News Breitbandausbau: Bund wird Fördergelder nicht los

Hast ja jetzt gelernt, wie's geht: Einfach anfangen, dann kommt die Telekom von ganz alleine. Besser noch: Gemeinde sagt, sie verlegt Glasfaser, ruppt die Straße auf, legt einen leeren Kabelschlauch rein, buddelt wieder zu und lässt dann die Telekom Glasfaser verlegen.

Ich glaube der nette Poster hat gar nicht so unrecht.. :o

Es ist unfassbar, was in diesem Land abgeht.. nicht in Worte zu packen..
 
Bei uns im Ort (3000 Einwohner) ist seit Sommer letzten Jahres der Hauptstrang gelegt, aber seitdem geht gar nichts mehr, die einzelnen Straßen bzw. Grundstücke werden nicht angeschlossen. Trotz erhaltener Förderung (und der Eigenanteil ist gar nicht so groß) ;-)
Ein Problem ist ja auch, dass die meisten einzelnen Dörfer und Städte in Breitband-Zweckgemeinschaften angeschlossen sind, und oftmals kann man sich nicht auf einen Breitband-Anbieter einigen. Dem voran gehen Markt-, Versorgungs- und Kostenanalyse. Das ist der wahre Zickenkrieg, und viele Abzocker und Betrüger scheint es auch zu geben.
Und viele Privatanwender wollen keinen Breitbandanschluss, da sie Internet per LTE bekommen.
Bei einer Umfrage im Nachbarort wollten gerade mal 6% einen Breitbandanschluss.
 
Nitschi66 schrieb:
Tiefbaufirma müsste man jezt sein. Die verdienen sich dumm und dämlich.

... bekommen aber einfach nicht genug Leute, weil
a) mies bezahlt wird für die einfachen Tiefbauer
b) keiner mehr wirklich den harten Job machen will

Wenn ich die Tiefbauer sehe, welche für unsere Firma arbeiten, sehe ich da nur ältere Kaliber und Kollegen aus dem östlichen Ausland.
Der Rest (junge Bundesbürger) will den mies bezahlten Job einfach nicht machen, auch weil solche Jobs überall in den Medien als unattraktiv hingestellt werden.

Liegt aber z.T. auch daran, dass die Tiefbauarbeiten ausgeschrieben werden, d.h. der mit dem billigsten Angebot bekommt sie.
Ich kenne mehrere Inhaber und Abteilungsleiter von Tiefbaufirmen, die händeringend fähige Leute suchen und mir bei dem Hinweis, die Leute mal ordentlich zu bezahlen, selbst mit dem Jammern anfangen.
Zum fest Einstellen sind sie zu geizig und verlassen sich lieber auf Saisonkräfte, damit sie sie bloß nicht bezahlen müssen, wenn mal keine Arbeit da ist.
Bei uns liegen z.Zt. mehrere große Bauvorhaben auf Eis, weil wir einfach keine Tiefbauer (auch Trenching erfordert Tiefbauer!) zur Hand haben.

Dies sehe ich als ein großes Folgeproblem, welches die ausbauenden Telekommunikationsunternehmen noch krasser treffen würde, wenn plötzlich alle Fördergelder abgerufen würden.
 
Tuetensuppe schrieb:
Bei einer Umfrage im Nachbarort wollten gerade mal 6% einen Breitbandanschluss.

So siehts doch vielfach aus und dann ist auch kein Wunder warum nicht ausgebaut wird.
 
@Oely

unsere Steuergelder doppelt verteil :D Nice! Einmal die Telekom und einmal die Gemeinde :lol: ... nur Chaos!
 
@der_Schmutzige

Wie du schon sagtest es sind meist nur noch ältere Kaliber die den Job machen. Ist nicht nur im Tiefbau so, sondern auch zu 90% in anderen handwerklichen Berufen.
Lass die älteren mal alle in Rente sein, dann gehts erst richtig rund. Da kann man sich schon drauf einstellen das die reparatur der Heizung im Winter 4 Wochen dauert.
 
@Twin_Four

nur weil die "Allgemeinheit" diesen Ausbau nicht braucht/will, heißt es nicht, dass dieser nicht gemacht werden muss..

Das ist dieses klassische "nach mir die Sintflut".. es geht nicht um die Menschen von gestern oder heute.. es geht um die Kinder von morgen.. und die werden ordentlich alt aus der Wäsche gucken, wenn hier mittelalterliche Digitalzustände herschen..

DE, oh armes DE..
 
Das Problem existiert nicht nur bei den Tiefbaufirmen. Generell ist es um das Handwerk schlecht bestellt. Miserable Arbeitszeiten, miserable Bezahlung. Das lockt niemanden hervor.
 
devastor schrieb:
Das mit den Baufirmen mag ein Problem sein, das viel größere ist wohl eher, das die Kommunen einfach pleite sind und den erforderlichen Eigenantanteil nicht aufbringen können um die Fördergelder in Anspruch nehmen zu können.

