Welthunger

Odium

Captain
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Hallo zusammen,

ich möchte auf ein Thema aufmerksam machen. Es geht um Massenhunger, also wenn Menschen nicht in der Lage sind, satt zu werden.
Im Moment geht das Thema in der Presse rum, aber es ist kein neues Problem. Neu ist nur, dass es in Staaten auftaucht, die vorher in dieser Größenordnung nicht betroffen waren. Zwei Zitate aus einem Spiegel-Artikel von heute:
Weil die Menschheit es trotz oder gerade wegen des wachsenden Wohlstands nicht schafft, sich selbst zu ernähren, droht eine weltweite Revolte der Hungrigen.
Die Preise aller Grundnahrungsmittel steigen rasant, explodierten allein in den vergangenen zwei Monaten: Der von Reis stieg um 75, der von Weizen um 120 Prozent, auch Mais verzeichnet den heftigsten Anstieg seit Jahrzehnten. Ägypten subventioniert den Brotpreis mittlerweile mit über zwei Milliarden Dollar - und kann ein Chaos in den Bäckereien doch nicht verhindern.

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Diese Grafik bietet einen ersten Überblick darüber, wo Hunger ein Problem darstellt und wo nicht. Sie ist Copyright der Wikipedia Foundation.

Eines wird auf den ersten Blick deutlich, und zwar eine Abhängigkeit vom Breitengrad. Je näher man dem Äquator rückt, desto größer die Gefahr. Afrika war wegen seines landwirtschaftsfeindlichen Klimas schon immer ein Sonderfall.
Laut Wikipedia hungerten 2006 854 Millionen Menschen. Die direkten Folgen sind Mangelerscheinungen, eine hohe Kindersterblichkeit, Krankheiten und zuletzt der Tod. Die indirekten Folgen sind politische instabile Systeme und die Tatsache, dass sich das Land nicht richtig entwickeln kann, weil die Bevölkerung zuviel Zeit und Energie darauf verwendet, Nahrung zu finden.
Es gibt mehrere Gründe, wie es zu diesem Ausmaß kommen konnte. Meiner Ansicht nach der wesentliche Hauptgrund ist die steigende Weltbevölkerung, sie wächst täglich um etwa 213.000 Menschen und zwar überwiegend in den Entwicklungsländern, die gefährdeter durch Hunger sind als Industriestaaten.
Durch die wirtschaftlich relative Unbedeutenheit der 'armen' Staaten, sind die Menschen auch nicht in der Lage, Nahrung zu importieren, wie man das z.B. aus dem Programm "Oil for Food" kennt, das 1995 für den Irak etabliert wurde.

Erst in jüngster Zeit kommt noch ein Aspekt hinzu. Ich muss zugeben, dass ich vor ein paar Jahren gar nicht auf die Idee kam, dass der Anbau von erneuerbaren Treibstoffen auf Feldern die Nahrungsmittelproduktion verdrängen könnte. Mir schien das nur als tolle Idee, die ausbaufähig ist. Doch die aktuellen Hungersnöte in Haiti, die dadurch ausgelöst wurden, dass die Preise für Lebensmittel sich teilweise verdoppelt haben, sprechen wohl eine andere Sprache. Ich weiß nichts darüber, welche Gründe das dort gehabt hat, aber es hat sicherlich etwas mit dem steigenden Ölpreis zu tun, der auch den Transport von Nahrung verteuert.

Vielleicht können wir hier über andere Ursachen reden, Lösungsansätze diskutieren und schauen, was falsch läuft.
Diskutabel sind auch die Entscheidungen von USA und Weltbank, insgesamt 700 Milllionen Euro zur Verfügung zu stellen, die "sicherstellen, dass die gestiegenen Lebensmittelpreise in Afrika und anderen armen Ländern aufgefangen werden können."
Auch unsere Bundesregierung steuert 10 Millionen an Steuergeldern bei. Fraglich ist eben, ob das jetzt wirklich hilft oder die Sympthome nur lindert und im Gegenteil, die hiesige Nahrungsmittelindustrie nicht weiter untergräbt.
Unsere Bundesentwicklungsministerin meint nämlich dazu
Dieser Nothilfe müssten mittel- und langfristige Maßnahmen folgen. Die von der Nahrungsmittelknappheit und dem Preisanstieg besonders betroffenen Staaten müssten wieder stärker in die Landwirtschaft investieren und ihre Produktion steigern.

