Informatiker: Jobvorschläge? Wunsch: Zeitliche Flexibilität!

te one

Lt. Commander
Registriert
Apr. 2009
Beiträge
1.252
Hallo zusammen,

ich bin 30 alt und habe in der Vergangenheit verschiedenste Jobs in der IT gemacht (Netzwerkadmin, Softwareentwicklung, Forschung+Lehre, Business Analyst) und bin mittlerweile Teamleiter im IT-Projektmanagement in einem StartUp (20 Mitarbeiter).
Als Hintergrund bringe ich eine IT-Ausbildung und ein Studium (M. Sc. Informatik) mit.
Derzeit merke ich, dass ich mit dem jetzigen Berufsbild wohl nicht langfristig glücklich bin - insbesondere wegen der fehlenden zeitlichen Flexibilität, die ich bei Gründung einer eigenen Familie gerne hätte.

Aktuelle Probleme:
  • Ich habe mehrere Rollen, hänge ständig in Meetings -> zeitlich unflexibel
  • Die Produkte und Kunden passen nicht zu mir
  • Häufig brennt/bewegt sich alles im StartUp
Was mir im Job wichtig ist:
  • Zeit für Familie, Freizeit und Spontanes-> flexible, kurze Arbeitszeiten (35h, Teilzeit später möglich); Nach Feierabend abschalten
  • örtliche Flexibilität: Home-Office; wöhne ländlich und möchte nicht umziehen
  • Spaß und Abwechslung bei der Arbeit
  • Gerne auch (Personal-)Verantwortung
  • "Hohes" Gehalt (derzeit ca. 60k brutto; würde gerne zeitnah auf 80k-100k kommen)
Was mir Spaß macht (unvollständige Liste):
  • Prozesse optimieren/automatisieren und dadurch Impact (z.B. Gewinnsteigerung) schaffen
  • Zusammenhänge und Daten verstehen
  • Prototypen in einfachen Programmiersprachen z.B. Python bauen
  • Ich fokussiere mich gerne auf etwas statt im Stundentakt zwischen Themen zu springen
  • Ich gehe auch mal gerne raus, statt die gesamte Zeit am Rechner zu hängen
Meine Überlegungen/Fragen:
  1. Bedeutet "Projektleiter"/"Product Owner sein" automatisch, dass man durch unzählige Meetings zeitlich unflexibel wird/Mehrarbeit gefordert ist?
  2. Bedeutet "Führungskraft sein" sein automatisch, dass man durch unzählige Meetings zeitlich unflexibel wird/Mehrarbeit gefordert ist?
  3. Welche Jobs passen zu meinen Anforderungen? Mir fehlt total der Überblick. Ich werfe mal erste Ideen in den Raum: Data Scientist, SAP-Berater (habe aktuell keinerlei SAP-Erfahrung), Business Analyst, Irgendwas mit "Digitalisierung", Projekt-Controller, ...
  4. Welche Branchen/Unternehmen passen zu mir? Ich hatte früher immer die hier ansässige Groß-/Automobilindustrie mit IGM-Tarif im Auge, bin aber offen für Ideen und kenne die Bedingungen der verschiedenen Branchen nicht (z.B. hinsichtlich Arbeitszeit).
  5. Wäre für mich sogar ein anderes Model als die Festanstellung sinnvoll (z.B. 25 Regel-Wochenstunden als Freelancer bei entsprechendem Gehalt bieten Luft für Flexibilität)?
  6. Kennt ihr Anlaufstellen, die mich (außer euren Tipps) bei der Beantwortung meiner Fragen oder der Zielfindung unterstützen?

Vielen Dank und schöne Grüße
 
Meine erste Frage wäre, wie kann man mit deiner Berufserfahrung sich für 60k Jahresbrutto in eine Führungsposition zwingen lassen? Ein Business Analyst verdient nach ein paar Jahren Berufserfahrung 65k ... und Personalverantwortung trägt dieser keine.

