Informatikstudium -> Automotive-Bereich

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Hallo zusammen,

ich habe meinen Bachelor Informatik mit Nebenfach BWL erfolgreich abgeschlossen (2,1) und studiere nun im Master Informatik.
Gleichzeitig bin ich bereits seit 1,5 Jahren als Werkstudent bei einem großen Softwareunternehmen im Bereich IoT beschäftigt. Das ist zwar ebenfalls ein durchaus interessantes Gebiet, aber trifft meine Erwartungen nicht zu 100%, und daher möchte ich nach meinem Studium gerne andere Wege einschlagen.

Physikalische Grundkenntnisse sind durchaus vorhanden (Physik LK), ich plane außerdem, in meinem Master als Nebenfach Physik zu wählen.
Java, JavaScript, Python, SQL sehe ich quasi täglich und sind kein Problem. Durch meinen Job habe ich viel mit REST Api's zu tun, kenne mich damit also relativ gut aus, und würde mich generell als sehr lernfähig beschreiben, vor Allem natürlich wenn mich das Thema ernsthaft interessiert.

Privat bzw. generell bin ich sehr interessiert am Thema Automobil und hätte mir eine Ausbildung (/Studium) in diese Richtung auch sehr gut vorstellen können - letzten Endes wurde es dann aber ein Studium der Informatik. Den Automobil-Trieb lebe ich aktuell als Hobby aus und schraube gerne an Autos.
Langfristig würde ich aber gerne diese beiden Felder kombinieren, sprich als Entwickler im Automotive-Bereich tätig sein: Ich finde es sehr interessant, Software für Fahrassistenzsysteme / Connected Cars / Connected Driving usw. zu entwickeln. Am liebsten natürlich direkt bei einem namhaften Hersteller wie Daimler/Porsche/...

Dazu frage ich mich nur: Wie kann ich mich konkret in diese Richtung weiterbilden, und welche Fähigkeiten sollte ich für diese Berufsrichtung noch erlernen / in welche Richtung meinen Master spezialisieren?
Kommt man als "reiner" Informatiker ohne formelles Wissen im Automotive-Sektor in diesen hinein, oder braucht es zwingend ein Studium wie "Informatik - IT Automotive"?
Porsche schreibt bspw. auf ihrer Webseite, dass sie nur Leute mit außergewöhnlichen Leistungen, am liebsten Praktika im Automobilsektor usw. nehmen. Hat hier Jemand diesbezüglich Erfahrungswerte und kann das für Informatiker konkretisieren, die es ja im Gegensatz zu bspw. BWLern nicht wie Sand am Meer gibt?

Freue mich über Tipps und Erfahrungsberichte!
 
Leider ist es doch so, dass diese genannten Unternehmen die Leute schon von der Schulbank holen. Alternativ arbeiten auch Subunternehmer in diesem Bereich. Ich glaube deine Suche ist mehr von Erfolg gekrönt, wenn du dich umschaust, wer deine angesprochene Systeme produziert, da diese ja oft nicht von den Herstellern produziert werden sondern nur durch die Hersteller unterstützt werden.
 
Wie wärs anstatt bei den Automobilisten selbst sich mal bei den Zulieferen umzusehen? Ggf. steigen da die Chancen. Wenn du dann in Kooperation mit dem Auftraggeber bist und die Beeindruckst kann das auch mal eine Abwerbung nach sich ziehen.
Ohne Beziehung und Co. reinzukommen - da musst du schon einiges an weiteren Inhalten und Fähigkeiten mitbringen. Praktikas, Werksstudentenerfahrung, zusätzliche Erfahrungen an Projekten aus dem Automotive-Bereich.
 
Ohne Beziehungen kommt man halt in der Regel auch nicht zu einem Praktikum.

Was ich nicht verstehe: Viele Automobilhersteller reduzieren die Anzahl der Experten - insbesondere Daimler und Opel. Warum will man in so eine Branche? Man bewirbt sich doch auch derzeit eher nicht als Pilot bei Lufthansa oder eröffnet einen Biergarten?


Man ist dann in einem schwierigen Konzernumfeld und auf der Sozialauswahlliste quasi ganz unten. Glückwunsch.
 
Ich denke, dass der Sektor Mobilität (sei es nun im PKW, im Zug, ...) uns noch lange genug begleiten wird. Und wenn sich der PKW mit Fahrassistenzsystemen zur fliegenden Kapsel entwickelt - Informatiker wird es da auch brauchen. Unterm Strich möchte ich eben einen Beruf ausüben, der mich auch inhaltlich interessiert. Also keine Software für automatisierte Haarschneide-Roboter entwickeln, sondern eben für Gebiete, die mich interessieren. Ich denke, dass man da als Informatiker grundsätzlich gute Karten hat, nur ist halt die Frage, wie man sich möglicherweise spezialisieren sollte, um bessere Chancen zu haben.

