Wofür braucht man eine Personengesellschaft? (im Vergleich zu Kapitalgesellschaften)

David7

Ensign
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Hallo,

ich beschäftige mich gerade mit dem Gesellschaftsrecht in Deutschland. Dabei gibt es ja unter anderem die Personengesellschaften (z.B. KG oder GbR) und die Kapitalgesellschaften (z.B. UG, GmbH, AG).

Mir ist bewusst, dass bei Personengesellschaften die Gesellschafter in der Regel unbeschränkt mit ihrem Privatvermögen haften, während bei Kapitalgesellschaften die Haftung auf das Eigenkapital/ Stammkapital begrenzt ist.

Doch warum sollte man sich bei der Gründung eines Unternehmens für eine Personengesellschaft statt für eine Kapitalgesellschaft entscheiden? Warum sollte man das Risiko der persönlichen Haftung auf sich nehmen?

Aus einer Firma (Betrieb mit Gewinnerzielungsabsicht) geht doch auch immer ein finanzielles, juristisches, etc. Risiko hervor. Dieses Risiko sollte aus Sicht des Unternehmers (homo oeconomicus) doch so niedrig wie möglich gehalten werden.

Man stelle sich einen regionalen Handwerksbetrieb vor, bei dem der Meister statt einer GmbH eine KG gründet. Wenn die Firma Fehler macht und auf Schadensersatz verklagt wird, dann kann es doch sein, dass bei der KG auch das Privateigentum des Meisters (Haus, Auto, Ersparnisse, etc.) gepfändet wird? Um seine Familie vor der Privatinsolvenz zu schützen, sollte der Meister also immer eine Kapitalgesellschaft gründen, oder nicht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist sehr viel schwieriger eine Kapitalgesellschaft zu gründen als eine Personengesellschaft. Außerdem haftet man auch in einer Kapitalgesellschaft unter Umständen persönlich.

Um eine Kapitalgesellschaft zu gründen muss man Kapital nachweisen können und es gibt auch mehr Pflichten.

Das ganze hat schon seinen Sinn.
 
Eine Kapitalgesellschaft hat einen wesentlich höheren Verwaltungs und Buchungsaufwand, man hat deutlich höhere Anforderungen zu leisten wodurch man um eine fachmännische Buchungskraft nicht drum rum kommt. Bei einer Personengesellschaft dagegen ist alles erstmal etwas einfacher gehalten und deshalb auch erstmal für viele der richtige Weg.

Zudem bist du in einer Kapitalgesellschaft nur theoretisch abgesichert, weil man dich als Geschäftsführer der GmbH z.B. auch zivilrechtlich belangen kann, da gehts dann um Dinge wie Insolvenzverschleppung etc. ist also es ist definitiv nicht so, dass du ne GmbH einfach an die Wand fährst und da ohne Probleme durch kommst.
 
nebulein schrieb:
Eine Kapitalgesellschaft hat einen wesentlich höheren Verwaltungs und Buchungsaufwand, man hat deutlich höhere Anforderungen zu leisten wodurch man um eine fachmännische Buchungskraft nicht drum rum kommt. Bei einer Personengesellschaft dagegen ist alles erstmal etwas einfacher gehalten und deshalb auch erstmal für viele der richtige Weg.
Das ist nicht so ganz richtig. Auch als Personengesellschaft ist man buchführungspflichtig und muss daher die gleichen Aufwand wie eine GmbH betreiben. Auch wollen die Beteiligten bestimmt eine genauer Grenzen der Ausgaben/Einnahmen.
Die GmbH ist da nur minimal aufwändiger.

Ein Vorteil der Personengesellschaft ist niedrigerer Steuersatz, wenn der Gewinn nicht so hoch ausfällt.
 
Der Hauptgrund ist, dass aufgrund der persönlichen Haftung eine höhere (überhaupt eine) Kreditwürdigkeit gegeben ist. Bei Kapitalgesellschaften, gerade in deinem Beispiel, keine. Es würden dann zusätzliche Bürgschaften gefordert, welche den Haftungsschutz aushebeln.

