Siebenschläfer schrieb:
Ein Mensch fährt sogar noch ohne Augen. Viele Senioren im hohen Alter schaffen das (zu) problemlos.
Davon kann ich leider ein Lied singen. Mein Großvater lässt sich zitieren: "Ist doch egal, ob ich sehe, was da kommt, solange ich sehe, dass da was kommt". Er fuhr bis zu seinem Tod Auto (der dann durch Krebs kam, nicht durch einen Autounfall, das möchte in diesem Kontext wohl dazu gesagt werden ^_^) und es war zunehmend fahrlässig, da grüner und grauer Star ihn seiner Sicht an diesem Punkt weitgehend beraubt hatten.
Siebenschläfer schrieb:
Ein Tesla schlägt ohne Kameras binnen Sekunden irgendwo rein.
Könnte so sein, selbst wenn's wahrscheinlicher wäre, dass der Hersteller für den Fall eines Totalausfalls die Übernahme durch den Fahrer vorsieht oder das Auto andernfalls sicher zum Stillstand bringen würde.
Um solche Szenarien zu vermeiden, sollten es dann wohl mehr als nur eine Sensorklasse geben, einfach um sicherzugehen ... oder?
Siebenschläfer schrieb:
Sensorik ist toll, aber bei letzterem ist man kein Stück weiter. Die Fähigkeiten werden der Karre nur angedichtet, aber es ist und bleibt ein Spurhalteassistent auf Steroiden
Naja ... wenn man wirklich will, könnte man auch einen menschlichen Fahrer auf eine solche Beschreibung herunterbrechen. Spurhalteassistent auf Steroiden mit hirneigener Navigationslösung vielleicht (wobei letztere zum Beispiel bei mir jedem Navi-Kartensystem weit unterlegen ist, aber das nur am Rande

) Mit Blick auf die Steroide möglicherweise sogar wortwörtlich, wenn man kompetitive Bodybuilder mit einschließt
Spaß beiseite, ich halte deine Position diesbezüglich für übertrieben negativ. Ein Auto kann doch nicht schon selbstständig eine Fahrt absolvieren, nur weil ich es ihm andichte. Ein wenig mehr gehört da schon noch dazu. Und auch funktionierende Level 3-Modelle gibt es schließlich mittlerweile.
Siebenschläfer schrieb:
mit religiöser Anhängerschaft.
Ein funktionerendes vollautonomes Fahrmodell ist nun einmal einfach objektiv ein gewaltiger Vorteil, sowohl wirtschaftlich als auch hinsichtlich des Komforts. Gibt schon gute Gründe, so etwas zu wollen ^_^
Siebenschläfer schrieb:
Oder mit anderen Worten: ein AI-Idiot.
Ich lege jede Woche hunderte von Kilometern im Auto zurück (was übrigens auch ein Grund dafür ist, dass ich künftig unbedingt ein Auto wünsche, dass nach Level 3 oder besser autonom fahren kann und das in Deutschland auch darf). Ich versichere dir, die durchschnittlichen Fahrfähigkeiten über alle Strecken hinweg würden mit Sicherheit zunehmen, würde ein solcher "AI-Idiot" jedes Auto steuern. Daran habe ich auch auf dem aktuellen Stand der Technik keinerlei Zweifel, selbst wenn noch gut Raum nach oben ist. Allein kompetentes und situationsangemessens Bremsen oder Einhalten von Geschwindigkeiten und Abständen ist etwas, dass eine sehr große Anzahl menschlicher Fahrer nicht leisten können (oder wollen). Ein Algorithmus hätte mit nichts davon Probleme, was sich schon daran zeigt, dass auch Autos ohne "self-driving smarts" sowas können.
Siebenschläfer schrieb:
Jemand der die Hände vom Steuer nimmt, um sich von einem AI-Idioten fahren zu lassen, ist nicht wirklich intelligenter als sein Auto.
Ziehe ich ehrlich gesagt Leuten vor, die während der Fahrt am Handy hängen, neben sich rumkramen oder sonstwie unkonzentriert sind. Ein ehemaliger Chef von mir hat sein Auto als sein zweites Büro bezeichnet und immer während der Fahrt gearbeitet. Die Vorstellung, wie viel Fokus dann noch auf der Fahrbahn lag, überlasse ich dir ...
Wie dem auch sei, die Frage, ob man heutige Modelle zum autonomen Fahren schon für einsatztauglich hält, ist von der Frage, ob es sinnvoll ist, einwandfrei funktionierende Modelle zu entwickeln, meiner Meinung nach klar zu trennen.
Siebenschläfer schrieb:
So, jetzt steht da oben eine ziemlich böse Aussage, aber es geht im Straßenverkehr gar nicht darum, ob das vorgenannte zutreffend ist. Es handelt sich schlicht ein herstellerspezifisches Vorhersagemodell, mit dem Menschen Verhalten vorausberechnen, wenn sie Elons Karre im Straßenverkehr begegnen. Und genau das ist wiederum, was Menschen so gut darin macht, die Aufgabe mit vertretbarer Fehlerrate zu bewältigen. Selbst dann, wenn ihnen ein AI-Idiot begegnet. Die ganzen Menschen sind übrigens der Hauptgrund, warum nicht am laufenden Band Teslas Versuchsträger zerknittert werden.
Kann ja durchaus sein. Nur deswegen wird ja eben auch getestet und weiterentwickelt, oder nicht? Vor zwanzig Jahren hätten viele sicherlich auch noch nicht gedacht, dass man heute an dem Punkt wäre, an dem man ist.
Siebenschläfer schrieb:
Eine AI kann nicht vernünftig fahren, weil es in einem Rechner schlichtweg keine Vernunft gibt. Und daran ändern auch zig Sensoren nichts.
Vernunft ist viel zu subjektiv, um hier als objektiver Maßstab herzuhalten, meinst du nicht? Nichts für ungut, aber klingt schwer nach Non-Argument.
Denn: Welche grundlegende Vernunft ist es denn, von der Menschen im Straßenverkehr profitieren? Die Bestrebung, Kollisionen zu vermeiden? Abstände einzuhalten und daher natürlich auch richtig einzuschätzen? Sich nach erlaubter Höchstgeschwindigkeit zu richten? Spuren zu halten? Rechtzeitig zu blinken? Was genau davon hältst du für von einem Computer nicht reproduzierbar? Und im Übrigen, was davon tut der durchschnittliche Alltagsfahrer mit der gleichen Konsistenz wie es ein Programm täte, dem man all dies als Pflichtparameter vorgibt?
Richtig eingestellt sollte eine Maschine sich zumindest theoretisch nicht selbst überschätzen - was schon mehr wäre, als man von vielen menschlichen Verkehrsteilnehmern sagen kann. Bei denen wird's da nämlich gern mal ganz schnell unvernünftig, nur weil sie sonst 2 Minuten später am Ziel ankämen. Da ist die Schwelle am Ende vielleicht gar nicht so hoch, wie du offenbar glaubst. Vielleicht überschätzt du aber auch den menschlichen Fahrer.