Studium Bewertung

Belinda123

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Hallo zusammen. Ich bin Student, mache gerade meinen Master in Informatik an einer größeren deutschen Uni und habe zwei drittel bereits abgeschlossen. Jetzt möchte ich euch nach einer differenzierten, neutralen Meinung zu einer Bewertung einer Abgabe bitten. Danke im Voraus.
Es geht um ein "Grund"-Praktikum der Programmierung. In diesem sollten wir eine umfangreiche Software mit Java erstellen, die eine UI mit mehreren Menüs, Buttons, Textausgabefenster, Darstellungsfenster... besitzt. Nach einem bestimmten Entwurfsmuster, einen Parser implementieren, eigene Datenstrukturen anlegen, eine bestimmte grafische Bibliothek verwenden usw. Etwas umfangreicher. Es geht also nicht nur darum ein bisschen "coden" zu können, sondern man muss auch ein gute Softwarearchitektur entwickeln.
Ich habe meinen Bachelor in einem anderen Fach gemacht, jedoch verstehe ich mittlerweile zumindest etwas davon.
Die reine Aufgabenstellung war knapp 60 Seiten. Die konkrete Aufgabenstellung ist:
"Der zentrale Punkt der Aufgabenstellung in diesem Praktikum besteht darin, algorithmisch zu überprüfen, ob zu einem gegebenen Netz ein endlicher Erreichbarkeitsgraph existiert. Zudem sollen das Netz, das Schalten im Netz sowie der Erreichbarkeitsgraph graphisch dargestellt werden".
Nun ist es so, dass ich leider zum zweiten mal durchgefallen bin. Im letzten Versuch hieß es, ein nichtfunktionierender Algorithmus war ausschlaggebend. In diesem Semester hatten wir 40 Dateien zum Testen der Software bekommen, also ob der Algorithmus funktioniert. Während des Semesters sollten noch weitere Dateien zur Verfügung gestellt werden, davon hatte die Betreuung allerdings abgesehen.
Während des Semesters wurde einmal eine Aussage gemacht "Wenn der Algorithmus und die Verarbeitung mehrerer Dateien zu gleich funktioniert ists gut, alles andere ist Bonus..". Die Fragestellung dazu weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. (Selektive Wahrnehmung)
Jetzt ist es so, dass meine Software bzw. mein Algorithmus alle zu Verfügung gestellten Dateien perfekt verarbeiten kann. Dies kann validiert werden, weil wir die richtigen Ergebnisse dazu bekommen haben. Auch wenn man diese Dateien manuell verändert, liefert der Algorithmus das richtige Ergebnis. Darauf bin ich auch stolz, das war nicht einfach.
Allerdings ist es so, dass ein paar Buttons und Punkte der Afg, zwar funktionieren, jedoch nicht alle absolut korrekt. Zwei Punkte die bemängelt wurden sind zwar "richtig" in ihrer Funktion, jedoch hätte ich ihre Funktionalität weiter einschränken müssen. Ein Button funktioniert nur halb, dabei hatte ich etwas überlesen in der Afg. Jedoch bei 60 Seiten, finde ich, kann das mal vorkommen.
Das manuelle Schalten im Netz funktioniert nicht immer komplett richtig. Desweiteren werden noch ein paar andere Sachen bemängelt, wie zb Schwächen im Code. Diese gebe ich auch offen zu, ich lerne das noch, dafür mache ich auch das Praktikum.
Allerdings ist es eben so, dass alles was verlangt ist, zumindest vorhanden ist, wenn auch nicht mit 100% Funktionalität. Allerdings mein Algorithmus liefert eben schon für alle zu Verfügung gestellten Dateien die 100% richtigen Ergebnisse. Somit denke ich zumindest, wie aus aus der Afg zu lesen, dass der zentrale Punkt der Aufgabenstellung erfüllt ist. Jetzt zu meiner Frage.
Wenn die zentrale Aufgabenstellung erfüllt ist, kann man dann einen noch durchfallen lassen?
Es ist gar nicht so einfach eine objektive Frage in meiner subjektiven Position zu stellen. Darum bitte ich euch vielleicht (auch von einer Person mit Kenntnissen aus der Branche) eine Antwort darauf zu geben, mich auch ggbf zu berichtigen oder zu unterstützten.
Ich bin gerade etwas verwundert, da ich halt auch meinen Fokus auf den Algorithmus gelegt hatte.
Danke für eure differenzierte Meinung
 
Die Beurteilung einer Lehrveranstaltung muss am Anfang klar einsehbar sein. Im Normalfall gibt es klare Anforderungen die Punkte bringen. Gerade bei Software Projekten läuft das dann oft über automatisierte Tests und deswegen gibts auch so eine genaue Aufgabenbeschreibung, da die automatisierten Tests bei einem Button der etwas anders heißt nicht funktionieren und dann gibts 0 Punkte auf die Funktion.
Das ist soweit mir bekannt erlaubt und machen viele.
In meinem Studium hatte ich auch mal den Fall das eine Ausgabe falsch war und ich damit 0 Punkte auf den Testfall bekam - mein Fehler war das ich den Satz in der Aufgabenstellung korrigiert habe, da ein Rechtschreibfehler drin war. Tja, das war eine lange Diksussion um einen Teil der Punkte doch noch zu erhalten...

