Wehrdienst/Zivildienst Pflicht zurück?

Incanus schrieb:
Ziel der Ausbildung ist den Willen der jungen Soldaten zu brechen, so dass sie keine eigenen Entscheidungen mehr trifft sondern gehorcht. Von der Logik her kann ich da nachvollziehen, Krieg ist unmenschlich, mit Menschlichkeit, logischem Denken und moralischen Bedenken kann man kein guter Soldat im tatsächlichen Kriegseinsatz sein...
Dann warst Du vermutlich in der falschen Einheit. Bei uns war von Willen brechen und erziehen zu Kadavergehorsam nie was zu sehen. Ausserdem widersprach diese angebliche Erziehung zum Kadavergehorsam immer dem Auftragsprinzip, das in der Bundeswehr schon immer Führungsprinzip ist. Unsere Soldaten sollten mitdenken und ihre Einheitsführer unterstützen können. Ausserdem müssen auch Mannschaftsdienstgrade schon mal in der Lage sein, eine Gruppe führen zu können, wenn ihr Gruppenführer ausfällt. Sowas erreicht man nicht, wenn man nur Soldaten hat, deren Willen man brechen musste, indem man sie nur schliff. Und natürlich sollten die Soldaten auch immer ihre moralische Integrität behalten, schliesslich wollte man ja keine potentiellen Kriegsverbrecher heranziehen, sondern Soldaten haben, die die Gesetze und Gebräuche der Kriegsführung beachten.

Offenbar reden wir hier von zwei unterschiedlichen Armeen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: whtjimbo, Samurai76, Joker (AC) und 4 andere
Also ja, das Essen war grausam, zumindest in den beiden Kasernen in denen ich war. Ich bin tatsächlich auch während der Grundausbildung nachmittags nach Hause und abends wieder in die Kaserne, nach dem Grundwehrdienst dann immer zu Hause. Bei 80 km pro Strecke und einem genügsamen Auto samt verständnisvoller Eltern ;) war das schon eine Wohltat.

Edit:
Auch bei uns war die Mehrzahl der Vorgesetzen wirklich in Ordnung, bis hin zum Feldwebel haben wir uns in unserem Bereich geduzt, nur der Hauptfeldfebel war da raus ;) Auch vorher während der Grundausbildung war unser Gruppenführer immer bemüht uns auch den Sinn hinter gewissen Maßnahmen zu vermitteln.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: knoxxi und areiland
Incanus schrieb:
Krieg ist unmenschlich, mit Menschlichkeit, logischem Denken und moralischen Bedenken kann man kein guter Soldat im tatsächlichen Kriegseinsatz sein.

Zumindest logisches Denken sollte vorhanden sein - als Soldat solltest du imstande sein, schnell und sinnvoll auf eine Änderung der Situation / eine Bedrohung angemessen zu reagieren.
In Kadavergehorsam auf die Anweisung des Vorgesetzten zu warten kostet zu viel Zeit.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: knoxxi, areiland und Madcat69
@Madcat69
Heimschläfer hatten wir nach der AGA auch sehr viele. Bei mir war das allerdings nicht möglich, weil ich rund 300Km Bahnkilometer von Südwestdeutschland bis an die thüringische Grenze hatte. Deshalb sass ich dann auch schon mal sechs Wochen in der Kaserne fest, wenn ich Wochenend UVD Dienste leisten musste oder andere Dienste anstanden.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: knoxxi
RedPanda05 schrieb:
was? Die wollen anständig bezahlt werden und nicht ausgebeutet werden 😱
Na ja, die Anspruchshaltung an das Gehalt ist bei der Generation nach meinen Eindrücken häufig fragwürdig. Wir haben auch regelmäßig Praktikanten hier oder Azubis, die auf die Frage, was sie meinen, nach der Ausbildung zu verdienen, nicht selten sagen, dass das schon so mindestens 3.000 Netto zum Einstieg sein müsste.
Viel Spaß, wenn sie in der Realität ankommen.

Zur Wehrpflicht bzw. Pflicht zum Ersatzdienst:
Ich habe da keine Eindeutige Meinung, auch aus eigener eher schlechter Erfahrung, insbesondere mit dem Amt für Zivildienst.
Eine generelle Musterung ist angesichts der Weltlage wohl nötig. Der Dienst muss aber auch attraktiv genug sein.

