Zeitarbeit - was haltet Ihr davon?

Das Gehalt hängt in erster Linie von der Art der Tätigkeit ab. Die Zeitarbeitsfirmen suchen schließlich nicht nur Aushilfskräfte, auch wenn hier die Bedarfsschwankungen am größten sein dürften. Sie übernehmen oft die schwierige Suche nach spezialisierten Fachkräften. Wenn ein Unternehmen z. B. einen Bilanzbuchhalter sucht und keinen findet, dann kann es durchaus Sinn machen, sich an eine Zeitarbeitsfirma zu wenden.

Vieles hängt von der individuellen Qualifikation und von der Anzahl der Bewerber ab. Kein Wunder also, dass ein Postzusteller kaum etwas verdient, weil die Konkurrenz groß ist. Ein Biochemiker dagegen wird sich seinen Job möglcherweies aussuchen können. Und wenn so jemand händeringend gesucht wird, spielt das Gehalt auch nur noch eine untergeordnete Rolle.
 
aber ein biochemiker wird, solange nichts für ihn da ist, auch nur billiger lagerist oder so. und wenn er dies verweigert isser raus. so einfach ist das. die zeitarbeitsfirmen machen sich doch kaum die mühe für sowas.

sers, fire
 
Aus Unternehmersicht ist Zeitarbeit klasse.
Man bekommt Leute sehr kurzfristig, kann sie sehr schnell loswerden und im Einzelfall kann man besonders gute Leute übernehmen ohne sich vorher Gedanken um die Vorbereitung der Auschreibungen und des Annoncierens zu machen. Man bekommt sozusagen eine Probezeit vor der Probezeit.

Für die Arbeitnehmer ist es schiere Sklavenarbeit, ohne Perspektive, ohne Sicherheit. Sie haben keine Sicherheit was die Arbeitszeiten angeht, was den Arbeitsweg angeht - weil sie ständig die Firma wechseln und nicht wissen wohin ihr nächster Einsatz sie führt. Nach längerem Einsatz nimmt die Chance bei einer Firma übernommen zu werden immer weiter ab, weil Unternehmen auch prüfen wie lange schon jemand Zeitarbeit macht - und Leute die das schon lange machen werden kaum noch übernommen (weil ja man ja annimmt das andere Firmen gute Leute schnell übernehmen bzw. schlechte Leute bei Zeitarbeitsfirmen hängen bleiben).
Die Bezahlung ist mies und viele Zeitarbeitsfirmen bieten nur Knebelverträge an. Wer einen Job ablehnt weil der Weg zur Arbeit unzumutbar ist (ohne Auto geht oftmals nichts) bekommt keine Bezahlung oder bekommt keine guten Angebote mehr.
 
Und wer nach 3 monaten eine erhöhung des lohnes bekommen soll, der wird kurz vorher woanders eingesetzt, damit die zeitarbeitsfirma immer soviel wie möglich abgreifen kann.

am besten war die lüge meiner disponentin: "auch wenn sie in ihrer tätigkeit erst angelernt werden müssen, so bekommen sie keine höhere gehaltsstufe, da die uns ja auch nicht besser bezahlen."
und darauf werden die geschult. bei sowas werd ich immer aggressiv.

ist übrigens ähnlicher beschiss wie die ganzen versicherungsfirmen, thread dazu gibt es hier im forum.

sers, fire
 
Salut,

nur weil du mal voll in die Scheisse gelangt hast, solltest du das bitte nicht verallgemeinern. Allein in Stuttgart und uMgebung gibt es ~ 40 Zeitarbeitsfirmen. Dass darunter ein paar Firmen sind, die mit etwas eigenartigen Mitteln und Methoden arbeiten, ist klar. Es gibt in jeder Branche solche und solche. Man muß schon etwas selektieren und nicht das billigste Angebot nehmen. Wenn ich einen Lagerarbeiter anfrage und bekomme eine Auskunft ähnlich wie 'egal welchen Preis Sie mir nennen, ich gehe drunter), dann lasse ich die Finger weg.

Ich erlaube mir auch durchaus immer wieder die ausgeliehenen Personen darauf abzufragen, wie ihre Vertragsbedingungen sind. Und werde ggf. darauf reagieren. Geld ist nicht alles. Wenn ich jemand als Leiharbeiter bekomme, der eine Einstallung hat wie du, ebenfalls Finger weg.
 