Von deiner Beschreibung her, würde ich kein Start-Up wählen - du willst mehr Struktur haben und verlässliche Zeiten - also eher größere Unternehmen/Konzerne ins Auge fassen.

Ich geh mal deine Fragen durch:

1) Die Product Owner / Projektleiter koordinieren zwischen den Fachanforderungen und den umsetzenden. Durch diese koordinierende Rolle, muss man natürlich mit diversen Leuten sprechen - hat also eher viele Meetings / hängt am Telefon.

2) Führungskräfte sollten primär ihr Team motivieren und schauen, dass die Leute nicht verbrannt werden und sie vor zu viel Bullshit schützen.

All diese Aufgaben schafft man aber in einer regulären 40 Stunden Woche - Mehrarbeit sollte wirklich nur für ein kurzen Zeitraum notwendig sein - mit entsprechender Erholungsphase danach. Sonst hast du die Aufgabe als Projektleiter / Product Owner / Teamleiter nicht richtig durchgeführt.

3) Ich würde an deiner Stelle weiter den Fokus auf Product Owner / Projektleiter / Teamleitung in der Entwicklung setzen. Hier hast du Erfahrung und in diesen Bereichen wirst du auch gut entlohnt werden.

An deiner Stelle würde ich nicht mit DataScience anfangen - da fehlt dir m.E. zu viel Mathe mit Schwerpunkt Statistik.

4) unter 85k würde ich ausschließlich mit Zeiterfassung oder Vertrauensarbeitszeit mit Gleitzeit arbeiten.

5) als Freelancer hast du dann zu arbeiten wann ich dich als Auftraggeber brauche - nicht dann wann du es willst. Somit fällt diese Option eindeutig weg. Freelancer holt man sich ja als Unternehmen, grad wenn es personell eng ist, aber dennoch schnell was weggeschafft werden muss.

6) du hast ein Master in Informatik gemacht - du hast sicher noch Kontakt zu ehem. Kommilitonen - sprich diese an. Ihr habt ja den gleichen Werdegang gemacht und seit in unterschiedlichen Positionen gelandet. Von denen bekommst du m.E. auch eher ein ehrliches Bild als von irgendeiner zentralen Stelle.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: cruse und GUN2504
Ich denke, Freelance wäre durchaus eine Variante.

Man ist theoretisch nicht weisungsgebunden, nicht in die Prozesse integriert u.s.w.
Dann beschränkt sich aber deine Tätigkeit darauf, Jira Punkte "stupide" abzuarbeiten.

PL/PO oder sonst was mit viel Kontakt kann ich mir schwer vorstellen.
Einen Teamleiter, der gern rausgeht, wäre das letzte, was ich mir als Entwickler wünschen würde :)
 
@Pogrommist

Freelancer haben ihren Auftrag zu erfüllen - da wird entsprechend Druck gemacht - klar müssen sie nicht noch links oder rechts alles andere mit Abdecken, aber wirklich richtig planbar haben es doch eher die internen Mitarbeiter als die Externen.
Auch wird man als Freelancer dann bei unterschiedlichen Firmen arbeiten - wieder unterschiedliche Standorte. Je nach Projektauftrag/-umfang ist es dann auch schwierig mit HomeOffice vereinbar.

PS ein Teamleiter kann ja auch immer mit einen der Mitarbeiter "eine Runde" drehen als Mitarbeitergespräch ... ist nicht soooo unüblich.
 
