@DerHechtangler
Hallo.
1.
Stichtwort "Kaufberatung" läutet meine Alarmglocke. Vielleicht ist es von Dir nicht so gemeint, aber viele Menschen wollen bei Investitionen oder Spekulationen einen "guten Tipp" und sich selbst nicht weiter damit beschäftigen.
Eine der Motivationen dahinter ist, daß man damit die Verantwortung abgibt. Diese Haltung hat das Phenomen der Börsengurus erst ermöglicht. Da gab es den Bäckerssohn auf einem deutschen Nachrichtensender. Der hat Aktien geshillt gegen Bezahlung durch die "Unternehmer" (der Anglizismus sei mir entschuldigt. Shill (engl. Ware anpreisen) und Shill als Bezeichnung für eine Person, die Ware anpreist (he is a shill, he is shilling shitcoins) sind gebräuchlicher Jargon) und wurde dann sogar vor Gericht verurteilt.
Unter Crypto Influencern ist das nach wie vor üblich. Wenn es transparent ist, ist es OK. Oft passiert es nicht transparent. Einer der zwielichtigen wäre Ian Balina, der 2017 sehr aktiv war, jetzt keine große Rolle mehr spielt.
Diejenigen, die solche Tipps wollen, möchten sich nicht die Arbeit der Recherche machen und/oder trauen es sich nicht zu selbst zu entscheiden.
Ich finde das zwar nachvollziehbar und somit verurteile ich das gar nicht. Aber man liefert sich selbst aus.
Verantwortung abzugeben ist ohnehin Illusion, da man ja die Folgen immer selber zu tragen hat.
Es ist verlockend, aber eine Falle.
Zudem darf man bei Influencern und sonstigen Tippgebern fragen, wer auf Einkommen dieser Arbeit angewiesen ist. Jemand, der vor 12-24 Monaten mal $1,000 in Hex oder Doge, oder kürzlich Shiba Inu gesteckt hat, wird jetzt zu beschäftigt sein, das Geld zu verwalten und nicht Youtube-Videos machen.
Ich kenne einige, die haben mal vor 2 Jahren 4-stellig spekuliert und sind jetzt im 2-stelligen Millionenbereich. Wie viele davon machen Youtube-Videos oder sind Twitter bekannt? Ein einziger hat mal so ein bißchen was gemacht aber ziemlich mit halber Backe. Den kennt man nicht.
Also generell Regel Nummer 1:
Übernimm 100% Verantwortung für alle Deine finanziellen Entscheidungen. Auch wenn Du einen Tipp folgst, ist es trotzdem 100% Deine Verantwortung, denn Du hast die Entscheidung getroffen, dem Tippgeber zu folgen.
Es gibt durchaus einige Youtuber, deren Output ich für sehenswert halte, aber als Ideengeber, als Impuls für eigenes Nachdenken, eigene Recherche, eigene Entscheidungen. Geht auch nicht anders, weil die unterschiedliche Einschätzungen haben.
Man kann sich alles anhören und ansehen, aber nicht als Empfehlung, sondern als Ideengeber.
2.
Naivität:
Die meisten Leute, die sich noch nicht mit Spekulation oder Investition beschäftigt haben, haben naive Vorstellungen, wovon der Erfolg abhängig ist.
Wenn wir es mal simpel halten und gehen für den Moment davon aus, daß ein "guter Tipp" alles ist, was man braucht, dann ist hier schon der erste Fehler zu sehen: Es wird immer nur gefragt, was man kaufen solle oder vielleicht noch wann.
Das reicht nicht. Viel wichtiger ist, unter welchen Umständen ich
verkaufen sollte.
Dh. ich brauche einen Take Profit (Kursziel, zu dem ich plane zu verkaufen) und Stop Loss (Kurs läuft gegen meine Erwartung in den Verlust und ich setze einen Kurs, zu dem ich im Verlust verkaufe, um den Verlust zu begrenzen).
Ich verurteile auch hier niemanden, der sich nicht zu viele Gedanken und Mühe machen möchte. Aber das ist dann schon näher an Glücksspiel als an dem, was die Leute machen, die über längere Zeit hohe Profite machen.
3.
Statt die Idee "Ich kaufe. Ich lasse liegen. Irgendwann habe ich irgendeine Summe, die mich "reich" macht." würde ich empfehlen, daß man sich genau überlegt, was die eigene Situation und Zielsetzung sind und sein sollen.
Situation ist nicht nur, wie viel Geld man aktuell hat und wieviel regelmäßiges Einkommen, wie hoch die Ausgaben sind bzw. beim gewünschten Lebensstil wären, sondern auch wie alt man ist, wann man das Geld ernten möchte/muss.
