Zustimmung zu Kurzarbeit?

dayonepatch

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Hi,

ich lese auf CB schon länger und wollte jetzt wegen Corona auch mal hier direkt kommunizieren :)

Ich bin DevOps in der Automobilbranche, bei einer kleineren Tochter die sich um DataScience Richtung Forschung & Entwicklung in der Cloud kümmert. Bin da für die Containerinfrastruktur, Datenbankanbindungen und "Produktionsseite" der Algorithmik verantwortlich.

Bis vor kurzem hatte unser Schuppen keine Einbußen. Der Mutterkonzern war nicht an einer Reduzierung der Forschung für neue Automodelle interessiert.
Jetzt hat es uns aber auch getroffen: AG hat Kurzarbeit angekündigt. Wir haben allerdings keinen Betriebsrat o.Ä., muss also einzeln mit jedem vereinbart werden.

Mein AG will wegen der ungewissen Lage eine Einverständniserklärung für Kurzarbeit, dass er innerhalb der nächsten 2 Jahre jederzeit Kurzarbeit anordnen kann, in beliebiger Höhe (also auch 0% Arbeit).

Auf der einen Seite bin ich sehr happy aktuell: Bezahlung ist okay, ich muss nur 1x wöchentlich ins Office, restliche Zeit ist immer Home Office. Es sei denn es fällt mal Hardware vor Ort aus.

Auf der anderen Seite hatte ich schon 1-2 Gelegenheiten zu wechseln, hab es aber nicht gemacht, weil ich mit der aktuellen Situation so zufrieden bin, obwohl ich woanders mehr verdient hätte.

Jetzt, mit einer unsicheren Perspektive die nächsten 2 Jahre, weiß ich aber nicht so recht, was ich tun soll. Klar, Automobilbranche ist aktuell nicht rosig, insofern hätte ich zumindest 2 Jahre einen sicheren Arbeitsplatz (bin schon länger da, unbefristet angestellt). Auf der anderen Seite wäre 0% Arbeit, also nur 60% vom Netto, schon ein harter Einschnitt und mir gefällt auch gar nicht, dass 2 Jahre Einverständniserklärung gefordert werden - damit habe ich ja sehr wenig Planungssicherheit.

Was würdet ihr tun?

Versuchen woanders hin zu wechseln?

Oder vielleicht versuchen mit dem derzeitigen AG "nachzuverhandeln"?

Oder gar nichts riskieren und die Sicherheit der aktuellen Stelle nehmen? Also einfach Zustimmung für Kurzarbeit in den nächsten 2 Jahren unterschreiben? Egal, ob das dann auch mal spontan 0% Arbeit bedeutet?
 
Wären die 100% Kurzarbeit (also 60% netto) verkraftbar oder nicht? Wenn nicht, dann nicht unterschreiben.
Ich fände es jetzt nicht unangemessen, mit dem AG nochmal zu reden und bspw. zunächst einen kürzeren Zeitraum oder maximal eine Beschränkung auf 50% Kurzarbeit auszuhandeln. Hängt natürlich alles von der konkreten Situation ab.
Ansonsten, andere Stellen suchen kannst du aus der Anstellung heraus immer noch. Die Kündigungsfrist ist im Zweifel vermutlich kürzer als die jetzt im Raum stehenden zwei Jahre.
 
simpsonsfan schrieb:
Wären die 100% Kurzarbeit (also 60% netto) verkraftbar oder nicht?
Bei 0% Arbeit also 60% netto würde ich so -50 Eur monatlich machen. Ausgegangen von allen Fixkosten, Essen, Haushaltsmitteln + 2 mal Restaurant im Monat.

