Eine kleine Geschichte - Oder: "Wieviel Wasser verträgt mein PC?"

micha04ilm

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Servus,
eine Sache Vorweg: Dies ist kein Suche nach Hilfestellung und kein Review :)

Das folgende Vorwort kann gerne übersprungen werden

Ich hol mal ein Stück weiter aus.
Vor ca. 5 Jahren habe ich mit Custom Loops angefangen und mich langsam in die Materie eingearbeitet.
Auslöser war, dass ich immer öfter Musikproduktionen (Recording, Mixing etc.) am PC durchführte und mir der Hobel dafür einfach zu laut erschien. Also kurzer Hand bei EK ein Kit mit CPU-Block, Pumpe-Res-Combo und 360er Radiator bestellt.
Obendrauf gab's dann noch einen GPU-Block für meine 2080.
Als Gehäuse diente ein LianLi O11.
Ich habe bei dem Loop so ziemlich alles falsch gemacht was man nur falsch machen kann :)
Keinen Gedanken an Befüllen/Entlüften/Leeren verschwendet, 'zamgebaut und dann irgendwie mit dem richtig geilen Pastellfluid von EK befüllt. Ihr wisst schon, das das nach 4 Wochen aussieht wie Kaugummi und sich genauso verhält.
Zum Glück hatte ich noch genug Verstand um nicht gleich auf Hardtubes zu gehen - ich hätte es wohl bitter bereut.

Über die Jahre habe ich dann viel am Loop gebastelt, Hardware getauscht, etc.
Bis dann am Ende eine völlig over engineered Lösung stand. Ausklappbarer Drainport am Boden des Gehäuses, soviel Radiatoren wie nur möglich im Gehäuse, komplexe Steuerung mit mehreren AquaComputer-Controllern und Sensoren, etc.....
Es war ein Traum.
Aber eines war es nicht - Leise

Gut, inzwischen bestand die Hardware auch aus recht stromhungrigen Teilen wie zB einer 3090.
Aber sollten die Wassertemperaturen unter 42°C bleiben, mussten die Lüfter laufen und ob Noiseblocker, Corsair oder Noctua, auch mit 600 RPM können die nerven, wenn man mal seine Ruhe will. An Radiatoren hatte ich schon alles was man nur machen kann ausprobiert.
Push/Pull, High Density, Low Density, von Slim bist 5m dick alles durch - nichts konnte das erreichen was ich wollte.

Also zurück auf Anfang => Kommen wir zum Hauptteil:

Ein MoRa sollte es werden. Das alte Gehäuse verschwinden, der PC in ein 19" Rack und im PC keinerlei Radiatoren, Pumpen oÄ mehr.
2 Quick Connect-Anschlüsse an der Rückseite, alles andere (Steuerung, Pumpe, etc) extern am Tisch verbaut, MoRa unter den Tisch.
Läuft, super Sache. Koffer rennt meist passiv, Pumpe auf 3000 RPM - damit kann ich leben.
Mal ehrlich: Der Sprung von 3mal 360er Radiatoren im Gehäuse zu einem MoRa extern... Der Vergleich ist nicht mal fair.

Aber der spannende Teil kommt erst noch:

Beim Umbau aus dem alten Gehäuse in das 19" Case ist ein kleiner Tropfen Wasser (AC DP Ultra Clear) neben dem CPU Block gelandet.
Fix weggewischt alles gut - so dachte ich.
Erst einen Tag später machte der Hobel ein paar Probleme. "0D" beim starten (DRAM-Error). Klar den Fehler kannte ich. Hatte ich schon öfter mit älteren Bios Versionen. Bei 4 Sticks nichts ungewöhnliches. Aber seit einem der letzten Updates lief der Haufen ein Jahr ohne Mucken. Seltsam, dachte ich.
Also ab ins BIOS und ein wenig an den Timinngs, Takt, Spannung, etc. geschraubt.
Er lief mal - und mal wieder nicht.
Sackzement!
Als dann seltsame Freezes und Crashes dazu kamen, baute ich 2 RAM-Sticks aus und sah wie sie etwas feucht an den Kontakten waren.
Der kleine Tropfen Wasser....

