Khaos-Thanathan schrieb:
Ich muss zugeben, dass Kojima inmitten der überbewerteten Namen noch das beste Renommée aufzuweisen hat. Das sehe ich bei anderen Entwicklern wie bspw. Tetsuya Nomura (Square-Enix) und Neil Druckmann (Naughty Dog) anders - die brauchten jeweils zügelnde und erdende Einflüsse eines Hironobu Sakaguchi (im Falle von Tetsuya Nomura) und Leuten wie Amy Hennig und Co. (im Falle von Neil Druckmann), um nicht in erzählerischem oder identitätspolitischem Bullsh*t zu versinken.
Druckmann ... überbewerteter wird es in der Tat nicht mehr. Ich weiß bis heute nicht, warum er der Name ist, der mit dem ersten TLOU verbunden ist, denn an dessen Entwicklung war er zwar beteiligt, hatte aber noch keine federführende Rolle, auch wenn er diese Tatsache für sich später nur zu gern umdeutete. TLOU2 ging dann komplett auf seine Kappe - und das Spiel ist der absolute Restmüll.
Im Vergleich zu ihm ist Kojima in der Tat der Schutzheilige guter Videospiele. Trotzdem sehe ich Death Stranding als Spiel sehr kritisch. Es gefiel mir, wie ich oben ja schrieb, letztlich insgesamt nicht, aber das Gameplay war besonders eintönig.
Khaos-Thanathan schrieb:
Bei Death Stranding (2) kann ich freilich zugeben, dass ich nicht die Zielgruppe bin (obwohl die cineastischen Passagen schon cool sind - in Death Stranding 2 würde ich zudem gern die Pekora-Sidequest sehen). Bei Spielen wie The Last of Us Part II oder Final Fantasy VII Remake/Rebirth kann ich andererseits objektiv beurteilen, dass die Story, die Narrative und das Character Writing absoluter Bullsh*t sind. Letztendlich sehe ich aber auch bei Kojima, dass der zügelnde und erdende Einfluss von Konami - egal, wie sehr man seit nunmehr fast 10 Jahren Pachinko-Automaten und Metal Gear: Survive berechtigterweise über #FucKonami herziehen mag - ausschließlich positiv war.
Dem Writing moderner AAA-Titel stehe ich ebenfalls generell oft kritisch gegenüber. Subtilität scheinen viele Leute, die heute für Videospiele schreiben, entweder nicht zu kennen oder eben verlernt zu haben. Entsprechend oft werden dem Spieler platte Narrative, unverhohlene Identitätspolitik (zur Klarstellung: Storytelling darf absolut politisch sein, das gab es früher auch schon - nur können moderne Spiele das oft nicht mehr in ein ansprechendes Gewand kleiden, sondern es dem Spieler nur noch in maximal flacher Form ins Gesicht klatschen) und Gameplay, dass ihm zunehmend weniger Kompetenz zutraut, vorgesetzt. Auf Spiele wie TLOU2 trifft das zweifellos restlos zu, insbesondere was Punkt 1 und 2 angeht.
Ironischerweise wurde es von der Presse ja sehr hochgelobt - mit ähnlichen Argumenten wie damals Star Wars Episode VIII: The Last Jedi. Man sei ja so "mutig" gewesen, habe Erwartungen "geschickt" unterlaufen, mal was Neues gemacht, toll, großartig, kreativ! Naja, wer dann ein wenig genauer hinsah, erkannte handwerklich schlampige Arbeit (die Choreographie vermeintlich spektakulärer Szenen in The Last Jedi ist beispielsweise die schlechteste, die das Franchise je hervorgebracht hat) und ein Writing, das eigentlich ausschließlich Wert darauf legte, geschehen zu lassen, was der Zuschauer nicht erwartet hatte - aber eben ohne jede Rücksicht auf inhärente Logik, Charakterentwicklung oder gar die vom Vorgänger definitierten Handlungsstränge. Also ja, Erwartungen wurden da schon unterlaufen, nur geschickt war daran gar nichts.
So ähnlich operierte TLOU2 ja auch, eigentlich wars nur Folter für Fans des Vorgängers - und sollte das wohl auch sein
Fyrex schrieb:
Du hast das gut zusammen gefasst. Aber schade, dass du dich nicht an deine eigenen Kriterien hälst und dem Spiel dadurch seine Qualität absprichst.