Könnte dann also nicht sparen, keine Hardwareinvestments machen und müsste Urlaub aus Rücklagen zahlen.
Rücklagen würden ausreichend. Würde ich aber natürlich ungern für sowas angreifen.

simpsonsfan schrieb:
Ich fände es jetzt nicht unangemessen, mit dem AG nochmal zu reden und bspw. zunächst einen kürzeren Zeitraum oder maximal eine Beschränkung auf 50% Kurzarbeit auszuhandeln. Hängt natürlich alles von der konkreten Situation ab.
Das war irgendwie auch meine erste Idee. Es sieht wohl schon recht schlecht aus und auch wenn ich meine Arbeit sehr gut mache und dafür anerkannt werde, würde wohl im Zweifelsfall eher ein Projektmanager oder Data Scientist höher priorisiert werden als ich.

simpsonsfan schrieb:
Ansonsten, andere Stellen suchen kannst du aus der Anstellung heraus immer noch. Die Kündigungsfrist ist im Zweifel vermutlich kürzer als die jetzt im Raum stehenden zwei Jahre.
Ja, ich habe 1 Monat Kündigungsfrist.
 
Schwierige Situation, ich würde zuerst das Gespräch mit dem AG suchen und wenn es am Ende nur dem Aufschub dienen sollte.

Wenn sich herauskristallisiert, das der nicht Kompromissbereit ist, würde ich persönlich in den sauren Apfel beißen und nach etwas anderem suchen.

Von Luft und Liebe lässt sich hierzulande nicht leben und im worst case 0% wirst du vermutlich deutlich mehr Miese machen, reicht ja ein unglücklicher Umstand, defektes Elektrogroßgerät, Schaden am PKW, alles nicht unwahrscheinlich und schlägt meist direkt mit mehreren hundert Euro zu Buche, ich mit kleinem Kind könnte jetzt nicht mal eben auf Kühlschrank oder Waschmaschine verzichten und wenn das Auto hinüber ist, komme ich mit 40km Strecke nicht gescheit zur Arbeit.
 
@ohmsl
Danke! Das ist ein nützlicher Link!

Wobei manche Parts aber auch übertrieben sind, oder? Z.B. das mit der Kündigung: Kurzarbeit endet doch sowieso immer direkt, wenn eine Kündigung ausgesprochen wird?

Und Urlaub oder Überstunden z.B. werden doch auch immer normal bezahlt?! Also ich hab das noch von keinem Freund anders gehört und von allen, weil das bezahlt werden muss, dass das im Zweifelsfall genommen werden muss bevor Kurzarbeit 0% losgeht.

mykoma schrieb:
Von Luft und Liebe lässt sich hierzulande nicht leben und im worst case 0% wirst du vermutlich deutlich mehr Miese machen, reicht ja ein unglücklicher Umstand, defektes Elektrogroßgerät, Schaden am PKW, alles nicht unwahrscheinlich und schlägt meist direkt mit mehreren hundert Euro zu Buche, ich mit kleinem Kind könnte jetzt nicht mal eben auf Kühlschrank oder Waschmaschine verzichten und wenn das Auto hinüber ist, komme ich mit 40km Strecke nicht gescheit zur Arbeit.
Das stimmt natürlich, ist ein guter Punkt. Also ich mein ich glaube jetzt nicht, dass es 2 Jahre lang Kurzarbeit 0% wird. Das wird eher so sein, dass die die Flexibilität wollen, wann immer gerade wenig Umsatz ist, den Kostenpunkt Arbeitnehmer komplett zu eliminieren...

...aber ja, du hast schon Recht, man darf nicht einfach mit ca. -50 Eur / Monat rechnen bei 60% Netto, weil es könnten in der Tat ja größere Sachen ersetzt werden müssen...


mykoma schrieb:
Wenn sich herauskristallisiert, das der nicht Kompromissbereit ist, würde ich persönlich in den sauren Apfel beißen und nach etwas anderem suchen.
Ja...darauf wird es wohl hinauslaufen...

Ich bin da etwas zögerlich, weil die Arbeit wirklich Spaß macht und halt HomeOffice usw.

