Seriöse Studienabschlüsse erkennen

Acrylium

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Ich habe einen Bekannten der hat in den vergangenen 2 Jahren plötzlich zwei Bachelor-Abschlüsse (B.A. Marketing; B.A. Business Administration) und einen Master-Abschluss (Executive Master of Business Administration, EMBA) gemacht und will bis Ende des Jahres mit seinem zweiten Master (Master of Business Consulting, M.BC.) fertig sein. Ich und ein paar andere Freunde fragen uns nun, ob der Junge wirklich seriöse Studienabschlüsse vorweisen kann oder ob das irgendwie völlig unseriöse Dinger sind.

Da ich aber ehrlich gesagt keine Ahnung habe wie ich bei den ganzen Bachelor- und Master-Abschlüssen erkennen soll, was seriös ist und was nicht, wollte ich hier mal fragen wie man zuverläßig erkennen kann ob es sich um einen "echten/vollwertigen" Bachelor bzw. Master handelt oder ob das einfach nur mehr oder weniger gekaufte Titel ohne echten akademischen Wert sind. Und wenn das so ist, darf man die einfach so in Deutschland als akademischen Grad führen?
 
naja, als erstes könnte man fragen, an welchen hochschulen er die Abschlüsse gemacht haben will. dann sollten die Studiengänge akkreditiert sein, denn das ist ein qualitätsmerkmal was hochschulen seit bologna erfüllen müssen.
 
Einfach fragen an welcher Universität die Titel erworben wurden und man kann danach darauf schließen was sie wert sind ;)

Detailierter dann natürlich sobald man den Studienplan kurz ansieht. Viele MBA Programme sind wirklich sehr einfach und rechnen Berufserfahrung sehr großzügig in ECTS um.

Sofern sie akkreditiert sind, kann man die als Titel führen und vor allem in D gibts da keine sonderlich strengen Richtlinien. Viele Unternehmenschefs kaufen sich deshalb MBAs damit sie auch einen akademischen Titel haben, das geht recht einfach da sie ihre Erfahrung als CEO direkt mit dem Master anfangen lässt und wie gesagt großzügig umgerechnet wird.
 
Also diesen EMBA hat er von der Apsley Business School London. Zu der Seriösität finde ich nichts.
Den B.A. von der internationalen Hochschule Bad Honnef-Bonn. Laut deren Website eine private aber staatlich anerkannte Hochschule für Wirtschaft. Den anderen B.A. von der HWTK Berlin, auch eine private aber staatlich anerkannte Fachhochschule.
Die beiden Master macht er wohl über ein WINGS-Fernstudium an der Hochschule Wismar.
 
Klingt für mich nach nichts "wertvollem".
Aber das Ego scheint es wohl zu pushen.
 
Naja, die Apsley Business School gibts seit 2012, was schonmal nicht vielversprechend ist.

Außerdem steht auf Wikipedia schon

It pretends to be rated 91 out of the top 100 universities in Europe, which is probably a fake, as the reference used to show this can not be proven as a decent evidence. As the School uses this for marketing on its Website it is questionsable if the Institute is decent at all.
 
Wenn man sich anschaut wieviele Leistungspunkte man sonst für
einen Hochschulabschluss erbringen muss und was diese in Stunden bedeuten,
kannst du, wenn du denn weißt ob er die letzten 2 Jahre geschlafen hat,
dir ganz leicht selbst beantworten wie viel wert diese Abschlüsse sind. ;)
 
Ich kenn mich da echt nicht aus, aber wir haben uns halt gewundert wie er es geschafft hat innerhalb von 2 Jahren gleich zwei Bachelor-Abschlüsse sowie einen Master zu machen und in nur einem Jahr noch zwei weitere Master-Abschlüsse dran zu hängen. Während eine Freundin von uns an der Uni Mainz auch auf Bachelor studiert, aber allein 3 Jahre für einen B.A.-Abschluss braucht und damit auch völlig ausgelastet ist.
 
Das Gute daran ist doch, jeder der dies im Lebenslauf deines Freundes liest, wird sich ebenfalls wundern.

Die Apsley in London zeigt noch nicht einmal, dass sie ein E-MBA Programm hat ... auch gibt es bei den anderen Kursen keine wirklichen Details über die Vorlesungen & Inhalte. Sieht somit sehr nach "gekaufter Abschluss" aus. Aber jeder kann sich heute ja für Summe X in der Schweiz oder Spanien ein Dr oder Phd kaufen ...

