Leserartikel [Tutorial] GPU Diagnose und Reparatur step by step

Tutorial zur Step by Step Diagnose und Reparatur -> Inno3D 9800GT

Ich dachte, ich nehme euch heute nochmal schrittweise mit, wie ich bei Repairs vorgehe. Ich wollte das eigentlich erst in meinem Repair-Blog hier auf CB (siehe Signatur) posten, aber das wäre ein bisschen viel geworden. Hier kann ich auch gezielter Fragen beantworten. Ich denke mal, das Unterforum ist dafür okay. :)
Die Vorgehensweise ist bei aktueller Hardware zu 99% identisch, und für den Einstieg gleich an ner 3090 rumzubasteln, endet nie gut!

Folgender Delinquent:

20240112_114303.jpg

Schonmal vorweg: Die Karte schubst zwar noch Pixel, aber teilweise mit falschen Farben oder in die falsche Richtung. :D Diagnose Bildfehler. Und wir werden jetzt rausfinden, wieso.
Ich erzähle gleich was von Linux bzw. Testsoftware, dafür gibt es Tutorials (einfach mal Nvidia Mods/Mats setup) googlen. Wenn Interesse besteht, kann ich dazu ein Folgetutorial machen und auch zeigen, wie man bei AMD-Karten vorgeht. Aber eins nach dem anderen.

1. Optische Kontrolle
Als erstes Glubscherchen auf, und schauen, ob wir mit bloßem Auge irgendwelche offensichtlichen Beschädigungen entdecken können. Hervorstehende Bauteile (auf denen die Karte liegt), sind immer gute Kandidaten. SMDs auf der Rückseite, und sonst Elkos und Mosfets checken. Lupenlampe regelt. Außerdem kann man jetzt schon den Kühler abmachen und den GPU Chip auf Verfärbungen, Kratzer und abgebrochene Ecken prüfen. Dann ist nämlich alle weitere Arbeit umsonst.
Auch PCB auf Biegung und beschädigte Ecken kontrollieren. Diese Karte sieht gut aus, nur ein bisschen dreckig.

20240112_140828.jpg


2. Durchmessen
Bevor wir irgendwas einbauen, ans Multimeter ran und schnell ein paar Werte nehmen. Sonst kann es zu unfreiwilligem Feuerwerk kommen. Das riecht dann immer so unschön und das Piepen von den Rauchmeldern nervt irgendwann... :skull_alt:
Zu erklären, wie man das macht, ist gar nicht so schnell gemacht. In der Praxis ist es mit etwas Erfahrung aber eine Sache von einer Minute! Eine Messspitze auf Masse (z.B. Slotblende, Schraubenlöcher) und eine auf den Pin:

Vorderseite Slot:
Slot1.jpg

12V sollte anfangs bei ~2-3kOhm liegen und steigen, während ihr messt, weil sich die Kondensatoren laden.
3,3V ist unterschiedlich, könnte so von 500 Ohm-5kOhm liegen. Wichtig ist erstmal nur, dass kein Kurzschluss vorliegt (0 Ohm oder nahe dran).

Rückseite Slot:
Slot2.jpg

12V und 3,3V brauchen wir nicht nochmal zu messen - neu sind PEX Reset und die Data Lines.
Bei PEX RST ist eigentlich nur wichtig, dass ihr eine Verbindung messt. Die kann im MOhm Bereich liegen. Dafür müsst ihr die Messspitzen umdrehen: Masse auf den PCI-E Pin und Plus auf die Blende, sonst messt ihr nichts. Falls euer Multimeter einen Diodenmodus hat, kann man auch damit messen. Spannungsabfall über PEX_RST sollte relativ hoch bei ~0,6-0,7V liegen.

Die Data Lines messen wir, um die Verbindung zwischen GPU Lötpunkten und PCI-E Slot zu checken. Das ist die Anbindung für PCI-E x1. Die Werte sollten so um die 1-2 MOhm liegen, aber wichtig ist eigentlich nur, dass beide gleich sind!

Als letztes messen wir noch die 12V vom Stecker und die Spannungswandler für GPU und Mem.
20240112_114306 2.jpg

12V sollte ähnlich zu den 12V vom Slot sein, GPU im einstelligen Ohm-Bereich liegen (1-4 Ohm) und Speicher bei ~50-100 Ohm.
Wenn wir nirgendwo Kurzschlüsse gefunden haben, ist die Karte "safe to plug". Das war hier der Fall und die Widerstände sahen alle gut aus. Also einbauen den Schinken.