Und auch weil vor Corona hatte ich öfter mal Alternativen, auch mit mehr Gehalt als jetzt, teilweise sogar deutlich mehr...aber in der letzten Zeit während Corona eher nicht so.

Vor allem auch weil mein Netzwerk sich fast nur auf Automobilbranche erstreckt. Das rächt sich gerade.
 
dayonepatch schrieb:
Bei 0% Arbeit also 60% netto würde ich so -50 Eur monatlich machen. Ausgegangen von allen Fixkosten, Essen, Haushaltsmitteln + 2 mal Restaurant im Monat.

Lebst du damit nicht schon jetzt relativ auf Kante? Vielleicht sogar etwas über deinen Verhältnissen? Ich kenne deinen Hintergrund natürlich nicht aber ich würde versuchen generell ein höheres Nettoeinkommen (abzgl. aller Fixkosten) aufzubauen, um eben entsprechend mehr Rücklagen bilden zu können - am Bruttogehalt eines DevOp sollte es zumindest nicht scheitern.
 
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60% netto und dann nur 50€ weniger passt eigentlich nicht zu einer Entwicklerstelle (& dem üblichen Gehalt).
 
Ich verstehe es so, dass er 50€ im Monat verlust macht nach abzug der laufenden kosten. Alles über die 60% hinaus im Monat war überhang.
 
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Aktuell arbeite ich 40% dank KUA und bin deutlich glücklicher.
Geld ist nicht alles und wenn ich mir dieses Jahr weniger leisten kann aber glücklicher bin ist das ein toller tausch
 
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dayonepatch schrieb:
Könnte dann also nicht sparen, keine Hardwareinvestments machen und müsste Urlaub aus Rücklagen zahlen.
Rücklagen würden ausreichend. Würde ich aber natürlich ungern für sowas angreifen.
Dumme Frage aber sind Rücklagen nicht genau für solche Fälle gedacht?
Ich weiß ja nicht welche Summen du im Monat so für Hardware und Co. raushaust aber mal einen Monat nicht die halbe Sparrate in neue Hardware zu investieren klingt für mich nicht gerade nach einem fundamentalen Problem.
Davon abgesehen: Du bekämst für 0% Leistung aktuell 60% Gehalt „geschenkt“ (je nachdem was die Steuernachzahlung noch übrig lässt). Wäre es dir lieber direkt betriebsbedingt gekündigt zu werden? Dann gibt’s für 0% Leistung eben auch 0% Gehalt (ALG 1 ist für mich in dem Sinn kein Gehalt)
Solang dir keine Privatinsolvenz droht weil du dich mittels Kredit überschuldet hast und zwingend auf dein volles Gehalt angewiesen bist, würde ich mir um die ganze Sache keine allzu großen Gedanken machen. Mal 2, 3 Monate von weniger Leben und dafür ggf. viel „Urlaub“ haben ist auch mal eine ganz nette Sache. Dann muss eben auch mal eine 3080ti anstatt einer 3090 reichen ;)
 
Naja... Ich bleibe bei meiner Haltung: Firmen, die KUG anmelden müssen sind eigentlich kaputt. Wie lange soll das denn gut gehen?

Gesunde Firmen haben für so einen Fall ein Finanzpolster, denn wie das auch schon im verlinkten Artikel richtig steht: Wirtschaftlich schwierige Zeiten sind vom Unternehmen aufzufangen. Nicht vom Staat. Nicht von den einzelnen Angestellten. Das ist eine unternehmerische Verantwortung.

KUG hat für mich darüber hinaus noch einen ganz anderen Geschmack: Gewinne privatisieren (Großaktionäre), Schulden sozialisieren (Staat). Und wo bleiben die Angestellten bei der Rechnung? Und was ist eigentlich mit den ganzen Soloselbstständigen? Denen können wir nämlich einfach den Mittelfinger zeigen und auf "Eigenverantwortung" verweisen.

