Vorsicht: Rant! (╯°□°)╯︵ ┻━┻
1. Story
Am Anfang des Spiels erreichen wir per Zug die „magische“ Hauptstadt von Kalos, Lumiose City – einer fiktionalen Nachbildung von Paris. Wie für Paris üblich, beginnt das Spiel damit, dass wir von Touristenfängern beraubt werden und wir erst einmal durch einen Pokémon-Kampf unsere Habseligkeiten zurückgewinnen können. Lovely~ Unser erstes Pokémon erhalten wir von unserem Rivalen, der uns für einen Werbeclip für das Hotel Z, für das der Rivale arbeitet, gewinnen will.
Nachdem wir am Hotel ankommen, erfahren wir von unserem Rivalen, Anführer des Team MZ, dass in der Stadt derzeit das „A-Z Royale“ tobt, ein Battle Royale zwischen diversen Trainern, deren Ziel es ist, durch Kämpfe von Rang Z auf Rang A aufzusteigen, um von Quasartico Inc., einem fragwürdigen Hybrid aus PETA einerseits und Mega-Corp. andererseits, einen Wunsch erfüllt zu bekommen. Das Ziel von Quasartico ist es, das Zusammenleben von Mensch und Pokémon in der Stadt zu gewährleisten. Aus diesem Grund gibt es u.a. sog. „Wild Zones“ in der Stadt, die von Pokémon übernommen worden sind und in denen sie leben können. Neben den Z-A Royale gibt es zudem sog. „Rogue Mega Evolutions“, bei denen wilde Pokémon sich unkontrolliert weiterentwickeln und die wir zum Schutz der Stadt und zum Schutz der Pokémon selbst bezwingen müssen.
Im Spielverlauf lernen wir diverse Charaktere kennen, u.a. unseren Teamanführer, der einen Zwang hat, „
Croissant Curry“ zu kochen, unser weiteres Teammitglied Naveen, der Angst vor Geister und eine ungesunde parasoziale Beziehung zu einer Streamer-Dame hat, besagter Streamer-Dame, die keine Lust auf Fankontakt hat und das – dank VTubing – ihrem Opa überlässt, die Detektivin Emma, dank der das Spiel eher für
ihren Allerwertesten anstatt für die spielerischen „Qualitäten“ bekannt ist, die kampfsüchtige „Rich B*tch“ Jacinthe, die den Spielercharakter in ihrem Kampfwahn stalkt (Man stelle sich nur vor, der Charaktere wäre männlich.), und viele mehr. Die Story des Spiels ist zumindest funktional und wohl einer der besseren Teile des Spiels.
2. Spielwelt
Das Spiel findet leider komplett in Lumiose City statt – also auf einem im Vergleich zu anderen Pokémon-Spielen sehr kleinem Gebiet. Aus diesem Grund sehen wir auch keine anderen Biome (auch, wenn wir ab einem bestimmten Punkt in der Story ein kleines winterliches Gebiet freischalten). An einem Punkt des Spiels kommen wir zwar in die Kanalisation, die als eine Art Dungeon fungiert, nach dem Story-Abschnitt ist die Kanalisation aber nicht mehr betretbar, so dass hier Potential verschenkt wird. Das sorgt leider dafür, dass es auch optisch kaum Abwechslung im Spiel gibt.
Dazu kommt, dass die Spielwelt auch extrem schlecht gestaltet ist. Die gesamte Stadt wirkt so, als hätte man diverse Cardboard Tiles per Copy & Paste zusammengefügt. Die Gebäude sind allesamt detaillos und wirken sehr eindimensional. Das wirkt so, als handele es sich bei dem Spiel um ein klassisches Mobile Game anstatt einem Konsolen-AAA-Release. Das wird auch – dazu später mehr – durch weitere Design-Entscheidungen verstärkt. Verschlimmernd hinzu kommt noch, dass die Texturen tlw. sichtbar verpixelt sind – selbst in der Switch 2 Version.
Die Stadt ist – obwohl das vielleicht zunächst so aussieht – auch leider weniger eine Open World, sondern mehr linear gestaltet. Das Intro bzw. Tutorial zum Spiel dauert mehrere Stunden und ist so linear gestaltet, dass man keine umlegenden Gebiete erkunden kann. Auf diverse Dächer kommt man erst, sobald man dank Story-Fortschritt diverse Aufzüge freigeschaltet hat. Diverse Dach-Abschnitte sind hierbei zumeist auch nur über eine einzige Leiter bzw. einen einzigen Aufzug erreichbar. Zu den Aufzügen und Leitern gesellen wich weiterhin noch Gerüst-Konstruktionen. Man schaltet im Verlauf der Story zwar eine sehr rudimentäre „Gleit“-Funktion frei; diese ist aber recht behäbig und geht nicht einmal als „funktional“ durch.