Alle anderen Gründe dafür/dagegen fallen in der Praxis beim Großteil der Fälle deutlich dahinter zurück.


Das Thema ist äußerst komplex. Solltest du mehr darüber wissen, z. B. für eine Studienarbeit o. ä., dann musst du dich einlesen. In jedem Fall ist die Antwort auf die Frage größtenteils auf den Einzelfall abzustellen.
 
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David7 schrieb:
der Meister statt einer GmbH eine KG gründet.
Die GmbH ist eine Kapitalgesellschaft, Du solltest Dich also noch etwas mehr mit dem Thema befassen, denn bisher weißt Du ja nicht einmal welche Unternehmensformen nun zu den Personen- und welche zu den Kapitalgesellschaften zählen.

Übrigens dürfte Idon recht haben wenn es darum geht warum ein junger Unternehmer eher eine Personengesellschaft statt einer Kapitalgesellschaft gründen dürfte, denn dazu braucht man meist Kredite und wenn eine GmbH mit einem Kapital von X Euro gegründet wird, dann wird keine Bank auch nur diese X Euro an Kredit gewähren, außer sie bekommt zusätzliche Sicherheiten und wer sollte diese Sicherheit stellen, außer dem oder den Gründer(n) die dafür ihr Privateigentum wie ihr Haus als Sicherheit anbieten? Damit läuft es beim Scheitern aufs gleiche raus und dafür lohnt es sich nicht die kompliziertere und in der Verwaltung auch teurere Kapitalgesellschaft zu gründen.

Dazu kommen die steuerlichen Vorteile, denn anderes als eine Kapitalgesellschaft ist die Personengesellschaft selbst kein eigenes einkommenssteuerpflichtiges Steuerobjekt (die Gewerbesteuer fällt ggf. trotzdem an), sondern der Gewinn der Gesellschaft wird entsprechend der Anteile der Gesellschafter jeweils als deren Einkommen versteuert, entsprechend ihrem persönlichen Steuersatz der von ihrem Einkommen abhängt. Bei Kapitalgesellschaften fallen immer 15% Körperschaftssteuer an (ohne Freibetrag) plus SolZ (5,5%) und Gewerbesteuer, die Ausschüttungen müssen die Gesellschafter dann nochmal die Kapitalertragssteuer (25% plus SolZ) zahlen.

Selbst auf geringe Gewinne fallen als bei der Kapitalgesellschaft recht hohe Steuern an, also erst wenn die Gewinne recht hoch sind, so dass die Gesellschafter bei der Personengesellschaft im Vorteil sind bis so ein hohe Einkommen daraus erzielen das deren persönlicher Steuersatz ebenfalls sehr hoch ausfällt. Beim kleinen Handwerker oder einem neu gegründeten Unternehmen ist dies aber nicht der Fall und wenn es dann der Fall eintritt, kann man die Personengesellschaft immer noch in eine Kapitalgesellschaft umwandeln und wenn so hohe Gewinne anfallen, sollte die Kreditwürdigkeit auch nicht mehr so ein großes Problem sein.
 
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Dazu kommt der steuerliche Effekt, dass die Gewerbesteuer bei einer Personengesellschaft zu einem Teil angerechnet werden kann.
 
Die genauen steuerlichen Aspekte sollte dann der Steuerberater bzw. die Buchführung kennen und eben beim Thema beraten können, sobald die Gesellschaft entsprechend hohe Gewinne macht. Für kleine und junge Unternehmen die noch nicht viel Gewinn machen, ist die Personengesellschaft i.d.R. die bessere Gesellschaftsform, zumindest sofern es nicht zu viele Teilhaber gibt. Die Gesellschaftsform ist aber letztlich bei jeder Firmengründung immer eine Entscheidung die im jedem Einzelfall aufgrund der Umstände und unter Betrachtung aller Aspekte getroffen werden muss und dabei sollte man auch professionelle Beratung in Anspruch nehmen, ein Thread in einem Forum kann diese niemals ersetzen. Sollten die Kosten dafür schon ein Problem sein, reicht es für eine Kapitalgesellschaft wohl sowieso nicht.
 
