Ich bin der meinung jeder soll beitragen was er kann. Unsere sozialsysteme sind sehr luxuriöse und auf hohem niveau. Es gibt wenige gesellschaften, die gleiches und mehr bieten können. Warum sollen dann, wenn dieses system zu teuer wird nur die habenden sich dran beteiligen damit ein teil den status quo behalten kann? Wo is das gerecht?
Das Schlimme an solchen Aussagen ist, dass man sie tatsächlich nicht widerlegen kann. Ja, wir haben ein recht hohes Sozialniveau was international nur wenig vergleichbares findet. Und auch dein angekratztes Gerechtigkeitsempfinden ist ja nachvollziehbar. Wie gesagt, ich habe vor 15 oder 20 Jahren eigentlich genau so wie du argumentiert.
Mein Problem ist nur, dass dieses System im Moment massiv erodiert wird und in einigen Jahrzehnten wohl nichts mehr übrig sein wird. Und warum: Genau das dem selben Grund den du vermutest. Es wird schlicht zu teuer. Und so ganz nebenbei, ist es einfach zu Ressourcen hungrig, also nicht nur das Sozial- sondern das Wirtschaftssystem an sich.
Und während 95% der Menschen (egal ob Politiker oder Bürger) nur drüber diskutieren, am alten maroden System herum zu docktern, die Grundregeln aber nicht anfassen, gibt es halt auch andere Menschen (zur Zeit nur sehr wenige) die einfach mal drüber nachdenken, ob es nicht Gesellschaftssysteme die ggf. auch komplett anders funktionieren. Im Extremfall wären sogar Gesellschaften ohne Geld denkbar.
Das wäre selbstverständlich ein sehr massiver Wandel. Und Wandel, egal welcher Art, macht den Leuten Angst. Aber Angst ist selten ein guter Lehrmeister. Wenn man aber aufhört nicht mal mehr über eine Gesellschaftliche Weiterentwicklung nachzudenken, landet man in einer Sackgasse.
Schau mal, nur meine Sichtweise etwas klarer zu machen. Mit nem Handwerksmeister, der mit guter Arbeit fünf Gesellen und zwei Azubis Arbeit gibt und sich irgendwann nen Cayenne leisten kann habe ich kein Problem. Sehr wohl aber mit Menschen, die keinen Gesellschaftlichen Beitrag leisten und ihre Kohle über Finanzspekulationen verdienen.
Man kann eine Welt nicht von heute auf morgen mit der Brechstange auf den Kopf stellen. Sonst wird aus einer guten Idee wie sie evtl. Marx oder Engels noch hatten, der Kommunismus den wir gesehen haben. Aber man kann versuchen Menschen davon zu überzeugen, dass es andere Wege gibt. Und im kleinen gibts ja auch vielversprechende Ansätze.
Eine Möglichkeit für die Übergangszeit, wäre z.B. den Finanz Sumpf aus zu trocken um die schlimmsten Auswüchse einzudämmen. Eine AG als Rechtsform, kann sinnvoll sein, um das Unternehmen zu finanzieren. Wer also an ein Unternehmen glaubt, soll Anteile erwerben können, die den wirtschaftlichen Wert widerspiegeln. Dann soll er sie aber auch einige Jahre halten. Sie aber in kurzen Abständen weiter zu geben, um mit jedem Wechsel den Wert unabhängig von der wirtschaftlichen Situation zu erhöhen, und nur aus einer Wette eine Gewinn zu ziehen ist in meinen Augen unnötig, und nutzt nur einem winzigen elitären Kreis.
Und das fatale am Ende: Die Eliten können ihr Geld gar nicht wirklich ausgeben, selbst wenn sie wollten! Würden sie es ausgeben wäre es auch halb so wild das sie es verdienen, denn es wäre wieder im Kreislauf. So läufts aber nicht. Das Geld liegt nicht in Form von Barvermögen vor sondern in Form von Fonds und Beteiligungen.
Würden jetzt etliche Superreiche ihre Beteiligungen auf den Markt werfen, um z.B. in Entwicklungshilfe zu investieren, würde das automatisch massiv sinkende Kurse verursachen. Der Superreiche der als vorher noch 1mrd hatte sitzt danach auf nem Haufen wertloser Papiere und hat noch ein paar mio, welche in der "Portokasse" lagen.
Wenn also ein ganze Wirtschaftssystem daran krankt, dass einige wenige unglaublich hohe aber weitestgehend virtuelle Vermögen anhäufen, warum ändert man es nicht? Das würde schon mal eine Menge Druck vom Kessel nehmen.
