Leserartikel [Review] - Chieftec Falcon AL-01B-OP

Jonas5

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Review Chieftec Falcon (AL-01B-OP)

1. Einleitung
Der Name Chieftec dürfte den meisten Mitgliedern in diesem Forum durchaus bekannt sein. Gerade das Gehäuse „Dragon“ war in den Jahren 2003 bis 2008 ein sehr beliebtes und oft gekauftes Gehäuse für Gaming-PCs. Die Firma Chieftec existiert seit 28 Jahren und ist ein weltweit bekannter Hersteller von Netzeilen, Computergehäusen, 19“ IPC Gehäusen und Zubehör. Heute befasse ich mich in diesem Review mit einem normalen Midi-Tower namens „Falcon“.

Chieftec umwirbt das Gehäuse auf der eigenen Homepage als Gehäuse das keine Wünsche offen lässt und für den DIY-Gaming-Markt prädestiniert ist. Ob der Midi-Tower dieser Beschreibung gerecht wird und wie er allgemein abschneidet werde ich im folgenden Test näher überprüfen.

Im Preisvergleich startet das Gehäuse derzeit bei ca. 40€ exkl. Versand.

Link zum Hersteller:
http://www.chieftec.eu/de/gehäuse/atx/gamer-serie/al-01b-op.html

Technische Daten:
Abmessungen:202,5 x 455 x 436 mm (B x H x T)
Gehäuse-Typ:Midi-Tower
Material:Stahl, Kunststoff
Farbe:schwarz (außen/innen)
Gewicht:5,6kg
unterstütze Mainboardgrößen:ATX, µATX, Mini-ITX

Anzahl PCI-Slots:
7
Anzahl Laufwerksplätze:1x 5,25" (extern)2x 3,5" und 2x 2,5“
externe Anschlüsse:2x USB 3.0, 1x USB2.0, 1x Kopfhörer, 1x Mikrofon

Anzahl Lüfterplätze:
Front: 3x 120mm oder 2x 140mm
Heck: 1x120mm
maximale Höhe für CPU-Kühler:150mm
maximale Grafikkartenlänge:350mm
maximale Netzteillänge:190mm

Zuletzt geht mein Dank noch an die Arena Electronic GmbH (Chieftec Group) für die Bereitstellung eines Testexemplars.



2. Verpackung und Lieferumfang
Das Chieftec AL-01B-OP kommt sicher verpackt in einem braunen Karton, auf dem alle wichtigen Information und ein Bild des Gehäuses aufgedruckt sind. Im Inneren der Box und geschützt durch eine Folie und Styropor findet man dann den Tower.
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Im Lieferumfang befinden sich drei lange Kabelbinder, ein Tool zur Montage der Abstandshalter, ein Mainboard-Speaker, sowie alle wichtigen Schrauben die zur Montage benötigt werden.
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3. Ausstattung außen
Das Äußere des Midi-Towers ist sehr schlicht und unauffällig gestaltet. Das Frontteil ist aus Kunststoff gefertigt und eine Mischung aus Klavierlack und der Optik von gebürstetem Aluminium. Im oberen Bereich der Frontpartie findet man einen externen 5,25“- Schacht. Zieht man die Front ab, finden sich dahinter die Montagemöglichkeiten für bis zu drei 120mm- bzw. zwei 140mm-Lüfter. Der dritte 120mm-Lüfter kann allerdings nur installiert werden, wenn kein DVD-Laufwerk eingebaut ist. Obwohl das Frontteil aus Kunststoff gefertigt ist, wirkt es durch die Aluminium-Optik sehr wertig und stabil. Auffällig sind hier aber die recht eingeschränkten Belüftungsmöglichkeiten. Wie viele andere Hersteller auch, hat Chieftec die Öffnungen seitlich am Frontteil angebracht. Allerdings gibt es beim Falcon nur Öffnungen auf der linken und unteren Seite. Ob sich das negativ auf den Airflow auswirkt, werde ich in Abschnitt 5 näher untersuchen.
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Der Deckel ist schlicht und komplett geschlossen. Das I/O-Panel ist im vorderen Bereich der Deckelpartie angebracht. Vorhanden sind hier zwei USB 3.0-Anschlüsse, ein USB 2.0-Anschluss, ein Kopfhörer- bzw. Mikrofon-Anschluss, sowie ein Power-Schalter (weiß beleuchtet) und ein Reset-Knopf. Beide Schalter haben eine angenehme Haptik.
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Die Seitenteile sind beide komplett geschlossen und werden mit Rändelschrauben befestigt. Des Weiteren verfügen beide Seiten über praktische Griffmulden. Die Stabilität der Seitenteile ist für den veranschlagten Preis in Ordnung.
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An der Rückseite zeigt sich das Erscheinungsbild eines normalen Midi-Gehäuses. Das Netzteil wird unten montiert, darüber finden sich 7 PCI-Erweiterungslots und die Öffnung für die I/O-Blende. Zuletzt findet man an der Rückseite noch die Montagemöglichkeit für einen weiteren 120mm-Lüfter.
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An der Unterseite wurden zwei Staubfilter aus Mesh-Gitter angebracht. Die Gitter besitzen an den Rändern eine Auszugslasche und etwas dickeres Material. Dadurch lassen sich die Filter nach hinten bzw. nach vorne ausziehen. Da dieser Prozess aber immer noch recht schwerfällig ist, muss das Gehäuse bei der Reinigung der Staubfilter definitiv auf den Kopf oder die Seite gelegt werden. Damit das Netzteil auch genügend Luft bekommt, steht das Gehäuse auf vier Kunststoff-Füßen mit einer Schicht Gummi zur Entkopplung. Die Füße wirken stabil uns lassen das Gehäuse sicher stehen.
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4. Ausstattung innen
Die allgemeine Verarbeitung im Inneren ist gut. Es sind keine scharfen Kanten und Verarbeitungsfehler zu finden. Auch der Innenraum des AL-01B-OP ist komplett schwarz gehalten. Chieftec verwendet bei diesem Gehäuse einen sehr offenen Aufbau. Alle Kabel des I/O-Panels sind, mit Ausnahme der Kabelenden, schwarz gehalten.

