Windows 3.11 in Zügen

Die Chipkrise betrifft aber alle Hersteller und nicht nur die amerikanischen - einfach weil allgemein bestimmt Rohstoffe für die Chipfertigung Mangelware sind. Würden die erwähnten Branchen auf neuere Chipdesigns setzen, würden die halt einfach andere Fertigungskapazitäten aus-/überlastet sein.
 
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@User_0815
Die Automobilindustrie hat sich vollkommen selbständig in die Misere gebracht. Zu glauben, 50 Steuergeräte im Auto zu benötigen und dem Kunden in der Werkstatt für 1500 Euro nen neuen Außenspiegel zu verbauen und den alten wegzuwerfen, statt lediglich den Vorwiderstand der integrierten Heizung zu reparieren, der hat es auch nicht besser verdient. Ich bin bestimmt kein Gegner des digitalen Fortschritts in der Automobilindustrie, aber das Ganze funktioniert auch mit Sinn und Verstand und nicht mit quadratmetergroßen Touchflächen und dem Wegrationalisieren eines simplen Drehschalters zur Lüftungssteuerung. Jeder KFZ-Hersteller, der so vorgeht, gehört eigentlich von obersten Gerichten so hart abgestraft, dass sie direkt an der Existenzgrenze landen und dann bleiben tatsächlich so gut wie keine mehr übrig.

Aber: der Konsument will es ja scheinbar. Es fahren doch unzählige von den modernen Teilen mit ach so intelligentem Bedienkonzept durch die Gegend... mit Sprachsteuerung, die an Lächerlichkeit nicht zu überbieten ist, mit Menüführungen, die während jeder normalen Autofahrt eigentlich per Gesetz verboten sein müssten, weil man plötzlich für grundlegende Funktionen, die man früher haptisch ohne hinzuschauen (!) gezielt mit einer Hand am Drehschalter regeln konnte, nun aber teils mehrere Sekunden immer wieder den Blick von der Straße abwenden muss, um sich ins Sub-Submenü der Klimasteuerung hervorzutasten und noch dazu bei jeder kleinsten Bodenwelle die Hand verwackelt und es zu Fehleingaben führt.

Also nein! Die Probleme der Automobilindustrie liegen ganz wo anders und wie man an jeder Ecke sieht, ist der Konsument einfach nur blinder Fanboy, der tatsächlich bereitwillig für jeden neuen Mist ohne nachzufragen mehrere zehntausende, ja gar teils sechsstellige Eurobeträge hinlegt. Dass man, wenn man als Besitzer (ähem... Leaser, Car as a Service ist doch so viel besser *double facepalm) eines solchen Fahrzeuges natürlich niemals zugeben würde, dass der eigene Bolide, der nunmal wichtig ist, um ihn in der Verwandtschaft und im Bekanntenkreis vorzeigen zu können, von Kinderkrankheiten und designseitigen Vollkatastrophen nur so strotzt, niemals zugeben würde, dass der Kauf vielleicht doch nicht so klug war, steht ausser Frage. Klavierlack ist wichtig und Softtouch bitte auch, damit die Teile, die nicht durch kleinste Kratzer entstellt und bei leichter Berührung verschmiert aussehen, spätestens nach zwei Jahren klebrig werden und man sie nicht mehr anfassen kann.

Na, nicht gut? :D
 
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Ich stand neulich am Geldautomaten und als ich meine EC Karte eingeführt habe, spuckte der Automat sie direkt wieder aus und stürzte ab. Ob es an meinem Kontostand oder meinem Erscheinungsbild lag, sei jetzt mal dahingestellt. Auf jeden Fall hat der Eimer dann neu gebootet und da musste ich dann doch etwas schmunzeln, als mir das Windows XP Logo entgegenstrahlte.