3. Einbau

Jetzt kommt der spannende Moment, wo wir sehen, ob wir ein Bild bekommen oder nicht... Die POST-Phase des Mainboards fühlt sich jetzt immer besonders lange an. Diagnose-LEDs oder Segmentanzeige am Board helfen psychisch.
20240112_114040.jpg


Happy little accident :daumen: :stacheln:

20240112_114040 2.jpg


Der Post-Screen sieht folgendermaßen aus:

20240112_114043.jpg


Also Bild ist da, was uns gleich mehrere Sachen verrät:
  • Keine Arbeitsverweigerer im VRM, die Spannungen müssen alle da sein.
  • Die GPU wird als PCI Device initialisiert, kann also nicht katastrophal beschädigt sein.
  • BIOS Chip und Software sind grundsätzlich in Ordnung.
  • Das Quartz auf der Karte muss funktionsfähig sein.

4. Fehlerdiagnose

Wenn ihr kein Bild bekommt:
Bildschirm an "known-good" GPU anschließen und die defekte in den zweiten Slot. Dann kann man Linux booten und weiter diagnostizieren. Mit dem Command
Code:
lspci -v
werden euch alle PCI Devices angezeigt.
Wichtig ist, dass eure defekte Karte hier als VGA compatible controller erkannt und aufgelistet wird. Wenn nicht, ist größere Baustelle: entweder fehlen Spannungen oder die GPU ist defekt/muss reballed werden.
20230210_134949 2.jpg


Bildfehler wie die von meiner 9800GT deuten erfahrungsgemäß meistens auf die Speicherchips. Wir können die Nvidia Software MODS benutzen, die zum Glück in vielen Versionen relativ frei verfügbar ist, und unsere GPU so testen wie der Hersteller es tut. Nicht nur bei Defekten, sondern auch während des Herstellungsprozesses. Wie man das auf einem bootbaren USB Stick installiert, findet ihr wie gesagt mithilfe von YT-Tutorials heraus. Ich beanworte aber auch gerne Fragen dazu.
Kurz zur Einordnung: MODS (Modular Diagnostics Software) ist der Oberbegriff, und "Mats" heißt der Speichertest.

Die 9800GT funktioniert zum Glück mit der Mods Version 173.48, die ich installiert habe (die Zahlen sind gleich zu den Treiberversionen). Diese alte Mods Version läuft noch unter DOS, und nicht Linux.
Wir können uns mit dem Befehl
Code:
dir
die Ordner anzeigen lassen, mit
Code:
cd 173.48
in das Testverzeichnis wechseln und dann mit
Code:
mats -e 1
den Speichertest ausführen. Die "1" steht für einen Test mit 1MB. Um die Ergebnisse zu verifizieren, sollte man den Test auch nochmal mit 5MB oder bei neueren Karten mit 10-20MB durchlaufen lassen. Mats kann da etwas speziell sein.

Unter Linux ist es
Code:
ls
zum Anzeigen der Ordner, wieder
Code:
cd xxx.xx
und dann
Code:
./mats -e 1
zum ausführen des Tests.

5. Diagnoseergebnisse und Interpretation
Ich konnte mit dem Monitor an der 9800GT bis in DOS booten und den Test ausführen. Da ich im Entziffern von Hieroglyphen allerdings nur durchschnittlich bewandert bin, konnte ich mit den Ergebnissen nichts anfangen - das Bild war einfach zu verpixelt.
In diesem Fall können wir den Rechner ausschalten, und den USB Stick, auf dem wir MODS haben laufen lassen, einfach an einen anderen Rechner anstöpseln. Mods und Mats speichern ihre Ergebnisse automatisch in "mods.txt" bzw. "report.txt" ab.
(Auf neueren Linux-Versionen kann man mit
Code:
nano mods.log
auch direkt in Linux die Textfiles auslesen.)

