News Mehrere EU-Staaten unterzeichnen ACTA-Abkommen

Bin gerade dabei, mich in das Thema ein wenig einzulesen und habe einige Posts hier überflogen. Das Thema ACTA hat mich nun mal erst jetzt erreicht.

Ich frage mich nur:
Warum macht hier wieder jeder so ein Theater und äußert schlimmste Bedenken an Datenschutz und Privatssphäre, spricht sogar von "Diktatur" (irgendwo auf S. 1 in den Comments hier) wenn Provider die Daten der Nutzer speichern, durchforsten, zurechtschnippseln/löschen können... aber niemand sagt etwas gegen Facebook, Google und ähnliche Konsorten, die ebenfalls Daten speichern?
Ob nun ein Unternehmen irgendwo in den USA weiß, wo ich mich im Internet herumbewege, was ich mag/nicht mag/tue/wo ich bin/wie ich vor 20 Jahren aussah, oder ob mein Internetanbieter und evtl. Strafbehörden wissen was ich im Internet schreibe... Warum geben Leute, die teils so heftig gegen ACTA protestieren, selbst so viele private Daten im Internet frei?

Manche Reaktionen verstehe ich einfach nicht.
Vielleicht muss ich mich nur noch etwas in das Thema ACTA einlesen, um das zu verstehen.

Ich kann soweit, nach kurzer Recherche nur sagen: ACTA sieht für mich aus wie ein neuer Versuch "Online-Überwachung" und "Datenspeicherung" auf einer wesentlich breiteren, weitreicherenden und Datenschutzrechtlich-gefährlicheren Ebene einzuführen. Der "Vorwand", nämlich Urheberrechtlich-Geschützte Inhalte zu "wahren", ist an sich nicht schlecht. Jedoch die Datensammelwut a la "Wir überwachen jeden egal ob böser oder guter Mensch!" die sich dahinter verbirgt, finde ich wirklich bedenklich.
 
Rexus schrieb:
Ich frage mich nur:
Warum macht hier wieder jeder so ein Theater und äußert schlimmste Bedenken an Datenschutz und Privatssphäre, spricht sogar von "Diktatur" (irgendwo auf S. 1 in den Comments hier) wenn Provider die Daten der Nutzer speichern, durchforsten, zurechtschnippseln/löschen können... aber niemand sagt etwas gegen Facebook, Google und ähnliche Konsorten, die ebenfalls Daten speichern?

Weil diese freiwillig sind - soll leute geben die nicht bei Facebook, Google usw. angemeldet sind, aber einen Provider haben alle.

Das was in deinem letzten Absatz steht ist nun mal Diktatur ( alleine schon wegen dem "wie" es dazu kommt ) und wie du schon selbst festgestellt hast gefährlichund und die Folgen unabsehbar...
 
Rexus schrieb:
Warum macht hier wieder jeder so ein Theater und äußert schlimmste Bedenken an Datenschutz und Privatssphäre, spricht sogar von "Diktatur" (irgendwo auf S. 1 in den Comments hier) wenn Provider die Daten der Nutzer speichern, durchforsten, zurechtschnippseln/löschen können... aber niemand sagt etwas gegen Facebook, Google und ähnliche Konsorten, die ebenfalls Daten speichern?
Ob nun ein Unternehmen irgendwo in den USA weiß, wo ich mich im Internet herumbewege, was ich mag/nicht mag/tue/wo ich bin/wie ich vor 20 Jahren aussah, oder ob mein Internetanbieter und evtl. Strafbehörden wissen was ich im Internet schreibe... Warum geben Leute, die teils so heftig gegen ACTA protestieren, selbst so viele private Daten im Internet frei?