Ist es bei Unternehmen wie Bosch, Siemens, ZF, ... leichter, an eine Stelle zu kommen? Die Stellenanzeigen, die ich gestern Abend auf linkedin bspw. von Siemens gelesen habe, haben gefühlt kaum Anforderungen an den Bewerber enthalten (außer abgeschlossenes Studium, bisschen Java-Kenntnisse hier, ein bisschen Werkstudentenerfahrung dort).
 
Völlig losgelöst von der Branche: Je größer ein Unternehmen, desto schwerer ist es reinzukommen. Außer dir gibt es noch 1000 andere die es cool finden würden bei Daimler, Siemens, Bosch etc. zu arbeiten. Also bewerben sich alle 1000.
Wenn 1000 sich bei Daimler bewerben werden locker 300 besser sein als 2,1...da kommen so Kollegen an wie 1,0, 2 Auslandssemester mit Praxis, Stipendium und 2 Preisen für Referat und Abschlussarbeit. Ich kenne einen ehem. Mitschüler bei Bosch und das ist genau so einer.

Meiner Ansicht nach (musste ich auch erst lernen, ist kein Beinbruch) ist das Versteifen auf die großen Unternehmen mehr so ein "Guckt mal, ich arbeite bei Daimler/Siemens/Bosch" und alle dann so "oohhhhhh". Such dir ein kleineres Unternehmen und hol dir die nötige Berufserfahrung.
 
Ich bin zwar kein Informatiker, sondern Elektrotechniker, habe aber einige Jahre in der Autoindustrie gearbeitet. Ich kenne die Bewerbungsprozesse eines großen Automobilherstellers und meine Erfahrung ist es, dass nicht immer die Menschen mit der besten Expertise den Job bekommen. Je größer das Unternehmen ist, desto mehr ist der Einstellungsprozess formalisiert und desto mehr Menschen haben ein Mitspracherecht. Bei allen Konzernen (nicht nur in der Autoindustrie) spielt Beziehung eine wichtige Rolle. Aus dem mir bekannten Automobilunternehmen gibt es zwei "Hauptwege" in ein solches Unternehmen zu kommen:
  1. Start mit Ausbildung beim Unternehmen. Hier fängt man quasi "ganz unten" an und durchläuft nahezu die gesamte berufliche Bildung im Unternehmen. Darunter fallen dann auch duale Studiengänge, aber auch normale Berufsausbildungen, an die ggf. nach ein paar Jahren Berufspraxis ein berufsbegleitendes Studium gehängt wird.
  2. Arbeit bei einem Dienstleister und Übernahme. Dies ist der Prozess mit dem wesentlich mehr Leute akquiriert werden. Man arbeitet nach einem Bachelor- oder Masterabschluss ca 3-6 Jahre bei einem oder wechselnden Dienstleistern. In der Regel bearbeitet man immer dieselben Projekte, nur nicht als Angestellter des Konzerns sondern zu i.d.R. deutlich schlechteren Bedingungen beim Dienstleister. Üblich sind da 10k-20k geringeres Gehalt, 40h-Woche statt 35h-Woche, eventuell wechselnde Einsatzorte. Wenn man gezeigt hat, dass man die Projekte gut bearbeitet wird diskutiert, ob man vom Auftraggeber übernommen wird. Aber auch dieser Prozess kann an vielen formellen Dingen scheitern (Wechsel in den Personalabteilungen, Einstellungsstopps, Interne Fehden zwischen Abteilungen oder auch dem Dienstleister, der dich nicht gehen lassen will).

Ich habe das Gefühl, dass dies in der Autoindustrie relativ weit getrieben wird mit der Auslagerung an Dienstleister. Auch andere Branchen machen das, nur scheint es mir in der Autoindustrie länger zu dauern, bis man "drin" ist. Das liegt mit Sicherheit auch an dem weit größeren Interesse der Bewerber. Meiner Meinung nach hat das einen einfachen Grund: Die Autobauer kennt einfach jeder. Jeder kommt als Privatperson mit ihnen in Kontakt und weiß was sie so grob tun. Daher ist das Angebot an Bewerbern riesig. Unternehmen, die nichts an Verbraucher verkaufen, sind wesentlich weniger bekannt. Ich z.B. dachte lange, dass Bosch Kühlschränke und Werkzeuge baut. Bosch macht aber 60% des Umsatzes als Lieferant der Autoindustrie (als Autoschrauber weißt du das vermutlich, mir war es neu :D). Unternehmen, die im Business-to-Business-Bereich (B2B) tätig sind, haben viel größere Probleme Personal zu akquirieren.
Ganz im Allgemeinen sieht es für IT-Fachkräfte in fast allen Branchen zu Zeit ganz gut aus. Auch die Autoindustrie wird immer mehr Software brauchen, die auch irgendwer entwerfen, schreiben und testen muss.