Mein Rat an dich: schreib deiner Studienvertretung.
 
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Wenn der Code so aussieht wie der Text im Opener... Code muss nicht nur funktionsfähig, sondern auch bestlesbar sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das keine Anforderung ist.

Rattenschwänze an Code sind wahrscheinlich und richtiger Weise unerwünscht. Anständige Gliederung, Codebeschreibung, etc. gehört genauso dazu, wie die Funktion.
 
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Belinda123 schrieb:
Wenn die zentrale Aufgabenstellung erfüllt ist, kann man dann einen noch durchfallen lassen?

Klar kann man. Vielleicht hast du einfach das Grundproblem nicht richtig verstanden. Dass dein Algorithmus alle zur Verfügung stehenden Dateien "perfekt" verarbeiten kann bedeutet nicht zwangsweise, dass er fehlerfrei ist und immer funktioniert. Musst du nicht (mathematisch) beweisen, dass dein Algorithmus fehlerfrei ist? Der Text liest sich so, als hättest du nur ein einziges Kriterium erfüllt (dass zu allen bereitgestellten Testeingabedaten die richtigen Testausgabedaten geliefert werden), aber der Rest nicht passt.

Ist halt auch so ein Unding in Deutschland, dass man mit einem fachfremden Bachelor in BWL, Kunstgeschichte, Germanistik oder ähnlichem einen Master in einem völlig fachfremden Nicht-Spaß-Fach machen kann.
 
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Meine Erfahrung mit solchen Aufgaben und automatisierten Tests: Halte dich exakt an den Wortlaut in der Aufgabe. Alles was nicht schriftlich vorhanden ist, existiert im Zweifel nicht. (Das ist auch später im Beruf und Privatleben ein guter Ratschlag.)

Bei mir war es parsen von Dokumenten mit verschiedenen Techniken und Ausgaben entsprechend von Vorauswahlbuttons. Hat an sich relativ gut gelappt, Ergebnis: 4.0

In der Bewertung waren dann haarsträubende "Probleme" die Ursache für die Abwertungen. Ich habe die Kernaufgabe, das parsen erfüllt, mich aber nicht haarklein an die Formatierungen gehalten. Gab es nichts in der Ausgabe, hab ich eine unsichtbare, leere Tabelle erzeugt. Tja, das war nicht gewünscht.
Ebenso habe ich einen Rechtschreibfehler korrigiert, das Ergebnis von diesem Test kannst du dir denken.

Im Nachhinein war ich froh, dass ich den Kurs nicht nochmal machen muss. Also habe ich es bei einem "bestanden" belassen. Seitdem lese ich alle Dokumente haarklein.
 
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Beim Master kann man erwarten, dass die Aufgaben verstanden und entsprechend gründlich erledigt werden. Wenn ich Taxifahrer bin und mit völlig demoliertem Wagen zum Fahrziel ruckle, hab ich die „Hauptaufgabe“ auch erledigt, bin aber mies und verliere meinen Schein.

Aber in Zeiten, in denen man für jede Durchschnittsleistung gelobt wird und Abiturprüfungen leichter gemacht werden, damit jeder den (dann wertlosen) Wisch bekommt, ist das wohl normal geworden.

Von einem Master of (...) erwartet man Leistung. Also bring welche oder überlass das anderen, die nicht nur Wege suchen, mit „gerade so ausreichenden“ Leistungen ein MBA hinter ihren Namen auf der Vistaprint-Visitenkarte drucken zu können. Im Studium reicht es nicht, mit Mama zu drohen.
 
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Die Frage mit welchem Bachelor man welchen Master in Deutschland machen darf, sollte hier nicht erörtert werden. Aber falls es interessiert bestand der Bachelor zu circa 2/5 aus Informatikanteilen. Sonst würde man dort gar nicht reingekommen. "Fachfremd" im Opener, war vielleicht falsch gewählt. Es sollte zum Ausdruck bringen, dass es kein reines Informatik-Studium war. Eine gewisse Interdisziplinarität, kann auch von Vorteil sein.

