Gamerheadsets im Test II: Vier Spieler-Headsets von 60 bis 300 Euro

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Jirko Alex
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Surround mit der X-Fi

Obwohl in diesem Test nur Stereo-Headsets getestet werden, sind diese mit den richtigen Kniffen durchaus dazu in der Lage, Raumklangeffekte zu erzeugen. Dies ist vor allem in Kombination mit einer X-Fi leicht möglich, funktioniert auf ähnliche Weise aber auch mit Soundkarten und Soundchips, die Dolby Headphone oder ähnliche Technologien unterstützen. Doch was wird dabei gemacht und wie gut ist ein Stereoheadset als Surroundwerkzeug?

Unabhängig vom Hersteller, der Soundkarte oder dem Namen des Surround-Emulations-Features werden verschiedene Tricks benutzt, um dem Gehirn zu suggerieren, der Ton käme nicht nur von links oder rechts sondern auch von vorne oder hinten. Hierzu bedient man sich der Tatsache, dass das Gehör Positionsunterschiede von Tonquellen auch – aber nicht ausschließlich – anhand von Laufzeitunterschieden und Pegeldifferenzen bestimmen kann. Das heißt, dass ein Ton, der etwa von halb-vorne links kommt, zuerst das linke Ohr erreicht und etwas später auf das rechte trifft (Laufzeitunterschied). Gleichwohl ist er am linken Ohr etwas lauter als am rechten (Pegelunterschiede). Bei der Positionsbestimmung im Raum spielen aber auch weitere Faktoren eine Rolle, etwa die Tatsache, dass sich ein Ton erst um den Körper und insbesondere um den Kopf herum winden muss, wenn er von der einen Seite zur anderen will. Hierbei wir er ganz spezifisch aufgehalten und gebrochen, was mit sogenannten Head-related transfer functions (HRTF) beschrieben wird. Auch diese fließen etwa bei Creative in die Berechnung des neuen Signals ein, das dann für gefühlten Raumklang sorgen soll. Diese Funktionen erlauben es etwa, einen Ton, der von vorne-links kommt, von einem solchen zu unterscheiden, der von hinten links kommt. Die Brechung durch den Kopf ist hier jeweils eine andere.

X-Fi CMSS-3D-Kopfhörer
X-Fi CMSS-3D-Kopfhörer

Im Falle der verwendete Creative X-Fi gibt es seit Jahren das „X-Fi CMSS-3D-Kopfhörer“-Feature, das auch auf Stereoheadsets für Surroundklang sorgen soll. Diese Technologie greift auf die oben beschriebenen Kniffe – Pegel- und Laufzeitunterschiede sowie HRTF – zurück, um einen Raumklang zu simulieren. Das funktioniert gemeinhin auch sehr gut. Mit den hier getesteten Stereoheadsets konnten durchweg gute Ergebnisse erzielt werden. Einen großen Sieger gibt es in diesem Vergleich nicht, im Wesentlichen behalten die Stereo-Headsets ihre Klangeigenschaften bei, weshalb sowohl ihre Schwächen als auch ihre Stärken bei der Surroundemulation wieder auftauchen. Es kann sich aber etwa positiv bemerkbar machen, wenn ein Headset bereits relativ höhenbetont und damit tendenziell auf eine detailversessene Wiedergabe abgestimmt ist. Bei der Surroundwiedergabe kann dies zu einem leicht besseren Ausschlag bei der Ortbarkeit führen. Dies trifft etwa auf das Sennheiser PC350 zu, weshalb man diesem Kopfhörer den analytischen Ausschlag im 3D-Modus eher verzeiht. Glaubhaften Raumklang, der dem nicht nachsteht – im Falle des QPAD erhält man durch die allgemein höhere Qualität sogar noch bessere Ergebnisse – liefern aber alle Stereoprobanden. Mit echtem Raumklang kann das Ergebnis aber selten mithalten. Dies hängt vor allem von der Quelle ab und auch davon, wie viel Räumlichkeit man hören will. Wer bereits weiß, wo sich eine Tonquelle etwa in einer 3D-Umgebung befindet, wird diese auch dort hören. Bei einer unbekannten Position ist es mit der Raumklangsimulation zwar einfacher, Tonquellen zu orten, aber nicht unbedingt blind möglich. Hier leisten gute Mehrkanallautsprechersysteme mehr, über den Stereoeindruck kommt man aber dennoch deutlich hinaus.

Wenn man eine X-Fi besitzt, sollte man das CMSS-Feature daher einmal ausprobieren. Man sollte dessen Einsatz insbesondere dann überdenken, wenn man nicht auf Raumklang verzichten will, auch nicht, wenn man Kopfhörer trägt. Die Alternativen sind in Form echter oder unechter Mehrkanalheadsets zu finden, wobei die „unechten“ Modelle ebenfalls mit den gleichen Methoden arbeiten wie Surround-Emulations-Features von Soundkarten wie Creatives X-Fi. Ob es echte Mehrkanalheadsets, also solche mit mehreren Chassis pro Ohrmuschel, besser machen, soll im nächsten Teil der Artikelserie Thema sein.

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