Odium
Captain
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- Okt. 2003
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Kann ich dir sagen. Jeder von uns hat eine bestimmte Toleranzgrenze, bei der wir uns entscheiden, das Land zu verlassen. Und das ist kein hingeworfener Satz, sondern für gut ausgebildete junge Leute eine ständige Option. Hauptargumente sind sicher das reale Einkommen, Sprachkenntnisse oder Familie, aber sowas wie Bürgerrechte im Netz zählt auch langsam dazu.Erdmenchenj schrieb:Ich frag mich nur, welches legale Mittel uns Bürgern noch bleibt, wenn selbst auf eine Petition mit mehr als 130.000 Unterschriften und tagelangen Demos keine Rücksicht genommen wird...
Und jetzt mal ehrlich: Was sind schon 130.000 Petitionsteilnehmer im Wahljahr? Eine Partei braucht nur sagen, sie dreht nun an der Rentenerhöhung und dann gehen die Leitmedien voll darauf ein. Die Zensierung von KP, Gewaltspielen und ähnlichem ist da allenfalls ein Randthema.
Ich sehe das ganze inzwischen so:
Der Staat hat gerade eine neue Evolutionsstufe damit losgetreten. Wenn ihr euch zurück erinnert, dann geht dieses Spielchen schon seit Jahren. Anfangs konnte man illegale Daten völlig frei von http-Servern herunterladen, bis es zuviel Aufmerksamkeit auf sich zog. Dann kamen die Tauschbörsen und mit einer Verzögerung von 5 Jahren das dazu maßgeschneiderte Gesetz, das auch der Download (und nicht nur der Upload) daraus verboten ist.
Ziemlich klar ist, dass KP nur der Aufhänger ist, um überhaupt mit der Netzzensur beginnen zu können. Viele neue Gesetze beginnen erst mit der Bekämpfung der schlimmsten Tat und erfahren dann mit der Zeit eine Verfeinerung, die ursprünglich gar nicht so gedacht war. Hier ist schon absehbar, dass es eigentlich nicht um die Kinder geht. Objektiv und rational gesehen, ist der Schaden durch Kinderpornographie ein vernachlässigbares Problem gegenüber anderen Verstössen und Verbrechen, die heute über das Netz durchgeführt werden: Spam, Phishing, Glücksspiel, Urheberrecht, Datenklau und natürlich auch der Angriff auf andere Seiten. Wie hier gesagt wird, sehen es im Bankensektor Staat und Unternehmen weitaus dringender an, solche Seiten unverzüglich aus dem Netz zu entfernen. Und es ist ja auch richtig.
Somit geht das Katz & Mausspiel bald weiter. Wird irgendwann entschieden, dass wir eine bestimmte Seite nicht mehr anklicken dürfen, weil sie auf der Liste der verfassungswidrigen Seiten gelandet ist, werden sich mehr Leute mit der Technik des Internets befassen und schnell lernen, wie man TOR benutzt oder was DNS eigentlich ist. Ich weiß nicht wohin dieses geistige Wettrüsten läuft, aber es gefällt mir nicht.