Widerspruch in AMDs PR-Taktik aufgedeckt?

Steffen Weber
24 Kommentare

Uns wurden Unterlagen von Intel zugespielt, in denen man das Performance-Rating von AMD kritisch beleuchtet. So geht es unter anderem um verschiedene Pro- und Kontra-Aussagen seitens AMD zu dieser Namensgebung aus den vergangenen Jahren.

Als AMD 1996 mit dem K5 das Performance-Rating eingeführt und die Prozessoren auch dementsprechend bezeichnet hat (z.B. AMD-K5-PR166, obwohl die eigentliche Taktfrequenz bei 116,5 MHz lag), begründete man dies in einer Pressemitteilung vom 7. Oktober 1996 mit den folgenden Worten: „Durch Performance Ratings erhält die PC-Industrie einen einfachen, aussagekräftigen Messwert für die tatsächliche Prozessor-Leistung.“ Mitte 1998, also noch ungefähr ein Jahr vor der Athlon-Einführung, schaffte man selbige jedoch wieder ab. Das Zitat aus „Semiconductor pages of Electronic News“ vom 8. Juni 1998 lautet wie folgt: „Wir hatten früher Performance-Ratings verwendet, sie jedoch abgeschafft, weil sie für den Verbraucher zu verwirrend waren.“ Mit der Einführung des Athlon, insbesondere des 1GHz-Modells Anfang 2000, zu welchem Intel damals kein Äquivalent in entsprechenden Stückzahlen herzustellen vermochte, rührte AMD selber die Prozessortakt-Werbetrommel. Laut Intels Auffassung steht die erneute Einführung eines PR-Ratings mit dem Athlon XP im Vergleich zu dem vorherigen Agieren AMDs offensichtlich in krassem Widerspruch.

Zum einen hat sich AMD mit der Aussage, dass PR-Ratings die Kunden verwirren, aus heutiger Sicht keinen Gefallen getan. Somit liegt Intel hier zumindest teilweise richtig. Denn andererseits muss man AMD etwas in Schutz nehmen, da die heutigen Kontrahenten Intel Pentium 4 und AMD Athlon XP, obwohl sie in Sachen Taktfrequenz sehr weit auseinanderklaffen, sich in Sachen Performance nichts nehmen - ganz im Gegenteil zu Intels Pentium und AMDs K5. Somit erscheint das PR-Rating heute durchaus angebracht, um den Kunden die wahre Leistung einer CPU zu verdeutlichen, zumal anzunehmen ist, dass die Differenz in realem Takt zukünftig noch weiter ansteigen wird. Die Architekturen des Pentium 4 und des Athlon XP unterscheiden sich in dieser Hinsicht sehr und auch mit dem Hammer wird AMD, wie man uns noch kürzlich auf der CeBit bestätigte, weiterhin versuchen, so viel wie möglich aus den Prozessoren bei geringem Takt rauszuholen anstatt zu Intels Strategie zu wechseln.

Weiterhin geht Intel in den Unterlagen darauf ein, dass die Differenz zwischen Produktbezeichnung und tatsächlicher Taktrate beim Athlon XP von Modell zu Modell größer wird. Beim Athlon XP 1500+ beträgt diese 167, beim XP 2000+ hingegen mit 333MHz das Doppelte. Laut Intel führt dies zu einer „verfälschten Wahrnehmung“ seitens des Käufers. Eine weitere vorzufindende Aussage lautet: „MHz ist eine den Tatsachen entsprechende und einheitliche Messgröße für die Prozessorleistung.“ Dass dies keineswegs der Wahrheit entspricht, haben schon einige Prozessor-Vergleiche, unter anderem unser kürzlich veröffentlichtes Review der schnellstmöglichen Plattformen, bewiesen. Wie aus diesem hervorgeht, kann das Performance-Rating von AMD momentan die Leistung des Athlon XP im Vergleich zu einem Pentium 4 gut widerspiegeln und unkundigen Käufern tatsächlich bei der Beurteilung der Prozessor-Geschwindigkeit behilflich sein. Denn die MHz-Zahl kann dies, entgegen Intels Behauptung, zumindest in der momentanen Situation nicht. Andererseits ist ein PR-Rating eine wackelige Angelegenheit und kann leicht zur Manipulation missbraucht werden, aber solange AMD dies nicht tut, besteht für Intel eigentlich kein Grund, dagegen vorzugehen.

Widerspruch in AMDs PR-Taktik?