FuManchu hat es doch schön zusammengefasst, es kommt immer sehr auf den Blickwinkel an. Für den Arbeitgeber ist es natürlich optimal (diese Seite vertritt ja auch JulesBärle) und für den Arbeitnehmer ist es nichts mehr wie ein Sprungbrett. Mehr wie ein Jahr würde ich es auf keinen Fall in Kauf nehmen. Ich sehe das auch nochmal von einer ganz anderen Seite. Wie möchte man bitte als Angestellter einer Zeitarbeitsfirma Familie haben, sich einen Lebensmittelpunkt aufbauen, ein zu Hause finden? Ich finde allein die Vorstellung jeden Tag woanders arbeiten zu müssen und überhaupt keine Konstanz zu haben absolut grauenhaft. Es ist wohl auch eine Typfrage, aber allen liegt es wohl nicht. Flexibilität ist die eine Seite aber außerhalb des Jobs gibt es noch andere Dinge im Leben (und damit meine ich nicht abends saufen zu gehen).
 
"Jeden Tag woanders arbeiten", wie Du es schreibst, ist doch mehr oder weniger Blödsinn. Denk doch allein mal an die Anlernphase. Das rechnet sich doch überhaupt nicht. Es ist doch vielmehr so, dass jemand als Urlaubs-, Krankheits- oder Schwangerschaftsvertretung angeheuert wird. Und dann reden wir über mindestens zwei Wochen, vieleicht auch über drei Monate. Ein weiteres Gebiet sind Zusatzaufträge, die man mit Personal aus Zeitarbeitsfirmen abwickelt. Je nach Auftrag kommen auch hier längere Arbeitszeiten innerhalb eines Betriebes heraus.

Die Leute werden nicht am Montag nach Duisburg geschicht, am Dienstag nach Dortmund und am Mittwoch nach Köln.
 
Und auch um das noch einmal klar zu stellen:
Gerade in der Industrie werden Zeitarbeiter meist über mehrere Jahre an einem Platz eingesetzt. Es geht einfach darum für den Fall einer zurückgehenden Auslastung gewappnet zu sein.

Und natürlich ist Zeitarbeit für den Arbeitnehmer nicht das "Non Plus Ultra". Aber es ist besser als gar keinen Job zu haben. Wer die nötigen Qualifikationen besitzt, der wird auch weiterhin die Chance haben früher oder später in einem Unternehmen fest angestellt zu werden.
 
Naja ok. Es klang nur oben an das man nicht nur in einem örtlich begrenzten Raum eingesetzt werden soll. Aber selbst in einem begrenzten Raum würde ich das wechseln alle 2 Monate nur auf sehr begrenzte Zeit machen.
 
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Im Arbeitsrecht gilt noch immer Vertragsfreiheit. Du kannst mit Deinem Arbeitgeber daher alles Mögliche vereinbaren, theoretisch auch eine räumliche Eingrenzung Deiner Einsatzorte.
 
Hi,

als Beispiel: Ich bekomme z.Zt. ALG 1 (402 €) und Hartz IV (275 €) wobei das Hartz IV direkt an meinen Vermieter gezahlt wird und nebenbei mache ich noch einen Minijob im Bereich Gartenbau, da erhalte ich nochmal 155 €/Monat.

Zusammen habe ich somit zum Leben 557 €/Monat!

Mir wurde mal eine Zeitarbeitsfirma vorgeschlagen, die nannte sich I.K. Hoffmann AG,
die Bezahlung dort betrug 5,77 €/h mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 35 h, macht dann zusammen ein Bruttolohn von etwa 807 €, davon gehen aber mit Sicherheit 1/3 an die Renten-, Unfall,- Pflege- und Arbeitslosenversicherung ab, macht dann etwa ein Nettolohn von 533 € und ich glaube auch nicht, dass es dann dabei bleiben wird.
Für diese Bezahlung auch noch Nachtschichten schieben (ohne Zuschlag), ich weiß ja nicht, aber mancher würde sich das nicht bieten lassen. Bei meinem jetzigen Gehalt habe ich somit schon mehr zum Leben als mancher Zeitarbeiter, traurig irgendwie!

Eine Freundin von mir hatte mal bei Firma Enercon gearbeitet, dort hatte Sie mit allen Abzügen etwa 400 € und musste davon auch noch Ihre Miete von 150 € bezahlen, somit hatte Sie 250 € zum Leben im Monat! Deswegen kann ich den meisten hier nur zustimmen, dass man in diesen Firman wirklich nur ausgenutzt wird!
Und das Schärfste kommt ja noch: An einem Tag hatte Sie plötzlich Durchfall und musste zur Toilette gehen, doch der Chef meinte, dass Sie nur in den Pausenzeiten zur Toilette darf, doch konnte Sie das natürlich nicht mehr anhalten und bat den Chef doch schnell mal zu gehen, doch der weigerte sich und plötzlich war die Hose voll und alles nur weil dort die Pausenzeiten eingehalten werden müssen. Ich meine, wenn man akuten Durchfall hat kann man es ja wohl schlecht anhalten, oder? Es ist ja nicht so, dass man mal schnell um die Ecke gehen will, weil man sich was zu trinken kaufen möchte, da kann man dann wirklich noch bis zur Pause warten, aber bitte schön nicht bei Durchfall.
Jedenfalls das Ende der Geschichte war dann, dass Sie gekündigt wurde.
 
