Unternehmer interessant ist, da diese ihre Kosten hieraus steuerlich geltend machen können.

Trotzdem müssen/sollten Privatleute das auch einkalkulieren, denn jeder km auf dem Tacho führt letztendlich dazu, beim möglichen Verkauf des Fahrzeugs weniger rauszubekommen, als man reingesteckt hat. Ein Kleinwagen ala VW Polo mit seinen durchschnittlich 8 Litern auf 100 km verursacht dann nämlich noch Kosten i.H.v. ca. 40ct/km (wie es TüV, DEKRA & Co. kalkulieren) und das sind dann eben satte 40€ pro 100 km oben drauf. Dagegen sind die Kosten für den Sprit fast drei Mal niedriger.
 
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