Die Frage bleibt, ob nun eine "Revolte der Hungrigen" ansteht oder ob der Welthunger eine Art natürliche Gegenmaßnahme gegen die exponentiell steigende Weltbevölkerung darstellt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Neben den schon bekannten Grundrechten sollten Recht auf Nahrung, auf medizinische Versorgung, auf Ausbildung und auf ein Dach über den Kopf ebenso Grundrechte eines jeden Menschen sein! Die Weltengemeinschaft sollte sich darum kümmern, dass diese Rechte überall umgesetzt werden.

Konkret kaum möglich, da viele Staaten ihre Souveränität nicht aufgeben wollen und lieber ihre Bevölkerung verhungern lassen, als sich helfen zu lassen oder selbst notwendige Schritte zu gehen (z.B. Nordkorea). Aber irgendwie sitzen wir alle in einem Boot und ich fühle mich den Menschen in der Welt näher als Bruder und Schwester als die Landesgrenzen einen trennen.

Man kann auch gut verstehen, warum andere Länder sich ungerecht behandelt fühlen, wenn 3 Viertel aller Weltressourcen in einem 1 Viertel aller Länder verkonsumiert werden. Aus solch' sozialen Gefällen entstehen Konflikte (Flüchtlingsströme, Hass, Kriege etc.)

Den Hunger der Welt zu stillen, bedeutet daher auch langfristig Frieden in der Welt zu schaffen!

Ich bin jederzeit bereit, auf einen Teil meines hohen Lebensstandards zu verzichten, um damit anderen überhaupt Leben zu ermöglichen. Und mit dieser Einstellung stehe ich nicht alleine da, sondern weltweit gib es viele, die so denken, fühlen und oft auch danach handeln. Es dürften gerne noch mehr werden ...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (ein ! pro Satzende langt)
Ich bin jederzeit bereit, auf einen Teil meines hohen Lebensstandards zu verzichten, um damit anderen überhaupt Leben zu ermöglichen.
Das klingt erst einmal gut. Aber wenn man sich die Unterschiede in den Einkommen und die Größenverhältnisse vor Augen führt, kann einem schwindelig werden. Setzt man die Armutsgrenze bei den Menschen an, die nicht mehr als zwei US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben, so sind davon 2,7 Milliarden Menschen betroffen. Und zwei Dollar sind ein Witz. Das mag für das Essen reichen. Aber was ist mit Unterkunft, Heizung, Kleidung, Gesundheit, Bildung, Versicherungen oder Altersvorsorge?

Würde man jedem Betroffenen zwei Dollar pro Tag in die Hand drücken, bräuchte man dafür 1,97 Blillionen Dollar pro Jahr. Und langfristig wäre damit noch nichts erreicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Welt platzt aus allen Nähten. Der "Welthunger" ist nur eine Folge der Überbevölkerung. Weder Hungerhilfe noch Geldspritzen oder Verzicht auf den eigenen Lebenstandard helfen hier.

Die einzige Lösung ist eine Dezimierung der Weltbevölkerung. Im Mittelalter war es die Pest, heute sollten es weltweite Geburtenkontrollsysteme sein.

MFG
 
Da gibt es andere Daten. Die Welt ist sehr wohl in der Lage, unsere Menschheit zu ernähren!

Gerade gestern war im Fernsehen ein Bericht, wonach der steigende Fleischverzehr der Welt die Energiebilanz jedoch negativ beeinflusst. Um 1KG Fleisch (z.B. Rind) herzustellen, muss man mehr Energie reinstecken, als am Ende rauskommt. Bei den meisten Pflanzen ist das umgekehrt.
Das heißt im Umkehrschluss: Wären wir alle Vegetarier, könnten wir die ganze Welt ernähren ;)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (Fullquote des Vorposters entfernt)
Sehr guter Einführungs Beitrag.

Du schreibst, ein Grund für die Hungersnot, sei der Umstand, dass die 3. Welt Länder kein Staatssystem etablieren können, weil sie ihre Zeit darauf verschwenden müssen Nahrung zu suchen.
Das ist sicher richtig. Anders herum kann man aber auch argumentieren. Beispiel Süd Afrika.
Viele Bemühungen von Industriestaaten und der einheimischen Bevölkerung laufen ins Leere weil eben kein Rechtsstaat vorhanden ist.
Entwicklungshilfen werden von Warlords eingestrichen - Medizin und Nahrung kaufen die mit dem Geld bestimmt nicht, sondern Waffen.
Auch Einheimische, die "sich etwas aufbauen wollen" , Vermögen generieren um langfristig nicht "von der Hand in den Mund" leben zu müssen, können diese Bemühungen nicht umsetzen, da in diesen Ländern oft keine gesicherten Eigentumsverhältnisse vorherschen, es gilt das Gesetz des Stärkeren und der nimmt sich eben das was er haben will.

