Dem i1Profiler liegen Korrekturmatrixen (für das i1Display Pro) für verschiedenen Paneltypen bei. Die meisten LCD TV-Geräte nutzen derzeit Hintergrundbeleuchtung aus weißen LEDs (White LED). Auch für die gängigen LG OLEDs liegt der Software mittlerweile eine Korrektur bei.
Was Du wahrnimmst sind die Farbtemperaturunterschiede zwischen TV und allen Objekten in Deinem Raum, die vom Umgebungslicht angestrahlt werden. Wenn Du dann zwischen Referenz Colorchecker hin und her schaust, versuchen die Augen den Temperaturunterschied natürlich ständig zu kompensieren, was die Sprünge in Richtung "Rotstich (zu warm)" und "Blaustich (zu kalt)" nur verstärkt.
Ich muss zugeben, mit der Umbebungslichtmessung bin ich auch nicht warm geworden. Aber das Profil für meinen Monitor (ein FS2735, weil ich Gaming und leichte Ambitionen für Bildbearbeitung vereinen wollte) holt allein aus der Gammakurve wahnsinnig viel heraus. Ohne Profil saufen viele dunkle Grautöne nahezu ab. An die "neue" Farbtemperatur musste ich mich aber in der Tat auch erst gewöhnen. Wenn Du nicht ständig hin und her blickst und dich auf ein Profil (ohne Umgebungslicht) auf D65 einlässt, sollte das aber nicht lange dauern.
Ich betrachte das i1 Display Pro, wie auch die Spyder-Colorimeter, als Einstiegsmöglichkeit mehr aus dem Anzeigegerät herauszuholen. Ob die beiliegenden Korrekturmatrixen wirklich brauchbar sind? Who knows. Gräbt man tiefer im Netz, kalibrieren die "Profis" ihre Colorimeter in der Tat (wie Du auch richtig angenommen hast) mit einem Spectrophotometer. Denn - auch, wenn vielleicht die meisten LC-Displays "White LED" als Hintergrundbeleuchtung verwenden - so unterliegt jedes Panel immer noch der Serienstreuung, weshalb das Anwenden von in Reviews geteilten "kalibrierten Einstellungen" und ICC-Profilen ja auch in der Regel nicht sinnvoll ist. Der Einstiegspreis für ein solches Spectrophotometer liegt bei rund 1000€. Für ein 200€ Colorimeter ein unverhältnismäßiger Preis.
Dazu kommt noch die Panelunförmigkeit. In der Regel platziert man ein Colorimeter meist in der Bildschirmmitte. Wenn man aber Testergebnisse von renommierten Seiten im Netz zu einem Monitor betrachtet, erkennt man, dass bspw. die Ausleuchtung von der Mitte zu den Rändern hin immer nachlässt. Ähnlich verhält sich bspw. auch die Farbtemperatur. So ist mein FS2735 in der Hinsicht auch sichtbar unförmig. Während das Bild in der Mitte eher (nach Kalibrierung) neutral weiß (D65) wirkt, werden die Graustufen zu den Ecken hin etwas kühler. Das ist natürlich nicht "wegzukalibrieren". Und je nachdem, wo ich beim Kalibrieren das Colorimeter aufsetze, erhalte ich - zwar nicht von der Gammakurve her, die bleibt annähernd gleich "korrigiert" - doch unterschiedliche Ergebnisse über das so erstellte Profil.
Und so sind auch bei mir mehrere Anläufe nötig gewesen. Dabei habe ich das i1 Display Pro an verschiedene Positionen aufgesetzt und die ICC-Profile im Nachgang mit einander verglichen. Heißt, eines nach dem anderen aktiviert/geladen und auf mich wirken lassen. Das, welches mir bspw. in Lightroom das für mein Empfinden "neutralste Grau" in der Benutzeroberfläche erzeugt hat (also ohne Blau-/Grün-/Rotstich) habe ich letzten Endes seitdem in Benutzung. Die Augen haben sich mittlerweile so sehr daran gewöhnt und kompensieren die Unförmigkeiten so gut wie weg. Nur, wenn ich bewusst genau hinsehe (bspw. in Richtung Ränder), kann ich, wenn ich will, Abweichungen erkennen.
Wie Du siehst - es ist ein Mix aus technischer Wahrheit, Fertigungstoleranzen des Panels (Unförmigkeit) und dem persönlichen Empfinden über die Augen. Wir sind heute alle so sehr "verzogen", was die Farbtemperatur angeht (Smartphones liegen von Werk aus meist weit über 7000K und sind viel zu kühl abgestimmt), dass wir ein kalibriertes Display erst einmal als zu warm/falsch/unschön empfinde.
Bleib dran und lass ein Profil mal eine Weile auf Dich wirken