Asus ROG Azoth im Test: Edles Custom-Keyboard aus der Spielerrepublik
Dreifach-Dämmung, geschmierte Taster, langer kabelloser Betrieb: Asus' ROG Azoth übernimmt Merkmale von Custom-Tastaturen und schnürt daraus ein zusammengebautes Komplettpaket mit OLED-Display. Während die Qualität der Hardware mit dem exorbitanten Preis mithalten kann, bleibt die Software in Mainstream-Niederungen hängen.
Custom Mechanical Keyboard als Komplettpaket
Custom Mechanical Keyboards sind das, was passiert, wenn normale Tastaturen die Ansprüche nicht mehr erfüllen können. Wer sich in diesem Bereich umtut, kann seine Tastatur aus Einzelteilen zusammenstellen und dem eigenen Geschmack dadurch präzise anpassen – Verbesserungsmöglichkeiten gegenüber dem Massenprodukt inklusive.
Die freie Wahl von Tastaturgehäuse, Tastern, Stabilisatoren, Kappen sowie Schmierungen mit verschiedenen Mitteln und in verschiedenen Abstufungen gleicht in seiner Komplexität aber einem Kaninchenbau.
Die Asus ROG Azoth im Detail
Hier sieht Asus als erster großer Hersteller eine Lücke: Die Azoth bedient sich aus dem Custom-Werkzeugkasten, erspart ihrem Käufer als vorkonfiguriertes und vormontiertes Produkt aber den Zusammenbau.
Asus ROG Azoth | |
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Größe (L × B × H): | 32,5 × 13,6 × 3,9 (5,3) cm |
Layout: | 81 Keys Display |
Gewicht: | 1.162 g |
Gehäuse-Material: | ? |
Kabel: | 1,80 m, USB/Type-C-USB (modular), Bluetooth ? |
Hub-Funktion: | – |
Key-Rollover: | N-KRO |
Schalter: | Asus ROG NX Red / Blue / Brown Hot-Swap-fähig |
Switch Plate: | ? |
Tasten: | Form: zylindrisch Material: PBT-Kunststoff Beschriftung: Double-shot molding |
Zusatztasten: | Scrollrad (Lautstärke) |
Medienfunktionen: | Stumm, Lautstärke |
Zusatzfunktionen: | Profile wechseln, Helligkeit (regeln, ausschalten), LED-Modi, Gaming-Modus, Makroaufnahme |
Beleuchtung: | Farbe: RGB Modi: Atmungseffekt, Welleneffekt, Reaktiver Modus, umlaufende Aktivierung, Gaming-Beleuchtung, Farbschleife Sonstige: individuelle LED-Profile |
Makros & Programmierung: | 6 Profile, Hardware-Wiedergabe vollständig, softwarelos programmierbar |
Preis: | ab 202 € / 299 € |
Layout und OLED-Display
Am auffälligsten ist noch das verkürzte Layout. Schon optisch macht die Azoth ähnlich aufgebauten Custom-Keyboards wie der GMMK Pro und der Keychron Q1 Konkurrenz. Dazu kommen bei Asus ein Greyscale-OLED-Display (256 × 64 Pixel), das Systemparameter, Medieninformationen oder Statusinformationen der Tastatur anzeigt, und ein seitlicher 3-Wege-Taster, der unter anderem die Lautstärke oder den Medienplayer steuern kann.
Der Betrieb ist per USB-C-Kabel, Bluetooth (125 Hz) oder 2,4-GHz-Funk (1.000 Hz) möglich. Ein 4.000 mA starker Akku sorgt mit Bluetooth-Verbindung für eine Laufzeit von mehr als 2.000 Stunden ohne Beleuchtung. Rund 130 Stunden sind es, wenn entweder die Tastenbeleuchtung oder das OLED-Display aktiviert wird. Bei Nutzung von beiden Aspekten ist nach 62 Stunden Schluss. Bis zu drei Geräte können via Bluetooth gekoppelt werden, einen Mac-Modus gibt es obendrein.
Gehäuse und Schallisolierung
Es sind aber eher die nicht vom Datenblatt erfassten Dinge, die einen Unterschied machen. Die Taster etwa: Asus verbaut sie zur Geräuschreduzierung in einem geschlossenen Gehäuse. Dass nur das Oberteil aus Aluminium besteht, liegt laut Hersteller an den Funkfähigkeiten der Tastatur.