Wie bereits erwähnt ist das Falcon-Gehäuse ist im Inneren sehr offen gestaltet. Hinter den Frontlüftern befinden sich keine Käfige sodass die Lüfter die Luft ungehindert in den Innenraum befördern können. Im unteren Bereich hat Chieftec eine schlichte Netzteilabdeckung angebracht. Diese deckt den kompletten unteren Bereich ab. Außerdem verfügt die Blende über eine große gummierte Öffnung für Kabel und Belüftungsöffnungen oberhalb des Festplattenkäfigs. Rund um die Montagefläche des Mainboards befinden sich weitere, ausreichend dimensionierte Kabeldurchführungen. Diese Durchführungen besitzen teilweise stabile Gummierungen. Das Mainboardtray wurde zudem mit einem sehr großen Ausschnitt für die CPU-Kühler-Montage ausgestattet.
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Zur Befestigung des externen 5,25"-Laufwerks sind ein Schraubendreher und Schrauben notwendig. Auf der Rückseite und versteckt unter der Netzteilabdeckung befindet sich ein Festplattenkäfig für zwei 2,5“/3,5“-Festplatten. Die verwendeten Rahmen sind aus Kunststoff, dienen zur werkzeuglosen Montage (nur für 3,5“) und besitzen keine Entkopplung. Über dem eigentlichen Laufwerkskäfig hat Chieftec noch zwei weitere Montagemöglichkeiten für 2,5“-Datenspeicher angebracht. Auch hier erfolgt die Befestigung ohne Werkzeug.
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Das Netzteil wird am Boden und ohne jegliche Entkopplung montiert.
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Testsystem
CPU:Intel Xeon E3-1230v3
CPU-Kühler:LC-Power Cosmo Cool LC-CC-120
Mainboard:Gigabyte H87M-D3H
RAM:4x 4GB Mushkin DDR3 1333Mhz
GPU:Asus HD 7850 DirectCUII 2GB GDDR5
PSU:be quiet! Pure Power 10 400W
SSD:Crucial MX200 250GB
HDD1:Toshiba 1TB 2,5“ 5400rpm
HDD2:WD Caviar Blue 500GB 7200rpm

Durch den offenen Aufbau bietet das Gehäuse viel Platz für Hardware. Auch mit großen Händen waren Zusammenbau und Verkabelung sehr schnell erledigt.

Die von mir verwendete Hardware findet im AL-01B-OP locker Platz. Entgegen der Angabe von maximal 150mm für den CPU-Kühler, hat in meinem Fall sogar der 152mm hohe LC-Power Cosmo Cool LC-CC-120 gepasst und hatte sogar noch etwas Platz zum Seitenteil. Grafikkarten dürfen maximal 350mm lang sein. Damit sollte nahezu jeder Grafikbeschleuniger in dieses Gehäuse passen. Da der Laufwerkskäfig vernietet ist, darf das verwendete Netzteil höchstens 190mm lang sein.