Zwar hat Süd Afrika ein "relativ" hohes pro Kopf Einkommen unter den Entwicklungsländern, dies liegt aber daran, dass ein paar "Super Reiche Weiße" das Durchschnittsvermögen stark anheben. Der Normale Süd - Afrikaner ist schon sehr arm. Süd Afrika kann daher auf jeden Fall als Beispiel herangezogen werden.

Die hohe Geburtenrate verschärft das Problem natürlich, ich würde es aber nicht als Ursache sehen.

Sollten diese Länder "irgendwie" eine Art Rechtsstaatlichkeit etablieren können, dann könnte man die Hungersnot in diesen Ländern auf absehbare Zeit in den Griff bekommen. Aber an diesem Missstand sind gerade wir Europäer - speziell im Bezug auf Süd Afrika - natürlich nicht ganz unschuldig.
Da wurden zur Kolonial Zeit die Grenzen mit dem Lineal quer durch ethnisch und religiös höchst unterschiedliche Bevölkerungsgruppen gezogen.
 
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Eshfire schrieb:
Das heißt im Umkehrschluss: Wären wir alle Vegetarier, könnten wir die ganze Welt ernähren ;)

Und fürs Klima wäre es auch besser. ;)

Ich hab da noch eine Zahl ca. 8Mrd. Menschen im Kopf, die die Erde in der Lage ist, zu ernähren. Da sind wir zwar noch nicht aber lange wirds auch nicht mehr dauern.

MFG
 
@e - ding

das ist in der Tat irgendeine Zahl die du da gerade irgendwie im Kopf hast.
 
Das hatte ich gestern auch im Fernsehen gesehen. Für 1Kg Rindfleich brauchte man demzufolge 6 Kg Getreide. Und für ein Liter Treibstoff noch einige Kilos mehr.

Wenn man das so vor Augengeführt bekommt bleibt einem sein Süßkram ein wenig im Hals stecken. Einen Ausweg oder eine Lösung will mir aber nicht wirklich einfallen. Das wir aus Solidartät unser Leben einschränken bringt nicht viel, da im selben Moment wo wir Resourcen schonen aufstrebene Nationen wie China und Indien sie "wegkaufen" ohne das was bei den ärmsten Ländern ankommt.

Den Schwellenländern kann man aber auch nicht verbieten das zu tun was die Industrienationen die letzten 100 Jahre getan haben.

Man kann nur versuchen den Ärmsten Möglichkeiten an die Hand zu geben sich selbst aus dieser Lage zu befreien.

Als relativ kurzfristige Maßnahme würde ich vorschlagen das Vorhaben von bestimmten Biosprit Quoten noch einmal zu überdenken. Gas und Benzin aus Abfall ist bestimmt O.K. aber aus Mais und Getreide. Und warum verfeuern wir unser Erdgas in Großkraftwerken? Kohle und Atom O.K., aber mit Gas können auch Autos fahren.
 
DugDanger schrieb:
@e - ding

das ist in der Tat irgendeine Zahl die du da gerade irgendwie im Kopf hast.

Na besser als Keine! ;)

Es wird davon ausgegangen, dass -in der Tat- diese Zahl zwischen 8 Mrd. und 12 Mrd. liegt.
Durch die Ungleichverteilung der Erdbevölkerung entsteht Hunger naturgemäß in Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte und großer Armut zuerst.

Das bisschen Biosprit macht hier m.E. den Kohl nicht fett.

MFG
 
also 8 oder 12 Mrd ist schon mal ein riesen Unterschied, zeigt auch das Problem bei solchen Zahlen; sie sind nicht zuverlässig und ändern sich andauernd.

Sollten sich die 3 . Welt Länder in den nächsten 100 Jahren stabilisieren, dann werden dort (trotz klimatisch teilweise schwierigen Bedingungen) Nahrungsmittel produziert werden können.
Desweiteren wird die Nahrungsmittelproduktion an sich immer effizienter. Man kann mit immer weniger Mittel Einsatz ,immer mehr produzieren.
Vor dem Hintergrund halte ich solche Zahlen halt für (dynamisch) wenig aussagekräftig.
Und was nützt so ne grobe statische Zahl (zwischen 8 und 12 Mrd. ?) wenn sich die Rahmenbedingungen sowieso völlig unvorhersehbar ändern.
 
