Gehaltsvorstellung bei Vertragsgespräch korrigieren?

Arthur Spooner

Cadet 2nd Year
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Aug. 2018
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Hallo,

ich bin noch nicht sonderlich lange auf dem Arbeitsmarkt unterwegs, bin zurzeit nach der Ausbildung noch bis nächsten Sommer in einer befristeten Übernahme. Nun hatte ich neulich ein Gespräch für eine interessante Teilzeitstelle und habe dort meine Gehaltsvorstellungen genannt. Grundsätzlich habe ich dort realistische und für mich zufriedenstellende Zahlen genannt. Das Problem: Ich war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, dass wenn ich statt einer Vollzeitstelle, zweimal Teilzeit arbeite, eine Stelle in Steuerklasse 6 geschoben werden muss. (Meine aktuelle Stelle würde ich auf Teilzeit reduzieren.)

Dementsprechend habe ich meine Gehaltswünsche falsch berechnet und würde jetzt buchstäblich Lehrgeld zahlen, weil ich mich ganz offensichtlich nicht ausreichend informiert habe.

Die Stelle wurde mir nun zugesagt telefonisch, auch dass das von mir gewünschte Gehalt gezahlt werden würde. Jetzt habe ich einen Termin zu einem Vertragsgespräch erhalten, aufgrund der Tatsache, dass ich mir wegen des Jobs vermutlich auch wieder ein Auto zulegen müsste, was mir im Bewerbungsgespräch auch quasi angeraten wurde, hadere ich gerade mit mir, ob ich bezüglich des Gehalts nochmal eine Anfrage stelle. Lohnsteuerklasse 6 in einem Job zuzüglich laufender Kosten für ein Auto würden mein effektives Einkommen dann im Vergleich zu dem was ich jetzt verdiene nämlich deutlich senken.

Der Job an sich ist sehr interessant und könnte Potenzial haben, ich habe allerdings keinen wirklichen Zwang das annehmen zu müssen. Die Frage ist, ob es legitim ist, wenn ich im Vertragsgespräch versuche meine Ungeschicktheit bei der Gehaltsvorstellung nochmal gerade zurückrücken. Gegebenenfalls einfach mit Ehrlichkeit; nämlich mein Unwissen darüber, dass eine Stelle in Steuerklasse 6 fällt und die Anschaffung eines Autos weitere Kosten verursachen, die ich so nicht berechnet habe.

Vielleicht hat jemand einen Tipp, dass ich mich vorher besser hätte informieren müssen ist mir nun auch klar, ohne die Steuerklassenproblematik wäre eigentlich auch alles gut gewesen. :/
 
Versuchen kannst du es natürlich, wie das ankommt und ob sie darauf eingehen werden steht auf nem anderen Blatt. Ich persönlich würde jemanden der nach der Zusage nochmal mehr Geld rausschlagen will sofort zur Tür geleiten, ausser seine genannte Gehaltsvorstellung war soweit unterm Markt dass es egal ist.

Deinen alten Arbeitgeber hast du über deinen zweiten Job informiert nehme ich mal an? Der muss nämlich zustimmen.
 
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Das ist eben die Sache, ich glaube nämlich auch, dass das vermutlich nicht unbedingt gut ankommen würde. Dann muss ich alternativ anderweitig Abstriche machen, dass das finanziell funktioniert oder bei meiner Vollzeitstelle bleiben, wobei es eher auf Ersteres hinauslaufen würde.

Mein alter Arbeitgeber weiß Bescheid, für den ist das alles okay, aber danke für den Hinweis!
 
Was netto bleibt interessiert AG i.d.R. nicht, das ist Dein Problem. Für ihn ist das Bruttogehalt entscheidend.
Und das Argument, Du hättest das nicht vorab bedacht, ist tatsächlich eher zweischneidig.

Versuch doch mal, das ganze "von hinten" zu rechnen.
LST 6 ist im ersten Moment natürlich heftig mit teils über der Hälfte Abzüge, das relativiert sich aber doch mit der nächsten Steuererklärung. Das Geld ist ja nicht komplett verloren.