Genau das was du sagst, macht das Spiel nämlich zu einem tollen Spiel: schöne Grafik, saubere Technik, tolle Inszenierung, gutes Motion-Capturing, genialer Soundtrack, u.v.m.
Stattdessen reduzieren es viele auf das reine Gameplay. Ob einem das gefällt, ist Geschmackssache. Entsprechend kann man folgern, dass allen denen dieses gefällt, hier ein fantastisches Spiel haben. Alle anderen natürlich nicht, aber das trifft auch auf alle anderen Beispiele zu, die du aufgezählt hast.
Die Erwartungen daran, was ein Videospiel ist und sein soll, haben sich über die letzten zehn bis fünfzehn Jahre fraglos kräftig verschoben. Dennoch entbehrt dies hier nicht einer gewissen Ironie: Technik und cineastische Elemente machen Death Stranding in deinen Augen zu einem tollen Spiel - das Gameplay ist aber Geschmackssache.
Sprechen wir dann überhaupt noch von einem Spiel? Ist Gameplay nicht der Kern eines Spiels? Klar, nicht wenige PlayStation-(zeit)exklusive Spiele sind recht nah am interaktiven Film gebaut und verbringen entsprechend viel Zeit in Zwischensequenzen, auf mit Dialog befüllten Ladebildschirmen (z.B. den Rudersequenzen in GoW:Ragnarok) oder mit anderen Formen des Storytellings. Trotzdem schaffen diese Spiele es meist noch, im vorhandenen Gameplay Qualität zu bieten (die Kämpfe in GoW:Ragnarok sind weiterhin sehr spaßig).
Wenn ein solches Spiel in seinem Gameplay nun stattdessen so stark polarisiert, dass es die Hälfte der Leute damit abschreckt, ist das sehr wohl erwähnenswert und stellt seine Bewertung als "tolles Spiel" in meinen Augen schon stark in Frage. Warum stattdessen nicht einfach einen Film drehen, wenn ich inhaltlich zwar viel zu sagen, mechanisch aber keine guten Ideen habe? Nur meine Meinung.
Fyrex schrieb:
Die vielen Qualitäten des Spiels zu übersehen, um die sehr subjektive Abneigung gegen das Gameplay hervorzuheben, ist leider der gleiche Fehler, den viele andere auch machen. Euer Verlust, nicht der von Kojima. Spielt was anderes und haltet euch mit eurem Urteil zurück.
Warum sollte ich ein Spiel für in meinen Augen fragwürdiges Gameplay (oder auch andere Aspekte) nicht kritisieren dürfen, nur weil es mir nicht gefällt? Ist das nicht vielmehr die Grundlage solcher Kritik? Nur weil jemand deine Meinung nicht teilt, muss er nicht gleich stillschweigen. Ich würde wirklich gern wissen, was Leute dazu bringt, solche Forderungen aufzustellen. Ist dieses Produkt irgendwie mit deinem Selbst verbunden und Kritik an ihm trifft dich persönlich? Vielleicht kannst du mich erleuchten.
Fyrex schrieb:
Exakt! Und daran ist nichts Schlimmes! Gar nichts!
Wir brauchen VIEL mehr solche Spiele, die sich trauen, einfach vielen Leuten nicht zu gefallen, dafür aber denen umso mehr, die sich drauf einlassen.
In meinem ersten Beitrag in diesem Thread habe ich ja bereits gesagt, dass ich auch nicht glaube, dass ein Spiel zwangsläufig versuchen muss, allen zu gefallen. Es gibt aber durchaus noch einen gewissen Unterschied zwischen dem Anvisieren einer (engeren oder breiteren) Zielgruppe und gezielter Polarisierung. Aber auch das kann man sicherlich so oder so sehen. Ein Spiel darf individuell sein, damit gibt's grundsätzlich sicherlich kein Problem.
Nur die unter Umständen entstehenden Diskussionen muss der Entwickler und auch Fans des Spiels eben aushalten können. Und dazu bist du ja offenbar nur bedingt bereit? Siehe oben.