_killy_ schrieb:
Auch wird man als Freelancer dann bei unterschiedlichen Firmen arbeiten - wieder unterschiedliche Standorte. Je nach Projektauftrag/-umfang ist es dann auch schwierig mit HomeOffice vereinbar.
es wäre mir neu, dass in einer Firma für Freelancer kein HO möglich ist und bei internen schon
PS ein Teamleiter kann ja auch immer mit einen der Mitarbeiter "eine Runde" drehen als Mitarbeitergespräch ... ist nicht soooo unüblich.
ja, aber von einem TL würde ich schon eine etwas höhere Erreichbarkeit erwarten
 
@Pogrommist

Ich hab nicht geschrieben, dass Freelancer gar kein HomeOffice machen können. Nur manchmal ergibt sich dies nicht aus dem Projektauftrag/-umfang. Da man immer wieder neue Auftraggeber hat, muss man auch damit leben können, mal zu 100% im Büro zu sein am Standort des Auftraggebers und dann können aber auch 100% Remote Aufträge kommen ... Es ist halt nicht sicher. Der TE scheint mir aber eher auf Sicherheit zu setzen als dieses sprunghafte.

Und was spricht gegen "die Runde" mit einem Mitarbeiter drehen vs der Erreichbarkeit? Solange der Teamleiter da ja mit jemand aus dem Team oder aus der Firma unterwegs ist - arbeitet er ja auch. Auch Teamleiter sind in Terminen und damit nicht sofort für ihr Team erreichbar.
Also ich hatte auch schon Arbeitstermine gehabt abseits vom Büro. Finde ich jetzt nicht so schlimm. War aber auch kein Dauerzustand.
 
dann sucht man sich halt nur Projekte aus, wo 100% HO möglich ist. So sind natürlich einige raus.
Und wenn es um eine 100%ige Sicherheit geht, dann ist Freelance eh keine Option.

Dass mein TL augfrund eines Kundentermins nicht erreichbar ist ist ganz was anderes, als wenn ihm gerade einfach nicht nach Arbeit ist.
 
Könntest du bitte noch das Bundesland in deinem Posting hinzufügen. Gerade die IGM Tarife unterscheiden sich hier deutlich.
Auch Branchen gibt es je nach Bundesland Unterschiede
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: GUN2504
_killy_ schrieb:
Meine erste Frage wäre, wie kann man mit deiner Berufserfahrung sich für 60k Jahresbrutto in eine Führungsposition zwingen lassen?
Hinzu kommen Firmenanteile. Welchen Wert diese haben, lässt sich beim StartUp nur schwierig sagen. Wo würdest du/ihr mein Gehalt ansonsten sehen?
_killy_ schrieb:
2) Führungskräfte sollten primär ihr Team motivieren und schauen, dass die Leute nicht verbrannt werden und sie vor zu viel Bullshit schützen.
Heißt das, als Führungskraft (Teamleiter?) ist die Anzahl an Meetings meist geringer als als Projektleiter/PO? Derzeit wäre ich ja eher Führungskraft für Projektmanager -> Vermutlich wieder Meetingslastiger als zB Führungskraft für Entwickler (dafür müsste/sollte ich vmtl. aber noch einige Jahre Entwicklungserfahrung sammeln)
_killy_ schrieb:
3) Ich würde an deiner Stelle weiter den Fokus auf Product Owner / Projektleiter / Teamleitung in der Entwicklung setzen. Hier hast du Erfahrung und in diesen Bereichen wirst du auch gut entlohnt werden.

An deiner Stelle würde ich nicht mit DataScience anfangen - da fehlt dir m.E. zu viel Mathe mit Schwerpunkt Statistik.
Das mit Lohn und Erfahrung stimmt wohl. Andererseits habe ich mich im Studium stark mit KI beschäftigt, zwei Veröffentlichungen dazu, war mal Embedded-Entwickler in der Automobilbranche... Es lässt sich auch in anderen Bereichen der IT gut Geld verdienen und das mit der Erfahrung würde sich schon irgendwie hinbiegen lassen (notfalls starte ich mit etwas weniger Gehalt).
Uni-Informatiker-Mathe ist für DataScience zu wenig?
_killy_ schrieb:
6) du hast ein Master in Informatik gemacht - du hast sicher noch Kontakt zu ehem. Kommilitonen - sprich diese an.
Guter Tipp, ich gehe mal meine Freundeslisten durch :)
Pogrommist schrieb:
Man ist theoretisch nicht weisungsgebunden, nicht in die Prozesse integriert u.s.w.
Dann beschränkt sich aber deine Tätigkeit darauf, Jira Punkte "stupide" abzuarbeiten.
Hm, hier liest man sehr unterschiedliche Ansichten zum Freelancing... Vermutlich muss man da auch zwischen den Bereichen unterscheiden.
Entwicklung geht vermutlich viel aus dem HO.
Ich könnte mir aber auch Prozessanalyse-/automatisierung vorstellen. Hatte ich mal bei einem Finanzunternehmen gemacht: eine Woche hospitiert und dann optimiert. War halt schon geil zu sehen, wie man Millionen bewegt hat.
konkretor schrieb:
Könntest du bitte noch das Bundesland in deinem Posting hinzufügen. Gerade die IGM Tarife unterscheiden sich hier deutlich.
Bayern
 
