Welche "Big Player" Distro und welchen Desktop?

kim88 schrieb:
das ist dann der Punkt wo die Nerds nicht mehr mitsprechen können, da sie am Abend die Bootzeit ihres Linux Systems optimiert haben :p)
Volltreffer! :D :D :D

Mein Wettbewerb spitzt sich zu.

Derzeit sind Ubuntu 22.04LTS sowie Fedora 36 Workstation im Rennen (mit kleiner Ausnahme).

Ich hätte es nie von mir erwartet, aber ich verstehe langsam, was GNOME macht und wofür es steht und auch warum es im Businessbereich durch die Distros gepusht wird. GNOME ist echt widerspenstig wenns um Customizing geht. Und das ist vllt auch ganz gut so, wenn nicht jeder Mitarbeiter seine komplett individuelle weltweit einzigartige Konfiguration hat (der feuchte Traum eines jeden Neckbeards). Stattdessen haben alle eine vorgegebene Arbeitsfläche mit vorgegebenen Funktionen und die Admins haben eher ein leichtes Spiel was wiederzufinden, wenn jemand was hat/braucht.

Ja, ich hatte unter GNOME sofort meine Momente, wo ich als Nutzer mir wünschte die Uhrzeit rechts zu haben, das Panel etwas durchsichtig zu machen, dies dahin verschieben, das dorthin etc (ja, für all das gibts Extensions und alles machbar. Nur eben nicht out of the box). Wo ich bei Fedora noch auf Hürden stieß war, dass gewisse Extensions noch nicht offiziell GNOME42 unterstützen (vermutlich nur eine Frage der Zeit und nicht Fedoras Schuld).

Hier glänzt Ubuntu mit seiner (für Neckbeards blasphemischen) hybriden Art, wo GNOME 41 und 42 gemishmashed werden, um alle diese Leckerlies doch out of the box zu bieten. Hier also gefühlt noch mehr der Fokus auf den privaten Desktopnutzer der sofort Komfort haben möchte (Stichwort: Desktopicons, seitliches Panel direkt auf dem Desktop vorhanden etc).

KDE ist der absolute Traum was Customization angeht, aber die Einstellungen sind noch nicht mal unbedingt nur auf Abruf sichtbar, sondern gefühlt bei jedem Element direkt mit dabei. Ich öffne eine Benachrichtigungsschaltfläche und kriege sofort die Schaltfläche das Ding zu customizen. Kann mir nur zu gut vorstellen, dass das gewisse Nutzer überfordern könnte und der Übersichtlichkeit dessen was man eigentlich sehen will nicht gut tut.

Ubuntu und Fedora (jeweils die Flaggschiff GNOME Versionen) haben für mich am ehesten das subjektiv empfundene Gefühl von "Produkt". Viele Distros mit ihren gewählten DEs haben eher das Gefühl von Baukasten für Ultranerds, oder Spielwiese für Entdecker oder oder. Aber diese beiden haben das Gefühl von einem fertigen Produkt. Hier kommt es und es sieht aus wie es aussieht, weil wir Devs uns was dabei gedacht haben. Benutz es. Ja, in Linux-Manier kannst du alles tweaken, aber in das Out-Of-The-Box Produkt ist per se schon viel Ressourcen geflossen.

Da ich mich gerade zwischen den beiden nur schwer entscheiden kann, verwende ich LMDE 5 Cinnamon. Dort reizt mich die durch Mint so einsteigerfreundlich gestaltete Systemverwaltung (Treiber, Codecs, Paketquellen mit schönen Flaggen und Geschwindigkeitsmessungen der Server etc, auch wenn ich das vermutlich nur einmal einstelle und nie wieder anfasse).

Lustigerweise kommt wieder der Neckbeard: Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sowohl in Ubuntu als auch in Fedora komplett zufrieden werden könnte, aber ich habe Sorge, das Corporate Design kaputt zu machen.

Ubuntu kommt unverkennbar daher. Dieses Lila/Orange und eher dunkel/gemütlich zieht sich ja durchs System (und ich finds klasse!). Wenn ich da ein fröhliches helles Wald/Strand/Wiese Wallpaper mache hab ich das Gefühl, dieses Corporate Design zu zerschießen.

Fedora ist da schon eher freier. Das hat ja seine eher kühlen Allerwelts-Designs in hell+blautöne. Da sind Veränderungen nicht so ins Auge stechend.

Ubuntu wiederum gibt mir das Gefühl (eben durch so Spielereien wie Vermischung von GNOME 41/42) dass sie für den User die Extrameile gehen und da was feines herzaubern.