Als Fazit: schöne Titel, damit einen Job finden funktioniert dennoch nicht.
 
Ich sag mal so, Doppel-Bachelor (akkreditiert) in Deutschland innerhalb Regelstudienzeit (3,5 Jahre) ist schon eine Meisterleistung, insofern sich nicht 80% anrechnen lassen.

Nach deinen Angaben hätte er dann auf 3/3,5 Jahre einen Doppel-Master erlangt, an verschiedenen Hochschulen bzw. Fernstudium. Ich glaube nicht, dass sich das positiv bei auf einen Lebenslauf auswirkt. Eher sogar negativ...Mal vom persönlichen Eindruck ganz zu schweigen. Prädikat dubios, und das ist noch gut gemeint.
 
Bei mir (Winfo Uni Köln) ist es so:
Bachelor Regelstudienzeit: 6 Semester
Master Regelstudienzeit: 4 Semester

Den Bachelor in unter 6 Semester zu schaffen war bei uns fast unmöglich. Dafür muss man sehr viel Zeit für Lernen investieren und Freunde und Freizeit vernachlässigen. 6 Semester = 180CP, also pro Semester 30CP. Bei 4 Semestern wären das 180/4 = 45CP. Den möchte ich mal Kennenlernen, der 45CP in einem Semester schafft und das 4 Semester lang. Bei uns wären das je nach Fach 6-7 Klausuren pro Semester.

Im Master ist es nicht anders.

Also du kannst deinem Freund sagen: Lieber einen richtigen Abschluss, statt viele "Fake"-Abschlüsse.

Die Frage ist doch: Hat er durch die ganzen Abschlüsse mehr Wissen? Nein, natürlich nicht!
 
Da nicht wenige Personaler nach Abschlüssen einstellen und darüber hinaus wenig Wert auf sonstige Qualifikationen oder Fähigkeiten legen ist das was dein Kumpel macht leider gar nicht so doof. Er kann zwar auch an Personaler geraten die einen wegen sowas aussortieren aber der Effekt sollte nicht so riesig sein.

Ansonsten zur Zeitbetrachtung: 1 Credit sollte 30 Arbeitsstunden Aufwand entsprechen. 180-240 Credits braucht es zum Bachelor. Bei 180cr * 30h / (2*365d) sind das ohne Ferien, Feiertage und Wochenenden 7,4h/d. Zwei Bas in der Zeit ist selbst wenn man sich überlappende Kurse anerkennen lässt wirklich extrem sportlich (lies: unrealistisch).
 
@ Piktogramm

Personaler stellen niemand ein! (außer Mitarbeiter in der Personalabteilung). Die nehmen wenn dann nur die Vorsortierung vor.

Die Führungskraft der jeweiligen Abteilung schaut sich schon noch genauer den Lebenslauf an und wird dann feststellen können, dass 4 Studienabschlüsse in weniger als 3 Jahren bei wenig namen-haften Einrichtungen erworben wurden.
 
Kommt drauf an wie die Bude organisiert ist. Es gibt genügend Firmen, wo die Abteilungsleiter nahezu kein Mitspracherecht haben und Cheffe und/oder HR bestimmen wer eingestellt wird. Das ist in den meisten Fällen reichlich bescheuert, aber Realität. Selbst bei großen internationalen Buden mit gewichtigem Namen kann es passieren, dass der Abteilungsleitung das erste mal mit dir zu tun hat, wenn du mit unterschriebenem Vertrag in der Tür stehst. Wobei HR beim Interview dann lustige Fragen stellt, wo man sich fragen muss, was das mit dem Fachgebiet zu tun hat oder aber die interviewende Person auf dem Bereich keinerlei Dunst hat.
 
Gut - zum Glück bin ich von solchen Firmen verschont geblieben. Aber anscheinend ist der Freund des TE's ja dann genau der perfekte Kandidat für diese Unternehmen! ;)
 
alex1515;19736385... schrieb:
Die Frage ist doch: Hat er durch die ganzen Abschlüsse mehr Wissen? Nein, natürlich nicht!

Mehr Wissen als was/wer?