Bei der Verkabelung der Komponenten sind grundsätzlich keine Probleme aufgetreten. Im unteren Bereich des Gehäuses ist genug Platz um überflüssige Kabel zu verstauen. Zudem sind an diversen Punkten auch Laschen für Kabelbinder vorhanden. Etwas schade ist es aber, dass die gummierten Kabelöffnungen an den Stellen angebracht wurden, die vermutlich in 80-90% der Fälle vom Mainboard verdeckt werden. Die Gummierungen lassen sich zwar herausnehmen und in den anderen Kabelöffnungen befestigen, da diese Öffnungen aber eine andere Form haben, sitzen die Manschetten anschließend nicht perfekt.
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Um den Preis niedriger zu halten, hat Chieftec im Falcon keine Lüfter verbaut.

Die Montage von 3,5“-Festplatten erfordert durch die werkzeuglose Befestigung mittels Kunststoffrahmen nicht viel Arbeit. Allerdings wirkt die HDD nach dem Einbau in den Rahmen nicht wirklich stabil. Hier kann man aber mit einer Schraube Abhilfe schaffen. Der Einbau von 2,5“-Geräten in den dafür vorgesehenen Halterungen erfolgt ebenfalls werkzeuglos und konnte sehr einfach durchgeführt werden. Da die Kunststoffrahmen (3,5“ und 2,5“) leider über keine Art von Entkopplung verfügen, werden zumindest von 3,5“-Datenträgern gewisse Schwingungen an den Rest des Gehäuses übertragen. Das führt zu einem leichten Brummen im Betrieb. Ein weiterer Nachteil der Festplattenschlitten sind die Bohrungen für 2,5“-Geräte. Diese sind so weit nach hinten gesetzt, dass die Kontakte des Datenträgers nicht über den Schlitten herausragen. Das führt, in Abhängigkeit der Sata-Stecker des Netzteil, dazu, dass das Kabel eventuell nicht eingesteckt werden kann, wenn die SSD komplett verschraubt ist.
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Erweiterungskarten werden mit Schrauben befestigt. Vorher muss der Käufer jedoch noch die Slot-Blenden herausbrechen. Ersatzblenden sind leider keine beigelegt.

Das DVD-Laufwerk wird mit Schrauben befestigt. Die 5,25“-Schienen sind ebenfalls vernietet und können nicht entfernt werden.

Zur Wasserkühlung macht Chieftec keine Angaben. Nach ein paar Messungen habe ich aber festgestellt, dass eine 240mm-AiO in die Front passen könnte wenn kein DVD-Laufwerk verbaut wird.

Zuletzt habe ich noch ein paar Belastungstests in verschiedenen Varianten durchgeführt. Als Lüfter wurden zwei Arctic Cooling F12 in der Front und ein Fractal Design Venturi HF-12 im Heck eingesetzt. Der Belastungstest bestand aus 15 Minuten Prime95 und Furmark. Die Raumtemperatur lag bei ca. 21°C. Hier die Ergebnisse:

alle Lüfter mit dem normalen Lüfterprofil (maximal 1000rpm)
CPU: 69°C (Package)
GPU: 71°C

alle Lüfter mit dem normalen Lüfterprofil (maximal 1000rpm), ohne Frontpanel
CPU: 55°C (Package)
GPU: 70°C

Die Zahlen bestätigen meine Vermutungen aus Abschnitt drei relativ deutlich. Ohne Frontpanel ist die Temperatur der CPU 14°C geringer. Das deutet stark darauf hin, dass der Airflow durch die einseitigen Öffnungen im Frontpanel beschränkt wird. Hier wäre es eventuell sinnvoll gewesen auch die gesamte rechte Seite mit Belüftungslöchern auszustatten.


6. Fazit
Das Chieftec AL-01B-OP gehört äußerlich zu schlichten Gehäusen. Die Seitenteile und der Deckel sind komplett geschlossen was dem Gehäuse einen gewissen Silent-Faktor gibt. Lediglich die etwas asymmetrische Form der Front bricht die Schlichtheit etwas auf. Des Weiteren wirkt die Front durch die verwendete Aluminium-Optik sehr edel.

Auf der Habenseite bietet das Gehäuse eine schlichte Erscheinung, eine hohe Stabilität für die Preisklasse, gute Verarbeitung, genug Platz für diverse Hardware und Verkabelung, Staubfilter an der Front und im Boden und gummierte Kabeldurchführungen. Auch die werkzeuglose Montage der Datenspeicher ist teilweise als positiv zu bewerten.

