Wikileaks und die Diplomaten

Und dies unterliegt ganz klar dem Verantwortungsbreich von Wikileaks.
Das habe ich auch nicht bestritten oder? Mir ging es die ganze Zeit um Fehler die bei den von Medienpartnern veröffentlichten Dokumenten vorhanden waren.

Er persönlich bewertet auch Sachverhalte und lässt sich zu Urteilen über Personen hinreißen. Das ist aber nicht die Aufgabe von Wikileaks. Sie wollen neutral sein
Assange IST NICHT WIKILEAKS!
Soll er doch reden was er will. Entscheidend ist wie wikileaks arbeitet und nicht was Assange in die Welt pustet.
 
Assange ist nicht Wikileaks bzw sollte es nicht sein. Aber Wikileaks scheint sich ihm immer mehr zu unterwerfen. Und das ist für eine solche Pklattform mehr als gefährlich.

Aber schön, dass Du zumindestens in dem Punkt der Afghanistandokumente scheinbar ebenso der Meinung bist, dass Wikileaks durch die Veröffentlichung der Klarnamen Menschen in ernsthafte Gefahr gebracht hat.
 
Es gibt ein größeres Update zu vermelden.
Laut Tagesschau sind die Depeschen ohne Unkenntlichmachung von Personen/Firmen/Quellen im Internet aufgetaucht. Wikileaks gibt einem britischen Journalisten des Guardian die Schuld daran, der dieser in seinem Buch das Passwort verraten hätte. Der Journalist wirft die Vorwürfe zurück und behauptet, Julian Assange hätte ihm versichert, dass Passwort und die zugehörige Internetsite gelte nur für wenige Stunden.

Die WikiLeaks zugespielten US-Diplomaten-Depeschen sind nach Angaben der Enthüllungsplattform nicht mehr sicher. Das teilten die Betreiber in einer im Internet veröffentlichten Stellungnahme mit. Offenbar gelangten die kompletten US-Depeschen in ihrer Rohform ins Internet - inklusive der Klarnamen von Informanten und anderen schützenswerten Quellen.Für die Panne macht WikiLeaks den britischen "Guardian"-Journalisten David Leigh verantwortlich. Dieser habe in seinem im Februar publizierten Buch "rücksichtslos und ohne Erlaubnis und im vollen Wissen" das Passwort zur Entschlüsselung der Dateien enthüllt. Das Wissen um das durchgesickerte Passwort habe sich über Monate verbreitet und darum sei die Organisation gezwungen gewesen, diese Stellungnahme abzugeben, heißt es in der rund 1600 Worte umfassenden Nachricht.
Da ist nun also der Supergau, der auch in diesem Thread diskutiert wurde. Was passiert mit den Quellen, wenn ihre Namen bekannt werden? Grade im Bereich des Nahen Ostens, Afghanistan und Irak kann dies Menschenleben kosten. Und es macht deutlich, warum es eben doch einen Unterschied gibt zwischen "Geheimhaltung zur Verschleierung von Gesetzesverstößen" und "Geheimhaltung aus legitimem Interesse".


Was ich ausserdem bedenklich finde ist die Begründung, mit der Wikileaks die Schuld an der Veröffentlichung von sich weist. Wenn ihnen doch bekannt war, dass das Passwort in einem Buch veröffentlicht wurde: Warum haben sie es nicht geändert? Das ist imho ein elementares Versäumnis.
Ergänzung ()

Und es geht weiter:

Wikileaks hat begonnen, eine verschlüsselte Datei über Bittorrent zu verteilen. Offenbar handelt es sich um den gesamten Bestand der Botschaftsdepeschen. Wikileaks ruft dazu auf, zu votieren, ob die Dateien veröffentlicht werden sollen. Die Depeschen kursieren wohl bereits unverschlüsselt im Netz.

Nachdem Wikileaks bereits gestern bestätigt hat, dass die Botschaftsdepeschen aufgrund eines Datenlecks unverschlüsselt im Internet kursieren, hat Wikileaks gestern begonnen, eine verschlüsselte Datei mit bereits zugänglichen, aber auch unredigierten und unveröffentlichten Dokumenten über Bittorrent zu verteilen. Über Twitter ruft Wikileaks dazu auf zu votieren, ob das Passwort für die Datei nachgeliefert werden soll.

Derweil werden immer mehr Details bekannt, wie es zu dem Datenleck kommen konnte. Laut Wikileaks waren die Daten ursprünglich für den Guardian bestimmt, der im Rahmen eines Abkommens mit Wikileaks das Material zunächst redigieren sollte, bevor es auf der Wikileaks-Plattform veröffentlicht wurde. Assange hatte die Dokumentensammlung in einem versteckten Verzeichnis für den Guardian abgelegt - wie sich herausstellte just auf dem Server, von dem Daniel Domscheit-Berg ein Backup machte.
Golem.de

Es war also imho wie es aussieht eine unglückliche Verkettung von Umständen.
Die Abstimmung ist meiner Ansicht nach jedoch fadenscheinig. Erstens befinden sich die Dateien bereits unverschlüsselt im Netz, zweitens kann man auch ohne Kristallkugel vorhersagen, wie die Abstimmung ausgehen wird: Selbstverständlich wird das Passwort veröffentlicht.
Wikileaks muss bewusst sein, wie die Neugier der Menschen und vorallem der Internetcommunity die Abstimmung ausgehen lassen wird. Sich jetzt als neutral zu geben wo das Kind längst in den Brunnen gefallen ist, ist fadenscheinig. Imho versucht WL damit bloss, seine Hände in Unschuld zu waschen um später sagen zu können, dass es die Community war, welche die Veröffentlichung forderte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier einmal einen relativ interessanten Kommentar/eine interessante Sichtweise über die derzeitigen Streitigkeiten zwischen Domscheit-Berg und Assange.

Die Gemäßigten um Daniel Domscheit-Berg wollten aber nicht Gegner einer Supermacht sein, sondern ein neutrales Medium. Sie sind – wie viele Journalisten – der Auffassung, dass Aufklärung nach dem Prinzip funktioniert, dass die einen die Informationen überparteilich und neutral zur Verfügung stellen, damit die anderen (die Politiker?) die richtigen Konsequenzen daraus ziehen. Das ist eine noble und moderne Haltung, doch das Festhalten an dieser strikten Arbeitsteilung ist auch ein Grund, warum sich in unserer Welt, trotz all der Aufklärung, so wenig an den Machtverhältnissen ändert.

WikiLeaks hat das begriffen. Und zog in den Kampf. Auch der trotzige Enthüllungsmarathon der letzten Tage sollte noch einmal den Unterschied deutlich machen zwischen den Kämpfern, die durch ihr Handeln auch schuldig werden können und den bloßen Zuschauern – den Medien.
Und deshalb distanzieren sich jetzt alle, die Überparteilichkeit und Neutralität zur Grundlage und Voraussetzung ihrer beruflichen Existenz erklären, von WikiLeaks. Sie distanzieren sich, weil sie (als reine Beobachter) gerade nicht handeln, nicht schuldig werden, nicht Teil der Schlacht werden wollen.
 
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