Ich "uppe" das mal in der Hoffnung, dass ich noch weiteren Input von euch bekomme.
Vielen Dank schonmal für eure Hilfe.
 
@te one

Schau doch mal was deine ex Kommilitonen sagen.

Manches hängt aber auch vom Arbeitgeber bzw deren eingesetzten Methoden ab. Wird agile entwickelt, so hat man deutlich mehr Meetings. Arbeitet der Arbeitgeber noch nach dem Wasserfallprinzip, so kann man auch mal ne ruhige Woche haben.
 
Schau dir ne IGM Bude in Bayern an.

Da hast 35 Stunden bei einem sehr hohen Gehalt.
 
te one schrieb:
flexible, kurze Arbeitszeiten (35h, Teilzeit später möglich)
te one schrieb:
"Hohes" Gehalt (derzeit ca. 60k brutto; würde gerne zeitnah auf 80k-100k kommen)
Bei den für mich interessanten Team-/Abteilungsleiterstellen in BW, auf die ich mich letztens testweise beworben hatte, hat sich das gegenseitig kategorisch ausgeschlossen. 40 Stunden waren da normal auf dem Führungsposten.
Weniger geht nur bei entsprechendem Tarifvertrag. Und mit 80k bist du vielleicht noch am oberen Ende eines Tarifvertrags, Richtung 100k aber eher außertariflich, dann hat sich das mit den 35 Stunden meistens auch wieder erledigt.

te one schrieb:
Wäre für mich sogar ein anderes Model als die Festanstellung sinnvoll (z.B. 25 Regel-Wochenstunden als Freelancer bei entsprechendem Gehalt bieten Luft für Flexibilität)?

Klar, als Freelancer mit guter Auftragslage und hoher Kundenzufriedenheit kannst du auch mit 25 Wochenstunden ein 100k Brutto-Äquivalent erreichen. Da muss man aber erstmal hinkommen.
Wenn du Kunden weiter weg und mit anteiliger Präsenz aber ausschließt, wird das schon komplizierter.
Die Nachteile von Freelancing wie fehlende Lohnfortzahlung bei Krankheit usw. mal komplett außen vor gelassen.
 
Da ich über das Wochenende unterwegs war, hat meine Antwort etwas auf sich warten lassen.

Ich glaube nicht, dass sich noch viele Arbeitgeber finden lassen, die nach dem Wasserfallmodell arbeiten?! Die Regel ist wohl eher agil mit zu vielen parallelen Baustellen für zu wenige Entwickler.

@konkretor Exakt das (IGM, 35h) dachte ich mir auch. Ich hatte vor einigen Wochen jeodch die Chance mit einem Personaler aus einem IGM-Betrieb zu sprechen. Die recruiten gerade unzählige IT-Projektleiter für E-Mobilität etc. Auf meine Frage, ob die wirklich nach 35h nach Hause gehen können kam jedoch ein müdes lächeln und ein klares "Nein". Das lässt mich an der beruflichen Ausrichtung im IT-Projektmanagement zweifeln... Als Softwareentwickler hat man dort sicherlich zeitlich mehr Freiheiten - wenngleich die Gehaltsobergrenze womöglich (vielleicht nichtmal zwingend?) niedriger liegt.