Unterm Strich habe ich mir aber ein ziemlich nüchternes und tolles Entscheidungskriterium angeeignet, das auch ihr hier im Forum oft vorstellt: funktioniert mit dieser Distro/diesem DE alles? Drucker ootb, Wifi ootb, WINE + meine Lieblingsspiele, Handy verbinden, Datenträger erkennen weiß der Teufel was. Was bringt es mir, eine Distro zu nehmen weil ich das Logo, den Klang des Namens oder das Standing/Ruf mag, wenn ich erstmal eine Schlammschlacht veranstalten muss, ums überhaupt nutzen zu können.

Ich bin weg davon, mit einer Distro/DE eine Ehe einzugehen("ich bin ein KDE-Typ oder ich bin ein Antix-Typ und basta"). Es wird sich eh irgendwann verändern oder ganz weggehen. Da emotional attatched zu sein reißt einen irgendwann raus. Es ist ein Werkzeug und lediglich Übermittler/Medium um die tatsächlichen Aufgaben/Dinge zu erledigen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Nefzul
McMoneysack91 schrieb:
Fedora ist da schon eher freier. Das hat ja seine eher kühlen Allerwelts-Designs in hell+blautöne. Da sind Veränderungen nicht so ins Auge stechend.
Fedora nutzt halt das Default Gnome Theme - seit eh und je - keine Upstream Anpassungen. Aber ja das Ubuntu Yaru Theme - ist gerade in der dunklen Variante ziemlich hübsch.

Ich bin damals von Ubuntu weg, als von Gnome zu Unity gewechselt haben - bin halt ein Gnome Kind seit eh und je.
Ging damals zu Fedora - dann zu POP_OS, als POP_OS angekündet hat einen eigenen Desktop zu basteln bin ich wieder zu Fedora.

Am Ende ist es nicht wirklich relevant - eben arbeiten tut man mit Programmen und ob ich nun das "Firefox" Icon und Ubuntu, Fedora oder sonst was anklicke ändert nicht viel. Und ob ich nun "apt update && apt upgrade" oder "dnf update" eingebe - ist eigentlich auch ziemlich egal.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Feuerbiber, Nefzul und McMoneysack91
@kim88 dein pur utilitaristisches Denken hätte ich gerne :D Okay, wenn ich ds hätte, wäre ich vermutlich bei Windows 11 gelandet XD

Naja, es wird sich weiter zuspitzen. Ich teste beide gerade gegeneinander was meine daily usage angeht. Video Editing, WINE/Spiele, Multimedia, Drucken/Scannen etc. Der, der am wenigsten buggt und glitcht und am meisten out of the box beherrscht, wird vermutlich das Rennen machen :)
 
Gnome hat den Vorteil, dass die -wie du sie nennst- "Big Player" drauf setzen. Und da ist natürlich auch das Geld da. RedHat, Cannonical und SUSE bezahlen Mitarbeiter, die an Gnome mitarbeiten. Das merkt man auch in der Qualität. Gnome läuft -gerade unter Wayland- viel runder als Plasma.
Versteh mich nicht falsch, ich will weder Plasma noch einen anderen Desktop schlechtreden, und wem Plasma zusagt, es ist auch ein Desktop, der phantastisch aussieht. Wer darauf steht, und gerne an seinem Desktop rumschraubt, wird hier definitiv glücklicher werden. Der Unterschied für mich ist einfach, dass ich bei Gnome (vom finanziellen Hintergund mal ganz abgesehen) viel mehr den Eindruck habe, dass da ein Konzept dahintersteht. Ob das jedermans Sache ist -oder gefällt- sei mal dahin gestellt. Aber die Gnome Entwickler haben eine klare Linie, und ziehen das auch durch.
Der AppIndikator ist meines Wissens rausgeflogen, weil es keine vernünftigen Standards für Tray-Icons und deren Kontextmenüs gibt. Was passiert aber: Das typische Gnome-Bashing geht los, á la "die streichen ja alle Features". Ja, vielleicht sollten die Entwickler in einigen Dingen ein bisschen offener sein, aber ich denke mir, die wissen schon was sie machen und setzen das so um, wie sie sich das vorstellen.

Bei Plasma habe ich das Gefühl, dass es genau das Gegenteil ist: Da wird zuviel auf Vorschläge eingegangen. Es wird zwar auch viel entwickelt wird, aber teilweise wirkt das so, als ob jeder irgendwie vor sich hinwerkelt. Die Qualität von Plasma ist zwar im Vergleich zu früher wesentlich besser geworden, aber gerade mit jedem neuen Release gibt's zu neuen Features auch recht viele neue Bugs. Inzwischen hat man ja auch die "“15-Minute Bug Initiative" ins Leben gerufen, was aber recht schleppend vorangeht. Es ist natürlich interessanter, neue Features zu programmieren, als Bugs zu beheben, was ich auch verstehe.