Bei einem Preis von ca. 40€ kann es aber nicht nur positive Eigenschaften geben. Abstriche hat Chieftec bei der nicht vorhandenen Festplattenentkopplung und der kompletten Abwesenheit von vorinstallierten Lüftern gemacht. Eine weitere negative Eigenschaft des Gehäuses ist die nicht ganz durchdachte Staubfilterlösung. Die Filter sind recht grob und teilweise in der Front gar nicht vorhanden. Zudem sind die Lüfteröffnungen im Frontteil relativ klein und nur einseitig. Dadurch verschlechterten sich Airflow bzw. Temperaturen merkbar.

Wie vorher bereits erwähnt wurde, kostet das Gehäuse derzeit ca. 40€ exkl. Versand. Im Preisvergleich ist die Preisspanne von 35-45€ hart umkämpft und die Auswahl riesig. Da ich persönlich in diesem Preisbereich bis jetzt nur das Sharkoon S25-V testen konnte, werde ich dieses als Vergleich nehmen. Das Sharkoon bietet für den gleichen Preis in meinen Augen mehr als das Chieftec Falcon. Es ist genauso stabil und schlicht, kommt mit zwei vorinstallierten Lüftern, hat eine große gefilterte Öffnung im Deckel, einen besseren Front-Staubfilter, hat entfernbare Laufwerkskäfige und bietet zumindest leicht entkoppelte Montagemöglichkeiten für Festplatten. Lediglich die stabileren Kunststofffüße, die Optik der Front und die gummierten Kabelmanagement-Öffnungen sprechen beim veranschlagten Preis für das Chieftec Falcon.
Auch wenn das Chieftec AL-01B-OP grundsätzlich solide ist und das ein oder andere Feature bietet, wird es sich in meinen Augen nicht gegen die große Konkurrenz durchsetzen können und bekommt aufgrund der oben angesprochenen Punkte keine Kaufempfehlung von mir.

PositivNegativ
- gute Verarbeitung- keine Festplattenentkopplung
- stabiler Aufbau- keine vorinstallierten Lüfter
- Staubfilter (Front, Boden)…-… die aber recht grob und teilweise nicht durchgängig vorhanden sind
- 350mm Platz für Grafikkarten- Frontpanel verschlechtert Airflow
- werkzeuglose Montage der Datenträger…- …die bei 3,5“-HDDs etwas unsicher wirkt
- ausreichend Platz für CPU-Kühler bis zu einer Höhe von 150mm (inoffiziell auch etwas mehr)
- Silent-Faktor durch geschlossenen Aufbau
- Frontteil in gebürsteter Aluminium-Optik

Zuletzt geht mein Dank noch an die Arena Electronic GmbH (Chieftec Group) Bereitstellung eines Testexemplars.
 
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Reaktionen: raekaos, DefconDev und Baal Netbeck
Schönes Review. :)
Gar nicht schlecht, was man für 40€ so alles bekommt.
Mich persönlich stört die Optik der Front....glattes Plastik ist nicht mein Fall^^.
Das die Lüfter in der Front kaum Luft bekommen ist ja inzwischen ein gut gepflegter Trend....trotzdem blöd gemacht.

Ich habe mal ein Gehäuse für 33€ gekauft um da alte Hardware rein zu stopfen.....da ist das Gehäuse mit verbogenerm Seitenteil und eingedellter Struktur angekommen....in einer intakten Verpackung....es wurde also so verpackt.

Das habe ich dann reklamiert weil man ja nichtmal das Seitenteil abnehmen konnte.
Das Ersatzgehäuse hatte ähnliche Probleme, aber nicht so stark.....daher habe ich es selbst zurecht gebogen und verwendet. ;)
 
Also im Vergleich zu ein paar Jahren ist es schon beachtlich wie viele Features bei den aktuellen Gehäusen vorhanden sind. Es gibt ja schon Gehäuse mit Sichtfenster aus Glas für 40€ exkl.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Falcon kannte ich gar nicht, für so'n Reste Rechner genau das richtige.
Gute Review!


@Baal Netbeck
Ich verwende für kleine Bürorechner fast ausschließlich Chieftec Mesh XT-01B oder Chieftec UNI BD-02B
- klein, stabil, unempfindlich und es sieht nach Workstation aus, kosten auch sowas um 30-35,- €, mit andere Billiggehäuse hab ich auch schon einiges an schlechten Erfahrungen gemacht.
 
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