Weil ACTA viel, viel tiefer geht als Google oder Facebook. Es werden deine Daten nicht nur gesammelt und überwacht, es legt auch den Grundstein zu einer vollständigen Überwachung. Es verpflichtet den Staat gegen Urheberrechtsverletzungen vor zu gehen. Was ist denn nun Geistiges Eigentum? Musik? Oder schon ein Rezept? Verletzt man dagegen nicht schon, wenn man die Story eines Buchs oder Films an seine Freunde weiter sagt? Überwachung wird nicht explizit gefordert, entsprechend sind aber auch die Grenzen einer Überwachung nicht festgelegt. Blogger die Kritiken schreiben könnten Zensiert werden, ausserdem wird nicht gesagt, dass es sich aufs Internet beschränken wird, was in einer totalen Überwachung Enden könnte. Dies sind sicher "Endzeitszenarien", aber wenn die USA nunmal den Ton angibt, kann dies schneller passieren, als uns das lieb ist. Es ist keine Lösung gegen Urheberrechte vor zu gehen indem man uns alle zu potentiellen Verbrechern erklärt und uns deshalb Überwacht, v.A. nicht, wenn dies sogar ins Alltagsleben überwandern könnte (z.B. Rezepte)


Ich kann soweit, nach kurzer Recherche nur sagen: ACTA sieht für mich aus wie ein neuer Versuch "Online-Überwachung" und "Datenspeicherung" auf einer wesentlich breiteren, weitreicherenden und Datenschutzrechtlich-gefährlicheren Ebene einzuführen.

Exakt. Alles wird gefiltert und da man nicht weis, wo Urheberrecht aufhört, ist schon das Zitieren ohne Quellenangabe im Netz strafbar und könnte dich deine Internetverbindung kosten, was gegen deine Rechte auf freie Informationsbeschaffung geht

Der "Vorwand", nämlich Urheberrechtlich-Geschützte Inhalte zu "wahren", ist an sich nicht schlecht. Jedoch die Datensammelwut a la "Wir überwachen jeden egal ob böser oder guter Mensch!" die sich dahinter verbirgt, finde ich wirklich bedenklich.

Findest du, dass es gut ist den Urhebern noch mehr Macht zu geben? Ein Künstler bekommt im Schnitt 8% des erwirtschafteten, der Rest geht an Dinge die sie eigentlich garnicht mehr bräuchten. (Wer braucht denn noch einen Plattenvertrag? Man kann Musik auch auf Bandcamp vertreiben, ohne dass einem 50% des Gewinns für einen beschissenen Rohling auszugeben)
Ich bin der Meinung, dass Musiker jetzt schon ein Privileg haben. Mercedes muss 1 Auto bauen und kann dann genau 1 Auto verkaufen. Lady Gaga macht 1 Track und kann 1 millionen Verkaufen OHNE Mehraufwand, verlangt dafür aber Unsummen. Ich bin der Meinung, dass Raubkopien zu befürworten sind. Wenn mich jetzt wer fragt "wie sollen sie denn ann ihr Geld machen?" Durch Konzerte, Fans, welche die Musik immernoch kaufen, Werbeverträge. Das sollte dicke reichen. Beispiel Lapfoxtrax, befürwortet Raubkopien, macht Musik Hauptberuflich und kann davon leben, nicht mit Privatjet, aber es scheint zu genügen.


Grüße
 
Das was in deinem letzten Absatz steht ist nun mal Diktatur ( alleine schon wegen dem "wie" es dazu kommt )

In Deutschland haben wir nun mal eine Art "indirekte" Demokratie. Wir wählen unsere Vertreter, die unsere Interessen vertreten sollten. Wenn die Politiker jedoch nicht verstehen (wollen), was unsere Interessen sind, dann würde ich in diesem Fall nicht gleich von Diktatur sprechen - es soll ja immerhin auch Befürworter geben. "Man kann es ja nicht jedem Recht machen."

Findest du, dass es gut ist den Urhebern noch mehr Macht zu geben? [...] Ich bin der Meinung, dass Musiker jetzt schon ein Privileg haben. Mercedes muss 1 Auto bauen und kann dann genau 1 Auto verkaufen. Lady Gaga macht 1 Track und kann 1 millionen Verkaufen OHNE Mehraufwand, verlangt dafür aber Unsummen. Ich bin der Meinung, dass Raubkopien zu befürworten sind.