DJMadMax schrieb:
Wegrationalisieren eines simplen Drehschalters zur Lüftungssteuerung
Junge Junge, das geht mir so dermaßen auf die Nüsse! Golf 8, die reinste Krankheit! Da steigst du bei -5° in die Firmenkarre, willst die Lenkrad- und Sitzheizung anwerfen und drückst auf den Touchbutton für die "Klimatisierung" und dann kommt im Display erst mal die Meldung "das System ist noch nicht bereit".
Analog das Gleiche im Sommer mit der Klimaanlage. Immerhin kann man (noch) die Fenster öffnen, bis das bescheuerte "Infotainment" Schrottzeug endlich mal komplett zur Verfügung steht.

Da lob ich mir meinen 21 Jahre alten Volvo. Kiste anwerfen, Knopf Sitzheizung, Drehschalter Lüftung auf "2" und alles andere ist noch vom Vortag gestellt. MANUELLE SEILZÜGE!!! Nix mit elektronischen Temperaturklappen und Stellklappen für die Luftverteilung, die alle Nas lang verrecken und du dann in der kalten Karre sitzt um dann entweder ein kleines Vermögen für dessen Reparatur ausgibst oder aber frierend stundenlang in der Garage dein Kreuz verbiegst um die Stellmotoren zu erneuern! Ja, hab ich schon gemacht beim 2010er Passat. Macht richtig Laune. Nicht.
 
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Es handelt sich nur um ein Fahrzeug information s System also nicht Betriebs oder Sicherheits relevant.


Es gibt sogar noch Baureihen da gibt es Disketten für die Reservierungen.
 
Es gibt sogar noch Amigas, die im Einsatz sind...

Amiga steuert die Klimatisierung von 19 US Schulen

Der Artikel ist von 2015, auch schon wieder 7 Jahre her, aber ich könnte mir vorstellen, dass der immer noch läuft, wobei die wohl modernisieren wollten.

Soweit ich weiß, werden die Atomarsenale der USA auch noch von den ursprünglichen alten Computersystemen kontrolliert, vor allem, weil diese durch ihr Alter nicht durch das Internet angegriffen werden können. Die sind schlichtweg nicht internettauglich :D. Man stelle sich vor, da geht ein Atomkrieg los und man jagt die Atomraketen mit C64 Befehlen hoch :D
 
Leon1909 schrieb:
Auf jeden Fall hat der Eimer dann neu gebootet und da musste ich dann doch etwas schmunzeln, als mir das Windows XP Logo entgegenstrahlte.
Genau dieser Umstand (Geldautomaten mit XP) war einer der Gründe, weshalb Microsoft den Support für XP mehrfach verlängert hat, am Schluss dann nur noch für embedded Systeme und nicht mehr für Consumer. Die traurige Wahrheit ist allerdings, das es dennoch viel zu viele alte Kiste im Feld gibt, die nun komplett ohne Support laufen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Windows_Embedded_2009

Das gleiche Schicksal wird viele Win7 Kisten ereilen, die ebenso irgendwo im Feld laufen. Derzeit lässt sich Microsoft ja bereits den ESU Support fürstlich bezahlen, bis er vorrausichtlich in einem Jahr (1/2023) ausläuft.

https://docs.microsoft.com/de-de/lifecycle/products/windows-7
 
DJMadMax schrieb:
Leider gibt es genug Bereiche, in denen solche Systemwechsel permanent und ohne Sinn und Verstand vollzogen werden.
Mal ein paar Beispiele für meist Sinnfreie andere Wechsel: Wechsel einer voll funktionierenden und abgezahlten Telefon TK auf Skype Telefonie.
Wechsel eines AS400 System auf ein inperformantes von Microsoft (Bei einem Kreditinstitut sind die Arbeitsabläufe von vorher 10-15min auf 2-3h gestiegen und das neue System läuft auch nicht sonderlich gut). Zurückgerudert wird da auch nicht. Da heißt es nur "Es wurde schon Summe X investiert und dann geben wir nochmal Summe Y aus", damit es nach vielen weitern Investitionen irgendwann mal irgendwie funktioniert (Beispiel BER oder Elbphilharmonie oder irgendein anderes Projekt seitens der Regierung).