Das Tolle ist aber schlussendlich, dass jeder die Wahl hat, das zu nutzen, was ihm am besten zusagt und womit er am besten zurechtkommt.

Bei mir ist's mittlerweile Gnome, wenn man sich mal an die Bedienung gewöhnt hat (und auf das Konzept von Gnome eingelassen hat), ist der Arbeitsfluss unglaublich intuitiv und geht gut von der Hand.

Ich gebe aber gerne zu, dass mir KDE Plasma vom Aussehen teilweise besser gefällt, gerade mit Custom-Themes. Da gucke ich heimlich etwas neidisch zum Rechner meiner Frau, die Plasma nutzt. ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: McMoneysack91 und GrayWolf
McMoneysack91 schrieb:
Naja, es wird sich weiter zuspitzen. Ich teste beide gerade gegeneinander was meine daily usage angeht. Video Editing, WINE/Spiele, Multimedia, Drucken/Scannen etc. Der, der am wenigsten buggt und glitcht und am meisten out of the box beherrscht, wird vermutlich das Rennen machen :)
Nefzul schrieb:
Gnome hat den Vorteil, dass die -wie du sie nennst- "Big Player" drauf setzen. Und da ist natürlich auch das Geld da. RedHat, Cannonical und SUSE bezahlen Mitarbeiter, die an Gnome mitarbeiten. Das merkt man auch in der Qualität. Gnome läuft -gerade unter Wayland- viel runder als Plasma.

Ich find's immer wieder interessant, was bei anderen alles so glitcht und buggt und unrund läuft. Entweder das ist Quark, ich bin zu blöd das wahrzunehmen oder ich habe lauter Zauberlinuxe installiert. 🤷🏻‍♂️
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: sedot und kim88
Ja Gnome auf Fedora glitcht irgendwie komsich. Auf Ubuntu läuft Gnome dagegen flüssig.
 
@GrayWolf Alte Grafikkarte / Chip ohne funktionierende 3D Beschleunigung? Ubuntu liefert da einen Patch mit das die Shelle dennoch flüssig läuft (auf Kosten der CPU). Fedora liefert diesen Patch seit Fedora 36 nicht mehr aus.
 
vmware Player mit Fedora Settings auf einem Gaming PC. Gnome ist auch nur behäbig mit Fedora auf Ubuntu läuft es sehr flüssig.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: GrayWolf
Feuerbiber schrieb:
Ich find's immer wieder interessant, was bei anderen alles so glitcht und buggt und unrund läuft. Entweder das ist Quark, ich bin zu blöd das wahrzunehmen oder ich habe lauter Zauberlinuxe installiert. 🤷🏻‍♂️
Das ist natürlich auch immer von der Hardware, der DE und anderen Faktoren abhängig. Bei meiner AMD RX 5700 XT unter KDE Plasma 5.23 und Wayland hatte ich immer wieder das Problem, dass die Plasmashell gecrasht ist. Unter X11 ist das nicht aufgetreten. Beim Herunterfahren hing noch irgendein KDE Prozess, was das Ganze verzögert hat. Mit Gnome hatte ich unter Wayland keinerlei Probleme , weshalb ich (unter anderem) erst mal bei Gnome geblieben bin. KDE 5.24 hatte ich getestet, da war es dann merklich besser.
Klar kann es natürlich sein, dass bei dir diese Probleme nicht aufgetreten sind, vielleicht war/ist es einfach bei mir eine unglückliche Konstellation. 🤷‍♂️
Dass es bei KDE merklich mehr Probleme unter Wayland gab, kannst du z.B. auch bei Tests oder Benchmarks bei phoronix.com nachlesen. (Wobei ich mir aber fairerweise dort aber auch Tests mit den aktuellsten DEs/Distributionen wünschen würde, weil das in meinen Augen aussagekräftiger ist.)
 
@Nefzul danke für diesen ausführlichen Beitrag!

Nefzul schrieb:
aber ich denke mir, die wissen schon was sie machen
DAS ist eine Einstellung die ich mir unbedingt angewöhnen sollte. Ich bezweifle nämlich sehr stark, dass sich Leute hinsetzen und auf der To Do Liste stehen haben "wie kann ich das Nutzererlebnis möglichst bekloppt gestalten?". Irgendwas wird man sich doch schon dabei gedacht haben. Zumal das keine Philosophen sind die da sitzen und darüber diskutieren, sondern Leute, die 100.000x mehr vom Coden und von Funktionalität verstehen als ich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Nefzul
Zurück
Oben