Ganz großes Tennis wird das dann noch bei den Großkonzernen, die durch Schlupflöcher Steuern hierzulande vermeiden und dann jedoch von unseren Steuergeld "gerettet" werden. #Lufthansa #Malta

Oder wie das in der Heute Show treffend formuliert wurde:
Tui hat so viele Milliarden Steuerkohle als Coronahilfen bekommen – der Laden ist im Prinzip verstaatlicht. Fahrt zum Flughafen, steigt in einen Flieger und zeigt beim Check-In einfach euren Steuerbescheid vor. Die müssen euch mitnehmen. Viel Spaß auf den Seychellen!

Manchmal, immer dann wenn Satire richtig weh tut, weiß man, dass sie im Kern die Wahrheit berührt.

Warum jetzt also auf Kosten der Rücklagen der Angestellten das Managementversagen der Unternehmen saniert werden soll erschließt sich mir genau so wenig wie, warum das aus den Gemeinkosten finanziert werden muss. Aber wenn, dann sollten die Firmen so fair sein und auf 80-90% aufstocken. So kommt jeder jedem in den schweren Zeiten ein Stück entgegen. Aber KUG 0 und die Angestellten bei 60% versauern lassen ist einfach dreist.

Fragt mal den Chef, ob er sich ebenfalls nur 60% auszahlt und von seinen Ersparnissen lebt. Einige machen das, andere nicht. Bei einigen Firmen ist das Instrument KUG aber auch eher angebracht als bei anderen...

Wie dem auch sei, das Problem ist halt der Status Quo: Aktuell kann man den nicht ändern und wenn die Zeit wieder besser ausschaut, dann interessiert die Kritik von heute niemanden mehr.
 
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Naja, die KUG wurde eingeführt um Kündigungen zu vermeiden. Ob der Staat ALG oder KUG zahlt ist unterm Strich egal, aber den Menschen geht es besser und auch die Unternehmen sind flexibler. Dazu kostet auch KUG dem Unternehmen trotzdem Geld.

Natürlich wird damit auch Schindluder getrieben, aber ich hoffe mal das wird mittelfristig aufgeklärt und entsprechend zurückgefordert.
 
Das ist ja genau das, was ich meine: Wenn ein Unternehmen bei den ersten Anzeichen von Krise gleich Mitarbeiter entlassen muss, dann stimmt da etwas im Krisenmanagement nicht. Ausbaden müssen es andere.
Und den Frosch KUG oder Kündigung würde ich übrigens niemals einfach so ungeprüft pauschal schlucken.
Oftmals werden nämlich einfach nur billige Lösungen gesucht und wenn die Leute da freiwillig mitmachen...
 
Ich glaube dadurch das das KUH gerade relativ einfach zu beantragen ist nutzen die Unternehmen das einfach aus um kleinere Defizite in der Bilanz zu beschönigen
 
ayngush schrieb:
Das ist ja genau das, was ich meine: Wenn ein Unternehmen bei den ersten Anzeichen von Krise gleich Mitarbeiter entlassen muss, dann stimmt da etwas im Krisenmanagement nicht. Ausbaden müssen es andere.
Und den Frosch KUG oder Kündigung würde ich übrigens niemals einfach so ungeprüft pauschal schlucken.
Oftmals werden nämlich einfach nur billige Lösungen gesucht und wenn die Leute da freiwillig mitmachen...

Hier gibt es zum Beispiel auf Grund von weggebrochener Nachfrage für viele Mitarbeiter einfach nichts mehr zu tun. Gäbe es das Konstrukt Kurzarbeit nicht, würde sicher schon über Kündigungen diskutiert werden. So ist das nun erst in einem Jahr ein Thema. Und das auch nur wenn sich die Nachfragesituation bis dahin nicht wieder verbessert haben sollte.
 
Danke für die ganzen Antworten!!