Sehe ich leider nicht so.
Raubkopien sind Diebstahl. Nimm' du doch mal 'ne Platte auf, ich garantiere dir du würdest dich ärgern, wenn 10 Leute sie kaufen und 200 Leute sie illegal aus dem Netz ziehen. Wenn man etwas haben möchte, was wer anderes produziert hat, womit wer anderes Geld verdienen möchte, dann hat man in meinen Augen schlichtweg 2 Entscheidungsmöglichkeiten: 1.) Man kauft sich das Produkt, auch wenn der "Produzent" den man damit eigentlich unterstützen möchte nur einen Bruchteil des Kaufpreises bekommt. Oder 2.) Man lässt es einfach.
Aber die Einstellung "Ist mir zu teuer, und der Künstler verdient eh schon genug Geld an den "dummen" Leuten, die diese hohen Preise "unterstützen" und tief in die Tasche greifen... da lade ich's mir doch lieber kostenfrei" finde ich absolut nicht richtig.

Und ich bin der Meinung, dass es sehr wohl Mehraufwand gibt. Vielleicht nicht für den Künstler selbst, aber in der Herstellung der CD's (s. Herstellung der Autos aus deinem Beispiel), der Vermarktung/Werbung (gibt's ja auch beim Autohersteller) und eben der "Vorbeugung" von Raubkopien (Kopierschutz, etc.).
Unsummen finden sich ebenfalls nicht nur bei Lady Gaga's Platten. Es ist bekannt, dass die großen Verdiener in der Musikbranche nicht die Künstler selbst sind. Aber sind die Teile, die ich in meiner C-Klasse habe, wirklich 50.000€ wert und erhalten die an der Produktion/Entwicklung beteiligten Angestellten von Mercedes wirklich einen angemessenen Betrag? Oder wo fließt das Geld hin?
 
Ich sehe das ganze nicht so eng.
Internet verglichen mit der realen Welt:
RL: Märkte
NET: virtuelle Märkte

RL: Videoüberwachung in Supermärkten und div. andere Sicherheitsvorkehrungen
NET: nichts dergleichen - jeder kann unbeobachtet stehlen

RL: Unterbindung von Schwarzmarkt, illegale Kopien von Markenwaren etc.
NET: nichts - alles kann kopiert werden, die ehrlichen Händler sind benachteiligt usw.

RL: mitten in der Stadt eröffnet ein illegaler Laden mit geklauter Ware, Pornographie etc. - die Polizei kommt und darf einschreiten
NET: Websites mit illegalen Aktivitäten - Polizei muss blöd zugucken sowie Händler, Hersteller, Urheberrechtsinhaber, Erfinder und niemand darf einschreiten.
 
Das Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) und das deutsche Recht

Wer bei ACTA mitreden will, muss den Vertragstext lesen, da hilft nichts vorbei.
Scheinen die wenigstens hier gemacht zu haben ;) Den Text kann man im Netz finden.

Auf den ersten Blick und im Gesamtbild ist vieles an der harschen Kritik überzogen und es lässt sich feststellen, dass die Bundesjustizministerin nicht ohne Grund vor einer Hysterie warnt. Dabei ist festzustellen, dass viele der geforderten Regelungen im deutschen Recht längst vorgesehen sind.

Auf den zweiten Blick aber muss man auch sehen, dass genau dort, wo der deutsche Gesetzgeber weiter schläft – nämlich im digitalen Bereich – ACTA den Finger in die Wunde legt. Aber: ACTA schreibt keinesfalls vor, dass rigide Maßnahmen wie etwa das “Three strikes out”-Modell zwingend vorzunehmen sind. Der Vertragstext bietet hier weder in der deutschen noch in der englischen Fassung eine Grundlage. Vielmehr wird ganz subtil angesprochen, dass dies eine von vielen geeigneten Maßnahmen sein könnte und der Staat geeignete Maßnahmen ins Auge fassen wird. Also: Nichts halbes und nichts ganzes.