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Wenn sich die Geschichte wirklich so zugetragen hat, dann hätte ich mich mit denen vor Gericht wieder getroffen !
Da wäre einiges an Kohle geflossen...
Der Job wäre aber so oder so weg.

Nachtschichten haben m.E. gesetzl. vorgeschriebene Zuschläge.
Wenn dem nicht so ist, bitte korrigieren.


Wenn sich jemand entscheidet doch zu einer Zeitarbeitsfirma zu gehen, dann sollte diese mit bedacht ausgewählt werden.
Es gibt mehr, als nur eine auf dem Markt.
 
Der Ausgleich für Nachtarbeit ist normalerweise im Tarifvertrag geregelt. Besteht eine solche tarifliche Regelung nicht, so kann der Arbeitgeber entscheiden, ob er "eine angemessene Zahl bezahlter freier Tage oder einen angemessenen Zuschlag auf das ihm hierfür zustehende Bruttoarbeitsentgelt" gewährt. Der Arbeitgeber entscheidet dann aber nur über das "Wie" des Ausgleichs, nicht darüber, ob er überhaupt einen Ausgleich gewährt.

Siehe Arbeitszeitgesetz, § 6 Absatz 5: http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/arbzg/gesamt.pdf
 
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Danke.
Da bin ich wieder etwas schlauer. :D
 
Also das bisschen was ich von Zeitarbeit bisher mitbekommen habe grenzt schon hart an Ausbeutung/Sklaverei. Habe das auch nur 2 Tage gemacht früh um 6 irgendwo sein dann wird man in Gruppen irgendwohin gekarrt und hat dann dort bis zu 10 stunden ohne pause geräumt oder ähnliches und das ganze für fast schon sittenwidrige 6 € die Stunde :eek:

Nee danke nie wieder!
 
Nachtrag meinerseits.
Ich hatte mich gerichtl. von meinem damaligen Arbeitgeber getrennt.
Wegen der Bedingungen...
So bekam ich keine 3 monatige Geldsperre vom Amt. Zum Glück kam dann auch gleich der Bund.
 
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Ein Zeitarbeiterschicksal:

Ausgepreßt und gefeuert

Niedriglohnjobs zerstören Körper und Psyche: Wie der Frankfurter Kerim S. krank und erwerbslos wurde

Von Gitta Düperthal

Er hatte geheiratet, war deutscher Staatsbürger geworden. Grundgesetz und Struwwelpeter bekam er zu seiner Einbürgerungsfeier im Kaisersaal des Frankfurter Rathauses geschenkt. Sie erhielten einen Ehrenplatz im Wohnzimmer. Weil er den europäischen Freigeist schätzte, war Kerim S. (Name von der Redaktion geändert) 2001 aus Algerien nach Deutschland gekommen. Doch jetzt, sechs Jahre später, nach einer üblichen Erwerbsbiographie im Niedriglohnbereich, ist der 36jährige körperlich und psychisch gebrochen: Leistenbruch, Bandscheibenvorfall, beide Kniegelenke kaputt, sein Vertrauen mißbraucht, seine Würde mit Füßen getreten.

Zahlreiche Leiharbeitsfirmen und Unternehmen im Billiglohnsektor in der Rhein-Main-Region hat er bereits durchlaufen. Unfreiwillig. Kerim S. ist ein bodenständiger Mensch; er schätzt es, in vertrauter Umgebung zu wirken, ist höflich, zuvorkommend, spricht fließend deutsch. Nichts wünschte er sehnlicher, als mit seiner Hände Arbeit einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, in der er kulturell angekommen war. Doch dann mußte er erleben, wie ständig wechselnde Unternehmer das Äußerste verlangten: unbezahlte Überstunden, Nachtarbeit, harte Knochenarbeit bis zur Erschöpfung; Gebrechen verursachend. Menschliche Arbeitskraft als Wegwerfartikel.