Was das Einkommen angeht:
BridaX schrieb:
Ich kenne deinen Hintergrund natürlich nicht aber ich würde versuchen generell ein höheres Nettoeinkommen
Das würde ich auch gerne, eigentlich wäre eine Gehaltserhöhung auch schon überfällig. Dank Corona kann ich das aber definitiv knicken.

BridaX schrieb:
Lebst du damit nicht schon jetzt relativ auf Kante? Vielleicht sogar etwas über deinen Verhältnissen?
Ich weiß nicht, was bleibt bei dir denn Netto im Monat übrig? Ich hab halt Kosten (insgesamt) von etwas über 60% meines Nettos.


Mextli schrieb:
60% netto und dann nur 50€ weniger passt eigentlich nicht zu einer Entwicklerstelle (& dem üblichen Gehalt).
knoxxi schrieb:
Ich verstehe es so, dass er 50€ im Monat verlust macht nach abzug der laufenden kosten. Alles über die 60% hinaus im Monat war überhang.
Das @knoxxi ist genau richtig: alle Ausgaben, also Fixkosten + Essen + Haushaltsartikel wie Seife, Spülmittel, ... sind etwas über 60% meines Nettos. Natürlich variiert das immer ein bisschen, also wenn ich mal mehr Medikamente oder so brauche mag auch mal ein Monat dann -100 Eur bedeuten, wenn ich nur 60% Netto bekommen würde, aber im Schnitt dürften es ca. -50 Eur monatlich sein bei 60% Netto.

Und dazu möchte ich noch sagen: ich hab 70qm 3 Zimmer, älteres Baujahr, kleines, günstiges Auto...also ist jetzt nicht so, dass ich zu viele Luxusausgaben tätige. Miete im Süden und Studienkredit fressen nur einiges leider.


Bow schrieb:
Aktuell arbeite ich 40% dank KUA und bin deutlich glücklicher.
Geld ist nicht alles und wenn ich mir dieses Jahr weniger leisten kann aber glücklicher bin ist das ein toller tausch
Mit 40% Arbeit wäre ich auch vollkommen zufrieden, dann würde auch das Netto reichen. Bei mir geht es ja leider darum, dass sich der AG für die nächsten 2 Jahre jederzeit Kurzarbeit genehmigen lassen will und das im Zweifelsfall auch 0% Arbeit ansteht, also nur 60% Netto.


Khaotik schrieb:
Dumme Frage aber sind Rücklagen nicht genau für solche Fälle gedacht?
Ich weiß ja nicht welche Summen du im Monat so für Hardware und Co. raushaust aber mal einen Monat nicht die halbe Sparrate in neue Hardware zu investieren klingt für mich nicht gerade nach einem fundamentalen Problem.
Finde ich nicht, ich stimme da @ayngush zu. Der AG ist (das ist ja auch arbeitsrechtlich die gesetzliche Lage) für das unternehmerische Risiko zuständig. Warum soll ich das mit meinen Rücklagen finanzieren?

Vor allem weil unternehmerische Rücklagen bedeutet ja auch nur Rendite-Erwartungen zurückschrauben oder Kredite für den laufenden Betrieb aufnehmen oder ...

Bei ganz normalen AN bedeutet Rücklagen angreifen ja: Urlaub, Restaurant, ... auf ein Minimum reduzieren. Das sind ja ganz andere Einschränkungen, mit denen man dann zu kämpfen hat im Vergleich zu einem (größeren) Unternehmen. Einzelunternehmer mal außen vor gelassen.


ayngush schrieb:
Gesunde Firmen haben für so einen Fall ein Finanzpolster, denn wie das auch schon im verlinkten Artikel richtig steht: Wirtschaftlich schwierige Zeiten sind vom Unternehmen aufzufangen. Nicht vom Staat. Nicht von den einzelnen Angestellten. Das ist eine unternehmerische Verantwortung.
Das sehe ich auch so.