Genausogut gibt es aber auch Bereiche in denen zu wenig investiert wird. Den Investitionen stehen häufig an ROI gekoppelte zusatzeinkünfte bei älteren leitenden Angestellten gegenüber.
"Wieso soll ich die Maschinen erneuern um unsere Arbeitsleistung zu steigern, wodurch der ROI erst in zig jahren wieder positiv wird. Je länger die Maschine läuft, desto höher steigt der ROI und ich bekomme mehr Geld. Soll sich mein Nachfolger darum kümmern."


Um aber mal auf die Frage vom TE zurückzukommen
moonwalker99 schrieb:

Win 3.11 wurde häufig als Embeddet Lösung für Echtzeitsysteme (RTOS) genutzt. Von der Echtzeitfähigkeit mal abgesehen wurden solche Betriebssysteme auch lange Zeit z.B. für die Anzeigetafeln an Flughäfen genutzt.
Seit 2008 gibt es seitens MS keine neuen 3.11 Lizenzen mehr für Embeddet Lösungen. Dafür wurde ein neues OS bereitgestellt. Nachfolger ist Windows CE, der Support läuft aber auch im kommenden Monat aus, Lizenzen gab es bis 2018.

Man kann auch nicht ohne weiteres z.B. Win10 nutzen. Das Betriebssystem ist OOTB nicht Echtzeitfähig.
Bei solchen Systemen kann der Softwarehersteller auch Einschränkungen geben. Die Software von Kingstar (Softwareentwickler für Maschinenautomatisierung) kann man nur bei ausgewiesenen IPCs Lizensieren und erhält auch entsprechend Support.
 
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Gorasuhl schrieb:
Wechsel einer voll funktionierenden und abgezahlten Telefon TK auf Skype Telefonie.
Hier mal ein Pro-Beispiel aus meinem aktuellen beruflichen Handlungsfeld.

Gerade im Bereich der Telekommunikation herrscht regelrechter Wildwuchs. Vor wenigen Jahren noch waren viele Unternehmen teils sogar gleichzeitig intern mit unterschiedlichsten Techniken ausgestattet - analog, ISDN sowie Systemtelefonie wurden hier gleichzeitig an ein und dem selben Standort betrieben. Neben vielen Endgeräten waren auch die TK-Anlagen teils schon über eine Dekade EOL bzw. EOS. Mit der für Ende 2018, bzw. für Ende 2019 angekündigten ersatzlosen Abschaltung sämtlicher analogen sowie ISDN-gestützten Amtsleitungen seitens der Telekom (Mitbewerber zogen ja wenig später ebenfalls nach) herrschte hier dringender Handlungsbedarf.

Obgleich das etablierte Telefonsystem funktioniert und lange abbezahlt war, so wurde dennoch, einerseits wegen des Technologiewechsels (Wegfall von Analog/ISDN, Umstieg auf All-IP/VoiP), andererseits aber eben auch wegen der im Defektfall unmöglich gewordenen Ersatzteilbeschaffung eine Etablierung eines neuen Systems nötig. Wenn dann ein Unternehmen oder eine öffentliche Einrichtung Tage oder sogar Wochen nicht oder nur mittels Notlösung über z.B. temporär geschaltete Mobiltelefone erreichbar ist, so ist das weder für die Anrufer, noch für die Nutzer der Mobiltelefon-Notlösung eine zufriedenstellende und produktiv anwendbare Lösung.

Dass in solchen Fällen - nicht nur bei TK-Anlagen - also dringender Handlungsbedarf besteht, egal ob privatwirtschaftlich oder staatlich, sollte soweit nachvollziehbar sein. Hier macht es dann nach entsprechender Bewertung auch Sinn, verhältnismäßig viel Geld in die Hand zu nehmen, um den angesprochenen Wildwuchs einheitlich zu gestalten und somit nicht nur für die allgemeine Administration, sondern eben auch für eine zum jetzigen Zeitpunkt maximal abschätzbare Zeitdauer zukunftssicher und bei erneutem Technologiewechsel möglichst unproblematisch zu gestalten.

Sofern embedded Systems also einen gewissen Wartungsstatus aufrecht erhalten können, gibt es selbstverständlich nur wenig Gründe, daran etwas zu verändern. Im Falle von EOL/EOS-Hard- und Software, auch in Anbetracht von am Internet teilnehmenden Systemen, muss die Situation aber deutlich kritischer betrachtet werden.
 