Insgesamt ist die Spielwelt sehr enttäuschend und bleibt weit hinter jeder anderen bisherigen Pokémon-Spielwelt zurück. Das Spiel nur auf eine Stadt zu beschränken und nicht einmal die umliegende Landschaft zugänglich zu machen, sorgt zusammen mit der schlechten Texturarbeit für eine sehr langweilige Spielwelt, der Diversität fehlt.
3. Gameplay
Das Gameplay besteht aus den üblichen Trainer-Kämpfen, Kämpfen gegen die Mega-Evolutionen und natürlich Kämpfe gegen wilde Pokemon. Bei den Trainer-Kämpfen gibt es die üblichen Pokémon-Kämpfe gegen Rivalen und Freunde und die Kämpfe in den sog. „Battle Zones“, die sich darin unterscheiden, dass man Trainer aus dem Hinterhalt angreifen kann. Sportsgeist wird also besonders groß geschrieben. Die „Battle Zones“ werden jeweils in der Nacht aktiv. In den „Battle Zones“ muss man Battle Points für Battle Tickets farmen, die für die Rangaufstiegskämpfe notwendig sind. Anfangs ist das noch ganz spaßig, mit aufsteigendem Rang steigen jedoch die Battle Points, die man pro Ticket farmen muss, so dass das in den höheren Rängen schnell lästig wird.
Die sog. „Wild Zones“ sind zu jeder Uhrzeit offen und bieten neben normalen Pokémon auch die aus Pokémon Legends Arceus bekannten Alpha-Varianten, die deutlich stärker – zumindest aber deutlich tankier – sind als normale Pokemon. In den anfänglichen „Wild Zones“ ist das noch kein Problem, weil der Großteil der Pokémon nicht aggressiv ist. In den späteren „Wild Zones“ ändert sich das jedoch und mehr und mehr Pokémon sind aggressiv und greifen auf Sicht an. Da die „Wild Zones“ aufgrund der kleinen Spielwelt ihrerseits eher klein sind, kann das zusammen mit weiteren Pokémon, dem Umstand, dass Alpha-Pokémon deutlich eher aggro gegenüber dem Spielercharakter sind, und dem Umstand, dass diverse Skills einen AoE-Effekt haben, kann das für einen krassen Gangbang-Clusterf*ck sorgen, in dem das eigene Pokémon und man selbst gern sehr schnell stirbt.
Schließlich gibt es die Mega-Evolutionen. Bei den Kämpfen gegen Trainer und bestimmte vereinzelte Rogue Mega Evolutions handelt es sich noch um normale Kämpfe. Bei dem Großteil der Rogue Mega Evolutions handelt es sich jedoch um Kämpfe, die man in einer Arena abhält und in dem man gegen Pokémon mit einer großen tanky HP-Bar kämpft. Die feindlichen Mega Evolutions haben hierbei bestimmte rudimentäre Kampfmechaniken, denen man u.a. ausweichen muss. Der von vielen hervorgebrachte Vergleich zu Dark Souls ist zwar weit hergeholt, macht aber vielleicht den Wechsel im Gameplay deutlich.
Die Story ist hierbei so gegliedert, dass man jeweils erst Battle Points für ein Battle Ticket farmt, dann einen Rangaufstiegskampf bestreitet und dann gegen einige Rogue Mega Evolutions kämpft. Da es keine klassische Spielwelt gibt, in der das Pacing durch die Reise von Ort zu Ort unterstützt wird, wirkt das Spiel – insbesondere dank den steigenden Battle-Point-Erfordernissen – mitunter sehr grindy und dadurch unspaßig. Das wird durch den sehr formelhaften Aufbau des Spiels verstärkt. Auch das Kampfsystem hilft hierbei nicht:
Bei dem Kampfsystem hat sich Game Freak überlegt, auf eine Art „Action Combat“ umzusteigen, in dem das Kampfsystem nicht mehr rundenbasiert ist, sondern die jeweiligen Skills – man kann immer nur noch vier aktive Skills haben – Cooldown-basiert sind. Im Endeffekt ist das schlechter als das vormalige rundenbasierte System, weil man lediglich Skills auf Cooldown spammt.