@h00bi Also in IGM Bayern liegt man bei höchster Entgeltgruppe (EG 12, Stufe B) bei 95k für 35h (Quelle). Das wäre ein Gehalt, mit dem ich absolut zufrieden wäre. Wenn sich das mit einer guten Freizeit vereinbaren lässt, wüsste ich nicht, warum ich mehr arbeiten sollte.

Die Risiken als Freelancer sind mir bewusst. Auch die Arbeit im StartUp bringt so ihre Risiken mit sich (wenn auch geringere als Angestellter). Aber selbst bei einer Zukunft als Freelancer muss/möchte ich einfach langsam wissen in welchem Bereich diese Tätigkeit liegen würde. Denn als Projektleiter wird man ebenfalls wieder von Terminen getrieben sein (vermute ich).

Weiterhin zweifle ich einfach wahnsinnig an Bereich "Projektmanagement" aufgrund der hohen Bindung an feste Termine. Wenn ich 80% meiner Arbeitszeit in Meetings verbringe, kann ich eben kaum flexibel sein.
 
selbstandieg machen als freelancer
 
te one schrieb:
Bedeutet "Projektleiter"/"Product Owner sein" automatisch, dass man durch unzählige Meetings zeitlich unflexibel wird/Mehrarbeit gefordert ist?
Das sind bei uns zwei völlig unterschiedliche Tätigkeiten (bzw. wörtlich genommen, sogar drei, was aber daran liegt, dass "Product Owner" bei uns keine Rolle in der IT ist, da gibt es eher den "System Owner")

Wenn im Projekt Probleme auftreten, ist u.U. Firefighting angesagt, womit auch der Projaktleiter gefordet ist. Probleme werden von einem guten Projektmanagement nicht einfach an den potentiell "Schuldigen" abgeschoben sondern gemeinsam gelöst. Wenn zwei Wochen vor Projektabschluss neue Probleme auftauchen und man diese u.U. noch bis zum geplanten Endtermin lösen kann, hat sich das nicht nur mit der Regelarbeitszeit der Mitarbeiter erledigt, sondern auch mit den zuvor sorgsam geplanten Terminen des PM.

Und hängt der Product Owner irgnedwie mit drin, dann hat der ein ureigenes Interesse daran, dass dieses Problem gelöst wird.

te one schrieb:
Bedeutet "Führungskraft sein" sein automatisch, dass man durch unzählige Meetings zeitlich unflexibel wird/Mehrarbeit gefordert ist?
Wenn Du mal Firmenchef bist, dann u.U. nicht mehr. Außer, Deine Kunden wollen Dich sehen. Sonst wirst Du immer und überall Abhängigkeiten nach oben und unten haben. Die Führungskraft muss führen, wozu nicht nur das Verständlis für die Mitarbeiter und deren Aufgaben gehört, je nach Art der Führungskraft auch nicht nur die rein personelle Führung sondern auch die Unterstützung der MA in Problemfällen. Und dazu kommt die Kommunikaiton mit dem Management.

te one schrieb:
Wäre für mich sogar ein anderes Model als die Festanstellung sinnvoll (z.B. 25 Regel-Wochenstunden als Freelancer bei entsprechendem Gehalt bieten Luft für Flexibilität)?
Warum nicht Lotto spielen und dann 0h Arbeit? Hattest Du noch in keiner Deiner Stellen einen Einblick, was ext. (Freelancer) an Stundensatz verlangen und/oder erhalten?

Was Du als Freelancer alles an Kosten selber tragen musst, lässt sich im Netz überschlagen. Daraus ergibt sich dann der für Dich nötige Stundensatz (bei 25h/Woche, den üblichen Feiertagen, je nach Kunde und Aufgabe inkl. Brückentagen und dem von Dir gewüsnchten Urlaub). Dazu Krankentage (außer, Du sicherst sie auf eigene Kosten selbe ab) usw.