Vlt ist bei Dir ja sogar ein Werbungskosten-Freibetrag drin (neues Auto/Fahrtkosten/etc.). Der würde sich monatlich sofort auswirken, so eingetragen.
Das kannst aber nur Du alleine ausrechnen.
 
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Nein, jetzt noch einmal über das Gehalt zu verhandeln ist äußerst unprofessionell und kommt mit Sicherheit nicht gut an. Du kannst es höchstens versuchen, wenn dir die Stelle im Prinzip sowieso egal ist. Dann hast du nichts zu verlieren. Aber selbst wenn sie darauf eingehen, würde ein fader Beigeschmack bleiben.
 
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In Allgemeinen ist es eigentlich irrelevant in welcher Steuerklasse du steckst. Mit der Steuererklärung wird immer dein gesamtes Einkommen des Jahres betrachtet und darauf zahlst du Einkommenssteuer. Das einzige was passiert ist, dass du übers Jahr zu viel Einkommenssteuer zahlst und die dann am Ende zurückbekommst.
Oder hast du bei deiner ursprünglichen Berechnung dann 2x den Grundfreibetrag und Pauschbeträge berücksichtigt? Dies wäre dann wirklich nicht korrekt und führt zu zu hohen Nettogehältern.
 
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Zuerst einmal solltest du an dich denken, denn der Arbeitgeber denkt auch zuerst an sich.

Du hast offenbar auch nichts weiter zu verlieren. Gleichzeitig ist, zumindest in Süddeutschland, der Arbeitsmarkt extrem dünn.

Warum also nicht mit offenen Karten spielen? Du hast das mit Lohnsteuerklasse 6 nicht bedacht, musst dir ein Auto zulegen, was dir auch vom AG angeraten wurde, und bist nun in der Position, dass du dich finanziell deutlich schlechter stellen würdest. Du hättest die Stelle aber sehr gerne, weil du das Potential siehst. Etc.
Will der neue AG dich haben, wird er mitziehen. Will er nicht mitziehen - was willst du dann bei so einem Laden?!

Sei nur so fair und teile das vor dem Vertragsgespräch mit, damit der AG sich darauf einstellen und dies bewerten kann.
 
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Ich habe mir das über einen Brutto-Netto-Rechner berechnet und kalkuliert und dabei halt und fälschlicherweise ausschließlich mit Steuerklasse 1. (https://www.brutto-netto-rechner.info/) Grundfreibetrag oder Ähnliches habe ich nicht aktiv berücksichtigt.

Vielleicht kontaktiere ich das Unternehmen wirklich nochmal und merke an, dass ich zum Gespräch nächste Woche nach Möglichkeit gerne nochmal über das Gehalt sprechen würde, sofern das im Bereich des Möglichen liegt. Wenn ich es offen und ehrlich begründe, wird man entweder Verständnis haben oder nicht, finanziell schlechter möchte ich mich nicht unbedingt stellen, wenn es nicht sein muss, ich verdiene jetzt schon verhältnismäßig wenig.

Ich werde es einfach versuchen und anfragen. Das mit der Steuererklärung mag sein und ist ein guter Hinweis, aber das bringt mir im Endeffekt ja erst zum Jahresende etwas, effektiv fehlt mir das Geld den Rest des Jahres über erst einmal.
 
Lohnsteuerklasse spielt praktisch doch keine Rolle. Bei der Steuererklärung gleicht sich das alles aus !? Klasse 6 im zweit Job soll doch nur sicherstellen das der Staat sein Geld bekommt und nicht drauf hoffen muss das der Bürger die Nachzahlung irgendwann leistet.

Und ja AG interessiert nette nicht wirklich, er zahlt dich im brutto...

Du willst jetzt mehr Geld wegen Klasse 6 obwohl du am Ende des Jahres ja ggf. Zuviel gezahlte Steuern aus klasse 6 wieder bekommst, also willst du einfach generell mehr Geld ?

Wenn es dir auf 150/200€ im Monat so sehr ankommt das du nicht klar kommst ohne das Geld solltest du das Konstrukt und allgemein die Job Wahl überdenken.
 