Alternative Wirtschaftssysteme werden allgemein als zu teuer angesehen. Das aktuelle ist aber in absehbarer Zeit auch nicht mehr finanzierbar. Unser System basiert darauf, dass viele Arbeiter reale Werte erschaffen und über ihre wirtschaftliche Pufferkraft einem kleinen, vom Rest der Bevölkerung disjunkten, elitären Kreis ein Wettspiel ermöglichen. Diese beiden Wirtschaftskreisläufe (also reale Wirtschaft und Hochfinanz) müssten aber nicht zwingend verbunden sein (Wetten auf Fußballspiele haben ja auch nicht zwingen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation der Vereine). Denn die Realwirtschaft sichert zwar die Hochfinanz ab (z.B. mit Steuergeldern gedeckte Bankbürgschaften) im Umkehrschluss bekommt die Realwirtschaft aber wenig zurück. Hin und wieder wird mal ein Unternehmen durch einen (Hedge)Fond gerettet, allerdings wurden die wirtschaftliche Probleme nicht selten vorher genau von diesen verursacht.
Dieses System wird im Westen jedoch in absehbarer Zeit zusammen brechen, da uns die Massen der Arbeiter fehlen, welche bei Finanzkrisen puffern könnten. Den Bürgern wird aktuell noch die Horror-Storry vom Demografischen Wandel erzählt, der unsere Renten auffrisst, nur könnte genau der unsere Rettung sein. Denn kein Wirtschaftsexperte geht ernsthaft davon aus, dass wir in 30 Jahren überhaupt noch ansatzweise die Arbeitermassen von heute brauchen.
Und damit der Bogen zurück zu Rente und allgemein zum Sozialsystem:
Da ist also ein Wirtschaftssystem, was zwar aktuell leidlich funktioniert und gegenwärtig auch unsere Soziale Hängematte ermöglicht, dessen Zukunftsaussicht aber dahin geht, dass die Arbeitende Bevölkerung irrelevant wird, da die reale Leitungserbringung zu immer größeren Teilen maschinell und nicht mehr manuell erbracht wird.
Und dann muss man sich halt fragen, wer berechtigt ist von der Leistungserbringung der Maschinen zu profitieren. Nur wenige Eliten, welche über ihre Fondbeteiligungen indirekt zwar Eigentümer sind oder aber die Menschen, welche vorher die Jobs der Maschinen gemacht haben.
Und ob man dann über Sozialhilfe, Rente, Mütter oder Schüler redet ist im Endeffekt auch egal. Denn unterm Strich muss man einfach einen am Ende großen Teil der Bevölkerung finanzieren, der (fast) keinen Anteil an der Leistungserbringung der Organisationseinheit hat. Diese Arbeiter, haben aber in den Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten mit ihrer realen Leitungserbringung dafür gesorgt, dass die Eliten über ihr Beteiligungsgeschacher Unternehmen von ihren ehemaligen realen und menschlichen Eigentümern in gesichtslose Fonds überführt wurden und die Unternehmen selber von Managern geleitet wurden, welche aber weder finanziell oder moralisch dem Unternehmen verbunden sind.
In sofern: Ja die Arbeiter haben ein Recht, von der Leitungserbringung der Maschinen zu profitieren, selbst dann, wenn sie nicht Eigentümer dieser sind.
@Tommislav
Ich glaube wir leben in unterschiedlichen Universen;-)
Das fehlt noch, du würdest wahrscheinlich am liebsten die Reichen enteignen/bestehlen und deren Besitz unter den Armen verteilen, zum Glück bleibt das nur ein feuchter Traum.
Ich unterscheide eben woher das Geld kommt. Wenn die Reichen ihren Besitz durch Ausbeutung, Betrug und Verrat erlangt haben durchaus!
Nimm mal den Handwerksmeister von oben. Der hat, bis er sich den Cayenne leisten kann, dermaßen viele Steuern bezahlt, das ihm das tolle Auto durchaus gegönnt sein soll. Er zahlt selber Steuern sowohl in seiner Eigenschaft als Unternehmer als auch als Konsument und auch sein Angestellten zahlen wieder Einkommenssteuer und Verbrauchssteuern. Hier wird wenns hochkommt 1/3 vom Rechnungsbetrag in Leistung umgesetzt, der Rest landet früher oder später in Staatskassen. Nein, diese Bevölkerungsgruppe wird schon mehr wie genug geschröpft. Mit hohem Einkommen aber ohne Steuerschlupflöscher ist er ein Leitungsträger unserer Gesellschaft.
Weite Teile der Eliten verdienen aber schon lange nicht mehr ihre Kohle damit anderen Arbeit zu geben, sondern nahezu Ausschliesslich mit Finanzspekulationen, dabei erhaltene Arbeitsplätze sind bestenfalls ein Nebeneffekt. Auf den Gewinn werden, sofern überhaupt besteuert wird, 25% Abgeltungssteuer fällig und das wars. Da die Kohle in Form von Beteiligungen vorliegt, findet sie auch den Weg zurück in den normalen Wirtschaftskreislauf nicht mehr, sodass in Folge auch keine Verbrauchssteuern mehr gezahlt werden. Vom Betrag sind die Steuer Summen der Superreichen tatsächlich recht hoch und sie machen auch einen ordentlichen Anteil am Staatshaushalt aus, Anteilig am Vermögen sind sie aber lächerlich niedrig im Vergleich zum Handwerksmeister oder seinen Angestellten. Würden die Eliten ebenso gemolken wie diese, wäre schon ein großer Schritt nach vorne gegangen und es wäre erstmal genug Geld für soziale Projekte da.