Weitere Maßnahmen zur Reduzierung von Schallemissionen liegen im Inneren. Zwischen PCB und der stabilisierenden Metallplatte wird ein Silikonpad eingesetzt, unterhalb der Platine sollen zwei verschiedene Schaumstoff-Schichten Vibrationen, Federpingen und Hall minimieren. Am Ende geht es darum, den Klang tiefer, dumpfer und so unauffälliger werden zu lassen. Der Aufwand hat Erfolg. Unter gleichen Bedingungen, also mit gleichen Tastern, bleibt die Azoth eine Spur dumpfer als die ohnehin schon dezente Ducky One 3. Für mechanische Verhältnisse baut Asus eine sehr dezente Tastatur.
Taster und Schmierung
Bei den NX-Tastern in der Azoth handelt es sich um eine Asus-Adaption von Cherry MX. Die Ähnlichkeit beim Aussprechen der Namen verrät die Ähnlichkeiten im Aufbau, alphabetisch schiebt sich Asus allerdings nach vorne und wirbt mit geringeren Fertigungstoleranzen für Widerstand und Auslösepunkte. 5 g Abweichung beim Widerstand und 0,4 mm Unterschied beim Signalpunkt liegen (deutlich) unter Werten, die etwa Kailh für Taster (10 g, 0,05 mm) angibt. Bei Cherry finden sich vergleichbare Angaben aktuell nicht in Datenblättern.
Asus ROG NX Red |
Cherry MX Red |
Asus ROG NX Brown |
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Charakteristik: | linear | taktil | |
Hubweg: | 4,0 mm | ||
Position des Signalpunktes: | 1,8 mm | 2,0 mm | |
Widerstand am Signalpunkt: | 45 g | ? | |
Widerstand am Druckpunkt: | – | 58 g | |
Lebensdauer (Anschläge): | 70 Mio. | 100 Mio. | 70 Mio. |
Asus hat darüber hinaus die roten, braunen und blauen NX-Modelle anders abgestimmt. Der Widerstand von NX Red startet bei 40 g, Cherrys Taster liegen bei 35 g. Die NX-Variante fühlt sich dadurch beim ersten Eindrücken etwas schwergängiger an, sie wirkt deshalb etwas weniger nervös, was gut zum leicht vorverlegten Signalpunkt passt. Braune Taster haben bei Asus laut Kraftdiagramm einen früh spürbaren, deutlichen Druckpunkt, bei blauen Modellen liegen Druck- und Signalpunkt dichter beieinander.
Ebenso wesentlich für das Gesamtbild ist zudem, dass Taster und Gehäuse werkseitig mit Schmiermittel versehen werden. Das Schaben von Kontakten, Feder und Stempel, das leicht kratzige Geräusch verschwindet dadurch. NX-Taster sinken sanft gleitend ein. Zugleich soll das Schmiermittel das Pingen der Feder reduzieren. Tatsächlich lässt es sich nicht einmal mit viel Kraft provozieren, was aber in erster Linie an der Dämmung liegt: Im Quertausch mit der Ducky-Tastatur war ein sehr dezentes Nachhallen auszumachen – wohlgemerkt bei völlig wahnsinniger Gewalteinwirkung beim Tippen. Wer mag, kann zudem nachschmieren, das Werkzeug, praktische Hilfsmittel und eine kleine Menge des in der Community gängigen Krytox GPL 205 legt Asus bei.
Dank Kreuzaufnahmen können Tastenkappen getauscht werden. Werkseitig werden flachere Varianten der üblichen MX-Caps verbaut. Das verringert das Spiel der Kappen etwas. Halter für Stabilisatoren müssen jedoch von der Tastatur übernommen werden, da Asus eine Spielart nutzt, die sonst nur bei optischen Keyboards wie der Razer Huntsman Mini (Test) zu finden sind. Sie sollen zumindest gegenüber Costar-Lösungen weniger Widerstand aufweisen, was den Widerstand beim Eindrücken großer Tasten dichter an den der Taster bringt.