Imho darf Gleichberechtigung auch keine Einbahnstraße sein und auch Frauen müssten dann herangezogen werden. Da eine Änderung der Wehrpflicht eine Dreiviertelmehrheit bräuchte, müsste man es also dann über einen Ersatzdienst regeln.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: MAYvonBlei
Es wird ja weiterhin auch dabei bleiben, dass man selbst während der Grundausbildung und bei der späteren Dienstpostenausbildung dann immer noch sein Kriegsdienst verweigern kann.
Aus einem anfänglichen Ja zur Bundeswehr kann dann der Wehrpflichtige somit immer noch sich umentscheiden und aussteigen.

@Thane

Ein Ersatzdienst für Frauen müsstest du doch ebenfalls im Grundgesetz fest verankern, oder nicht?
 
areiland schrieb:
Offenbar reden wir hier von zwei unterschiedlichen Armeen.
Du redest offensichtlich von einer, die nur der eigenen Verwaltung dient, nicht einer für den Kriegseinsatz.

Viele der Berufssoldaten, die ich in meiner Zeit nach der Grundausbildung kennenlernte waren im Grunde auch nur Verwaltungsbeamte in Uniform. Es wurden Ersatzteillisten für Flugzeuge verwaltet. Ein eintöniger und langweiliger Job, überarbeitet hat sich da keiner, auch wir Wehrdienstleistenden nicht. Mit Militär hatte das dann abgesehen von einem halben Kompanietag in der Woche, einem einwöchigen Manöverschießen und gelegentlichen Wachdiensten aber auch nichts zu tun.

Das hat aber alles nicht mit der geforderten Wehrtüchtigkeit zu tun. Wenn wir uns tatsächlich auf den Ernstfall hier in oder um unser Land vorbereiten, ist da etwas ganz anders notwendig.
Araska schrieb:
als Soldat solltest du imstande sein, schnell und sinnvoll auf eine Änderung der Situation / eine Bedrohung angemessen zu reagieren.
Dazu wurden wir als Fußvolk damals aber nicht ausgebildet, da ging es nur darum Befehlen zu folgen.
 
Ich gehöre zu denen die auch noch die Musterung durchlaufen mussten, hab mich für den Zivildienst entschieden, für die BW war ich nicht Mann genug zu der Zeit.
Die Arbeit damals hat mich durchaus manchmal nerven gekostet, trotzdem war es sehr sinnvoll in der Pflege bzw. in der Klink zu helfen. Mir hat es nicht geschadet, es war ne interessant und wichtige Zeit. Ich würde ein verpflichtens Jahr beim Bund oder alternativ als Zivi begrüßen.
Zwecks Militär denke ich heute anders als damals. Ein Land muss sich verteidigen können, es ist keine Selbstverständlichkeit Sicherheit, Freiheit und Wohlstand zu haben, es muss immer auf neue verteidigt werden.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: dunklefee und Queediab
_killy_ schrieb:
@Thane

Ein Ersatzdienst für Frauen müsstest du doch ebenfalls im Grundgesetz fest verankern, oder nicht?
Puh, das müsste ich tatsächlich auch recherchieren. Gut möglich.
Ich hätte jetzt gedacht, dass man dann alternativ zum Wehrdienst ein soziales Jahr machen müsste. Aber dann fehlt wahrscheinlich die rechtliche Grundlage zur Verpflichtung.
 
Incanus schrieb:
Du redest offensichtlich von einer, die nur der eigenen Verwaltung dient, nicht einer für den Kriegseinsatz.
Mich deucht eher, dass Du die damalige Wehrpflicht so dermassen als Zwangsdienst empfunden hast, dass Du für die Bundeswehr nie mehr als Verachtung empfinden konntest.

Wir waren damals tatsächlich kriegstüchtig und einsatzbereit und der weit überwiegende unserer Soldaten empfand den Dienst nicht als Zwang. Auch haben wir uns und unsere Soldaten nicht bloss verwaltet, das überliessen wir anderen.

Aber ich war auch beim Heer, da lief das wohl etwas anders als bei der Luftwaffe, die für sich ohnehin ein etwas anderes Selbstverständnis reklamiert.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: knoxxi und Madcat69
areiland schrieb:
Aber ich war auch beim Heer, da lief das wohl etwas anders als bei der Luftwaffe, die für sich ohnehin ein etwas anderes Selbstverständnis reklamiert.