Der Kopf des Report-Files sieht so aus:

Code:
MATS version 4.173.1.  Testing G92 with 512 MB of memory.
Errors found.  Use .Status() or .PrintErrors() for more info.
This message will only appear once.
   LANE    EB0 READ ERR EB0 WRT ERR  UNKNOWN ERR
---------- ------------ ------------ ------------
FBA[31: 0]           0            0            0
FBA[63:32]           0            0            0
FBB[31: 0]           0            0            0
FBB[63:32]           0            0            0
FBC[31: 0]           0            0            0
FBC[63:32]           0            0            0
FBD[31: 0]      304118       212395            0
FBD[63:32]       48234       496422            0

External Bank 0 Failing bits:
   D00 D01 D02 D03 D04 D05 D06 D07 D08 D09 D10 D11 D12 D13 D14 D15
   D16 D17 D18 D19 D20 D21 D22 D23 D24 D25 D26 D27 D28 D29 D30 D31
   D32 D33 D34 D35 D36 D37 D38 D39 D40 D41 D42 D43 D44 D45 D46 D47
   D48 D49 D50 D51 D52 D53 D54 D55 D56 D57 D58 D59 D60 D61 D62 D63
 
Read    Error Count: 352352
Write   Error Count: 708817
Unknown Error Count: 0

Wir können oben erkennen, dass die GPU korrekt als G92 mit 512MB Speicher erkannt wird.
Darunter folgt die Tabelle mit den Speicherbänken. Auf den meisten Grafikkarten bilden zwei Speicherchips eine Partition, so auch hier: Partition A wird in A0 (bit 0 bis 31) und A1 (32-64) aufgeteilt.

Die ersten Fehler sehen wir auf Partition D. Wir haben auf D0 und D1 sowohl Schreib- als auch Lesefehler. Es kommt darauf an, wo keine Nullen stehen - das ist die Anzahl der Fehler auf dem jeweiligen Chip.

Untendrunter stehen dann noch die "failing bits". Das sind in unserem Fall alle Bits auf beiden Chips (0-64). Manchmal sind es nur 1 oder 4 bits, in dem Fall könnte man sogar den entsprechenden Pin unter dem Ramchip rausfinden.
Fehler auf allen Bits sind bei Bildfehlern aber nichts ungewöhnliches und heißen nicht, dass die Chips selbst defekt sind!

Wenn ihr aufgepasst habt, dann ahnt ihr schon, dass der Mehrwert dieser Software vor allem darin liegt, genau rausfinden zu können welche Speicherchips Probleme machen.
Damit uns das irgendwas bringt, müssen wir aber auch noch wissen, welcher Chip auf dem PCB denn jetzt überhaupt welche Partition hat.

Man zählt grundsätzlich vom PCI-E Slot gegen den Uhrzeigersinn. Die Reihenfolge ist bei Nvidia so:
20240112_140828 2.jpg


Wir müssen an D1 und D0, also die "letzten" beiden Chips.
Bei ganz alten NV Karten (6800) und auch ATI zählt man übrigens A0->A1->B0->B1 und ganz neue Grakas fangen meines Wissens nach teilweise mit C1 an... Aber die Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.


6. Ursache und weiteres Vorgehen

Grakas werden im Betrieb bekannterweise ziemlich toasty und vom Gewicht her immer schwerer. Mit vielen heat cycles und gleichzeitiger mechanischer Belastung über schwere Kühler reißen irgendwann die BGA-Lötstellen unter der GPU oder dem Speicher. Deswegen bin ich Verfechter von Graka-Stützen!
Verschiedene Generationen sind hier unterschiedlich anfällig. Alte Radeon 9700/9800 AGP haben z.B. IMMER Bildfehler durch Speicherchips aufgrund von hohen Temperaturen, Nvidia G80 haben das gleiche gerne unter der GPU.

9800GT's bzw. G92 GPUs sind jetzt nicht besonders für irgendwas bekannt, hier wird es einfach das Alter sein. Vielleicht ist die Karte auch mal unsanft angefasst worden oder runtergefallen.
Die wichtige Erkenntnis daraus ist aber, dass wir keine neuen Speicherchips brauchen. Wir können einfach die vorhandenen neu einlöten und sollten in 95% der Fälle fine sein.


7. Reparatur
Hierfür ist jetzt etwas mehr Equipment nötig:
  • Heißluftlötstation
  • Preheater
  • Flussmittel
  • Basic Werkzeuge (Pinzetten, Schraubenzieher etc.)

Es gibt zu jeder "vernünftigen" Lösung auch eine Ghetto-Lösung. Z.B. kann man das auch mit nem Heißluftfön und ner Kochplatte probieren. Die Erfolgschancen sinken aber, je weiter man sich von dem idealen Equipment entfernt! Grafikkarten sind empfindlich und euch fehlt dann die Justierbarkeit, Wiederholbarkeit und Kontrolle.
Für die Einsteiger-Lösungen landet ihr insgesamt bei ca. 120€.