Natürlich kann, aufgrund der Vielzahl der Einflußfaktoren, keine endgültige Zahl bestimmt werden. Damit hast Du Recht.

Mir ging es vielmehr darum zu zeigen, dass m.E. die Erde schon überbevölkert ist und sich dieser Trend einfach fortsetzt. Neben Hunger und Wassermangel lassen sich auch Ressourcenknappheit oder Umweltprobleme darauf zurückführen.

Viele Menschen benötigen nicht nur Nahrung sondern auch Platz, Energie, Mobilität etc.
Das wird die elementarste Herausforderung. Da sind ein paar Milliönchen eigentlich ein schlechter Scherz.

MFG
 
Zuletzt bearbeitet:
@e - ding
Also ich denke nicht, dass die Erde überbevölkert ist.

Wir sind "schmutzig" und "verschwenderisch" und global gesehen ineffizient Aufgestellt (Arm - Reich, alles im Überfluss - Hunger, Umweltverschmutzun in Ballungsgebieten usw....)

Aber Überbevölkert?
Ich meine - Die Weltbevölkerung wird weiter wachsen und wir müssen sehen wie wir dieses Wachstum stemmen ohne unsere Lebensgrundlage zu zerstören.

Einfach zu sagen "entweder es kommt die 2. Pest oder die Erde explodiert in 50 Jahren" ist einfach der falsche Ansatz. ;)
Da könnten wir ja gleich einpacken.
 
Die Probleme vor Ort sind manchmal so zahlreich, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Bewaffnete Konflikte (zwischen ethischen Gruppen) vernichten regelmäßig Vermögen – sofern überhaupt vorhanden – und treiben die Menschen in die Städte. In Somalia wiederum sind es Islamisten, die mit der äthiopischen Regierung mit einem Guerillakrieg gedroht haben. Die Landflucht führt zu einem Niedergang der Landwirtschaft, wodurch sich die Versorgungslage noch einmal verschärft, während die Metropolen den Zuwanderern keine Lebensgrundlage bieten können.

Allein in Nairobi leben ca. 60 Prozent der Menschen in den zahlreichen Slums der Stadt. Dort gibt es praktisch keine hygienischen und medizinischen Standards. Die Kriminalitätsrate ist rekordverdächtig hoch.

Der Klimawandel wirkt sich in weiten Teilen Afrikas heute schon deutlich stärker aus als in Europa. Anhaltende Dürreperioden und Überschwemmungen zehren am Bestand der landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Wo bittere Armut herrscht, fehlt zugleich die Bildung. Selbst wenn die übrigen Voraussetzungen erfüllt wären, dürfte man nicht erwarten, dass dort attraktive Produkte für den Weltmarkt produziert werden könnten. Es fehlt an qualifiziertem Personal.

Die Armut in den Ländern schlägt sich in der schlechten Bezahlung der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst nieder. Dadurch wird wiederum der Korruption der Weg geebnet. Das macht den Standort auch nicht attraktiver. Die Mängel im Rechtssystem wurden schon angesprochen.

Niemand macht ein Unternehmen in einem Land auf, wen er dort Angst vor gewalttätigen Übergriffen haben muss. Man muss auch sicher sein können, dass sich unbezahlte Rechnungen bei Bedarf gerichtlich eintreiben lassen. Wenn solche Grundvoraussetzungen nicht gegeben sind, wird das wirtschaftliche Wachstum im Keim erstickt.
 
Na gut, picken wir uns ein einzelnes Land heraus und isolieren es mal geistig vom Rest der Welt. Nehmen wir den Härtefall Somalia, zersplittert in drei eigene Staaten und inoffiziell wird der größte Teil der Menschen von Warlords regiert. Muss man zuerst dort einen Rechtsstaat etablieren, um den Hunger zu bekämpfen? Oder muss man den Hunger lindern, um den Rechtsstaat langsam einführen zu können? Und dabei ist das eigentlich ein kleines Land, etwa 10 Millionen Menschen leben dort. Dort gab es vor 16 Jahren den Versuch, durch US-amerikanische Militärkräfte und einer UN-Mission zu helfen. Das ganze ist gradios nach wenigen Jahren gescheitert. Nachdem dort etwas Nahrung und Medizin verteilt wurde, ging es den Leuten zwar besser, aber langfristig ist nichts geschehen. Die Amerikaner und UN-Soldaten sind wieder abgerückt, das Land bleibt weiterhin ein Problemfall.
Ehrlich gesagt wüsste ich nicht, was man in so einem Fall machen soll. Bis auf Nahrungsverteilung unter Aufsicht des Militärs ist das doch alles zwecklos.