Ob Du dann genügend Auftraggeber findest, die Dich zu diesem Stundensatz auch buchen, hängt von Deinem Netzwerk und meist auch von den Erfahrungen ab, welche die Firmen mit Dir gemacht haben.

te one schrieb:
Weiterhin zweifle ich einfach wahnsinnig an Bereich "Projektmanagement" aufgrund der hohen Bindung an feste Termine. Wenn ich 80% meiner Arbeitszeit in Meetings verbringe, kann ich eben kaum flexibel sein.
Bei nahezu allem, was mit anderen Personen zu tun hat, wird es feste Termine geben. Da musst Du schon eine eigene Firma gründen, selber SW/Apps programmieren und die nur an Privatkunden vertreiben.

h00bi schrieb:
Klar, als Freelancer mit guter Auftragslage und hoher Kundenzufriedenheit kannst du auch mit 25 Wochenstunden ein 100k Brutto-Äquivalent erreichen. Da muss man aber erstmal hinkommen.
Hoffentlich ist te one bekannt, dass 100k Brutto als Freelancer etwas ganz anderes ist wie 100k Brutto als Angestellter.

te one schrieb:
Als Softwareentwickler hat man dort sicherlich zeitlich mehr Freiheiten - wenngleich die Gehaltsobergrenze womöglich (vielleicht nichtmal zwingend?) niedriger liegt.
In der IGBCE hatte ich weder als System Owner noch SW-Architekt oder SW-Entwickler extrem viele Freiheiten in Sachen Arbeitszeitgestaltung. Projektmeetings oder Abstimmmungen mit den Kunden waren nunmal feste Termine, nahezu jeder Meilenstein in der SW-Entwicklung genauso. Und ging es irgendwann um die Instalation, waren auch Samstage irrelevant, weil die Produktion die Stillstandszeiten vorgegeben hat. Das lässt sich natürlich durch eine entsprechende SW-Architektur umgehen, das zahlt aber niemand für eine 5-10 Jahre alte SW, die aus diversen Gründen noch länger am Laufen gehalten werden soll/muss.

In diesen Fällen waren, neben den verantwortlichen auf SW-Ebene, auch der System Owner (lange Zeit in Personlunion mit dem Vorgesetzen) auch noch Quality und der Projektmananger anwesend (und u.U. noch mind. ein Anwender). Irgendwer muss das ganze schließlich abnehmen und zustimmen, dass die Produktion die SW auch nutzen darf. Sowas gab es bei uns in der Regel zwar nur 1-2 mal im Jahr, war aber trotzdem nichts, bei dem man sagen kann "meine 25h sind rum" oder kurzfristig "mein Samstag ist privat verplant".

te one schrieb:
Aber selbst bei einer Zukunft als Freelancer muss/möchte ich einfach langsam wissen in welchem Bereich diese Tätigkeit liegen würde. Denn als Projektleiter wird man ebenfalls wieder von Terminen getrieben sein (vermute ich).
Unsere Freelancer kamen als SW-Entwickler oder Requirements Engineering schon vor >15 Jahren auf höhere Brutto-Beträge wie dem von Dir genannte. Aber das bei mind. 40h/Woche. Die extrnen PM dürften auch auf die erforderlichne Stundensätze kommen, wenn sie 40h/Woche für uns arbeiten. Neben ihrer bekannten Qualifikation haben aber alle auch kein Problem damit, mal länger oder in Ausnahmefällen auch am Samstag zu arbeiten.

Unsere derzeitigen ext. SW-Entwickler kommen eher über Personalvermittler, arbeiten zwar seit 3 Jahren nur im HO, haben aber trotzdem mehrmals in der Woche feste Meetings und genauso feste Endtermine für ihre SW-Entwicklung.

M.M.n. bleibt für Dich als einzige Möglichkeit, Dich selbstständig zu machen, nur Aufträge zu akzeptieren, die eine vom Auftraggeber fest vorgegebenen Leistungsumfang haben, dafür eine für Dich und Dinene gewünschte Halbtagsarbeit passende Zeitabschätzung abzugeben und zu hoffen, dass dieser von Dir dann zu fordernder Preis von AG langfristig akzeptiert wird.