Bewegte Bilder sagen mehr als 1000 Worte.


Die Karte kommt auf den Preheater, bis sie 120-150° PCB hat. Das Lötzinn wird bei 217°C flüssig. Achtung: bei ganz alten Karten (Nvidia 7000, ATI X1000 oder älter) wurde noch bleihaltiges Lötzinn mit einem Schmelzpunkt von ca. 180° verwendet.
Wir können dann ganz entspannt mit 350° Einstellung auf der Hot Air Station die Speicherchips reflowen. Die Pinzette dient eigentlich nur als Test, ob der Chip auch wirklich frei schwimmt - ist aber auch gut, um die Balls neu zu verbinden. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt - zu doll anstupsen, und man hat Kurzschlüsse überall und muss den Chip doch reballen. Das ist mir mehr als einmal passiert.

Es gibt auch Preheater für z.B. Handy-Displays, die haben dann deutlich weniger Power. Naja, es ist alles besser als Raumtemperatur. Je höher die Unterhitze, desto weniger Temperatur müsst ihr dem Chip über Heißluft geben, und man will generell so geringe Temperaturen wie möglich verwenden.

Korrekterweise würde man die Ramchips übrigens runternehmen und reballen. Dafür ist aber deutlich mehr Equipment nötig, was erst recht keiner einfach so rumliegen hat. Das hier ist die "quick and dirty" Methode, die in 95% der Fälle zum selben Ergebnis führt und in meiner Erfahrung bisher genauso haltbar ist. (Ausnahmen wären z.b. abgerissene oder stark korrodierte Pads unter den Chips, wie auf dieser HD7870 - mittlerer Chip oben rechts - dort musste ich das Pad ersetzen).

20230920_141551.jpg



8. Ergebnis

Zeit, die Karte wieder einzubauen und zu schauen, ob das Ganze irgendwas gebracht hat.
Vorher unbedingt noch einmal Widerstand auf der Mem-Rail prüfen, wie unter Punkt 2! Der darf sich zu vorher nicht groß verändert haben. Dafür müsst ihr übrigens warten, bis das PCB wieder abgekühlt ist, sonst misst man sonstwas.

20240112_173055.jpg

Bild nicht mehr verpixelt, Junge!

An diesem Punkt können wir uns sicher sein, dass die Speicherreparatur erfolgreich war. Dafür braucht es dann auch keine erneuten Speichertests - die Pixelfehler vorher und das Bild jetzt sprechen eine deutliche Sprache.

Treiber lassen sich installieren und 3D läuft. Zuerst lief die Karte nur im x4-Modus - habe dann bei genaurerer Untersuchung einen gebrochenen Kerko am Slot entdeckt, der unmöglich zu sehen war. Den ersetzt, und jetzt läuft sie auch x16.

20240112_181026 2.jpg


3D Tests:
03.JPG06.JPG


Bisschen saubergemacht und wieder voll einsatzbereit :)

20240112_173134.jpg


Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und konntet das ein oder andere lernen. Graka-Repairs sind nicht einfach und haben eine steile Lernkurve, aber selbst alte Karten wieder zum Leben zu erwecken, ist so ein geiles Gefühl. :D
Auf dieser 9800GT wird sicher noch zünftig Half Life 2 oder ähnliches gezockt, die Karten landen bei mir nicht einfach in der Vitrine. Die sollen benutzt werden, da kann ich gleich noch etwas Werbung für Retro Gaming machen. Auf zeitgemäßer Hardware natürlich ;)

Falls ihr selber noch defekte Hardware im Keller liegen habt, und euch mal dran probieren wollt, guckt doch einfach mal ob euch das Spaß macht und wie weit ihr kommt. Ick bin hier für Fragen.
So long,
Niklas
 

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beeindruckend, gratuliere zum Erfolg und dem Wiederbeleben einer längst totgeglaubten Graka ;-)
 
Mega Bericht. Danke für die Mühe. Endlich mal ein ein Leserartikel, der die Startseite auch wirklich verdient hat.

Mir stellen sich noch 2 Fragen, wenn du so nett wärst:
Masterchief79 schrieb:
Die wichtige Erkenntnis daraus ist aber, dass wir keine neuen Speicherchips brauchen.
Woraus du diese Erkenntnis ziehst ist mir irgendwie überhaupt nicht klar geworden.