ayngush schrieb:
Fragt mal den Chef, ob er sich ebenfalls nur 60% auszahlt und von seinen Ersparnissen lebt. Einige machen das, andere nicht. Bei einigen Firmen ist das Instrument KUG aber auch eher angebracht als bei anderen...
Ja, bei uns arbeiten die Chefs voll und beziehen entsprechend Gehalt.


eukalyptus_now schrieb:
Hier gibt es zum Beispiel auf Grund von weggebrochener Nachfrage für viele Mitarbeiter einfach nichts mehr zu tun. Gäbe es das Konstrukt Kurzarbeit nicht, würde sicher schon über Kündigungen diskutiert werden.
Siehst du das wirklich so?

Es ist doch die Aufgabe schlecht hin, deshalb heißt es ja auch "Arbeitgeber", für Arbeit zu sorgen und für einen rentablen Geschäftsbetrieb. Wenn die aktuelle Sparte nichts mehr abwirft, muss ein Unternehmen neue Wege gehen. Das wäre bei jeder innovationsbedingten Veränderung doch genauso.

So was sehe ich ehrlich gesagt als Aufgabe vom Management. Neue Geschäftszweige entdecken und absehbar nicht rentable Geschäfte beenden.
 
dayonepatch schrieb:
Bei 0% Arbeit also 60% netto würde ich so -50 Eur monatlich machen. Ausgegangen von allen Fixkosten, Essen, Haushaltsmitteln + 2 mal Restaurant im Monat.
Bei 0% Arbeit aber 60% Netto-KUG, würdest du auch weniger mit dem Auto fahren. Generell ist das "Konsum" und Freizeitverhalten derzeit ein anderes. Deshalb bleibt derzeit bei vielen etwas mehr kleben. Ansonsten bin ich da bei Khaotik. Wenn da die Rechnung nicht aufgeht, hat man falsch geplant.


ayngush schrieb:
Firmen, die KUG anmelden müssen sind eigentlich kaputt. Wie lange soll das denn gut gehen?

Gesunde Firmen haben für so einen Fall ein Finanzpolster, denn wie das auch schon im verlinkten Artikel richtig steht: Wirtschaftlich schwierige Zeiten sind vom Unternehmen aufzufangen. Nicht vom Staat. Nicht von den einzelnen Angestellten. Das ist eine unternehmerische Verantwortung.
Als Unternehmer würde ich gerne so eine Aussage persönlich von Angesicht zu Angesicht mal hören. Solche Leute würde ich (das meine ich mit vollem Ernst) achtkant rausschmeißen.
Frag mal die Gastronomie wie viele Feier abgesagt wurden, weil niemand weiß: Was darf gefeiert werden, wie viele dürfen zusammen sitzen, WER sagt überhaupt zu (Risikogruppen). Und wenn einer Gaststätte mal eben 40-50% Umsatz genommen werden, sagst du DAS ist 6 Monate lang unternehmerisches Risiko? Dein Ernst? Wäre die Auflage max. 50 Personen, Ja das wäre ein Risiko mit dem könnte ich sagen, ist ok. Aber diese Auflagen bringen bestimmten Branchen echt den TOD. Neustes Beispiel Hotelerie und Reisebeschränkungen.

Das man da sagt, bevor ich die Leute kündige und danach Monate nach Ersatz suche, parke ich die Leute bei KUG und hoffe, dass sich die restliche Bevölkerung an die Beschränkungen hält.


ayngush schrieb:
Fragt mal den Chef, ob er sich ebenfalls nur 60% auszahlt und von seinen Ersparnissen lebt.
Sowas kann man glaube ich nur schreiben wenn man selbst nie das Risiko eines Unternehmens tragen musste.