Heh; keine Seitenhiebe auf die Luftwaffe, nur weil du es kannst ;)

Zumindest unser Geschwader war damals ebenfalls vollständig kriegstüchtig und einsatzfähig - zumindest, wenn man den TACEVAL-Ergebnissen glauben durfte...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: knoxxi
Incanus schrieb:
fast die gesamte Längsseite war mit Ausgabestationen für Flaschenbier ausgestattet. Das war organisiertes Komasaufen.
War bei uns zum Glück nicht so, unser Mannschaftsheim war auch eher klein, ich saß da ab und an recht gern mit einigen wenigen, die sich nicht der Komasaufparty anschlossen. Aber evt. sagt hier einigen der BW-Standort "Munster" was und dort gab es zu meiner Zeit den "Waldkater" als "Soldatenkneipe". Und dort wurde von der Mehrzahl der Soldaten in meiner Kompanie der Sold tagein tagaus versoffen. Bei manchen habe ich mich echt gefragt, wie die nächsten Tag auf den Beinen stehen konnten...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: knoxxi
omaschabubu schrieb:
In meinem Augen ist das was vielen jungen Erwachsenen heutzutage fehlt.
Ich bin froh das es an mir vorbei gegangen ist und wenn ich höre was diejenigen die es doch erwischt hat in ihrer Wehr/Zivizeit gemacht haben ist das Pure Lebenszeitverschwendung. Schlimmer noch wenn man wie 2 meiner Kommilitonen im ersten Semester gezogen wird.
 
@BOBderBAGGER Das ist echt was, das darf nicht passieren. Entweder vor dem Studium/der Ausbildung oder eben danach, aber nicht mittendrin.
 
areiland schrieb:
Mich deucht eher, dass Du die damalige Wehrpflicht so dermassen als Zwangsdienst empfunden hast, dass Du für die Bundeswehr nie mehr als Verachtung empfinden konntest.
Ich weiß nicht, wie Du auf 'Verachtung' kommst, aber dass der Wehrdienst etwas ganz anderes ist, als das Leben als Zeit- oder gar Berufssoldat sollte klar sein. Um ersteres ging es hier in dem Thread.
 
@Madcat69
Joa das war damals halt so bei der Ausbildung bin ich 100% sicher, im Studium konntest iirc in den ersten 2 Semestern ohne wenn und aber gezogen werden.
 
Araska schrieb:
Heh; keine Seitenhiebe auf die Luftwaffe, nur weil du es kannst ;)
Ich wollte die Luftwaffe nicht zurücksetzen! Nur ist die halt auch eine Teilstreitkraft, die in der angenehmen Lage ist, ihre Einsätze aus gehöriger Entfernung zu starten und das schlägt sich eben auch im eigenen Selbstverständnis nieder.

Wir waren in neun Kilometer Entfernung zu der Linie stationiert, von der aus damals ein Angriff zu erwarten gewesen wäre. Als Panzeraufklärer hätten wir auch sofort mitten im Geschehen gestanden und das bildet sich eben zwangsläufig ebenfalls darin ab wie man miteinander umgeht und wie man seine Soldaten behandelt. Deshalb gabs bei uns immer sehr kurze Wege und jede Schleiferei unterblieb.

Bei uns gabs von vornherein immer klare Aufgabenverteilungen, durch die man mir schon als Mannschaftsdienstgrad zusätzlich Routineaufgaben zuordnete, für deren Ausführung keine gesonderten Befehle mehr erteilt wurden. Das ergab sich dann aus dem Dienstplan der nächsten Woche. Z.B. bereitete ich alles vor was mit Schiessen zu tun hatte und bekam enstprechend nur noch die Munitionsanforderungen hingelegt, die ich dann beim Muntrupp abzugeben hatte. Um den Rest hatte ich mich unaufgefordert selbst zu kümmern. Also kurz vor dem Schiessen beim Kompanietrupp die Schiesskladde holen, mit zwei meiner Soldaten beim Muntrupp die angeforderte Munition abholen und damit dann selbstständig zum Schiessstand marschieren. Genauso lief es mit der Funkausbildung, wenn die auf dem Dienstplan stand, war es meine gesetzte Aufgabe die benötigten Geräte (oft einfach auch FF OB/ZB) zu besorgen und beim Fernmeldetrupp die Frequenzen zuteilen zu lassen. Ausserdem hatte mein Zugführer recht schnell herausgefunden, dass ich gerade mit dem Funk und den SEM35 und SM/EM 25 sehr affin war (ich hatte zu meiner Schulzeit CB Funk betrieben) und liess mich daher recht schnell die entsprechenden Zugführerunterrichte halten.