Nach Phasen der Arbeitslosigkeit hatte er endlich wieder einen Job gefunden, bei Airport Personal Service GmbH (APS): Kerim S. war begeistert, am Rhein-Main-Flughafen zu arbeiten, und gab, wie auch sonst überall, sein Bestes. Im September 2005 hatte er die Arbeit noch im gesunden Zustand begonnen. Nach kurzer Zeit erlitt er als Gepäckdienstmitarbeiter einen Leistenbruch, mußte operiert werden. Ärzte der Fraport Personalserviceleistungen Gesundheit und Soziales schrieben: Aufgrund einer Erkrankung sei Herr Kerim S. nunmehr für leichte Tätigkeiten einzusetzen. Doch Udo Marquardt, Geschäftsführer der APS, zog es vor zu kündigen. Der Betriebsrat muß offenbar einverstanden gewesen sein. Im Schreiben der Geschäftsleitung hieß es: »Der Betriebsrat ist zu der Kündigung angehört worden. Er hat sich zu der Kündigung abschließend nicht geäußert.«

Halbwegs genesen, suchte Kerim S. wieder Arbeit. Die Suche gestaltete sich schwieriger. Es gab nun »ein Arbeitsvermittlungshemmnis«, wie es im Amtsjargon heißt: Er konnte nicht mehr schwer heben. Trotzdem fand er Arbeit, als Briefzusteller bei PIN Hessen. Auf ein Jahr befristet. Kerim S. trug Post aus, täglich mit dem Fahrrad von Frankfurt ins benachbarte Offenbach. Bald hatte er geschwollene Knie. Der Arzt untersagte Fahrrad- und Roller fahren, schrieb ihn krank. Doch Kerim S. fuhr weiter: aus Angst, den Job zu verlieren. Einige Male »durfte« er Auto fahren. Doch dann bedeutete ihm der Arbeitgeber, er müsse wieder ran. Sein neuer Arbeitsauftrag: Mit dem Roller täglich rund 50 Kilometer, von Frankfurt nach Hanau und zurück: Bei Regen und Kälte. Im Frankfurter Stadtgebiet wurden meist Deutsche eingesetzt. Nach einem Jahr wurde Kerim S. nicht weiterbeschäftigt.

Wieder arbeitslos. Bei Interschutz Süd, einem Werkschutzunternehmen, hieß es, Nachtdienste zu schieben. Mitunter brummte man den Kollegen Dienste auf, die um 15 Uhr nachmittags begannen und, mit wenigen Stunden Pause, bis zum nächsten Morgen um 4.30 Uhr andauerten. Dennoch war Kerim S. froh, einen Job zu haben.

Aufs Gemüt schlug ihm der Umgangston, bei allen Firmen ähnlich. Kein Danke und Bitte, kein Guten Tag. Irgendwann hieß es auch bei Interschutz: »Herr S., den Schlüssel haben Sie morgen in den Briefkasten zu werfen.« Schockiert spielte Kerim S. die Nachricht auf dem Anrufbeantworter seinen Freunden vor.

Was war geschehen? Gerade wollte er essen, sich ein wenig frisch machen vor der Nachtschicht: Da rief der Arbeitgeber an, und verlangte, er solle bereits eine dreiviertel Stunde früher als geplant, um 17 Uhr, anfangen und bis sieben Uhr morgens über die Autobahn fahren, von Werk zu Werk. Kerim S. war aufgeregt, tankte falsch, Benzin statt Diesel. Die Werkstattkosten, 271,14 Euro, zog die Firma vom Lohn ab. Für ständige Nachtdienste erhielt er einen Monatslohn von 737,80 Euro. Kerim S. fragte höflich nach, ob nicht ein Irrtum vorliege. Er nimmt Rechtsschutz bei der IG Metall wahr.

Von der europäischen Hochkultur ist er nicht mehr überzeugt. Öfter als zuvor geht er in die Moschee. Dort trifft er auf eine soziale Community. Und es gibt preisgünstig Essen.
 
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Kann es sein das eine Zeitarbeitsfirma sogar Autos stellt, oder auch verleiht gegen günstige Gebühr usw, damit man zu weiter entfernten Arbeitsstellen kommt?
 
Alles Verhandlungssache. Wenn Dein Vertrag so aussieht, dass Du in einem größeren Umkreis eingesetzt werden kannst, wird man entweder einen Pkw-Führerschein oder ein Auto voraussetzen. Falls ein Fuhrpark vorhanden ist, kannst Du vielleicht auch darauf zurückgreifen. Das hängt stets von den individuellen Bedingungen ab.
 
Wird aber sehr selten passieren.
Im Prinzip ist es dem Arbeitnehmer überlassen, wie er zum Einsatzort kommt.
 
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