Alle 4 Ramslots waren feucht. Also alles mit Heißluft und Küchenpapier getrocknet.
Half nix.
Isoprop in die Slots und nochmal trocknen.
Half nix.
Verzweiflung machte sich breit.
Ich zerlegte den PC wieder und oh Schreck, der CPU-Sockel war völlig durchnässt.
Dass der PC überhaupt lief grenzt an ein Wunder. (liegt wahrscheinlich auch an der geringen Leitfähigkeit vom guten DP Ultra)

Was tun? Was tun?
Richtig, Backen!

Board bei 70°C Umluft für ca. 30min in den Ofen, wieder 'zamgebaut - läuft.
Und er lief dann eine ganze Weile.
Bis ich auf die Schnappsidee kam, mir eine 4090 zu holen und das fragile Gerät mal wieder zu zerlegen.
Und es passierte erneut. Beim Abnehmen der Verschlauchung vom CPU-Block läuft mir der Scheiß mal wieder sonst wo hin.
Aber ich hatte alles mit Küchenpapier ausgelegt, sollte also kein Problem sein - dachte ich....

Nach dem Zusammenbau hat erstmal alles funktioniert.
Aber nach kurzer Zeit => Freeze
Scheiße!
Diesmal gab es aber keinen Stress mit den RAM-Modulen. Der PC crashte einfach völlig willkürlich an unterschiedlichen Stellen.
Meist sogar ohne Last.
Zeit für ne Runde im Ofen, Nachts um 3 Uhr während ich mir alle Mühe gebe meine Frau nicht zu wecken :)
Bei dieser Aktion, war ich aber an anderer Stelle unaufmerksam und ein offener Schlauch entließ gefühlt 200l feinstes DP Ultra auf die Südseite vom Board (PCH-Region).
Shit - aber sollte ja eh in den Ofen.
Nach 30min im Ofen => er läuft wieder.
Ok, es gab einen seltsamen Fehler:
Ein USB-Port meldete ständig es sei ein Gerät angeschlossen, aber nicht erkannt worden. (Fun fact: an dem Port war nix)
Naja - dachte ich - bissl Schwund ist halt immer. Port im BIOS deaktiviert => läuft

Der nächste Tag:
Vormittags ich konnte in Ruhe arbeiten. Mittagspause. Ich dachte mir, wir lassen den PC mal an, wenn ich wieder komme und er noch läuft dann passt alles.
Er lief nicht! Neustart: Crash am Login - sofern er mal soweit kam.
Keine Chance mehr zu booten. DOCP ausgeschaltet, BIOS auf das bare Minimum gesetzt: Nix. Patient Tot.

Mit dem Laptop schonmal nen neuen Rechner in den Warenkorb gelegt - das Board komplett in Isopropanol.
Schön sauber gemacht und für 1 Stunde in den Ofen.
Ab zum Metzger und 2 Leberkäs geholt.
Zurück und alles wieder zusammengebaut.
Ah da fällt mir ein: Ein Pin am CPU war natürlich auch verbogen (AM4) => Pinzette => läuft!
Keine Fehler mehr. Alle 4 Ram-Module laufen im OC. Alle USB-Ports back online.

Ich möchte hier festhalten, das Mainboard, RAM und PCH mehrfach unter Wasser standen (im laufenden Betrieb), komplett mit Isoprop geflutet(!) und im Ofen getrocknet wurden.
Die Kiste läuft.
Es ist schon faszinierend wie resilient Hardware ist und welche Fehlerbilder sich durch "Wasserschäden" ergeben.

Das war's auch schon.
Vielen Dank fürs lesen.
Vielleicht konnte ich ja jemanden damit unterhalten. Eventuell auch die Angst vor Wasser im PC nehmen (oder vllt auch nicht ;D )

PS: machen wir uns nix vor - ein "Kurzer" an der falschen Stelle und die Kiste wäre im Altglas.
CPU Sockel, RAM und PCH sind aber scheinbar keine "falschen" Stellen :)
 
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Ich wusste, dass irgendwer damit um die Ecke kommt.
Aber ich muss hier gestehen, dass ich bei all "aufregenden" Teilen, so unter Strom stand (no pun intended), dass ich keine Bilder gemacht habe - sorry.
 
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Bei all dem Backen war wahrscheinlich wichtig, vorher das Board in Isoprop zu tränken, damit das Wasser auch unter den Chips verdrängt wird. Sonst wird das uU nicht richtig trocken.
 
