Neue Studie: Spiele fördern keine Gewalt

Sasan Abdi
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Im Rahmen des mittlerweile etwas abgeflauten Streits um ein Verbot von so genannten „Killerspielen“ wurde nun eine neue deutsche Studie zum Thema „Gewalt durch PC- und Videospiele“ veröffentlicht. Die Autoren kommen darin zu einem überraschend deutlichen Ergebnis.

Im Zuge der Studie untersuchten die Wissenschaftler um die Erziehungswissenschaftlerin Astrid Kristen unter Federführung von Maria von Salisch von der FU Berlin das Spiel- und Aggressionsverhalten von Grundschülern aus den verschiedensten sozialen Milieus. So wurden sechs Schulen in vier unterschiedlichen Bezirken für die „Rekrutierung“ der 280 teilnehmenden Kinder aus der dritten, vierten, fünften und sechsten Klasse ausgewählt, die dann mit einem Jahr Abstand zu ihren Spielgewohnheiten sowie zu ihren Lieblingsspielen befragt wurden.

Die Ergebnisse aus der Befragung geben folgendes Bild ab: So meinen die FU Berlin Wissenschaftler zu erkennen, dass nicht etwa die Spiele zu einer erhöhten Aggression führen, sondern dass sich besonders aggressive Kinder auch besonders brutale Spiele aussuchen. „Schüler und Schülerinnen suchen sich die Spiele aus, die zu ihrer Persönlichkeitsstruktur passen“, kommentiert Astrid Kristen diesen Umstand.

Geht man dieser Feststellung nach, so kann die logische Konsequenz daraus nur lauten, dass nicht etwa die Spiele ansich aggressive Persönlichkeiten formen, sondern das ohnehin aggressive Charaktere sich gezielt dem Spielen von eben solchen Titeln hingeben. Dies wiederum führt dann aber zur Frage, ob aggressive Persönlichkeiten durch das Spielen zum aktiven Ausleben der Gefühle fernab des Bildschirms verführt werden, oder ob das Spielen ohne Folgen bleibt oder gar dazu beiträgt, die Aggression auf den virtuellen Raum zu beschränken und in der realen Welt für eine erhöhte Ausgeglichenheit sorgt. Als nächstes stellt sich dann auch noch die Frage, ob die Ergebnisse bei den Kindern auch für Jugendliche und junge Erwachsene zutreffend sind. Da sich dies nicht genau sagen lässt, sei es nun wichtig, die Entwicklung der Kinder auch in der Pubertät weiter zu verfolgen, so Kristen weiter.

Trotz der vielen Unbekannten kommt die Wissenschaftlerin aber zu einer recht eindeutigen Einschätzung: „Vieles deutet aber darauf hin, dass die simple Schlussfolgerung „Gewaltspiele machen gewalttätig“ eindeutig zu kurz greift“, sagt Kristen. In Hinblick auf geschlechtsspezifische Ergebnisse liefert die Studie übrigens weit weniger Überraschendes: „Jungen, die eher ein aggressives Verhalten an den Tag legten, tendierten über die Zeit eher dazu, sich mit gewalthaltigen Computerspielen zu beschäftigen. Mädchen hingegen, die eher zum Lügen und Intrigieren neigten, wählten über die Zeit eher Rollenspiele als Lieblingsspiele aus.“