Tiu schrieb:
damit die Erde und die Menschheit zusammenfindet bedarf es eines gemeinsamen (äußeren) Feindes ( Aliens ).
Das kann man ja sogar als jugendlicher schon in der Schule feststellen.
Egal was in der Klasse gerade intern für ein beef läuft ... sobald der Lehrer, der Direx oder irgendwas von aussen in die Klasse kommt, ist der Zusammenhalt da.
Jedenfalls konnte ich das in meiner Schulzeit immer wieder erleben, weswegen ich mich in Schulpraktika auch nie benommen habe, wie ein "typischer" Erwachsener ... schließlich hatte ich interesse daran, die Gruppendynamiken studieren zu können ... und die verändern sich in dem Moment, wo ein gemeinsamer Feind die Bühne betritt.
Sogar auf der näcst höheren Ebene habe ich das erlebt ... alternative Oberstufe (angeblich eine linke Kaderschmiede), an der auch eher der Lehrer der äussere Feind war, der für Zusammenhalt gesorgt hat.
Sobald Reformen an die Schule herangetragen wurden (Annäherungen ans Regelschulsystem) war die ganze Schule (Schüler, Lehrer, Verwaltung) wie verwandelt ... gemeinsam waren wir stark, und gemeinsam haben wir diesen Kampf dann (leider) auch verloren.
Die Schule an der ich war, gibts heute nicht mehr ... höchstens dem Namen nach.
Auch im großen ist das ein alter Hut. Wie einig waren sich doch die westlichen Industrienationen während des kalten Krieges in vielen Dingen ... und wie uneinig sind sie sich heute, wo es keine "große rote Gefahr" mehr zu geben scheint.
Oder das Programm der Rechtspopulisten ... die setzen ebenfalls auf Zusammenhalt im Volk durch eine "externe" Bedrohung ... ob das nun Moslems sind, oder Juden oder Russen, das spielt für den Effekt eine ziemlich untergeordnete Rolle. Es funktioniert.
Sogar in der harten Linken Szene ist der Effekt sehr gut spürbar ... sind sie unter sich, ziehen die sich genauso gegenseitig ab (einige ... sicher nicht alle) ... aber sobald die Nazis in der Stadt sichtbar werden, oder die Polizei mal vorbeikommt oder auch nur ein Reporter, ist das eine große solidarische Gemeinschaft, die steht wie "ein Mann".
Römisches Reich ... das selbe ... Caesar musste einen großen äusseren Feind sogar erst literarisch schaffen ... denn die Germanen waren eigentlich ein unorganisierter, ständig zankender Haufen relativ kleiner Stämme ... erst durch die römische Besatzung haben die gemerkt, dass sie sich gegen die Besatzer nur gemeinsam wehren können ... und kaum waren die Römer abgezogen, ging der gleiche Stammeszank wieder von vorne los ... bis dann eine Völkerwanderung durch Europa gewalzt ist. Erst dann haben sich einzelne "germanische" Stammensfürsten aufgemacht, und sind ins römische Reich nicht nur für kurze Raubzüge eingefallen.
Der äussere Feind ist der mächtigste Verbündete, wenn es darum geht, eine größere Gruppe Menschen für eine "Sache" zu vereinen.
Konkurenz ist die Entsprechung im wirtschaftlichen Bereich ... und jeder weiß, dass die das Geschäft belebt ... im Wettstreit gibt man sich einfach mehr Mühe.
Im Grunde funktioniert es ja sogar bei den FfF-Kids ... denn das ist global ... und das ist soweit ich mich erinnere in der jüngeren Geschichte nur recht selten passiert (mir fallen da erstmal nur die Hippies ein ... das war auch eine internationale Bewegung).
Die gemeinsame Bedrohung, die dort für Einigkeit und Zusammenhalt sorgt, ist die Aussicht auf eine zukünftige Umwelt, die einfach nicht mehr kann.
Aber am ende ist auch der äussere Feind nichts anderes, als ein Beispiel für "
Othering".
Der äussere Feind ist nämlich auch einer von den Anderen .. auch der lenkt vom eigenen Anteil an akuten Problemen ein wenig ab.
Wenn es Aliens wären, dann wären es lediglich keine anderen Menschen. Es ist nicht gesagt, dass die Menschheit andere Mittel einsetzen würde, als heute ... dieser Mitteleinsatz wäre aber durch die äussere Bedrohung sehr viel leichter zu legitimieren ... viele würden - denke ich - den gleichen Scheiß weiter machen, nur dann eben mit der Begründung, dass man das ja brauche, um sich gegen die Aliens zu verteidigen (wäre wahrscheinlich eh aussichtslos, wenn wir dabei nicht hilfe von Bakterien oder Hollywoodstars bekommen).
Aber wenn uns der Raubbau an der Natur notwendig erscheint, um "uns" gegen die "Anderen" zu verteidigen, dann würden wir das wohl eher intensivieren ... und man sollte das dann wohl auch nicht so hart kritisieren, wenn man nicht vom internen Verbündeten zum Verräter umgewidmet werden will.
Der äussere Feind ist leider ein zweischneidiges Schwert ... und gerade in sachen Umweltschutz, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit könnte das den Supergau bedeuten.
Aliens wären wohl nur so lange ein positiv wirksamer äusserer Feind, wie wir zwar wissen, dass es sie gibt, sie aber noch weit genug weg sind, dass wir nicht das Gefühl haben (egal wo es herkommt), uns gegen sie mit allen Mitteln vertedigen zu müssen.
Der "nordafrikanische Intensivtäter" war auch für Rechtskonservative kein Problem, solange der in Nordafrika geblieben ist.