Zusammen mit den zwölf bis achtzehn Soldaten die ich als Gruppenführer zu führen hatte, war das für einen knapp zwanzigjährigen Soldaten schon ziemlich viel Verantwortung und ein grosser Vertrauensbeweis seitens meiner Vorgesetzten.
Ergänzung ()

Incanus schrieb:
Ich weiß nicht, wie Du auf 'Verachtung' kommst, aber dass der Wehrdienst etwas ganz anderes ist, als das Leben als Zeit- oder gar Berufssoldat sollte klar sein. Um ersteres ging es hier in dem Thread.
Ich hab meinen Dienst selbst als W15 angetreten und hab auch diese Zeit damals nie als Belastung oder vertan angesehen. Siehe oben, da hab ich beschrieben wie man mich schon als Wehrpflichtigen behandelt hat!
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: knoxxi
TheManneken schrieb:
Wieso "für ein Land"? Wieso nicht für die Familie, Freunde, Kinder, Heimat... diejenigen, die man liebt, die man schützen möchte vor Flucht, Vertreibung und Mord?
Dann greife ich als Zivilist nicht zur Waffe, sondern fliehe. Ich bin Zivilist und kein Soldat.

Wenn ich Familie oder gar Kinder habe, bin ich der Erste, der das Land verlässt. Ich bleibe doch nicht mit meiner Familie in einem Land, welches ernsthaft angegriffen wird. Wenn ich meine Familie liebe, bleibe ich doch nicht hier.

Und irgendein Argument von "Du genießt die Privilegien von Deutschland, aber bist nicht bereit es zu verteidigen." zählt meiner Meinung nach überhaupt nicht. Ich lebe permanent in Deutschland und zahle permanent Steuern. Ich gebe also etwas. Und dieses etwas geht im Übrigen auch in Teilen in die Rüstungsindustrie.

Das kann, auch wenn man sich das heutzutage quasi nicht mehr vorstellen kann, auch andersherum gehen, denn bei den ersten beiden Weltkriegen ging es in Deutschland nicht ums verteidigen. Im Gegenteil.

Wenn ein Staat es mit Freiwilligkeit nicht hinbekommt, sollte der Staat vielleicht darüber nachdenken, warum das so ist. Wenn sich jemand freiwillig meldet, ist es absolut kein Problem. Jeder kann ja für sich entscheiden.

In der ganzen Diskussion kommt mir auch die NATO viel zu kurz.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: WhiteHelix, dideldei und Kuristina
Thane schrieb:
Puh, das müsste ich tatsächlich auch recherchieren. Gut möglich.
Ich hätte jetzt gedacht, dass man dann alternativ zum Wehrdienst ein soziales Jahr machen müsste. Aber dann fehlt wahrscheinlich die rechtliche Grundlage zur Verpflichtung.

Genau das wäre m.E. der falsche Weg. Damals fand ich es ein Unding, dass man trotz Verweigerung einen Ersatzdienst leisten sollte.
Eine Wehrpflicht sollte eine Wehrpflicht sein. Sie sollte dazu dienen, möglichst neue Soldaten zu rekrutieren und sie sollte auf Freiwilligkeit basieren. Sprich, jeder Mann darf gemustert werden - aber man sollte weiterhin den Kriegsdienst verweigern können ohne dafür die STRAFE eines Zivildiensts leisten zu müssen.

Ich kann @Skaiy nur zustimmen, die Bundeswehr braucht Menschen die es wirklich wollen. Ich fand damals die Kameraden echt ermüdend, die einfach ihren Wehrdienst ableisten wollten und nur so halb oder gar nicht mitgemacht haben einfach nur belastend. Da damals noch der Zwang zum Zivildienst herrschte, hatte man so auch weniger motivierte Rekruten dabei gehabt.

Das jetzige Modell mit der deutlich angehobenen Bezahlung und die Möglichkeit PKW/LKW Führerschein bei der Bundeswehr zu machen, erhöht m.E. schon deutlich den Freiwilligendienst. Dies kann aber nur ein erster Schritt sein.
 
_killy_ schrieb:
Sprich, jeder Mann darf gemustert werden - aber man sollte weiterhin den Kriegsdienst verweigern können ohne dafür die STRAFE eines Zivildiensts leisten zu müssen.
Das ist keine 'STRAFE', sondern die Alternative für Menschen die ihren Dienst nicht an der Waffe verrichten wollen oder können. Wenn schon eine Pflicht einen Dienst zu verrichten existiert, dann für alle.
_killy_ schrieb:
Das jetzige Modell mit der deutlich angehobenen Bezahlung und die Möglichkeit PKW/LKW Führerschein bei der Bundeswehr zu machen, erhöht m.E. schon deutlich den Freiwilligendienst.
Was aber keinesfalls die die Bereitschaft erhöhen muss, einen Dienst mit Überzeugung und Einsatzwillen auszuüben.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: qiller
Zurück
Oben