tx3a schrieb:
Denn zumindest mit Wärmepumpen fährt man immer die gleiche Temperatur.
Es hält einen selbstverständlich auch nichts davon ab es anders zu machen, aber dann erreicht man eben keine maximale Effizienz.
Viele Wärmepumpen-Besitzer fahren konstant die gleiche Temperatur, weil sie glauben, eine Nachtabsenkung lohne sich bei ihrer Anlage sowieso nicht. Physikalisch stimmt das aber nicht – auch hier ließe sich Energie sparen, das gebietet die Thermodynamik. Dass viele trotzdem nicht absenken, liegt meist daran, dass die Wärmepumpe nach einer starken Absenkung zu träge reagiert, um den Raum schnell wieder warm zu kriegen. Das Argument „bei der Wärmepumpe lohnt sich das eh nicht“ ist also eher eine Rechtfertigung für die Grenzen des eigenen Systems als eine physikalische Tatsache.
„Angemessene Zeit“ ist natürlich subjektiv – nach einer Woche Winterurlaub im Frostschutz braucht das Haus bei mir locker 24h, bis es wieder richtig warm ist. In meinem Haus von 1974 läuft die Vorlauftemperatur gerade bei moderaten 45 °C, bei aktuell 2,5 °C Außentemperatur. Ich habe mich an diese Vorlauftemperatur langsam rangetastet - als ich in das Haus eingezogen bin lag diese bei ca. 70 °C. Ich habe bei meinen Systemeinstellungen also ähnliche Probleme wie bei einer Wärmepumpe, vermutlich ist mein System wegen alter Heizköper sogar noch träger. Trotzdem senke ich ab: Meine Nachtabsenkung startet um 18 Uhr und endet um 4 Uhr – man muss eben mit der Trägheit des Systems arbeiten.
Wer will, kann auf jeden Fall Energie sparen, indem er die Temperatur so weit absenkt, wie es für ihn noch angenehm ist - das spart sofort bares Geld. In Meinem Fall habe ich den Energieverbrauch, durch eine Kombination aus niedriger Vorlauftemperatur, Nachtabsenkung und bedarfsgerechten Temperaturen je nach Raum, um ca. 30-40% gesenkt.
tx3a schrieb:
Dann wären idealerweise die Heizkörper in den kälteren Bereichen kleiner. Ich habe auch einen Heizkörper im Wintergarten und der wird auch bei offenem Ventil keine 20 Grad.
Wenn die Temperaturen nicht stimmen wenn alles offen ist, ist das System eben nicht optimal ausgelegt. Das passiert sicher öfters und ein Workaround wäre einen Trennpuffer einzubauen. So machen es die meisten Heizungsbauer weil es mehr Aufwand wäre das System zu optimieren.
Finde ich kein gutes Argument. Damit ist das Temperaturverhältnis der Räume ja auf Jahre fest einbetoniert. Nur weil ein Raum heute als Schlafzimmer genutzt wird, heißt das nicht, dass das in zwei oder drei Jahren noch so ist – das kann genauso gut ein Büro oder ein Kinderzimmer werden.
Wenn bei „alle Ventile offen“ feste Temperaturen herauskommen, fehlt dem System jede Flexibilität. Will ich im Wohnzimmer 26 statt 22 °C, muss ich automatisch auch im Schlafzimmer höhere Temperaturen in Kauf nehmen. Der eine Gast schläft gerne bei 16 °C, der nächste bei 22 °C – das lässt sich so schlicht nicht sinnvoll abbilden.
Ich werde sicher keine Heizkörper tauschen oder umbauen, nur um andere Raumtemperaturen zu erreichen. Ein Heizsystem, das nur dann funktioniert, wenn Raumnutzung und Komfortansprüche über Jahrzehnte gleich bleiben, ist aus meiner Sicht kein gutes Design.
Dazu kommt noch: manche Räume haben schlicht keinen konstanten Heizbedarf, andere aber schon. Unser Wohnzimmer hat eine riesige Fensterfront – an einem sonnigen Wintertag heizt sich der Raum von ganz alleine auf über 20 °C. Die Heizungsventile sind dann komplett zu, sonst würde es viel zu warm.
Am Wärmebedarf des Büros in Nordrichtung ändert das aber überhaupt nichts. Das braucht weiter Heizleistung, unabhängig davon, was die Sonne im Wohnzimmer gerade macht.
Ganz offen gesagt: Als Heizsystem halte ich das konzeptionell komplett für ungeeignet.
Micha- schrieb:
In einem modernen isolierten Haus ist das gar nicht möglich. Da kannst Du ein solches Temperaturgefälle gar nicht hinbekommen.
So pauschal ist das schlicht falsch - hier wird "moderne Dämmung" mit "guter Dämmung" verwechselt. Dass Temperaturgefälle „gar nicht möglich“ seien, stimmt nur, wenn man die Innenstruktur thermisch weitgehend sich selbst überlässt. In vielen „modernen“ Häusern wird wirklich nahezu ausschließlich die Außenhülle optimiert – weil damit die energetischen Anforderungen erfüllt sind – das ist aber eine reine Planungsentscheidung. Nur weil viele moderne Häuser „außen dick und innen hohl“ gebaut werden, muss das nicht jeder nachmachen.
Ein kundiger Bauherr kann selbstverständlich darauf bestehen, auch Innenwände, Zwischendecken und Zimmertüren sinnvoll (gedämmt) auszuführen. Damit lassen sich sehr wohl unterschiedliche Temperaturzonen realisieren, und ganz nebenbei verbessert das auch den akustischen Komfort erheblich.