BTT.:
dayonepatch schrieb:
Mein AG will wegen der ungewissen Lage eine Einverständniserklärung für Kurzarbeit, dass er innerhalb der nächsten 2 Jahre jederzeit Kurzarbeit anordnen kann, in beliebiger Höhe (also auch 0% Arbeit).
Das ist SO nicht möglich nach derzeitiger Rechtslage. Corona-KUG ist derzeit bis Ende 2021 geplant. Wenn es nicht weiter verlängert wird, gibt es danach nur wieder Saison-KUG. Außerdem muss der Zeitraum und der Grund dafür beantragt werden. Pauschal "Es könnte sein DAS wir hier weniger arbeiten KÖNNTEN" gilt nicht wirklich. Natürlich lässt sich KUG derzeit recht einfach beantragen, wenn aber die 10% (minimum) nicht in 2 aufeinander folgenden Monaten erreicht wird, wird auch der KUG Antrag wieder rausgenommen.


dayonepatch schrieb:
Jetzt, mit einer unsicheren Perspektive die nächsten 2 Jahre, weiß ich aber nicht so recht, was ich tun soll.
Unabhägig vom ersten Punkt. Wenn du aufhören würdest, was verständlich wäre, der neue Arbeitgeber würde natürlich fragen WARUM hast du dort aufgehört. Wie legt man dann die Kündigung aus? Läufst du vor Problemen weg? Hast du kein Vertrauen in das Unternehmen? War dir deine persönliche Sicherheit (Einkommen etc.) so viel wichtiger?
Keine Frage diese Fragen müssen nicht gestellt werden, aber komplett ausschließen würde ich sie nicht.

Btw.: Du musst KUG nicht zustimmen, man kann auch wegen einer "Unterlassung" einer solchen Unterschrift nicht gekündigt werden.

Wenn man sich halbwegs mit dem Unternehmen identifizieren kann, würde ich bleiben und im Gespräche die Intention dahinter erfragen. Anderfalls geh, dann sind dir andere Sachen wichtiger, dass hilft dann auch dem Unternehmen.
 
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Übertreibe mal nicht. Unternehmer tragen eine soziale Verantwortung ihren Mitarbeitern gegenüber. Keine Rücklagen, keine Kreditwürdigkeit zu haben ist unverantwortlich. Ich kenne die Zahlen von dem Unternehmen, für das ich tätig bin, da ich diese dem Controlling liefere und aus dem Geschäftsbericht die Gehaltskosten entnehmen kann. Demnach wäre das Unternehmen in der Lage bei Umsatz 0 die Gehälter zwei Jahre lang voll zu bedienen ohne an immobilliares Vermögen gehen zu müssen.

Ein anderes Beispiel ist ein inhabergeführter Grieche hier in der Nähe, der den Lockdown aber auch den ganzen Sommer hinweg dazu genutzt hat sein Restaurant zu renovieren. Alle dachten schon er wäre pleite, dafür ist das einfach ein cleverer Geschäftsmann. Wann macht man sein Restaurant am günstigsten zu? Wenn eh keine Gäst kommen und man dadurch einen vergleichsweise günstigen Ausfall hat. Das kann man natürlich nur machen, wenn man Rücklagen bildet.
Übrigens gibt es auch Geschäftsausfallversicherungen, die ausgezahlt haben! Ist ja nicht jeder Laden wie die Allianz, die dazu erst verklagt werden musste, dann aber auch auszahlen. Auch so eine Police ist Teil der sozialen Verantwortung seinen Mitarbeitern gegenüber.

Ein Unternehmer der aus seiner Unternehmung nie Rücklagen bildet, und das sage ich hiermit ins Gesicht aller, die sich da angesprochen fühlen, ist ein asoziales Arschloch.
 
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Einerseits sind Rücklagen endlich, andererseits sind Rücklagen - insbesondere im Industriebereich - aber auch wichtig, damit Kunden überhaupt Geschäftsbeziehungen gründen und erhalten wollen.


Zum Thema KUG: Das kann ja derzeit auch nicht nachweislos beantragt werden. Wer als Arbeitgeber meint, er könne mal fix den Staat betrügen, wird damit auffallen.
 
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