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Gibt genug Firmen, die Bewerber bei der Einstellung abzocken und im Vertrag eine niedrigere Summe angeben, als das was vorher ausgehandelt wurde. Ich wüsste nicht, wieso man als Bewerber nicht ähnlich vorgehen sollte. (Mit dem Risiko die Stelle nicht zu bekommen).
 
Was soll das für ein AG sein ? Vorsetzlich wird kein personaler was anderes schreiben als abgesprochen wurde. Natürlich können Fehler passieren und da landet mal eine falsche Zahl, aber systematisch wie du es beschreibst denke ich nicht.
 
Der TE hat doch kein Problem. Der zahlt für sein zweiten Job durch die ungünstigere Lohnsteuerklasse eine höhere Einkommenssteuervorausszahlung. Am Ende muss er eine Steuererklärung abgeben und dann gleicht sich dieser Nachteil wieder aus - dann wird sein gesamtes Einkommen in Summe betrachtet und er muss nur so viel Steuern zahlen wie es sich aus der Steuertabelle ergibt.
Der TE darf sich somit über höhere Steuerrückzahlungen erfreuen ... mehr nicht.
 
Vielleicht erzeugt das aber Cashflow-Probleme bei ihm, die er nicht durch Gespartes ausgleichen kann oder möchte.
 
Die Differenz ist doch minimal. Aus eigener Erfahrung sind das wenige 100€ im Jahr durch Steuerklasse 6. Das wirkt nur auf den ersten Blick überhöht. Aber der Erstjob in Stkl.1 wird halt auch weniger besteuert, da der zu versteuernde Betrag entsprechend geringer ist. Das addierte Einkommen beider Jobs in Klasse 1 und die Addition aus Klasse 1 und 6 mit geringeren Beträgen machen kaum was aus.

2000€ brutto in Klasse 1 macht 1400€ netto. 800 brutto in Klasse 6 macht 539€ netto.
2800€brutto in Klasse 1 macht 1821€ netto. Also laut Onlinerechner...
 
Arthur Spooner schrieb:
Die Stelle wurde mir nun zugesagt telefonisch, auch dass das von mir gewünschte Gehalt gezahlt werden würde.
Mal davon ab.. wenn ich in meinem kaufmännischen Beruf direkt eine Zusage bekomme, habe ich zu wenig Geld gefordert.
 
Oder die Unternehmen sind derzeit so verzweifelt auf der Suche nach halbwegs passendem Personal, dass - wenn das Gehalt noch irgendwie im Budget ist - einfach nicht mehr diskutiert wird.
 
Auch dann wird mehr drin sein denke ich, aber grundsätzlich auch ein richtiger Gedanke.
 
Klar, aber wer den Bogen überspannt, der wird nicht genommen, weil man selbst bei Personalmangel nur eine gewisse Habgier und Dreistigkeit akzeptieren kann.

Der Grat ist extrem schmal. Es bietet sich also an einfach das zu fordern, was man wirklich haben will und später, wenn man gute Arbeit geleistet hat, nachzuverhandeln.
 
ich hab bem letzten wechsel gesagt was ich aktuell habe und was ich mir vorstelle um den wechsel zu vollziehen.

anfangs wollte man nicht mitgehen und als ich mir 2-3 tage lang zeit gelassen habe hab ich nen anruf bekommen und ich wurde gefragt bei welcher summe ich zusagen würde. selbe summe genannt und dann wars ok :)

warum eig 2 Jobs?
 
Mir ging es vor meinem letzten AG-Wechsel ähnlich, ich war auch im Nachhinein unzufrieden mit meinem Verhandlungsgeschick und das nagte einige Tage an mir. Das Unternehmen wollte mich unbedingt, das hatte ich gespürt, und ich hatte tatsächlich auch mit dem Gedanken gespielt, das Gehalt im Nachhinein nach zu verhandeln - wohl wissend, dass das alles andere als professionell rüber kommt - ganz gleich, welche Begründung man sich dafür ausdenkt.
Das Ende vom Lied war das, dass ich dort anfing, einen guten Start hingelegt habe, auch Aufgaben übernahm, die so nicht unbedingt Teil der Stellenausschreibung waren und nach 6 Monaten nach verhandelt habe :).
 
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