Der deutsche Gesetzgeber muss dem letztlich auch nicht folgen, ich fürchte aber, egal was mit ACTA wird: Hier stehen Ideen, die wir in den nächsten Jahren im Bundestag so oder so auf der Tagesordnung haben werden.
Das denke ich auch, egal ob wir ACTA nun unterschreiben oder nicht, in den nächsten 5 Jahren wird sich unsere Regierung sowieso mit SOPA / PIPA / ACTA / whatever auseinandersetzen - vollkommen unabhängig davon ob das nun unterschrieben wird oder nicht.

Für mich ist es im Ergebnis ein Fehler, sich alleine an dem ACTA-Werk fest zu beißen: Gerade aus deutscher Sicht droht hier erheblich weniger an Problemen als man meint. Die wirklichen Knackpunkte wie etwa die Gefährdung der Freiheit der Provider wird m.E. durch ACTA nicht einmal zwingend herbei geführt – vielmehr wird ACTA eher der Anlass sein, das ohnehin vorhandene Gedankengut im Bundestag endlich anzuheizen. Was letztlich nur eine Frage der Zeit ist: Die Provider und Diensteanbieter sind längst im Visier.

Naja lest es euch selber durch, ihr werdet erstaunt werden, wieviel davon bereits bei uns im Gesetz verankert ist. Und ja auch ich bin gegen ACTA.
 
Rexus schrieb:
In Deutschland haben wir nun mal eine Art "indirekte" Demokratie. Wir wählen unsere Vertreter, die unsere Interessen vertreten sollten. Wenn die Politiker jedoch nicht verstehen (wollen), was unsere Interessen sind, dann würde ich in diesem Fall nicht gleich von Diktatur sprechen - es soll ja immerhin auch Befürworter geben. "Man kann es ja nicht jedem Recht machen."

Sicher richtig, nur war und ist dieser ganze Prozess betr. ACTA undemokratisch - eine Demokratie lebt vom Dialog und diesen gibt es nicht bei diesem Thema, dabei is das nicht nur meine Meinung da sogar der Berichterstatter im Handelsausschuss des Europäischen Parlamentes (EP) deswegen abgetretten ist...

Das Problem an ACTA ist auch nicht was man offiziell erreichen will, sondern wozu es misbraucht werden kann ;)


Polen hat sich übrigens nach massiven Demos von ACTA distanziert und die Slowenische Botschafterin bereut ihre Unterschrift wobei sie es lt. eigener Aussage natürlich nicht eigenmächtig entschieden hat.

Es wurde einfach in allen Ländern hinter den Kulissen gearbeitet und auch die Medien haben es "erst gemerkt" als es nicht mehr zu verheimlichen war - wir als Schosshund der USA werden es aber natürlich wie immer wenn es um deren Interessen geht unterzeichnen.
 
[...]Ich bin der Meinung, dass Raubkopien zu befürworten sind.[...]

Na, da haben wir ja schon unseren ersten "Leecher", der seine €uros von dannen schwimmen sieht, weil er dann den Content, den er bislang illegal konsumiert hat, bezahlen muss. Und grad diese Leute, sind die erste, die die Fackeln schwingen. Konsum ja, Bezahlung nein. Typisch für die "Geiz-ist-geil"-Fraktion.
 
Vielleicht will er aber auch nur sagen dass er Raubkopien befürwortet weil die Industrie immer mehr das Recht auf Privatkopie einschränkt oder er ist genervt von nicht überspringbaren "Raubkopierer sind Verbrecher" Filmchen inklusive minutenlanger nicht abbrechbarer Werbung wenn ich mir eine original DVD oder BR kaufen? Aber mit Sicherheit ist jeder der gegen das derzeitige Urheberrecht überholt findet und ACTA nicht akzeptiert RaubmordKindervergewaltigunsTerrorristenBombenlegerKopierer und damit der Untergang des westlichen Abendlandes.
 
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