Zum Thema Leistung: Diese Universität ist für ihre "Friss oder Stirb" Mentalität bekannt, des Weiteren hat sie eine sehr hohe Abbrecherquote, wenn nicht sogar die höchste Deutschlands. Der Name gehört hier allerdings nicht hin. Weiterhin bestehen bis jetzt erbrachte Leistungen nach 2/3 des Studiengangs aus durchschnittlich gut bis sehr gut.

Dass Code bestlesbar sein muss, das stimmt. Und nein, es musste nicht mathematisch bewiesen werden, dass der Algorithmus funktioniert.
Ich wiederhole die Aufgabenstellung kompakt: "Der zentrale Punkt der Aufgabenstellung besteht darin, algorithmisch zu überprüfen, ob zu einem gegebenen Netz ein endlicher Erreichbarkeitsgraph existiert. Zudem sollen das Netz, das Schalten im Netz sowie der Erreichbarkeitsgraph graphisch dargestellt werden".

Für die Testdateien funktioniert es sehr gut. Es ist möglich, die Dateien vor der algorithmischen Prüfung zu verändern, das funktioniert ebenso sehr gut. Es sind sehr viele Tests durchgeführt worden, alle funktionieren sehr gut. Theoretisch gibt es unendlich Möglichkeiten, diese kann man natürlich nicht alle testen. Jedoch für alle Tests mit (veränderten) Dateien, war es richtig. Wiederholung: kein mathematischer Beweis verlangt, sondern ein funktionaler Algorithmus.

Eben hinter eine paar weiteren Buttons/Funktionalitäten, die mit der zentralen Aufgabenstellung, soweit ersichtlich weniger zu tun haben, gab es Inkorrektheiten. Es ist alles vorhanden, funktioniert auch gut, jedoch nicht alles in Ihrer Funktionalität optimal. Vergleich: ein Radio findet nicht alle Sender.

Man muss wirklich alles haarklein lesen.
 
Deine Möglichkeiten sind begrenzt. Sprich mit dem Betreuer. Ansonsten noch einmal ran und das Feedback berücksichtigen.

Als ob dir hier eine theoretische Diskussion, ob es zulässig sei, etwas nützt. Das nennt sich Beurteilungsspielraum des Prüfers. Wenn er die Leistung Scheiße fand, dann hat man meistens Pech.
 
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Belinda123 schrieb:
Zum Thema Leistung: Diese Universität ist für ihre "Friss oder Stirb" Mentalität bekannt, des Weiteren hat sie eine sehr hohe Abbrecherquote

Das trifft oder traf auf viele Universitäten in Deutschland zu. Wenn die Universität dafür bekannt ist, warum hast du dich dann nicht vor Beginn des Studiums darüber informiert und dich ggf. für eine andere Uni/Hochschule entschieden?

Belinda123 schrieb:
Der Name gehört hier allerdings nicht hin.

Warum nicht?
 
Danke uincom für die ehrliche Antwort.

Ich wüsste nicht wieso der Name bezogen auf das Thema von Relevanz wäre.
 
Belinda123 schrieb:
Die reine Aufgabenstellung war knapp 60 Seiten.
Wtf?

Belinda123 schrieb:
Die konkrete Aufgabenstellung ist:
"Der zentrale Punkt der Aufgabenstellung in diesem Praktikum besteht darin, algorithmisch zu überprüfen, ob zu einem gegebenen Netz ein endlicher Erreichbarkeitsgraph existiert. Zudem sollen das Netz, das Schalten im Netz sowie der Erreichbarkeitsgraph graphisch dargestellt werden".
Ist das ein Zitat aus den 60 Seiten oder ist das dein eigenes Fazit?

Belinda123 schrieb:
Während des Semesters wurde einmal eine Aussage gemacht "Wenn der Algorithmus und die Verarbeitung mehrerer Dateien zu gleich funktioniert ists gut, alles andere ist Bonus..".
Ich hab auch mal als Tutor gearbeitet. Studierende hören viel, wenn das Semester lang ist und das Semester ist lang. Von daher, wie auch schon andere schrieben: Was irgendwer irgendwo angeblich oder tatsächlich gesagt habe interessiert niemanden.

Belinda123 schrieb:
Wenn die zentrale Aufgabenstellung erfüllt ist, kann man dann einen noch durchfallen lassen?
Eher nicht, nein.

Mit dem Betreuer schon gesprochen? Was hat der gesagt?



Was ich hier spontan raus lese:
Student hat Aufgabenstellung (wieder) nicht richtig gelesen und dadurch wesentliche Kriterien nicht erfüllt und ein nicht vollständig funktionierendes Programm abgegeben. So ca. wird das vermutlich auf Menschen der "Gegenseite" (Betreuer, Prof, Prüfungsgremium, etc) wirken.
 
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