Ich glaube aber auch, dass viele Bürgermeister etc. sich einfach nicht um Internet kümmern. Da muss auch ein Generationenwechsel her, wenn ich mir anschaue wie hier in BaWü aufm (Badner)Land im Schneckentempo ausgebaut wird.
 
Manchmal frage ich mich auch ob das effizient ist wenn ich aus dem Fenster schaue. Die Straße wird blockiert durch Lieferwagen von vier Paketdiensten. Andererseits, zu Stoßzeiten stehen manchmal zwei gelbe DHL Lieferwagen direkt hintereinander. Kann also auch passieren, dass alles nicht in einen reinpasst.

So gesehen sollten wir uns über doppelte Leitungen nicht zu sehr beklagen.

Ansonsten verstehe ich nicht warum jeder dasselbe bekommen soll. Klingt wie jeder soll Leitungen für 20 gleichzeitige Telefongespräche bekommen. Das würde jeder sofort als Unsinn abtun?
 
ScorpAeon schrieb:
Ganz richtig, die Kommunen nagen teilweise am Hungertuch und da haben andere Baustellen Priorität als die Förderung vom #Neuland
Und genau hier liegt mal wieder der Irrsinn bei diesen Fördergeldern.
- Zu viel Bürokratie -> Schwer/teuer für kleine Gemeinden
- Man kann das ganze nicht mal als Investition sehen.

Wenn Gemeinden selbst ausbauen baut die Telekom Vectoring aus um konkurrenzfähig zu bleiben.
Man hätte das Ganze als eigene Infrastruktur für Gemeinden auslegen sollen. Die Gemeinde baut Bund-gefördert aus und hat damit erst mal die Infrastruktur in eigener Hand. Kein weiterer, paralleler Ausbau erlaubt. Konzerne können die Leitungen quasi mieten.

Damit wäre dann auch wieder Infrastruktur in kommunaler Hand und man wäre nicht am Tropf der Netzbetreiber.
 
@Ruff_Ryders88

komm zu mir, da isses ausgebaut :D

@Ko3nich

nette Idee!..
 
Es ist mir auch schleierhaft, dass nichtmal Tiefbauvorhaben zentralisiert sind.
Gegenüber bei uns auf der Straße fängt das Gewerbegebiet an. Jetzt hat ein ansässiges Unternehmen sich privat Glasfaser verlegen lassen -> Bürgersteig wird aufgerissen. Jetzt wird aber nicht entsprechend koordiniert (Sind "Leerrohre" ein Fremdbegriff?) und wenn irgendwer anders etwas machen will, werden die Straßen wieder aufgerissen...
 
In einem Youtube Video der Telekom sagt man, dass es zu wenig Tiefbaufirmen in Deutschland gibt.

Würde man FTTH überall verlegen wollen, so bräuchte man 15 Jahre dafür.
 
@UnserKapitän

ein 18 Jahre altes Kabel, was noch 2 Jahre hebt, spart 2 Jahre erstmal Geld.. lieber nach 20 Jahren (neu)investieren als nach 18 Jahren schon zu erneuern für die nächsten 20 Jahre..

Ich hoffe du verstehst.. es ist egal wie es gedreht wird.. Geld was in 2 Jahren erst fällig wird, ist erst in 2 Jahren fällig..
Es ist zum Haare raufen..
 
Doppelte Leitungen - guter Witz :evillol:

Ich bin Anfang dieses Jahr in die Schweiz ausgewandert und habe zufälligerweise gerade heute meinen Vertrag für Internet in der neuen Wohnung abgeschlossen. Mein Anbieter liefert synchron 1Gbit/s auf einer Faser, für 64,75 CHF (~55€) im Monat.
Hier sind so gut wie alle Wohnungen in den meisten Städten mit FTTH angeschlossen - und zwar 4 Singlemode Fasern pro Wohnung.

Doppelte Leitungen - haha - guter witz - in 7 Jahren - höhö
Deutschland hat echt fertig...
 
Twin_Four schrieb:
So siehts doch vielfach aus und dann ist auch kein Wunder warum nicht ausgebaut wird.

Jap; in meinem Stadt-Vorort (lockere Bebauung mit EFH, ca 5km bis Stadtzentrum) siehts auch nicht besser aus:
Vielen reicht ihr DSL 6000 zum Mails abrufen und abends mal rtl.de oder ähnlich sinnloses anklicken, um zu erfahren, was Prinz Harry so macht.
Mal n Urlaub buchen, mal bei Amazon was kaufen... mehr wissen doch viele nicht mit dem Medium Internet anzufangen.