Holt schrieb:
Die GmbH ist eine Kapitalgesellschaft, Du solltest Dich also noch etwas mehr mit dem Thema befassen, denn bisher weißt Du ja nicht einmal welche Unternehmensformen nun zu den Personen- und welche zu den Kapitalgesellschaften zählen.
Meinst Du nicht Du kommst hier ganz schön herablassend rüber? Aus welchem Satz schließt du, dass der TE den Unterschied nicht kennt? Ich lese hier nicht raus das er behauptet die GmbH wäre keine Kapitalgesellschaft.

Aber vielleicht kann ich auch nicht richtig lesen?
 
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Wobei ein Handwerksmeister sehr oft eher ein Einzelunternehmen gründen wird, habe eher selten eine Elektro KG oder GmbH gesheen, wenn dann waren das sehr große Firmren.
 
Mighty schrieb:
Aus welchem Satz schließt du, dass der TE den Unterschied nicht kennt? Ich lese hier nicht raus das er behauptet die GmbH wäre keine Kapitalgesellschaft.
Aus diesem:
David7 schrieb:
Man stelle sich einen regionalen Handwerksbetrieb vor, bei dem der Meister statt einer GmbH eine KG gründet.
 
@Holt

Für mich klingen dieser Satz und der Absatz davor und danach eher so, als ob er aufzeigt, weshalb für ihn die KG als Personengesellschaft wenig Sinn ergibt, wenn man stattdessen auch eine Kapitalgesellschaft wie die GmbH haben kann.

Kurzum: Ich kann deiner Kritik am TE ebenfalls nicht folgen.
 
Wie viele Handwerker als KG kennst Du denn? Die meisten sind Einzelunternehmer und keine Gesellschaften und wenn es zwei Leute sind, dann ist es meist eine GbR oder eine stille Gesellschaft.
 
@Holt:
sag mal, kann es sein das du dachtest KG steht für Kapitalgesellschaft?
weil was der TE geschrieben hat macht voll sinn...

und zu Handwerkern:
GbR = fast 0
Einzelunternehmer = fast 0
KG/GmbH = fast alle
 
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@MrFr33zer40k

Nun, gerade im Handwerk gibt es vergleichsweise viele Personengesellschaften.

KG = Kommanditgesellschaft. Wenn man deiner Annahme folgt, dann ergeben Holts Beiträge in sich "Sinn". Oh weh. :)
 
Holt schrieb:
Sollten die Kosten dafür schon ein Problem sein, reicht es für eine Kapitalgesellschaft wohl sowieso nicht.
Eine UG (haftungsbeschränkt), die ja eine gründungsvereinfachte GmbH ist, kannst du mit 1€ Stammkapital gründen...
 
MrFr33zer40k schrieb:
Einzelunternehmer = fast 0
Das kenne ich anderes, in meinem Heimatort ist sogar das örtliche Bauunternehmen eine Einzelunternehmung und hat gerade sein 125 jähriges Jubiläum gefeiert. Auch der örtliche Maler oder der im Nachbarort sind keine Gesellschaften, erst recht keine GmbHs.
 
So kenn ich das auch. Hier sind die meisten Handwerkerfirmen = Einzelunternehmer
 
KG/GmbH = fast alle

Hab so gut wie nie einen Handwerksbetrieb als GmbH gesehen. Wenn dann sind das größere Betriebe mit 100 oder mehr MA.

Auch bei uns 90% Einzelunternehmer dann ein paar BGB Gesellschaften und vllt 1 oder 2 KG, aber hab ich nur bei eiem Bauunternehmen gesehen.

Macht ja auch für einen "kleinen" Fließenleger wenig Sinn eine GmbH zu gründen. Wobei geben tut es sicher so gut wie alles.


1€ Stammkapital gründen

Weiß nicht ob eine UG (haftungsbeschränkt) so leicht an Kapital von der Bank kommt. Zudem muss man ja Rücklagen vom Gewinn bilden bis man die 25 000 EUR voll hat.

Kenne ein paar die mit UGs grandios gescheitert sind, wobei das wären die sicher auch mit einer anderen Unternehmensform..
 
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