US-Behörden-Websites mit fraglichen Cookies

Sasan Abdi
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Einer Untersuchung des US-Newsdienstes Cnet zufolge führt das Surfen auf diversen Webpräsenzen von US-Behörden dazu, dass der Benutzer fortan über einen permanenten Cookie in seinen Surfgewohnheiten transparent wird. Sollte sich die Untersuchung bewahrheiten, so würden die betroffenen Institutionen gegen geltende Bundesgesetze aktiv und bewusst verstoßen.

Unter anderem betroffen von den illegalen Web Bugs sind die Webseiten der US Air Force sowie der Finanzbehörden. Auf Nachfrage durch Cnet gab das Pentagon an, nichts von den Cookies gewusst zu haben. Besonders prekär erscheint das Ganze, da die Datenschutzrichtlinie von 2003 explizit erklärt, dass es zu keiner Platzierung der Bugs kommen dürfe. De facto aber scheint das Spiel mit den Cookies sogar eine Laufzeit bis 2016 zu haben. Fragt sich also, wie das Verteidigungsministerium von diesem Umstand nichts gewusst haben konnte. Unabhängig davon versprachen Pentagon-Offizielle aber, sich der Sache anzunehmen und für Besserung zu sorgen.

Bei nahezu jedem Surfgang durch's Web fangen sich auch erfahrene Benutzer heutzutage häufig neben den selber erstellten Cookies, die sich zum Beispiel Passwörter merken, unliebsame „Adware“-Cookies ein, die zumeist aus marktforschungstechnischen Beweggründen das Surfverhalten der Opfer ausspionieren. Allerdings erzeugen die unliebsamen Web-Bugs keinerlei Performance-Einbußen oder gar Schäden.

Dennoch mutet es schon seltsam an, dass sich US-Behörden scheinbar ebenfalls solcher Techniken zu bedienen scheinen. Dabei ist das Phänomen für die US-Institutionen kein ganz neues. Bereits vor einiger Zeit traten Gerüchte und dann auch Fakten auf, wonach Surfer auf der Seite des Weißen Hauses sich mit den unliebsamen Cookies infizierten. Die Offiziellen versprachen alsbaldige Abhilfe und eine eingehende Untersuchung der technischen Partner. Und auch die NSA musste vergangene Woche einräumen, dass über die eigene Webpräsenz unerlaubter Weise Web-Bugs bei Benutzern platziert werden würden. Dies freilich dürfte nicht allzu verwunderlich anmuten, hatte die NSA in den vergangenen Jahren mit der Billigung von US-Präsident George W. Bush zahlreiche Telefonate und E-Mails ohne richterlichen Hintergrund abgehört.

Der Fairness halber muss aber erwähnt werden, dass der neuerliche Cnet-Bericht bisher noch nicht bestätigt werden konnte. Außerdem muss hinter der Aktion keine pure Willküre stecken und letztlich könnten tatsächlich die technischen Dienstleister der Behörden für die Verstoße gegen die eigenen Bundesgesetze verantwortlich sein. Mulmig zumute wird einem aber auch, wenn ein Sprecher der Behörden zugeben muss, dass die Cookies unentdeckt für mindestens drei Dekaden das Surfverhalten der Opfer aufzeichnen können. Der Dienstleister des Weißen Hauses indes beharrt auf der Ansicht, wonach Webtracking generell nicht gegen bestehendes Datenschutzrecht verstoße. Damit scheint das Unternehmen der nicht nur in den USA geltenden Datenschutzrichtlinien keinerlei Bedeutung beizufügen – Rechtsauslegung à la Absurdistan.