An alle Freunde von mimimi hier:
Ich habe mal versucht, eine IT-Stelle für den öffentlichen Dienst auszuschreiben. Das Ergebnis war sehr lustig: es gab keine geeigneten Bewerbungen. Also haben wir die Ausschreibung zwei Mal wiederholen müssen. Ergebnis: Die Stelle wurde erst mit 8 Monaten Verzögerung besetzt, mit einem Bewerber der kurz vor der Rente steht und den Job nur aus Langeweile genommen hat (er kam aus dem Vorruhestand, war aber erfahrener Progger). Grund: Die mögliche Bezahlung im öffentlichen Dienst für diese Tätigkeit war (gemessen an der freien Wirtschaft, die ebenfalls händeringend IT-Leute sucht) zu schlecht. Mehr zu zahlen gab das Tarifgefüge aber nicht her.
Also muss man im öffentlichen Dienst allen möglichen IT-Kram auslagern. Man hat dann aber im Haus zu wenig Kompetenz, das Ergebnis der Zulieferfirma fachgerecht zu prüfen. Gleichzeitig gibt es speziell bei Corona massiven Zeitdruck und jegliche Vergabe an eine Firma (also auch einer Firma zur Prüfung des Ergebnisses der Erstellerfirma) fordert im Grundsatz EU-weite Ausschreibung mit festgeschriebenen Fristen. Das ganze soll Korruption und Selbstbedienung verhindern und schafft das auch in wenigstens 95% der Fälle. In der Zeitung stehen dann nur die anderen 5%, schließlich bringen die gut laufenden 95% keine Schlagzeile.
Alle jammern gerne: zu teuer, zu langsam, zu schlecht. Aber niemand kann es besser. Und am lautesten jammern diejenigen, die zwar keinen Plan haben, aber eine Tastatur. Die eine App (und viele andere IT-Anwendungen in D) scheitert, weil der Datenschutz von Juristen bewertet und vorgegeben wird und wenn mal tatsächlich was leidlich funktioniert, wird von der anderen Seite gleich von 1984 schwadroniert.
Das alles macht das Datenleck nicht besser, das bleibt kritikwürdig, aber dieses ganze pauschale Neuland-Gejammer ist lächerlich (auch wenn der "Neuland"-Begriff leider zu oft zutrifft). Vor allem wenn man beim Staatsbashing dann noch die Fehler privater Unternehmen gleich mit reinmischt. Es ist ein jahrelang aufgestautes Problem, was viele verschiedene Ursachen hat, auch (aber nicht nur) "Kaputtsparen" und dem Getöse von "Steuererleichterungen für die Leistungsträger".