HappyMutant schrieb:
Es ist aber auch so, dass in den Redaktionen auch nur Menschen sitzen. Speziell in den Politmagazinen wie Frontal, Panorama usw. ist nicht Neutralität oberstes Gebot, sondern Polarisierung. Oder nennen wir es besser Betrachtung aus einem bestimmten Blickwinkel. Die Frage ist also, welche Seite wird gewählt, was ist die Überzeugung des Autors. Machen wir uns nichts vor, diese Magazine sind genau dafür da, das waren sie immer. Genauso hat jeder einen anderen Blickwinkel auf das Berichtete. Schon das ZDF hat seine Existenz in gewisser Weise erstmal der der damaligen Regierung nicht genehmen Berichterstattung der ARD zu verdanken. Nur wird es unangenehm, wenn sie mir dann auf die Füße steigen und nicht den anderen. Medien polarisieren und berichten zielgruppengerecht seit Jahrhunderten, es bleibt nur die Frage wie weit sie dabei gehen (ich sage sie gehen hier nicht weiter als sonst).
Dass dies so läuft, ist mir klar. Dass es als Mensch nicht leicht ist, immer nur 100% neutral zu sein, ist auch richtig. Die Frage ist aber, ob man sich nicht dennoch wenigstens Mühe geben sollte, MÖGLICHST neutral zu sein. Dass lieber polarisiert wird, ist schade, wenn es um ARD/ZDF geht, weil hier wirklich dieses Gebot der Neutralität erwartet werden müsste - von BILD / RTL etc. kann ich ja nichts verlangen, das sind private Medien.
Grundsätzlich wäre das alles kein Problem, wenn die Medien TV und Zeitung nicht beim Großteil der Gesellschaft ein so furchtbar hohes Ansehen hätte, was dazu führt, dass diese jegliche Berichterstattung oftmals ungeprüft einfach 1:1 glaubt und übernimmt, anstatt vorher zumindest mal kritisch zu hinterfragen und dann zu entscheiden, ob man etwas annimmt oder nicht. Eigentlich kann ich dafür auch nicht einfach nur diese Medien zur Rechenschaft ziehen.
Natürlich erhält auch nicht jeder einfach mal so Aufmerksamkeit, in deinem Beispiel höchstens vom Staatsanwalt, aber wir dürfen nicht vergessen, was der Beweggrund dieser Initiative ist. Das dieser zumindest nachvollziehbar ist, selbst wenn er nicht das Problem löst, und dazu viele Bürger eben auch genau nach dem Warum fragen, bringt die Aufmerksamkeit.
Ja, schon. Dennoch sollte hier gelten, dass daraus kein medialer Feldzug wird, wo nicht kritisch genug auf die bestenfalls zweifelhafte Argumentationsweise eingegangen wird. Es wird nicht ausdrücklich erwähnt, dass es keine hinreichenden Beweise für einen Zusammenhang hier gibt, sondern es wird so getan, als gäbe es für beide Seiten gleich gute Argumente. Wenn ich aber wieder zu meinem Beispiel komme, dann hätte ich ohne einen Beweis einen Menschen des zehnfachen Mordes bezichtigt. Natürlich gilt eine Person als unschuldig, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist und wenn ich überhaupt keine Hinweise geben kann für diese These, dann sieht das ja auch nicht so aus, dass man sich gleichermaßen für beide Seiten ausspricht.
Mit welcher Berechtigung hätten sonst die Spieler ein Medienecho verdient, wenn sie nicht erst dadurch das in Frage gestellt würden. Die Berichterstattung bedingt also einander und deswegen ist maximal mögliche Neutralität dann erreicht, wenn beide Seiten zu Worten kommen. Man hofft dies in Nachrichtensendungen zu sehen, was natürlich leider nicht immer der Fall ist. Man kann aber sagen, dass im Laufe der Debatte sich zumindest das Verhältnis gewandelt hat, auch das Bewusstsein als Gesellschaftsgruppe gestiegen ist und auch die Organisation sich verbessert hat.