Geile Story, ja so isse die Hardware. Kann mehr ab als viele glauben. Damals als ich noch so n bissl extrem OC betrieben hab, kamen vorallem mainboards auch gerne mal in Geschirrspüler (glaube Roman der 8auer hatte das auch mal gezeigt)

im laufenden betrieb ist das natürlich wieder was anderes. Aber je nach fluid und Ort sind halt nur geringe Spannungen vorhanden, das größere Problem wenn sowas unbemerkt bleibt, ist ja eh korrosion.
 
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Das mit dem Schweiß fand ich witzig.
Ich glaube dadurch werde ich irgendwann auch eher nen Wasserschaden haben als durch ne Leckage.

Mit der Zeit wird man aber Risiko freudiger.
Board Tausch ohne Demontage:

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CPU REIN/RAUS
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GPU Kühler mit neuen Pads ausstatten:
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Mal eben ne neue GPU testen:
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Das eine Board auf dem Bild habe ich auch mal gebadet...lief nach dem trocknen ohne Probleme genauso wie die SSD und ihr M2 die nass waren.

Ein anderes Board habe ich nicht durch Wasser, aber durch Metallspäne durch arbeiten am Gehäuse verloren.
Naja :D
 
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Ja, mit Wasser gibt es schöne Anekdoten, die hier z.B. ist gut zehn Jahre her, allerdings nichts mit Wakü, o.ä.:

Sie: "Die Notebooktastatur geht nicht richtig."
Ich gucke nach.. ["Dauerfeuer" auf einigen Tasten, andere gehen gar nicht..]
"Ist da irgendwie Wasser ins Notebook gekommen?"
Sie: "Nein.....[*etwas zu lange Pause]....auf keinen Fall!"
Ich [*wusste also schon Bescheid] gucke nach...[Notebook zerlegt, Tastatur ausgebaut..]
"Du hast doch gesagt, da wäre kein Wasser ins Notebook und so.."
Sie "Ja, gut, 'nen Tropfen vielleicht.."

-> War natürlich patschnass, muss ein sehr großer Tropfen gewesen sein. Jetzt nicht gerade ein Scheidungsgrund, wenigstens war es Wasser und keine Cola. :D


Also: zerlegt.. vorsichtig geföhnt, geschüttelt, was einem so einfällt. Zeit für gelassen für die Prozedur, bis ich mir sicher war: "müsste trocken sein".
Weitere 24 Stunden trocknen lassen auf milder Heizung.. wieder zusammengebaut.. und dann lief das auch wieder auf Anhieb.
(So verfahre ich bei allen Hardware-Reinigungsaktionen, wo Wasser im Spiel ist. Habe ich wenig Berührungsängste, am liebsten auch Geschirrspüler, muss halt alles wieder -richtig- trocken sein (Vorsicht auch mit Reinigern, und so.)


Aber lieber kein, bzw. so wenig Risiko, wie möglich, eingehen bei so Wassergeschichten.
Weil: ich hätte natürlich bestimmt nicht so viel Glück wie @TE. Meine Hardware wäre wahrscheinlich direkt abgefackelt und die Bude gleich mit beim ersten Fehlstart :heul::D
 
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Ja, Hardware verträgt schon ziemlich viel. Wobei die Hälfte meiner "Kills" doch auf Wasser zurückzuführen sind. Aber gut, zu meiner Verteidigung, mir ist 2019-2022 regelmäßig die Wakü um die Ohren geflogen, heißt so viel wie, dass ich zu viele Pumpen drin hatte und Hardtubes keinen großen Druck mögen. Das Ergebnis kann man sich denken. Gut, seit mir die Optik vor etwa einem Jahr völlig egal geworden ist und ich nur noch Schlauch verwende, hatte ich auch keine Überschwemmung mehr. Aber war trotzdem eine schöne Zeit, so mit Wasserdruck. Und etwas gehimmelter Hardware, denn manchmal ist halt auch Ende.
 
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Ich hab zwar auch seit über 20 Jahren eine Custom Wasserkühlung aber bei ihr hatte ich kein Problem mit Wasser, aber vor 2 Jahren ein Problem mit Regenwasser 😝.