Schlecht ist auch, dass man feindliche Pokémon mit L2 anvisieren muss, bevor man Skills nutzen kann. Das Problem? Die eigenen Pokémon-Skills befinden sich auf den A-, B-, X- und Y-Tasten, während sich sowohl die Lauf- als auch die Dodge-Funktion ebenfalls auf diesen Tasten befindet. Man kann also nicht gleichzeitig Skills nutzen und dodgen, was gerade bei den Pokémon-Kämpfen, in denen man als Trainer direkt angegriffen wird, dezent bescheiden ist.
Schlecht ist weiterhin, dass das Kampfsystem extrem behäbig ist. Es gibt einerseits eine Art „Global Cooldown“ und anderseits treffen diverse Attacken gern nicht – sei es, weil es minimale Höhenunterschiede gibt, irgendein noch so kleines Hindernis im Weg ist oder aus welchem Grund auch immer. Gerade auf den Dächern gibt es gern die besagten Höhenunterschiede – wenn das eigene oder das gegnerische Pokémon nicht einfach direkt – Hello Gravity, my old friend… – direkt vom Dach fallen. Die Möglichkeit, das eigene Pokémon in irgendeiner Art und Weise gezielt zu kontrollieren, besteht einfach nicht. Schlussendlich ist das gute, alte rundenbasierte Kampfsystem dem Monstrum, das Game Freak hier erschaffen hat, definitiv vorzuziehen.
4. Monetarisierung
Das Spiel kostet in der Standard-Version 70 EUR und hat vor dem Release bereits einen DLC für einen Preis von 30 EUR angekündigt erhalten. Dazu kommt, dass man bestimmte Mega-Evolutionen nur durch Ranked Online Battles erhalten kann und daher noch einmal 20 EUR für die Basis-Version von Switch Online bezahlen muss. Will man also das komplette Spiel erleben, ist man mit einem Preis von mindestens 120 EUR dabei. Für einen Titel, der eher wie ein Free-2-Play-Mobile-Game wirkt (und bei einer der weltweit erfolgreichsten Entertainment-IPs nicht einmal Voice Acting bietet), ist das unfassbar unverschämt. Das gilt umso mehr, als dass in der Community gemunkelt wird, dass der DLC parallel zum Spiel selbst entwickelt worden ist und daher hätte auch Teil des Hauptspiels sein können. Dafür spricht zumindest, dass der DLC schon wenige Monate nach Release des Hauptspiels erscheinen wird.
Das Spiel ist auf jeden Fall keine 120 EUR, keine 100 EUR und auch keine 70 EUR wert. Das Spiel hat ein spürbar geringes Produktionsniveau und wirkt wie ein Mobile Game, das neben den bereits erwähnten Faktoren auch durch das User Interface im Spiel unterstützt wird. Ehemalige Entwickler sollen sich zwischenzeitlich zu Wort gemeldet haben, dass das Spiel
in der Entwicklung nur rund 13 Mio. USD gekostet habe und bei nur 200.000 verkauften Einheiten seinen Break-Even-Point erreiche. Das Spiel hat also offensichtlich kein Preisschild von 70 EUR verdient, sondern hätte eher 30 EUR, wenn nicht sogar nur 20 EUR kosten sollen, um qualitätsadäquat bepreist zu sein.
5. Fazit
Pokémon Legends ZA ist eines der schlechtesten Spiele des Jahres und definitiv das schlechteste Pokémon-Spiel überhaupt. Es macht mehr Spaß,
sich die Reaktionen von niedlichen Anime-Mädchen zum Spiel anzusehen, als das Spiel selbst zu spielen. Spielt alles andere, aber bitte kein Pokémon Legends ZA. Digimon Story Time Stranger hat zwar auch seine Schwächen, ist aber qualitativ um Dimensionen besser als Pokémon Legends ZA. Sämtliche andere Pokémon-Spiele sind besser als Pokémon Legends ZA. Diverse ROM-Hacks und Fangames sind deutlich besser als Pokémon Legends ZA – seien es Spiele wie Pokémon Seaglass, Pokémon Uranium oder Super MarioMon. Zur Not gibt es auch immer noch Palworld.
Pokémon Legends ZA überlebt allein wegen der immer noch erfolgreichen Pokémon-Formel und dem Umstand, dass es für viele kleine bzw. große Mädchen super cute kawaii ist. In qualitativer Hinsicht ist das Spiel allerdings einfach nicht gut und bekommt von mir eine
3,5/10. My disappointment is immeasurable and my day is ruined. Thank you, Pokémon.