Die paar verstreuten Nerds (mich eingeschlossen), welche gern viel mehr Bandbreite hätten, haben es "auf dem platten Land" echt schwer. Für einen lohnenden Ausbau kamen auch bei uns nicht genug Vorverträge zusammen, weil die Masse den Schwanz einzieht, wenn es mal ein paar € mehr kostet im Monat. Sind halt die typischen Moorhuhn-User... auch wenn es in Tech-Foren wie CB immer den Anschein hat, als wollten alle schnelle Anschlüsse, gilt dies bestenfalls für dicht besiedelte Citybereiche.
Deshalb werden diese auch immer wieder beim Aufrüsten bevorzugt.
Da kommt logischerweise schon mehr an Vorverträgen zusammen, weil die Leute mit Haus & Garten usw dem Internet einfach nicht die Bedeutung zumessen, da sie viel Anderes am Hals haben.

Ausserdem stellen sich viele quer, sobald es um Grabeerlaubnis auf ihren Grundstücken geht.

So gurke ich als Mitarbeiter eines Telekommunikationskonzerns zuhause mit Hybrid und maximal 20k herum. :freak:
 
Volkimann schrieb:
Egal wann wir mit unserem Lütten hingehen, man trifft fast nie jemanden.

Die hocken alle daheim und daddeln am Handy... :rolleyes:

SKu schrieb:
Das Problem existiert nicht nur bei den Tiefbaufirmen. Generell ist es um das Handwerk schlecht bestellt. Miserable Arbeitszeiten, miserable Bezahlung. Das lockt niemanden hervor.

Also wenn ich so sehe, was Handwerker bei uns so an Rechnungen aufmachen, wundert es mich echt, dass die Bezahlung so schlecht ist. Wo bleibt da die ganze Kohle?
 
Ich kann die Gemeinden da verstehen, denn der Bürgermeister etc. verlieren bei den Bürgern ihr Ansehen wenn sie, anstatt Spielplätze oder Schulen zu sanieren, das Glasfaser ausbauen und dann den Rest des Jahres oder über viele Jahre kaum mehr Mittel zur Verfügung haben um andere Bürgerbelange zu befriedigen.

Ein Beispiel bei mir Privat, ich ziehe mit meiner Frau zum 01.05. um, mir war immer wichtig dass es schnelles Internet gibt, sie würde zwar gerne aufs Dorf, wir haben aber einen Mittelweg gefunden, Stadtnah und doch dörflich PLUS schnelle 100.000er-Leitung. Wenn ich anderen davon erzähle ernte ich immer doofe Blicke, meine Eltern und Schwiegereltern halten mich für bescheuert dass ich eine gute Internetanbindung für die Zukunft als essenziell ansehe und davon auch meinen Wohnort abhängig mache (wohlgemerkt würden mir 16.000er schon reichen, bei uns in den Dörfern gibt es aber nur Internet via "Northern Access" und Funkantennen, sind da 3 Leute am Streamen bricht in einer Straße das gesamte Internet zusammen und man surft mit 16.000er Geschwindigkeit geteilt durch 3)

Was ich damit sagen will ist, dass viele der Generation Ü50, eventuell auch schon jünger, es von Gemeinden ganz und gar nicht gerne sehen würden wenn sie für "so einen Mist" Geld investieren aber dann andere Dinge liegen lassen. Klar, es gibt auch andere wichtige Dinge, aber eine grundsätzliche schnelle Anbindung ans Internet sollte es in der heutigen Zeit überall geben und zwar ohne Einschränkungen. Denn je mehr alles miteinander vernetzt wird um so wichtiger ist es dass die Geschwindigkeit auch passt.
Ergänzung ()

M@tze schrieb:
Die hocken alle daheim und daddeln am Handy... :rolleyes:



Also wenn ich so sehe, was Handwerker bei uns so an Rechnungen aufmachen, wundert es mich echt, dass die Bezahlung so schlecht ist. Wo bleibt da die ganze Kohle?

Denk daran, hier werden Gemeinden vom Staat unterstützt beim Ausbau. Gemeinden schreiben allerdings grundsätzlich erst die Aufträge öffentlich aus. Der günstigste Anbieter erhält den Zuschlag. Was wird also passieren? Richtig, schlecht bezahlte Arbeiter erledigen diesen Job und dann muss man sich auch bald nicht wundern wenn schlechte Materialien verbaut werden und es nach wenigen Jahren die ersten Ausbesserungsarbeiten nach sich zieht. Ein Teufelskreis.
 
@ScorpAeon

die Bürger waren zu lange ruhig.. es wurde versäumt vor 20 Jahren in Schulen, Spielplätzen und sonst Etwas aus öffentlichen Mitteln zu sanieren/bauen..

Genau das holt deine/meine/jetzige/zukünftige Generationen ein.. mehrere Milliarden über mehrere Jahre verteilt tun nicht so weh, wie mehrere Milliarden in einem Jahr um alles auf "heutigen" Stand zu bringen..
 
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