Insofern halte ich es im Gegenteil für positiv, dass die Berichterstattung nicht nur häufiger geworden ist, sondern solche Aktionen auch das Desinteresse durchaus zeigt. Es ist nämlich ein Unterschied ob eine Ursula von der Leyen vor einen Haufen Parteianhänger redet oder es tatsächlich in der Öffentlichkeit stattfindet.
Dagegen wäre nichts zu sagen. Ich halte dies jedoch weiterhin für stark verbesserungswürdig.
Was mir aber eher sauer aufstößt, ist das Verhalten, die Gegenseite als Idioten uns schlimmeres darzustellen. Diese haben ihre Überzeugung und wir wissen alle, dass diese mitunter aus der Verbitterung heraus entstanden sind, nichts gegen solche Vorfälle tun zu können. Statt dass man den Dialog sucht, definiert man sich lieber selbst als Opfer und sieht sich dazu berechtigt mit allen Mitteln dagegen anzukämpfen. Hier auch schon vorgebracht: am besten gar nicht mehr mit Worten.
Wie ich sagte, wäre es aus meiner Sicht am Besten, überhaupt nicht mehr darauf einzugehen und die Diskussion fristlos zu beenden, bis die "Ankläger"-Seite mal wirkliche Argumente vorbringt, die noch nicht widerlegt wurden (bisher gibt es quasi nur "cum hoc ergo propter hoc"). Dann kann man diskutieren und versuchen, diese Argumente zu widerlegen. Im Moment gibt es leider keine Argumente, die man widerlegen müsste. Dass jeder weitere Amoklauf jetzt als Argument vorgebracht wird, dass Computerspiele böse sind, ist ja nicht wirklich sinnvoll, aber genau das passiert eigentlich in den Medien. Irgendwo gab es einen Amoklauf, dieser hat wie zahlreiche andere Jugendliche auch am PC gespielt und sofort fängt die ganze Diskussion wieder von vorne an, obwohl keine neuen Belege aufgetaucht sind.
Genau darin liegt eben die Problematik. Statt dass man zeigt, dass das Klischee falsch ist, dass man nicht nur dumpfe Gewaltspiele kennt und spielt, sondern zu einer gewissen Logik fähig, wird lieber ein Nazi-Vergleich nach dem nächsten auch öffentlich dargeboten. Mit einem Selbstverständnis, dass es einem gruselt. Nämlich mit der Erwartung genau damit ernstgenommen werden zu wollen.
Nun natürlich berechtigt all das nicht, Spieler und vorallem erwachsene Spieler alle über einen Kamm zu scheren. Natürlich berichtet jedes Medium seiner Klientel entsprechend, RTL II anders als das ZDF. Aber deshalb, weil diese Zielgruppe eben das sehen wollen, was sie denken. Das mag als reiner Konsument auch akzeptabel sein, als Aktiver in der öffentlichen Diskussion ist der fehlende Wille zu reflektieren aber nicht in Ordnung.
Und mehr möchte ich erstmal gar nicht. Schlicht anzuerkennen, dass jeder der etwas schreibt auch berechtigte Gründe dafür haben kann, sei er nun dafür oder dagegen. Aber auch anzuerkennen, dass jeder der etwas schreibt, seine Gründe dafür begründen kann und sich nicht über die Beleidigung und über das lächerlich machen der Gegenseite definiert.
Man mag sich gerne ungerecht behandelt fühlen, das Gefühl habe ich oft genug. Ich bin nur der Meinung, dass mich das nicht berechtigt, dann mich in ebenso einer weise oder gar schlimmer zu verhalten.
Ich kann die Gegenseite nachvollziehen, weil sie womöglich aus Verzweiflung oder Trauer zu solchen Anschuldigungen kommt, aber dabei muss es dann auch bleiben. Ich muss mich damit nicht näher befassen, solange keine Belege kommen.
Dass viele Chaoten im Internet unterwegs sind, die sich weit unter der Gürtellinie verhalten, ist bedauerlich, aber im Zuge der Anonymität leider schon normal geworden. Ich distanziere mich auch davon, auch wenn ich die Empörung selber nachvollziehen kann (nicht eben aber die verbalen Entgleisungen). Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass es aus meiner Sicht für die Sache irrelevant ist, da keine Bringschuld für die Angeklagten besteht, sondern für die Kläger.