Ich habe selten soviel Müll gelesen wie in diesem Thread.
Auch bin ich bin BWLer, also auf dem Papier Wirtschaftswissenschaftler, aber im Herzen BWLer (und das nur weil mich die VWL Themen weniger interessieren).
Dieses ganze Bashing finde ich etwas lächerlich. Ich will jedoch erstmal damit anfangen, dem Fragesteller ein bisschen bei der Entscheidung unter die Arme zu greifen.
Erstens, ist BWL das mit abstand spannendste Studium, das es gibt. Wenn es dich interessiert natürlich

Das ist der Punkt - mit einem Ingenieursstudium könntest du mich jagen, denn ich dummer BWLer würde schon bei dem ganzen Physikkram abschalten und in der Vorlesung nach hübschen kommilitoninnen suchen (welche ich in meinem Maschinenbau Studium leider vermissen würde, um nur mal eines der Vorurteile zu bedienen).
Du solltest dir schon sicher sein, ein guter Weg das rauszufinden, ist es sich mal die Wirtschaftswoche und das Handelsblatt zu besorgen und das durchzublättern. Wenn du dir nur denkst: "Wasn Scheiss" , dann studier was anderes. Sich in eine Vorlesung rein zu setzen, kann ich sowieso nur jedem empfehlen, um mal wirklich etwas Uniluft zu schnuppern
Aber zurück zum Studium. Warum sollte BWL trocken sein? Im Grundstudium lernst du in etwa folgendes:
1) Marketing: Hat übrigens mit Werbung nicht wirklich viel zu tun. Du lernst nicht "Werbung" machen, das machen eher Mediendesigner/Kommunikationsdesigner. Du lernst hier vorallem konzeptionelle Dinge, z.B. das firmeninterne Produktportfolio zu analysieren, und weitere Sachen aus dem Bereich Strategisches Marketing / Management.
2) Wirtschaftsinformatik: Die Lehre davon mit der Informatik Abteilung zu reden - neben rudimentären Informatikkenntnissen, lernst du vorallem wie ein Unternehmen von einer guten IT Struktur profitieren kann (Stichwort: Supply Chain Management)
3) Buchführung/Steuerwesen: Wie krieg ich am meisten Geld am Staat vorbei? Diese Frage zieht sich durch das komplette Modul

4) Investionsrechnung: Wie mache ich aus meinem Geld noch mehr Geld. So einfach ist das.
5) VWL Grundlagen: Wie funktionieren Märkte, wie Preisbildung, was passiert zum Beispiel wenn wir Staaten pleite gehen lassen? Wie messe ich Wohlstand in einer Gesellschaft? Ein doch sehr kritisches Modul wie ich finde - eigene Meinung haben erlaubt und erwünscht

6) Wirtschaftsjura: Verträge, Verträge, Verträge! Oder: Was die Rechtsabteilung mir später im Notfall alles noch im Detail erklären kann.
7) + 8) Mathe und Statistik Grundlagen. Brauch man immer und überall. BWLer die nicht rechnen können mag niemand. Auch nicht im Marketing.
Wenn du dir jetzt denkst, oh mein gott, das interessiert mich überhaupt nicht, dann sei unbesorgt. So geht es 50% der angehenden BWLer in den ersten 2 Semester, weshalb die dann auch alle das Studium hinschmeissen. Der Rest der BWL Clique wacht morgens mit dem Handelsblatt auf, hat in der Vorlesung immer ein Auge auf dem Blackberry Screen um ja bei Börsenbeginn die Änderung im Bloomberg App zu beobachten, und diese zeigen dir spätestens im 3ten Semester die Visitenkarte ihrer neu gegründeteten Firma, die einzig dazu dient später im Bewerbungsgespräch bei Goldman Sachs oder McKinsey das Paradebeispiel ihres Unternehmerischen Denkens zu sein.
Wenn du BWL studierst, dann solltest du es auch richtig machen. Denn wenn du dich nicht voll reinhängst, wirst nur ein mittelmäßiger Sachbearbeiter (obwohl manche von denen mit sicherheit auch glücklich sind) und ist die Frage ob dafür 3 - 5 Jahre studieren magst.
Die mit Abstand dümmste Aussage war "BWLer braucht niemand" - leider Gottes braucht jedes Unternehmen BWLer. Ich weiss die Wahrheit ist hart, aber es muss eben jemanden geben der dafür sorgt, dass der Informatiker aus dem Team nicht mit Sandalen und Socken zum Kunden geht (hab ich auch schon miterlebt - der Kunde, eine größere Bank, fand das weniger lustig), der durch stupide Marktanalysen den Ingenieuren neue Aufgaben zuteilt, oder einfach der dafür sorgt, dass der neue Treibstoff, den die Chemiker und Biologen entwickeln auch von irgendwem gekauft wird.
Irgendeiner muss halt auf den Laden aufpassen, sonst fällt alles zusammen.
Und dieses Management, also auch das verteilen von Aufgaben und Überwachen der einzelnen Prozesse, ist eine Kunst, die nur derjenige zu würdigen weiss, der mal unter schlechtem Management gearbeitet hat und weiss, dass ein Team welches nicht richtig geführt wird "pain in the ass" ist.
Wenn du wirklich der sein willst, der über alles einen Überblick hat, dann ist BWL das richtige für dich. Wenn dich allerdings nur eine Sache wirklich interessiert, studier lieber das und werde ein gefragter Fachmann. Ist alles eine Frage der Interessen