In abgeschwächter Form sieht es auch so ähnlich in anderen afrikanischen Staaten aus, wird man aber kaum noch in den Medien präsentiert, weil es seit Jahrzehnten so ist.
 
Somalia ist so ziemlich der härteste Brocken. Wer den Film "Black Hawk Down" gesehen hat, hat auch eine Vorstellung davon, wer dort das Sagen hat. Man müsste die Leute erst einmal entwaffnen. Ich staune in den Nachrichten immer wieder darüber, dass dort und anderswo Menschen auf den Straßen zu sehen sind, die Maschinenpistoen oder Kalashnikovs tragen. Wo gibt es denn so was? In einigen Ländern scheint das zum normalen Straßenbild zu gehören. Und das geht nun überhaupt nicht.

Wenn es eine Staatsgewalt geben soll, muss sie auch das Gewaltmonopol haben. Das Gegenteil sieht man in Bagdad. Da müssen sich die Polizisten in ihren Stationen verschanzen und zusehen, dass sie beim Verlassen ihrer Kaserne nicht erschossen werden.

Das gilt dann auch für Somalia. Die Waffen müssen von den Straßen verschwinden.
 
Zitat Odium
Muss man zuerst dort einen Rechtsstaat etablieren, um den Hunger zu bekämpfen? Oder muss man den Hunger lindern, um den Rechtsstaat langsam einführen zu können?

wahrscheinlich irgendwie beides. Aber wie.

Da wirds dann mit der Entwicklungshilfe schwierig. Jeder ist immer schnell dabei zu sagen "Helft doch den armen Ländern"
Was aber wenn Hilfe heist: Wir müssen unsere Soldaten nach Somalia schicken. Diese versuchen unter Lebensgefahr, humanitäre Hilfe zu leisten; werden evtl. selbst in Kriegerische Auseinandersetzungen mit hineingezogen; sterben.
Da sind wir ziemlich genau am Kern des Problems.
 
Zitat Keshkau

Man müsste die Leute erst einmal entwaffnen

absolut richtig, aber wer macht sich die Hände schmutzig.

Die viel gescholtenen Amerikaner?
 
In Somalia (und nicht nur dort) stellt sich aber die Frage, wer die Staatsgewalt respektive das Gewaltmonopol übernehmen soll. Da sind Waffen in Händen der Staatsgewalt nicht besser als Waffen in Jedermanns Händen. Ein afrikanisches Problem ist die Willküherrschaft, da ist die eine Regierung nicht besser als die andere.
Wie denn auch? Wenn jeweils untereinander verfeindete Gruppen abwechselnd die Macht übernehmen kann ein Land -oder besser: ein Kontinent- keinen wirklichen Frieden erreichen. Und ohne Frieden keine Lösung des Hungers in Afrika. Hier beißt sich die Schlange in den Schwanz.
 
Das ist ein Argument! Man denke nur an Ruanda, wo die Kolonialherren (Deutsche und Belgier) nichts unversucht ließen, um die Volksgruppen - allen voran Tutsi und Hutu - voneinander abzugrenzen. 1994 spielte es plötzlich keine Rolle mehr, dass man ein Bürger des Landes war. Die Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe entschied über das Überleben. Vor einem solchen Hintergrund kann man wohl kaum eine Demokratie nach europäischen Vorstellungen etablieren, weil die Gräben zu tief sind. Die Menschen trauen einander einfach nicht mehr über den Weg.

Wie gut das mit der Entwaffung funktioniert, sieht man in Städten wie Basra. Für solche Fälle gibt es eigentlich nur eine effektive Methode, die aber niemand hören will: Man müsste die Stadt umzingeln und den Menschen ein Ultimatum stellen, die Stadt unbewaffnet zu verlassen. Nach Ablauf der Frist legt man die Stadt in Schutt und Asche, damit hat sich das Problem der bewaffneten Kämpfer endgültig erledigt. Alternativ kann man die Stadt nach Ablauf der Frist nach Waffen durchsuchen. Man macht sie nur dann dem Erdboden gleich, wenn es Widerstand gibt. - Allerdings hinterlässt ein solches Vorgehen keinen guten Eindruck und eine Menge Trümmer und Obdachlose.
 
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