joomoo schrieb:
"Um einem Kunden einen Kredit zu geben, braucht die Bank noch nicht einmal die Spareinlage eines anderen Kunden aus ihrem Tresor zu holen. ...
Mit der Mindesteinlage kauft sich die einzelne Bank doch nicht die Lizenz zum Geld erschaffen. Sie ist (zusammen mit weiteren Regulatorien) dafür da, dass das Verhältnis von Kundeneinlagen (Sparguthaben etc.) und Eigenkapital auf der Passivseite der Bilanz wiederum in einem "gesunden" Verhältnis zu den ausgegebenen Krediten steht:
Wenn ich 100 EUR verleihe, die mir selbst gehören, dann ist mein Ausfallrisiko gegenüber Dritten (vereinfacht) geringer, als wenn ich 100 EUR verleihe, die ich wiederum selbst komplett geliehen habe. Im zweiten Fall hat ja mein Geldgeber das Risiko, dass ich nicht zurückzahlen kann, wenn wiederum mein eigener Schuldner ausfallen sollte.
Daher ist eine Eigenkapitalunterlegung aller Risiken (= und eben auch der ausgegebenen Kredite) für Banken Pflicht (aktuell bei so um 10% glaub ich wenn man weitere rechtliche Vorgaben zur Mindestreserve dazurechnet - die EBA ist da ja sehr kreativ im Moment). Somit kann die Bank Ausfälle selbst verkraften und muss nicht einem Sparer sagen: "tut uns leid, wir haben Dein Geld verzockt". Das wäre nämlich dann eine Insolvenz der Bank.
Was aber natürlich stimmt, ist, dass die Geldmenge (=Summe der vergebenen Kredite) über die Mindestreserve gesteuert wird - bei 1% kann die Bank (vereinfacht) das 100-fache des *Eigenkapitals* verleihen, bei einem höheren Satz weniger. Verliehen wird hier aber nicht (oder nur zu einem sehr kleinen Teil) das Eigenkapital oder "Luft", sondern die vorhandenen Einlagen. Sonst würde ja die Bilanz einer Bank auch nicht aufgehen ;-)
Was die FAZ schreibt ist schon richtig, aber reißerisch. Klar holt die Bank nicht das Geld der Einleger aus dem Tresor. Aber bilanziell stehen natürlich die Einlagen den Krediten gegenüber.
Das ist bei jedem anderen wirtschaftenden Unternehmen übrigens IMMER genau so (Forderungen+Vermögen = Verbindlichkeiten + Eigenkapital). Ok außer das Unternehmen ist pleite ;-)
Das die Geldmenge dann in Folge durchs "immer-weiter-Verleihen" steigt, ist richtig, aber hier handelt es sich um gegenseitige (Buch-) Forderungen und Verbindlichkeiten im Wirtschaftskreislauf (quasi das "Kettenfett" der Wirtschaft). Tatsächlich "geschaffen" wird nichts (hierzu steht auch in unten verlinkten Wiki was unter "Giralgeldschaffung"). Nachdem der Kreislauf aber (theoretisch) nie endet, ist die faktisch größere Geldmenge immer vorhanden.
Die "Gelderschaffung" läuft bei den Zentralbanken, die haben hierfür auch ein Monopol:
https://de.wikipedia.org/wiki/Geldschöpfung
PS: Danke auch an Mustis :-)
Es ist schon wichtig, dass sich hier nicht nur jene mit (nennen wir es mal) "unkonventionellen" Ansichten zu Wort melden. Glaubt nicht alles was im Internet steht ;-) (gilt natürlich auch für alle anderen Quellen - Grundsatz: eine allein reicht meistens nicht...)