ekwinoks schrieb:
Der Artikel fing lahm an, hat aber die Kertwende mit dem letzten Absatz bekommen.
Das kann man wohl sagen, aber irgendwas fehlt mir daran trotzdem. Wirklich identifizieren kann ich mich damit nicht.
In vino veritas schrieb:
@ Jirko
PC-Spiele als Kulturgut etablieren? Ich weiss nicht, ob dass nun wiederum sein muss...
Mir würde es schon reichen, wenn die Gesellschaft kapieren würde, dass Amokläufe das Spiegelbild einer defizitären Leistungs- & Ellbogengesellschaft darstellen---> natürlich kombiniert mit einem defizitären Elternhaus. Soziale Komponenten werden immer mehr zur Nebensächlichkeit & Kostenfrage degradiert. Wen wundert es, dass in einem solchen System Menschen auf der Strecke bleiben?
Der These kann ich mich nur anschließen. "Jeder weiß", wie letztlich mikroskopisch die Bildungsetats in diesem, unserem schönen Land sind. Dazu gesellt sich eine gescheiterte Migrationspolitik, die wiederum ganz gut zu unserer mangelhaften kulturellen Identität als Spätfolge der Kriegsjahre passt. Dabei ist Deutschland längst ein Einwanderungsland, dass sich aus eigenem Nachwuchs kaum noch reproduzieren kann.
Dieser demographische Wandel schlägt aber nicht nur in der Alterspyramide zu, die schon lange keine mehr ist. Viel mehr spalten sich gewaltige Lager zwischen konservativen Bevölkerungsgruppen mit tradierten Medien und solchen, die sich für modern halten, aber keine vernünftige, argumentativ hochwertige Diskussionskultur auch nur ansatzweise hinbekommen; ein Großteil vieler Gamer, die hier NS Vergleiche durch den Salon tragen oder sich geistig ähnlich disqualifizieren.
Die klassische Lobby der Computerspieler gibt es quasi nicht, denn es kommen immer wieder neue, unbedarfte, teils sehr junge Mitstreiter mit in die Szene. Wer sich argumentativ nicht zu helfen weiß, packt halt die vulgäre Keule aus und haut erst mal drauf. Wohlwissend von der grauen Eminenz aus der Politikerriege wohl doch nicht verstanden zu werden.
Einige der Gegner unseres Hobbies hingegen bleiben in einer alterstechnisch eher hoch anzusiedelnden, konservativen Position behaftet. Damit komme ich wieder zurück zu den Medienquellen, die für manche dieser Gegner maßgeblich sind. Da wären dann Frontal21 und Co zu nennen - selbst wenn man nun Besserung lobigt werden die alten Bilder der eindeutig subjektiven Berichterstattung nicht ausgelöscht, es lief ja schließlich im Fernsehen und dann muss es stimmen ...
Man sollte sich die Frage stellen, ob gemobbte und gewaltverherrlichende Menschen gerne Gewaltprodukte konsumieren oder ob es anders herum ist. "Zu Grabe kriechen" und mich für ein Bild rechtfertigen, dass man in "der Öffentlichkeit" über Spieler gezeichnet hat, möchte ich jedoch auch nicht. Ich habe nie darum gebeten, stigmatisiert zu werden.
ToXiD schrieb:
Spieler, was ist bloss los mit Dir?
Die Frage ist, ob man "uns" zu einem Teil der Diskussion werden lässt oder ob wir nicht von vornherein stigmatisiert werden. Ehrlich gesagt weiß ich es nicht und will mich daher nicht in unhaltbare Vermutungen festbeißen.
Wie sollen wir eine Identität entwickeln, wenn sich wie ich eingangs vermutet habe, allein die Grundgesamtheit der Spieler ständig ändert? Viele junge Spieler waren gar nicht dabei, als die Diskussionen um den Mythos "Internetjunkie" und "PC-Freak" entbrannten. Als dort "Hexenjagd" auf eine unbekannte, fremde Lobby gemacht worden ist, waren viele Leute der heutigen Community nicht mal dabei.
Dass es anders geht zeigen viele der Beiträge hier in diesem Thread, die ich übrigens mitnichten für nichtig halte. Falsch ist es natürlich, dass man der vermeintlichen Ignoranz der Ankläger ebenfalls mit Polemik begegnet. Da geben sich leider beide Lager meist nichts.
Es besteht ein absolutes Ungleichgewicht an Bildungsjahren, Reife und hoffentlich Umsicht derer, die ich mehrheitlich in eher ältere Semester einstufen würde und der Zielgruppe der Gamer, die in meinen Augen eher so zwischen meinetwegen 12-32 Jahren streut.
Während es den etablierten Spielern wohl mittlerweile zu blöd sein dürfte, die Sau zum 3. Mal durchs Dorf getrieben zu sehen, vermisse ich faire, sinnvolle Vorschläge seitens der Ankläger.
Denn es stecken viele Probleme dahinter und es wird nicht wenig Arbeit sein. Eine Lösung dieser verhärteten Fronten wird jedoch nicht über Nacht herbeiführbar sein, da gibt es keine Universallösung (die du nicht forderst).
Es gibt durchaus sinnvolle Petitionen, die von bspw. Spielern der ESL ausgehen und sich argumentativ und fundiert mit der Thematik auseinander setzen, obwohl sie sich zu Recht verleumdet fühlen dürften.
Vorurteile und Anklagen von beiden Seiten hilft nichts.
Wenn das keine Kultur ist, was dann?
Es ist eine neue Kultur und sozusagen ein neues Medium. Da neue Medien seit der Erfindung der Schrift, dem Buchdruck oder der E-Mail kritisch auf dem Prüfstand stehen, wird sich das in Zukunft nicht ändern. Paradox ist doch allein schon, dass das Fernsehen mit seiner Generation quasi gegen die Internetgeneration antritt. Beides sind jedoch umstrittene und extrem moderne Erfindungen, betrachtet auf die Menschheitsgeschichte.
Der Irrglaube vieler besteht in einer unbegründeten Angst, dass alles Neue das Alte völlig ausrotten wird. Das ist nicht der Fall, viel mehr kommt es zu einer Vermehrung und Pluralität von Medienkanälen. Denn Schrift, TV und Buchdruck sind alle mitnichten aus unserem Alltag verschwunden.
Ich sehe da schon einen Generationen- und Interessenkonflikt. Ob nun Spiele oder Filme, ich verstehe schon, warum ein Film wie Dead Snow oder auch ein Spiel wie FEAR 2 auf andere Menschen abstoßend wirkt.
Ich sehe das auch so, wobei ich mich nicht mal mehr mit den aktuellen arcardelastigen Actionspielern identifizieren kann. Und das obwohl ich damals alle Spiele von Doom bis Heretic und Co. gespielt habe. Selbst das gute alte Diablo (III) kommt mit platzenden Figuren und Actionbewegungen nur so übersät auf den Markt, dabei ist es zwar ein "Hack n Slay", für manche aber noch immer so etwas wie bloß ein Rollenspiel im weitesten Sinne.
Ich sehe da insgesamt einen Verlust am Interesse von Nachhaltigkeit, da bilden die grafisch opulenten Spiele ohne jeglichen Tiefgang keine Ausnahme. Ob man das der Gamerlobby zuschreiben sollte ist eine andere Frage.