Meine Freundin hatte bei uns alle Fenster aufgerissen weil's richtig warm war in der Bude, dann kam ein Unwetter und sie hatte die Fenster zu spät zu gemacht weil sie wohl eingepennt war, erst 10-15 Minuten später hat sie wohl gemerkt und im Gäste/PC Zimmer hat's reingeregnet und ist über den Beistelltisch über die oberen Lüfteröffnungen in den PC gelaufen. Er war aus und die Steckerleiste hab ich der Ordnung halber unten an die Tischplatte geschraubt.
Hab aber noch gut 300 ml Wasser aus der Grafikkarte geschüttet und die Ramslots, RAM Riegel und Soundkarte wären gut Nass. Kannte das Video von der 8auer auch das er seine Hardware zum Reinigen in den Geschirrspüler gibt. Deshalb habe ich alles trocken gemacht, Grafikkarte, RAM und Soundkarte auf ein Geschirrtuch und bei 60° Grad mit einem Kochlöffel in der Tür für ca 12 Std getrocknet. Vor dem Mainboard hatte ich 24 Std lang ein Ventilator stehen der die ganze Zeit Frischluft reingeblasen hatte.
Habe mit dem Zusammenbau und dem ersten Einschalten noch einen Tag gewartet. Zusammen gebaut, eingeschaltet und läuft. Kein Fehler nix. (Gott sei Dank)
 
fairhext schrieb:
Geile Story, ja so isse die Hardware. Kann mehr ab als viele glauben. Damals als ich noch so n bissl extrem OC betrieben hab, kamen vorallem mainboards auch gerne mal in Geschirrspüler (glaube Roman der 8auer hatte das auch mal gezeigt)
An das Geschirrspüler-Video musste ich mehrfach denken.
"Wenn der das Wasser da rausbekommt, schaff ich das auch"
Tatortreiniger schrieb:
-> War natürlich patschnass, muss ein sehr großer Tropfen gewesen sein.
Ich war selber überrascht wieviel Wasser in einem "kleinen Tropfen" steckt. Kriecht das nasse Zeug einmal irgendwo drunter wird da ganz schnell sehr viel Fläche aus so einem Tröpfchen :)
Sinusspass schrieb:
mir ist 2019-2022 regelmäßig die Wakü um die Ohren geflogen, heißt so viel wie, dass ich zu viele Pumpen drin hatte und Hardtubes keinen großen Druck mögen.
Zum Glück bin ich von dem Vorhaben "Hardtubes" und "zweite D5" abgekommen.

Hier mal 2 Pics aktuelle Pics #CableManagement.
Keine Angst, das wird wieder alles sauber verschraubt und Kable werden "gemanaged"
 

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Same here mit ner Notebookstory meiner Frau.

Sie flutete ihren alten Lappy mit einem vollen Glas Cola.

Das Teil funktionierte wieder nach Demontage und reinigung.

Das ganze dauerte 4 Tage.

Einen Tag später am Abend : Kaffeetasse, natürlich schön mit Milch und ca. 4 gehäufte Löffel Zucker.

Also wieder gereinigt usw.

Dann hatte er aber seine „Macken“, bis gar nichts mehr ging.

Tapferes kleines Kerlchen…😂
 
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Zwei Pumpen sind außer bei wirklich schlechten Anschlüssen ja noch kein Problem. Bei drei geht es los und bei vier wird es dann in der Regel undicht.
 
Brati23 schrieb:
War lustig zu lesen! 👍
Backofen merk ich mir. :p
Wobei ich vermutlich nie eine Wakü besitzen werde.
Sag niemals nie..
trotzdem merken, ich hab bei mir ne Heckleuchte vom Auto so "repariert" (Feuchtigkeit rausgebacken) :D

...und Mainboards und Netzteile auch :D
 
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@BenderDW Da stellt sich doch die Frage: sieht dein Ofen auch mal nen Kuchen oder Braten oder nur Hardware und Autoteile 🤔🤪
 
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Durchaus interessante Story.

Ich glaub ich kam in über 20 Jahren Wakü nicht zu so vielen Lecks.

Bist n kleiner Schussel?
 
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Sinusspass schrieb:
Zwei Pumpen sind außer bei wirklich schlechten Anschlüssen ja noch kein Problem. Bei drei geht es los und bei vier wird es dann in der Regel undicht.
Wegen Druck? Und weils so n Loop ja im Regelfall Wasser aber nicht Gas dicht ist?
 
Weil Hardtubes nur durch die Dichtungen und nicht durch Verformung im Anschluss halten und bei steigendem Druck halten sie eben nicht mehr und rutschen raus. Oder eher, sie werden rausgeschossen und das Wasser wird schön im ganzen PC verspritzt.
Schlauch hält sehr viel mehr Druck aus.
 
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Ja hardtubes sind für mich auch keine Option innerhalb des PC.
 
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