Mal meine Meinung zu NFS Shift 2, fast schon ein halbes Review

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Ich habe schon Shift 1 gespielt und nun auch Shift 2. Ich fahre das Spiel mit einem Logitech RumblePad 2 im Handling Modus Elite, manuelle Schaltung und ohne Fahrhilfen, außer Kupplung und ABS. Denn welches Fhzg. hat in der Realität schon kein ABS?!?
Nach dem ersten Rennen im Karrieremodus war ich geschockt, wie schlecht sich das Spiel steuern ließ. Ein Fehlkauf also?
Mitnichten! Einmal in die Optionen geschaut und schon war der Übeltäter gefunden: Die
Steuerung war mit einer Totzone von 84%(!) eingestellt. Auch die Empfindlichkeit usw. war
völlig falsch eingestellt.
Und hier liegt auch schon das Problem des Spiels: Das Spiel macht es einem nicht gerade leicht, ein realistisches Rennspiel zu erleben. An allen Ecken und Enden werden einem Steine in den Weg gelegt. Sei es die auf dem PC absolut
umständliche Steuerung der Menüs über weit verstreute Tasten-Kombinationen, bis zu den oben genannten Steuerungseinstellungen und ganz zu schweigen von den Fahrzeugsetups, doch dazu später mehr.
Steuerung also eingestellt und mit einer Alfa Gulietta die Karriere begonnen. Und siehe da, ich finde durchaus, dass die Entwickler einen
Fortschritt zu Shift 1 beim Fahrverhalten gemacht haben. Gerade am Anfang der Karriere mit den schwächeren Wagen merkt man deutlich, dass die Wagen sich nun insgesamt träger, gedämpfter und schwerer anfühlen. Die Wagen hoppeln nicht mehr so über die Strecke. Besagter Alfa neigte sich in Kurven, wippte über Bodenwellen nach oder knickte bei Senken in den Federn ein. Fühlt sich alles recht authentisch an. Zudem steuern sich alle Fahrzeuge sehr unterschiedlich, auch hinsichtlich ihres Antriebskonzeptes.
Die neue Helmkamera ist toll, insbesondere bei reduziertem HUD. Jedoch merkt man später, dass die Cockpitperspektive zum schnellen Fahren, insbesondere mit leistungsstarken Hecktrieblern deutlich besser geeignet ist. Denn wenn der Wagen ausbricht und sich relativ zur Fahrbahn dreht, gleichzeitig sich aber auch noch der Kopf relativ zur Fahrbahn und zum Fahrzeug(!) dreht und zum Kurvenscheitelpunkt hin schaut, spätestens dann wird es schwer zu erahnen wohin das Fahrzeug sich gerade dreht und ob man es durch Gegenlenken schon wieder eingefangen hat und man eiert in der Summe recht hilflos dahin.
Doch auch die Cockpitperspektive vermittelt ein absolut geniales Geschwindigkeitsgefühl. Erreicht wird dies durch MotionBlur-Effekte und durch wackeln der Kamera und des HUDs. In einer Senke z.B., wenn es das Fahrzeug zusammenstaucht, wird das Hud und die Kamera auch ein Stück mit nach unten gerissen. Wodurch das Gefühl entsteht man wird gerade durch die G-Kräfte nach unten gedrückt. Die ist meiner Meinung nach
das große Plus der Shift-Reihe: Das Vermitteln der Geschwindigkeit und der wirkenden Kräfte. Kein Vergleich zu dem sehr statischen und dadurch sehr "trockenen" und entkoppelten Fahrgefühl bei GranTourismo 5. (GT5: Cockpit ok; aber v.a. die statische Verfolgerkamera is furchtbar und gibt null Rückmeldung)
Steigt man in der Karriereleiter weiter auf und bekommt leistungsstärkere Wagen, merkt man jedoch, dass sich das Fahrverhalten gefühlt immer mehr verschlechtert. Das liegt zum einen an den teilweise
unterirdischen Standart-Setups fern jeglicher Realität und neutralem Fahrverhaltens und zum anderen daran, dass die Fahrzeuge, insbesondere die getunten, immer weniger ausbalanciert sind. Mit steigendem Leistungslevel und
Tuning steigt meist die PS-Zahl beträchtlich (teilweise locker über 1000PS.. ja ne is klar...),
aber der Grip steigt in keinster Weise im gleichen Maße. Zusammen mit den schlechten Standart-Setups führt das zu absolut schlechtem Fahrverhalten fernab von jeglichem Realismus.
Schraubt man jedoch gerne an den Setups herum und verzichtet auf übertriebenes Tuning, bzw. beschränkt dies auf nur moderates Leistungstuning und tuned v.a. das Fahrwerk/Bremsen/Reifen, dann, ja dann kann NFS Shift 2 ein sehr authentisches und realistisches Rennspiel mit einem unübertroffenem Fahrgefühl/Geschwindigkeitsgefühl sein. (Tipp zum Tuning: Die Stabis sind am wichtigsten um die grundlegende Balance eines Fahrzeuges einzustellen um ein Fahrverhalten von Unter-/Übersteuern zu einem neutralem zu bekommen. Bei Hecktrieblern ist das Differenzial noch wichtig.)
Auch an der Steuerung sollte man drehen.
Übrigens: Wie es besser geht zeigen die Entwickler selbst: Der Gumpert Apollo Works oder insbesondere die
GT1 und GT3 Fahrzeuge sind schon "ab Werk" sehr gut eingestellt und ausbalanciert. Viel Grip, präzises Handling, nicht zuviel Leistung (im Verhältnis zum Grip). Nur zu empfehlen!
NFS Shift 2 ist also kein Spiel bei dem man einfach drauf loslegt und immer und zu jederzeit ein realistisches Fahrgefühl bekommt, stattdessen muss man sich mit dem Spiel beschäftigen und einige Punkte beachten und einstellen (s.O.). Dann bekommt man ein sehr gutes und realitisches Spiel!
Oder anders ausgedrückt: Man kann sich das Spiel durch z.B. die Fahrwerkssetups selber so realistisch oder unrealitisch machen wie man will.
Schade ist nur, dass z.B. die Rekordrunden auf Youtube zeigen, dass man anscheinend schneller zu sein scheint, wenn man mit einem 1500PS Lambo in bester Rallymanier durch alle Kurven driftet, als wenn man ein Auto wie den Apollo Works mit viel Grip und Downforce wählt und dabei eine saubere Linie fährt.