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DJMadMax schrieb:
Mit der für Ende 2018, bzw. für Ende 2019 angekündigten ersatzlosen Abschaltung sämtlicher analogen sowie ISDN-gestützten Amtsleitungen seitens der Telekom
Das ist doch nur die Übertragungstechnik. Bei ISDN gab's den NTBA als Netzabschluss. An den S0-Bus konnte man dann Modem, Telefone, Eumex usw. anbinden.
Bei dem Breitbandanschluss ADSL gab es zusätzlich einen Splitter, welcher vor das NTBA gesteckt wurde und das DSL-Frequenzband vom Telefonsignal getrennt hat.
Beim aktuellen VoIP anschluss besitzen die meisten Router einen S0 Bus an denen man ohne Probleme z.B. die ISDN Telefone oder eine Eumex stecken kann.

DJMadMax schrieb:
Im Falle von EOL/EOS-Hard- und Software, auch in Anbetracht von am Internet teilnehmenden Systemen, muss die Situation aber deutlich kritischer betrachtet werden.

Das kann ich nicht beurteilen, da ich nicht in einem Bereich arbeite oder Leute kenne die das wissen könnten.
Allerdings kann und wird sowas künftig bei zunehmend mehr Fahrzeugen mit autonomen Systemen zum Problem werden.
Die Hersteller müssen, per Gesetzgeber verpflichtet, wärend des Lebenszyklus Updates Bereitstellen. Bei den meisten Fahrzeugen gehe ich davon aus, dass die Hersteller dann beim Finalen Update zum EoL diese Funktionen entfernen und das Fahrzeug nur noch normal genutzt werden kann.
Wie sieht das aber aus, wenn der Gesetzgeber die Funktion(en) verlangt, der Hersteller nach EoL/EoS jedoch keine Updates mehr bereit stellt. Werden die Fahrzeuge dann zwangsweise Stillgelegt, Verschrottet oder ins Ausland verschachert?
VW hat dafür zumindest eine einfache und sehr "umweltschonende" Verschrottungs-Lösung: Link.
Fahrzeuge produzieren, nach dem EoL/EoS die Fahrzeuge "Recyceln" und aus den Rohstoffen wieder neue bauen. Total grüne Zukunft :freak:
 
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@Gorasuhl
Zum Telekommunikationsthema hast du Recht, es gibt IADs (umgangssprachlich: Router), die in der Lage sind, die bestehende Infrastruktur (gegebenenfalls nach Entfernen des Splitters bzw. NTBA) direkt weiterzuverwenden. Mit "Eumex" liegst du aber etwas falsch. Du musst hier größer denken, denn Unternehmen kommen in der Regel nicht mit zwei gleichzeitigen Sprachkanälen aus. Wie gesagt, die professionell und oftmals in den 90ern installierten Geräte (Agfeo, Euracom) sind so alt, dass sie schon lange aus dem eigentlichen Produktzyklus der Hersteller heraus sind, bzw. im Falle von Euracom schon seit über 10 Jahren nicht mehr existieren (Euracom ging 2011 ersatzlos vom Markt).

Die von dir angesprochene Lösung ist also auch nur temporär und "aus der Hüfte geschossen" eine Lösung.

Hinzu kommt - man mag es kaum glauben - dass es immer noch weiße Flecken gibt, an denen zuvor zwar ISDN-Telefonie funktionierte, es jedoch keinerlei DSL-Versorgung gibt. Es ist leider oftmals eben nicht so einfach, wie man sich das im heimischen, "kleinen" Bereich mit gut versorgtem DSL vorstellt.

Das von dir mit der Automobilindustrie und der immer mehr auf uns zurückenden Autonomie im Straßenverkehr herbeigeführte, zum Glück noch hypothetische Beispiel passt da sehr gut, denn auch das ist definitiv ein Szenario, das man sich langfristig betrachten und selbstverständlich schon von oberster, politischer Ebene im Idealfall von vorn herein korrekt angelegt werden muss.
 
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