Masterchief79 schrieb:
gebrochenen Kerko
Was ist ein kerko?
 
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Reaktionen: Masterchief79
Danke für das coole Tutorial! Werde ich definitiv mal zu Rate ziehen. Sind MODS/Mats auch für AMD/ATI Karten geeignet?

Vor einigen Jahren musste ich auch mal einen G80 wärmebehandeln (mit Heißluftlötstation). Das hielt leider nur kurz. die GPU Chips haben da die Schwäche wohl zwischen Die und Träger. War übrigens eine Notebook-GPU, also auch nix mit krummbiegen.
 
Mega stark! Danke dass du uns teilhaben lässt! Ich lag übrigens bei „Bild nicht mehr verpixelt, Junge!“ halb am Boden. Kam unerwartet weil es vorher so sachlich war und ich mich und meinen Freundeskreis direkt angesprochen fühlte 😅

Hab durch die Familie alle technischen Möglichkeiten das auch mal zu versuchen, dein Artikel hilft bestimmt wenn ich die Zeit dazu finde, tausend Dank dafür!
 
@Masterchief79 - ich glaube du hast schon einige Reparaturen gemacht :). Von der Erfahrung her, wie häufig war es bei dir ein defekter Quarz, wenn die Karte überhaupt nicht erkannt wird, aber die Spannungen passen?
Wie würdest du das prüfen?
 
Steiner111 schrieb:
Ich habe hier noch eine 9800 GT 1 GB DDR3 von Point of Vief liegen, Fehler beim Ausbauen war, 640X480 und 16 Bit Farben, habe sie hier noch liegen, würde mich aber nicht dran zu trauen zu Reparieren
bei so einer alten Karte ist aber wenigstens auch nichts verloren, wenn man ehrlich ist.
Ich hab meine 6870 mehrfach "gebacken" bis auch das nichts mehr geholfen hat. Optisch hab ich nix erkannt, für den Rest hat mir der Artikel hier damals gefehlt.
 
Hey, besten Dank CB für die Frontpage und euch für die ganze Liebe! :D <3
Nun zu den Fragen:

hi-tech schrieb:
Hm kommt eigentlich genau richtig. Habe eine 6800 aus der Bucht die zwar keine Bildfehler produziert, aber ziemlich sicher diese typischen Treibertimeouts wirft. Hab fast alles erdenkliche schon getestet außer halt mal die Referenzkarte zu öffnen und auf dem PCB zu schauen, da ich kein Elektroniker bin.
Zu Repariershops schicken kostet schon für die Diagnose ab 70€, Krisfix nimmt 50€ für die Diagnose. Sein Ytube Kanal ist übrigens auch super. Reparaturpauschale bei einer 6800 liegen bei ihm bei 169€. So hoch wie die Reparaturpauschale liegen auch die Angebote wie viel man noch für die Karte bekommen würde wenn man sie mit Fehlerbeschreibung anbietet. Wert der Karte würde ich um 350 schätzen.
Überlege grade ob ich zumindest mal die Abdeckung öffnen soll und ne optische Sichtung + Speichertest + Multimetermessung durchführen soll.
Garantie gibt mir AMD nicht mehr, hab ich schon mit dem Service geklärt, auch wenn ich die neu versiegelt gekauft habe, mir fehlt einfach die Rechnung und selbst mit, bin ich nicht Erstkäufer.
Denke ich geh das gleich mal an. Hab ja sonst nix zu tun.
Also erstmal danke für die Infos über die Kosten, das ist selbst mir neu. YT-Kanal von Krisfix Germany kenne ich da, habe ich mir eine Menge Sachen abgeschaut.
Man kann die mit TServer diagnostizieren, das ist die AMD-Alternative zu Nvidia MODS. Vom Prinzip her funktioniert das ähnlich.

Hoeze schrieb:
Ich habe eine alte AMD-Karte welche ich im Treiber um 10-15% runtertakten muss, weil sie sonst den PC crashed (black screen, Lüfter auf 100%) sobald ich ein Spiel starte.
Ist bei dir sowas schon mal vorgekommen? Bzw. hast du eine Idee, woran das liegen könnte?
Hatte ich so noch nicht, kann leider an allem möglichen liegen. Lötstellen GPU oder Speicher, eine ausgefallene Phase im VRM, oder einfach eine GPU, die ihre Taktraten nicht schafft.
Hast du's mal mit Speichertakt probiert oder hängt das nur an der GPU?