Alltagserfahrungen
Butterweiche, leichtgängige Taster und die reduzierte Geräuschkulisse machen zusammen einen feinen, aber immer präsenten Unterschied zu mechanischen Tastaturen üblicher Machart aus. Die Abstimmung der Taster trägt zum guten Eindruck bei. Ein kurzes Antippen reicht, um zuverlässig eine Eingabe zu erzeugen. Aufgrund des gleichmäßigeren Widerstandes lässt sich das Erreichen des Anschlages leicht vermeiden. Auch dadurch entsteht ein Gefühl von Kontrolle, das in Spielen, aber auch beim Arbeiten überzeugt – und ein Gewicht von mehr als 1 kg kann zwar je nach Untergrund beim Verschieben schwer werden, suggeriert jedoch ebenfalls Qualität. Dazu kommen annehmbare Laufzeiten im Akkubetrieb. Unabhängig vom Geschmacksfaktor bei der Wahl der Taster: Die Azoth beeindruckt, weil in Kernbereichen ein Unterschied erfahrbar wird, in dem sonst breite Stagnation herrschte. Serienproduzierte Tastaturen tippen sich meist ähnlich und unterscheiden sich oft genug durch Ausstattung.
In der Summe macht die Feinabstimmung aus der Azoth ein tolles Eingabegerät, dessen Einsatz Vergnügen bereitet. Zumindest sofern man sich das Gesamtbild vor Augen hält: Es handelt sich nicht um eine reine Custom-Tastatur, sondern eher um ein Massenprodukt, das Ideen aus der Selbstbau-Riege aufgreift. Denn die mühevolle Abstimmung selbst von Details wird nicht jedem Aspekt der Tastatur zuteil. Tastenkappen etwa haben recht deutliche Ecken – ein Hängenbleiben an „Strg“ fühlt sich anderswo angenehmer an. Kleinkram, bei 300 Euro Preis aber keine Erbsenzählerei, wenn den „Edge-Case“ andere Eingabegeräte besser lösen können. Beim 3-Wege-Taster gefallen Idee und Position, er mutet beim Betätigen aber etwas zu ungünstig günstig an.
Über den Mehrwert eines OLED-Displays kann man sich zudem streiten. Im Grunde handelt es sich um ein Spielzeug, denn Vorteile in Spielen sind kaum zu erwarten. Dass ein paar Systeminformationen aus dem Taskmanager oder Musiktitel angezeigt werden können, schafft noch keinen gigantischen Gewinn. Capslock, Batteriezustand und die Belegung des „Knobs“ dauerhaft anzuzeigen, bietet ebenso objektiv kaum Vorzüge. Ein Display reicht aber aus, um die Tastatur mit einem Logo oder Schriftzug zu individualisieren. Am Ende sollte man den Bildschirm deshalb für das nehmen, was er ist: ein Hingucker, eine Spielerei und als solche eine ziemlich coole. Und ein Spielzeug muss in erster Linie Spaß machen, nicht praktisch sein. Im Test war das beste Feature nach ein paar Tagen allerdings die Deaktivierung, weil sie die Akkulaufzeit massiv anhebt.
Der größte Unterschied zu einem „Custom-Keyboard“ macht bei der Azoth allerdings die Software aus. Sich bei der Installation um die Erhebung von Nutzerdaten zu schlängeln? Ärgerlich. Einen Shop für Spiele angezeigt zu bekommen, der ständig Neuigkeiten signalisiert? Lästig. Halbgare Hub-Features haben zu müssen? Unnötig. Die eigentliche Konfiguration geht super von der Hand, wenngleich das Verstecken einiger Optionen hinter kleinen Zahnrad-Symbolen unlogisch erscheint. Man kann damit leben, die „Armoury Crate“ bildet ungefähr den Mainstream-Standard im Gaming-Bereich ab – und damit eigentlich zu wenig für ein Premium-Produkt, bei dem Premium mit Capslock geschrien wird.
Gerade bei einem Kompaktlayout schmerzlich vermisst wird die Möglichkeit, das Layout auf mehreren Ebenen ändern zu können – hier etwa, um Medienfunktionen auf das FN-Layer legen zu können oder die FN-Funktion umziehen zu lassen. Tatsächlich wäre gerade dies wünschenswert, denn Medienfunktionen können statt der Lautstärkeregelung auf den 3-Wege-Schalter programmiert werden. In jedem Fall ersetzen sie damit eine andere Funktion. Es heißt hier am Ende „entweder, oder“.