Selbst Teilzeit in einem IGM/IGBCE Betrieb wird Dich nicht davon bewahren, in die terminliche Abhängigkeit zu gelangen. Setzt der Chef oder die Führungsatage(n) darüber ein Meeting vor Ort an, dann kannst Du nicht immer sagen, dass Dir das nicht passt.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Skysnake und Pogrommist
@The 0ne
Das was Du Dir wünschst will im Grunde genommen jeder, und lässt sich so zusammenfassen

  • Interessante/abwechslungsreiche Tätigkeit
  • Gute Work/Life Balance
  • Hohes Gehalt

In Realität ist der Idealzustand selten zu erreichen, wie weit man davon entfernt ist hängt teilweise vom Unternehmen und teilweise von einem selbst ab.
Teilweise besteht zwischen diesen drei Punkten auch ein Zielkonflikt, z.B. Gehalt und Work/Life Balance.

Generell vielleicht folgendes:

  • Jede Form von Führungsverantwortung (egal ob Team/Projektleiter, Product Owner, usw.) bringt zum einen mehr Gestaltungsmöglichkeiten (z.B. wie man Arbeit organisiert/delegiert) aber auch höhere Erwartungshaltung der Umgebung an einem selber. Das gilt übrigens nicht nur von Seiten der Vorgesetzten oder Kunden, sondern auch der „Untergebenen“. Beispiel: Wenn ich als Teamleiter regelmässig das Stand-Up schwänze, weil ich meine Kinder in den Kindergarten bringe, dann werten die Mitarbeiter das irgendwann als mangelnde Wertschätzung und respektieren einen nicht mehr. Anderseits kann ich als Teamleiter die Stand-Ups auch so organisieren, das es nicht mit meinen Bedürfnissen kollidiert.

  • Als “Denkmodell“ sollte man sich vorstellen, das Familie und Beruf die zwei zentralen Elemente des Lebens sind (zumindest solange bis die Kinder aus dem Haus sind). Das eine funktioniert nicht ohne das Andere (den Kindern eine gutes Umfeld und Ausbildung zu bieten kostet nun mal Geld, und das verdient man mit der Arbeit). Deswegen muss man eben beides in Balance halten, nur wie jeder Balanceakt ist das etwas hoch dynamisches. Es gibt Situationen da hat die Familie Vorrang, und es gibt Situationen da hat der Job Vorrang. Es gibt auch Momente, wo es an beiden Stellen brennt.

  • Modelle wie feste Wochenarbeitszeiten (egal ob jetzt 35 oder 40 Stunden) stammen aus de Zeit die industriellen Fliessbandarbeit und sind in der Welt der IT nicht umsetzbar. Moderne IT Unternehmen haben Jahresarbeitzeitkonten und bieten auch Möglichkeiten wie Sabbaticals, usw. Mein Arbeitgeber ist leider noch nicht an dem Punkt das endgültig einzusehen, aber ich kenne viele Leute die bei SAP arbeiten. Die sammeln im Winter, wenn man eh nicht viel mit seiner Freizeit machen kann, Überstunden, die sie im Sommer abbummeln (wenn die Kunden eh auch alle im Urlaub sind). Man kann Überstunden in Urlaub umwandeln und in Grenzen auch umgekehrt. Suche als nach Arbeitgebern die dieses ermöglichen und verabschiede Dich von den Gedanken, dass eine gute Work/Lifebalance nur durch „weniger Arbeiten“ erreichbar ist.