MikeLitoris schrieb:
Ist und bleibt wirtschaftlicher Totalschaden. Dennoch gute Machbarkeitsstudie!
Würde ich so nicht sagen, richtig durchgeführt sind die Reparaturen durchaus haltbar (daher gibt Krisfix z.B. auch Garantie darauf). Und da man das vom Prinzip 1:1 mit ner 4090 machen kann, kann es sich durchaus lohnen. Streng bezogen auf die 9800GT wiederum würde ich dir Recht geben, da übersteigt mein Aufwand definitiv den Wert der Karte. ;)

Steiner111 schrieb:
Ich habe hier noch eine 9800 GT 1 GB DDR3 von Point of Vief liegen, Fehler beim Ausbauen war, 640X480 und 16 Bit Farben, habe sie hier noch liegen, würde mich aber nicht dran zu trauen zu Reparieren
Meine Meinung: Vor dem Wegschmeißen kann man immer noch versuchen, was draus zu lernen. Und wenns nur Löten üben ist. Auf den Schrott packen kann man sie ja danach immer noch. ^^

h00bi schrieb:
Mega Bericht. Danke für die Mühe. Endlich mal ein ein Leserartikel, der die Startseite auch wirklich verdient hat.


Woraus du diese Erkenntnis ziehst ist mir irgendwie überhaupt nicht klar geworden.


Was ist ein kerko?
Auch dir danke für die Blumen!
Die Erkenntnis sollte sein, dass die Lötstellen zwischen Speicher und PCB das Problem sind. Daraus geschlussfolgert sind die Chips selbst wahrscheinlich in Ordnung. Gibt zwar auch Ausnahmen, aber in aller Regel reicht neu einlöten der vorhandenen Komponenten.
Kerko wurde ja schon erklärt, ist die im deutschen übliche Abkürzung für Keramikkondensator (die kleinen SMD Caps). Das liegt hauptsächlich daran, dass uns noch nichts besseres eingefallen ist. :D

DaZpoon schrieb:
Danke für das coole Tutorial! Werde ich definitiv mal zu Rate ziehen. Sind MODS/Mats auch für AMD/ATI Karten geeignet?

Vor einigen Jahren musste ich auch mal einen G80 wärmebehandeln (mit Heißluftlötstation). Das hielt leider nur kurz. die GPU Chips haben da die Schwäche wohl zwischen Die und Träger. War übrigens eine Notebook-GPU, also auch nix mit krummbiegen.
MODS/Mats ist Nvidia exklusiv und unterstützt je nach Version auch nur bestimmte GPUs. Mit der 173.48 kann man z.B. alles von einer 6800GT bis zur 9800GTX+ testen, aber das wars dann auch. Für neuere Versionen sollte man sogar sehr penibel die unterstützten Karten einhalten, da sonst ggf. falsche Ergebnisse auftauchen können. Für AMD heißt das ganze TServer und funktioniert so ähnlich, gibt es soweit ich weiß aber nicht als Standalone für USB Sticks. Im Discord von gerrepair haben wir aber ein Festplatten Image mit 6 Partitionen, womit man alles zwischen R7 270 und 6900XT testen kann.

Zum Reflowen: die richtigen Temperaturen, gleichmäßige Erwärmung und vernünftiges Flussmittel sind die halbe Miete. Die Ofen-Methode ist daher unter erfahreneren Leuten auch ziemlich verschrien. ;) Aber cool dass du's probiert hast.

0laf schrieb:
@Masterchief79 - ich glaube du hast schon einige Reparaturen gemacht :). Von der Erfahrung her, wie häufig war es bei dir ein defekter Quarz, wenn die Karte überhaupt nicht erkannt wird, aber die Spannungen passen?
Wie würdest du das prüfen?
Ich mache das ganze erst so seit ca. einem Jahr intensiv, aber da ich immer GPU-Pakete defekt auf eBay gekauft habe (früher noch zum Benchen), hatte ich reichlich Übungsmaterial. :)
Quartze gehen meiner Erfahrung nach ziemlich selten kaputt. Ich hatte das bisher bei einer 1080Ti und einer Radeon 9800XXL. Man sollte das Quartz prüfen, wenn man alles andere gecheckt hat, die Spannungen alle da sind und die Karte trotzdem nicht mit "lspci" erkannt wird.
Am besten prüft man das mit einem Oszi, da sollte sich eine schön saubere Sinuskurve mit z.B. 27MHz zeigen. Falls keins vorhanden ist, geht auch Spannung und Widerstand prüfen und mit einer ähnlichen Karte vergleichen. Ist natürlich bei weitem nicht so zuverlässig.