newAccount schrieb:
Dazu frage ich mich nur: Wie kann ich mich konkret in diese Richtung weiterbilden, und welche Fähigkeiten sollte ich für diese Berufsrichtung noch erlernen / in welche Richtung meinen Master spezialisieren?
Kommt man als "reiner" Informatiker ohne formelles Wissen im Automotive-Sektor in diesen hinein, oder braucht es zwingend ein Studium wie "Informatik - IT Automotive"?
Porsche schreibt bspw. auf ihrer Webseite, dass sie nur Leute mit außergewöhnlichen Leistungen, am liebsten Praktika im Automobilsektor usw. nehmen. Hat hier Jemand diesbezüglich Erfahrungswerte und kann das für Informatiker konkretisieren, die es ja im Gegensatz zu bspw. BWLern nicht wie Sand am Meer gibt?
Gilt für jede Stellenausschreibung in jeder Branche: Nimm die Stellenausschreibung nicht so ernst! Wenn du grob 2/3 der Wunschliste des Arbeitgebers erfüllst und dir die Stelle gefällt -> Bewerben! Schlimmer als eine Absage kann es nicht enden. Meine Erfahrung ist, dass die Fachlichen vorgesetzten recht gut einschätzen können, ob sie deine Fähigkeiten brauchen können. In der Regel vertreten die eher das Credo "das Automobil-spezifische bringen wir dem noch bei". Die sind viel mehr daran Interessiert, ob du Verständnis für die Zusammenhänge hast, eine allgemeine fachliche Basis hast und ins Team passt. Die Menschen, die verlangen, dass man für das Auto "brennen" muss, dass man "Benzin im Blut" braucht um in der Autoindustrie zu arbeiten sind meistens die Personaler mit sowieso manchmal recht verschobenen Ansichten der Anforderungen. Ich habe es oft genug erlebt, dass selbst die fachlichen Vorgesetzten des Unternehmens mit Unverständnis auf diese Anforderungen blicken. (Dies ist die Sicht eines eventuell etwas befangenen Ingenieurs)

Idon schrieb:
Was ich nicht verstehe: Viele Automobilhersteller reduzieren die Anzahl der Experten - insbesondere Daimler und Opel. Warum will man in so eine Branche? Man bewirbt sich doch auch derzeit eher nicht als Pilot bei Lufthansa oder eröffnet einen Biergarten?
Langfristig (20-30 Jahre) hast du sicherlich Recht. Individueller motorisierter Verkehr ist kein Zukunftsmodell. Mittelfristig kann das als Arbeitsstelle dennoch attraktiv sein. Bestes Beispiel: In der ersten Corona-Welle haben viele Automobilhersteller vorsorglich ihre Produktion gedrosselt. Nun (mitten im 2. Lockdown) produzieren sie schon wieder so viel, dass die Halbleiter nicht reichen und unser Wirtschaftsminister quasi bei TSMC anrufen musste, damit das Problem behoben wird.
Wenn es so weit ist, kann man als Informatiker denke ich (wenn man bei der Weiterbildung am Ball geblieben ist) auch noch die Branche wechseln. Jedes Konzern hat immer wieder Entlassungwellen gefahren. Dies ist aber auch in allen anderen Branchen der Fall. Siemens hat das häufig gemacht, genauso die Banken, Versicherungen oder, oder oder. In der Presse ist die Wahrnehmung dahingehen etwas verzerrt, weil in der Regel nur über Entlassungswellen, nicht aber über große Neueinstellungen berichtet wird.
 
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Ich selbst habe mich damals bei ZF einfach auf eine Stelle beworben, es gab zwei Vorstellungsgespräche und fertig. Bei einem weiteren großen Unternehmen war es auch so, und jetzt bin ich wieder bei einem sehr großen Konzern. Und wenn ich mir die Kollegen im Laufe der Zeit anschaue, dann waren das alles normale Leute, keine Überflieger, das war/bin ich auch nicht.
Ich kann also nur dazu raten, sich einfach auf Stellen zu bewerben, die einen interessieren, auch bei großen Unternehmen, da gibt es wirklich keinen Grund, Angst zu haben, dass man nicht gut genug wäre. Oft entscheidet auch einfach, ob man sympathisch rüberkommt und der künftige Chef denkt, dass man gut in das Team passen würde.
 
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Kagee schrieb:
Unternehmen, die nichts an Verbraucher verkaufen, sind wesentlich weniger bekannt.
Das klingt logisch, da müsste man sich also vermutlich mal genauer umsehen, was es da noch an Unternehmen gibt. Da hänge ich mich mal dran.
Mit einer Ausbildung in einem Unternehmen zu beginnen, das ist für mich wohl rum. Ein duales Studium hätte ich im Nachhinein auch spannend gefunden, aber ein Bachelor reicht :) Etwas Ingenieur-iges könnte ich mir allerdings noch vorstellen.

@Schlumpfbert Das klingt ja recht vielversprechend, danke!
 
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