  • Führung und inhaltliche Arbeit schliessen sich gegenseitig aus. Bei den untersten Führungsebene (wie Teamleiter) mag man es noch in Grenzen mischen können, aber wenn man höher kommt, klappt das irgendwann nicht mehr. Ein Product Owner, der noch selber Features entwickelt, hat seinen Job nicht verstanden (oder kann nicht loslassen). Früher oder später lernt man es auf die harte Tour, weil man der einzige im Team ist, der seine Backlog Einträge nicht mehr abgearbeitet bekommt, mit der immer gleichen Entschuldigung: „Ich hatte zu viele Meetings“.

  • Wenn man eine Rolle gut ausfüllen will, muss man sie „lieben“ und Spaß dran haben. Ich habe z.B. irgendwann mal gemerkt, das ich als Projekleiter eine ziemliche Niete bin, die Kleinteiligkeit ging mir immer auf den Keks und dadurch habe ich das nicht gut gemacht. Also falls Du irgendeine Rolle (egal ob Projektleiter, oder was anderes) angeboten bekommst: Denke darüber nach, ob sei Dir Spaß machen würde. Vielleicht ist Dein inniger Wunsch nach 35 Stunden Woche und Möglichkeit zu „spontaner Freizeit“ in Wirklichkeit einfach Ausdruch davon, dass Du Dich Dein Job anödet. Und die Meetings findest Du auch nur so belastend weil sie dich einfach ankotzen. Auch da gilt: Einen Job mit vielen Meetings sollte man nur machen, wenn man Meetings liebt.

  • Hohes Gehalt bekommt man wenn man eine hohen Beitrag zu Wertschöpfung des Unternehmens leistet. Das kann auf zwei Wegen geschehen:
    • Man leistet mengenmässig viel und harte Arbeit. Bestes Beispiel: Angestellte SAP Berater die >200 Tage im Jahr vor Ort beim Kunden sind. Ist ein Knochenjob, aber da diese Leute dem Arbeitgeber 150-250.000 EUR Jahresumsatz bringen wird es auch entsprechend honoriert.
    • Man erreicht Wertschöpfung indirekt indem man z.B. ein Produkt Entwicklungsteam leitet, dass ein umsatzstarkes und profitables Produkt entwickelt. Dann spiegelt das Gehalt diese Leistung wieder. Man arbeitet vielleicht garnicht weniger Stunden als der SAP Berater, aber man ist fast jeden Abend zu Hause bei der Familie, zwei Tage die Woche Homeoffice, usw.
  • Familenfreundlichkeit des Arbeitsumfeldes hängt stark von der Unternehmenskultur und auch der Alterstruktur des Unternehmens ab. Wir haben z.B. vor ein paar Jahren einen Generationswechsel in unserem Executive Team gehabt, ein Großteil der Mitglieder hat selber noch Kinder im Teenageralter und hat mit denen die Pandemie mit Lockdowns und Home Schooling durchlebt. Bei uns wird niemand schief angeschaut, weil er mal ein seinem Kalender zwei Stunden mit „No Meetings“ blockt und sagt, das er zum Elterngespräch in die Schule muss, oder mit einem seiner Kinder zum Logopäden, o.ä.
    Ich muss aber sagen, das wir ein holländisches Unternehmen sind, und ich würde sagen die Niederlande sind von der Kultur her sowieso etwas familienfreundlicher.

Zum Thema Freelancer könnte ich auch was sagen, ich kenne aus dem SAP Umfeld einige. Die Bandbreite was Work/Life Balance und Einkommen angeht ist riesig. Ein Extremfall ist ein Typ, der den ganzen Sommer über gar keine Projekte annimmt und nur Outdoor Aktivitäten (Überwiegend Bergsteigen) macht und nebenbei ein Sportartikelgeschäft betreibt. Von November bis März gibt es dann aber 0 Freizeit und dafür Projekte weltweit, immer der, der am besten zahlt…
Die Meisten haben aber eher eine mässige Work/Lifebalance und ich kenne keinen, der das bis zum regulären Rentenalter durchhält.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: gymfan und Skysnake
Vielleicht ist ja Prinzessin ein guter Job für dich. So wenig wie möglich arbeiten und so viel wie möglich verdienen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Pogrommist
Zurück
Oben