BAR86 schrieb:
bei so einer alten Karte ist aber wenigstens auch nichts verloren, wenn man ehrlich ist.
Ich hab meine 6870 mehrfach "gebacken" bis auch das nichts mehr geholfen hat. Optisch hab ich nix erkannt, für den Rest hat mir der Artikel hier damals gefehlt.
Genau, deswegen ist diese ganze alte Hardware ja so gutes Übungsmaterial zum basteln und lernen. Die ersten Versuche wurden bei mir auch nichts. Und beim nächsten Mal ist man dann schon schlauer.
 
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Hoeze schrieb:
Danke für die tolle Anleitung! :daumen:

Ich habe eine alte AMD-Karte welche ich im Treiber um 10-15% runtertakten muss, weil sie sonst den PC crashed (black screen, Lüfter auf 100%) sobald ich ein Spiel starte.
Ist bei dir sowas schon mal vorgekommen? Bzw. hast du eine Idee, woran das liegen könnte?
Wird sich vermutlich um eine RX480/580 handeln? Hatte da welche die aus Mining Rigs stammten und nicht mehr stabil mit den Bios Clocks liefen. Takt um 10% runter geschraubt und es war wieder stabil. Meines wissens sind die Karten einfach verbraucht.

Nutze sonst gern zB gpuz oder afterburner mit datenlogger um dir anzuschauen ob an einem bestimmten Punkt die Werte aus dem Ruder laufen.
 
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Hey, vielen Dank für deine tolle Zusammenfassung. Ich habe das Equipment und versuche gerade Grafikkarten und Mainboards reparieren zu lernen. Schön alles als Anleitung zusammengefasst zu lesen. Eine 2070 RTX mit Riß in der PCB konnte ich bereits retten :). Die nächste Karte die Löten erfordert ist bestimmt nicht weit :p
 
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Klasse Beitrag @Masterchief79 !
Und mal jemand der beschreibt, welche Meßwerte man auf dem Multimeter zu erwarten hat. Als nichtgelernter Elektroniker ist man da ja immer am raten welche Widerstandwerte ungefähr richtg sein sollten. :D
 
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@Masterchief79 extra Sachen kaufen für wahrscheinlich einmal verwenden, würde ich nicht machen. Was gekauft werden muss, wäre Heißlüfter, andere Spitze für Lötkolben, Lupe und Messgerät.

@BAR86 schade drum
 
Vielen Dank @Masterchief79 für die kleine Reise in die Grafikkartenreparatur. Es hat mir sehr gut gefallen und als Sammler von Grafikkarten interessiert es mich natürlich sehr, gerade mehr über Repataturen von älteren Schinken zu lesen und daraus zu lernen. Mein Ziel ist es, irgendwann selbst einmal sowas zu "können".

Somit bist du nun mit einem Augenzwinkern aufgefordert, deine Arbeiten gerne des öfteren mal schriftlich oder mit Bild&Ton zu begleiten und uns interessierte Personen daran teilhaben zu lassen. 😉

Bis dahin: Happy retro-gaming (mit zeitgemäßer Hardware)!
 
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@Derber-Shit Sehr gerne! Für Interessierte verweise ich auf meinen CB-Blog: Mein CB Graka-Modding- und Reparaturblog

Das hat sich von Modding ziemlich schnell in Richtung Reparaturen gedreht. Ich berichte von Erfolgen und Misserfolgen (denn die gehören auch dazu) bei laufenden Projekten.
Blättert ruhig mal durch - von 2080Ti mit AIO-Schaden über 1080Ti Core-Tausch, Speicher-Reballs und Reparaturen von fehlenden Lötpads auf alt und neu war schon alles dabei.
 
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Danke für den interessanten Artikel.
Ich habe zwar schon einige Grafikkarten zerlegt, Kühler angepasst und auch mal die eine oder andere gebacken, aber ans Löten traue ich mich nicht heran.
Dafür fehlt mir die Ruhe und Disziplin.
 
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