Dann sei du bitte der Mann mit den 2 Platzwunden, dann weißt du's. Sorry, aber bei solchen Aussagen geht mir das Messer in der Tasche auf.
Ich kann mir auch keine feste Meinung über das Projekt an sich bilden. Mir leuchten Vor- wie Nachteile ein, und wenn sich die S-Bahn und der ICE im Tunnel ein Gleis teilen, dann ist automatisch Stress und Verzögerung vorprogrammiert. Wir wissen ja alle, wie präzise eine S-Bahn fahren kann, wenn der erstbeste Asi hinten die Tür aufhält um nochmal rauszuschauen, wenn alle Anderen nur nach Feierabend nach Hause wollen
Aber es ist doch klar, dass das Projekt so oder so viel zu teuer werden wird. Mir ist gerade kein Projekt bekannt, in das die Regierung irgendwie involviert ist (und somit unsere Steuergelder), das den veranschlagten Preis auch nur annähernd gehalten hat. Minimum das Doppelte ist doch normal, da einem dann auffällt, dass man was übersehen hat, und das kann man doch nicht bezahlen. Und das obwohl die Bahn der Bauherr ist, nicht der Staat oder das Land. Aber wer zahlt es am Ende? Der Steuerzahler. Und ich denke, dass die Leute in Stuttgart noch mehr zahlen als der gemeine Bundesbürger.
Ich finde es enorm bemerkenswert und bewundernswert, was hier im moment in diesem Lande entsteht. Eine neue Protestkultur, die es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. Der Deutsche geht auf die Straße und zeigt seinen Unmut. Vorher hat er alles über sich ergehen lassen und höchstens in der Eckkneipe in sein Bier gemurmelt "man kann ja eh nichts machen". Vielleicht hat man noch gegrinst, wenn man einen Artikel gegen das gelesen hat, gegen das man selbst ist. Aber auf die Straße gehen? Nein, das macht der Deutsche nicht. (Ich bin selbst deutscher und kann mich in meine eigene Kritik mit einreihen).
Nur was passiert? Erstmal baut die Schwarz-Gelbe Regierung ja wohl Mist an allen Ecken und Enden, verkauft unsere Energie, unsere Zukunftsfähigkeit und unsere Gesundheit an die Konzerne. Das macht die Menschen wütend. In Stuttgart gehen die Leute seit November letzten Jahres regelmäßig auf die Straße. Nichts passiert, aber jetzt lässt man nicht mehr locker.
Das zwingt die Regierung zum Handeln. Sie sagt, dass man verhandeln kann und baut weiter, wohl wissentlich, dass man irgendjemanden an einen Tisch setzt, der ein paar Argumente vorbringt, sonst ja und amen sagt und verspricht es weiterzugeben. Dann trifft man sich 2 Wochen später erneut zu dem gleichen Spaß. In der Zeit wird weitergebaut, bis sowieso nichts mehr aufzuhalten ist. Würde man gesprächsbereit sein, dann würde man schnell verhandeln und einen Baustopp anordnen, bis die Sache entschieden ist.
Aber das passiert nicht. Was passiert? Die Landesregierung (soweit zu sagen dass es die Bundesregierung war, will ich nicht gehen) geht mit Schlagstöcken, Wasserwerfern und Pfefferspray gegen ihre Bürger vor. Jeder darf friedlich demonstrieren. Das ist Grundrecht. Besetzen die Demonstranten einen Ort, den sie nicht dürfen, darf dieser Ort auch geräumt werden. Selbst Besetzungen von potentielen Randalierern werden "friedlich" geräumt, also alle weggetragen und ferngehalten. Der Einsatz von Gewalt ist nur bei ursprünglicher gewalt legitimiert. Heißt, randalieren die Protestierer, dann darf die Polizei auch Gewalt anwenden. Siehe den 1. Mai in Berlin. Da bin ich auch für Gegengewalt, wenn die Polizei angegriffen wird.
Aber nicht in diesem Fall, wo eine angemeldete Schülerdemo mit Anwesenheit des üblichen Mittelstandes niedergeknüppelt wurde. Ich habe keine Berichte gesehen, bei denen die Protestierer angegriffen oder Gewalt ausgeübt haben, weder bei den käuflichen Privaten Sendern, noch bei den eher Regierungsnahen Öffentlich-Rechtlichen, die bei der nächsten Gebührenerhöhung der GEZ auf Billigung der Regierung angewiesen sind. Zu viel überkritische Darstellung könnte da durchaus schaden.
Fakt ist, dass Gewalt gegen die Normalbürger angewandt wurde, nicht gegen den Schwarzen Block oder andere Randalierer. Und das ist keinesfalls in Ordnung, das darf in einem Rechtsstaat nicht sein. Warum sind denn bei so einer angemeldeten Schülerdemo Bundespolizisten anwesend? Es war doch keine Demo der AntiFa oder sowas, wo Krawall zu erwarten ist.
Wie dem auch sei, ich habe nach wie vor keine Ahnung, ob S21 sein muss oder ob das Abblasen des Ganzen nicht doch besser wäre. Aber was dort passiert (zumal sich rausstellt, dass die Baumfällungen wohl illegal waren) ist NICHT in Ordnung, und zwar vor allem von Seiten der Landesregierung aus.
Ich hoffe nur, dass Schwarz-Gelb dadurch das Genick gebrochen wird, und dass wir nächstes Jahr einen Regierungswechsel haben werden. Und wenn es so klingen mag, nein, ich werde definitiv auch nicht die Linken wählen. Und die Rechtsextremen noch viel weniger. Nur bevor jemand auf die Idee kommt, mich in eine dieser Ecken zu stellen, ich bin dann doch eher ein klassischer Wähler des Mittelstandes