Wenn er für die Abschlüsse auch nur einen Tag hat lernen müssen, dann hat er mehr Wissen als vorher. ;)

Ansonsten klingt die Geschichte mehr als unseriös. Seine Abschlüsse nebenberuflich im Fernstudium zu machen ist zeitintensiv und wenn man die in Vollzeit macht, dann ist das nicht einfacher. Neben der Frage nach den UNIs sollte man sich mal die Abschlüsse zeigen lassen und prüfen, wie viele Credit Points derjenige erworben hat.

Auf der anderen Seite kann man heute auch Credit Points erhalten, in dem man einzelne Kurse besucht, in meiner Firma führen wir einen akkreditierten Kurs durch, der dem Teilnehmer nach bestandener Prüfung 5 Credits zuschreibt.

Piktogramm schrieb:
Da nicht wenige Personaler nach Abschlüssen einstellen und darüber hinaus wenig Wert auf sonstige Qualifikationen oder Fähigkeiten legen...

Das ist erst mal ein kühne Behauptung!
Zeugnisse über Abschlüsse sind das erste Mittel, um einen Kandidaten einzuschätzen. Auch "sonstige Qualifikationen" sind ja nur Abschlüsse, denn eine Qualifikation muss ja ebenfalls belegt werden. Oder würdest du jemanden einfach auf Grund seiner Behauptung einstellen, dass er die eine oder andere Qualifikation hat? Wie soll das belegt werden? Eine Probezeit, Testarbeit oder Präsentation geht in Einzelfällen, aber nicht im ständigen Bewerbungsprozess, den die Personaler ja täglich abarbeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieso fragst du mich was ich machen würde? Auch wenn es eine rhetorische Frage war, aber das ist halt miese Rhetorik, wenn du damit mich doof aussehen lassen willst ;). Ich würde definitiv qualifizierte Personen in der Firma Bewerber (mit) bewerten lassen. Was ich mache hat aber sicher keine Allgemeingültigkeit.
Ich habe es einfach schon zu oft anders erlebt. Ob nun bei mir, als gegen den Widerspruch von Kollegen und mir Leute eingestellt wurden die für den Job und Zusammenarbeit in der Firma ungeeignet waren. Genauso habe ichich Montags schon die Hand von meinem Vorgesetzten geschüttelt und der wusste nicht viel mehr, als dass Montag ein Neuer auf der Matte steht. Wobei besagter Vorgesetzter anfangs nicht begeistert war, da die letzten beiden Neuen vor mir derart intensiv von ihm betreut werden mussten, dass er sie lieber losgeworden wäre. Mit solchen oder ähnlichen Erfahrungen bin ich in meinem Bekanntenkreis auch nicht allein. Nachdem man einmal die Fuß in der Tür hat und sei es durch einen irgendwie guten Abschluss, wird es mitunter einfach putzig.

Da sind mir die Jobchancen die sich ergeben, weil man Fachgespräche auf div. Veranstaltungen mit entsprechenden Facharbeitern führt und da dann die Aufforderung bekommt sich mal direkt über diese Person zu bewerben auch viel lieber.
 
Also wir hatten das Thema gestern Abend erst wieder als wir gemütlich was trinken waren, und einer meinte dann dass besagter Kumpel vermutlich seine Berufserfahrung hat als Studienleistung anrechnen lassen. Und weil wir gerade so dabei waren ist dann jemand auf die Idee gekommen sich sein Xing-Profil vor zu nehmen und hat dabei bemerkt, dass besagter "Power-Student" tatsächlich in den letzten 12 Jahren bei unzählenen Arbeitgebern gearbeitet zu haben scheint... wobei die meisten davon lustigerweise seine eigenen Unternehmensgründungen waren die er nur für ein paar Monate (bis zum Konkurs halt) betreiben hat, dananch hat er wieder ein neues Unternehmen gegründet.

Ist sowas tatsächlich möglich bzw. denkbar?

(Um ehrlich zu sein hat sich meine bzw. unsere Neugierde in der Sache dahingehend erst deswegen so entwickelt, weil der Typ ein Girl aus unserer Clique dumm angemacht hat wie lange sie denn noch stidieren wollte weil er ja schneller fertig sei als sie, da sie an der Uni Mainz ihre Regelstudienzeit nicht wird einhalten können.)
 
Wenn man seinen BA an einer Hinterwelt-FH macht, ist das schon Aussage genug. Dann noch die kurze Studienzeit, darauf dürfte kein gescheiter Personaler reinfallen.
 
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