Die Azoth im Layout individuell an Bedürfnisse und Arbeitsabläufe anzupassen, funktioniert so kaum. Sich Gedanken zu machen, kann allerdings vorteilhaft sein. Der Tausch von FN- und Capslock-Funktion spart potentiell die F-Reihe, denn wenn „FN“ + „1“ zu „F1“ wird, muss die Hand weniger bewegt werden. Das geht bei anderen Tastaturen, bei der Azoth fehlt diese Option. Power-User und Enthusiasten werden weitgehend an die Vorgaben von Asus gebunden. Zielgruppe ist diese Gruppe damit weniger, in dieser Rolle treten zum jetzigen Stand passend zum ROG-Label „Gamer“ auf, die ein Keyboard primär wie ausgeliefert einsetzen und softwareseitig nur minimal anpassen möchten.
Fazit
Asus liefert mit der Azoth ein tolles Gesamtpaket, das wohlbedacht zusammengestellt wurde. Diese Tastatur ist ein „smooth operator“: Tolle Taster, geringe Lautstärke, langer kabelloser Betrieb und Spielzeuge wie ein OLED-Display – In allen Bereichen geht es um mehr als Brauchen, meist aber vor dem Hintergrund einer sinnvollen Ausreizung des Möglichen. Ein vorkonfiguriertes Custom-Keyboard mit allem, was Tüftler an Ideen hatten? Ja, das passt.
Diese Geschmeidigkeit geht der Software jedoch ab. Hier schaut Asus aktuell nicht ins Detail, sondern ins Regal. Tasten auf mehreren Ebenen belegen zu können, geht woanders, hier fehlt die Option. Stand jetzt ist die Azoth eine „Custom-Tastatur“ für Durchschnittsnutzer, die allenfalls Taster wechseln und kleinere Änderungen vornehmen wollen, kein Rundumpaket für jeden.
Dass die Azoth Next-Level-Luxus ist, den niemand wirklich braucht, darüber muss man pro forma sprechen. Schon für die Hälfte gibt es gehobene, aber noch nicht abgehobene Tastaturen, die diesem Modell in dem ein oder anderen Bereich, wenn auch nicht im umfangreichen Featureset nahekommen. Eine kabelgebundene Ducky One 3 SF (Test) etwa kommt hier in den Sinn.
Trotzdem muss ebenso gesagt werden, dass der Preis von rund 300 Euro nicht komplett absurd anmutet, denn der Maßstab ist eine GMMK Pro oder Keychron Q1. Dort geht es ganz individuell und im Paket je nach Zusammenstellung sicherlich etwas günstiger zu, es bleibt aber kabelgebunden und bringt den üblichen DIY-Aufwand für die Zusammenstellung im Custom-Dschungel samt Kauf und Endmontage mit. Auch dieser Service will bezahlt werden. Für Nutzer, die viel Geld ausgeben, aber auch einfach nur eine Tastatur aus der Packung nehmen und unverändert benutzen möchten, ist die Azoth damit eine tolle Lösung.
- Dezente Akustik ohne Nebengeräusche
- Sinnvolles Basis-Layout
- Lange Akkulaufzeit
- Geschmierte Taster
- Anmutung des 3-Wege-Tasters nicht preisgerecht
- Begrenzter Mehrwert des Displays
- Eingeschränkte Funktion der Software / Tastenbelegung
Mehr zum Thema Custom Mechanical Keyboard inklusive einer umfangreichen Kaufberatung zu den Komponenten vom Barebone über die Taster bis hin zum Schmiermittel liefert die dreiteilige Artikelserie „In den Kaninchenbau“ vom ComputerBase-Community-Mitglied Manuel Prislan:
- In den Kaninchenbau I: Custom Mechanical Keyboards – der Anfang
- In den Kaninchenbau II: Custom Mechanical Keyboards – der ewige Fall
- In den Kaninchenbau III: Empfehlungen für Barebones, Switches, Keycaps und Mods
ComputerBase hat die Azoth als Leihgabe von Asus unter NDA zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungstermin.
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