Die Zielsetzung ist davon abhängig, welchen Lebensstil man ab welchem Zeitpunkt gerne hätte, wie viel das monatlich kostet, wie viel Kapital man braucht, um diesen Bedarf durch passives Einkommen zu erwirtschaften und was man durch Investition von Resourcen (neben Geld sind das Aufmerksamkeit, Zeit, etc.) glaubt aus dem aktuellen Geld machen zu können.
Auch ist es empfehlenswert, sich zu überlegen, was man tut, wenn die Kurse fallen.
Deine persönlichen Umstände und Ziele kennt ein Tippgeber nicht. Deshalb sind universelle Empfehlungen höchstens zufällig passend.
4.
Verlust vermeiden ist wertvoller als ein Gewinn.
Stituation:
Ich habe $1,000.
Ich sehe eine Möglichkeit für einen Trade.
2 mögliche Resultate: Gewinn oder Verlust.
Um die vergelichbar zu machen, gehen wir mal von je +500 und -500 aus.
Danach stünde das Konto also bei entweder 1,500 (Rade gemacht und Gewinn gemacht) oder 500 (Trade gemacht und Verlust gemacht).
Gewinnszenario in Prozent: +50%.
Verlustszenario in Prozent: -50%.
Wo ist der Unterschied?
Ich ziele auf den Vergleich von Gewinn versus einem vermiedenen Verlust aus, denn mir geht es um die Situation vor dem Trade und die Entscheidung, ob ich den Trade mache oder nicht.
Szenarien also:
1. Trade gemacht mit Gewinn. 2. Trade gemacht mit Verlust. 3. Trade nicht gemacht, entgangener Gewinn. 4. Trade nicht gemacht, vermiedener Verlust.
Ich möchte vergleichen Szenario 2 mit Szenario 4.
Dh. ich vergleiche den Verlust mit einem vermiedenen Verlust.
Konto nach Verlust: 500
Konto bei vermiedenem Verlust: 1,000.
Vorteil des vermiedenem Verlusts versus Verlust-Szenario: +500.
+500 vergleichen mit Konto nach Verlust: +100%.
Also:
Gewinnszenario mit + $500: +50%
Szenario in dem ich keinen Trade mache und einen Verlust von - $500 vermeide, macht einen Unterschied von +100% im Verlgeich zum Konto im Verlust.
Ein vermiedener Verlust ist prozentual wertvoller als ein Gewinn gleicher nominaler Höhe.
Schlussfolgerung:
Daß Profis angeblich immer zuerst auf einen möglichen Verlust schauen und diesen begrenzen, scheint wohl sinnvoll.
5.
Das wichtigste, daß ich empfehlen kann, um Erfolg zu haben bei Spekulationen, ist das, was Mark Douglas geschrieben hat. Es gibt ein Seminar von ihm auf Youtube (How to think like a professional Trader). Das ist Englisch.
6.
Den perfekten Kurs zu treffen beim Kaufen und Verkaufen (All Time Low, All Time High) ist an unrealistisches Ideal.
Cost Averaging funktioniert. Man kauft/verkauft nicht zu einem Zeitpunkt alles, sondern kauft/verkauft in regelmäßigen Abständen über einen vorher definierten Zeitraum.
Das Resultat: Man kauft/verlauft letztlich zum Durchschnittspreis.
Man spart sich dabei sich das Hirn zu zermatern, wann der pefekte Zeitpunkt wäre, bzw. umgeht man psychologische Blockaden, die dazu führen, daß man sich nicht entscheiden kann und nicht handelt (analysis paralysis, weil man sich nicht traut, es hängt ja zu viel davon ab).
7.
Ich hatte es schon unter Punkt 3 angedeutet: Nicht jeder hat die gleiche Situation und Zielsetzung.
Davon ist abhängig, wie weitgehend man sich mit der Materie beschäftigen möchte.
Wie viel Zeit und Aufmerksamkeit ist man gewillt und fähig, zu investieren.
Wer bereits zeitaufwändige Verpflichtungen hat und wem es nicht wichtig genug ist, der wird sich nicht mit Chart-Analyse und Recherche zu einzenlnen Projekten beschäftigen wollen.
Das ist völlig in Ordnung. Wenn man es einfach halten will, kann es sein, daß man am Zahltag weniger hat, als möglich gewesen wäre.
Allerdings ist auch möglich, daß man versucht clever zu sein, dann aber genau bei dem Versuch Fehler macht und am Ende weniger hat, als hätte man einfach Ethereum gekauft und 3 Jahre gehalten.
Beides ist möglich.
Bei Bedarf kann ich gerne auf einige Youtuber hinweisen. Das sind für mich nicht unbedingt die bekanntesten, wenn da bei Dir Interesse besteht. Die meisten machen alles in Englisch.
Viel Erfolg.