Corona-App für Patienten: Deutsche Telekom liefert Testergebnisse in Echtzeit

Sven Bauduin
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Corona-App für Patienten: Deutsche Telekom liefert Testergebnisse in Echtzeit
Bild: Deutsche Telekom

Die Deutsche Telekom und das auf Softwarelösungen für Ärzte, Labore und Kliniken spezialisierte Unternehmen BS Software Development haben eine App entwickelt, die Patienten schneller über ihre COVID-19-Testergebnisse informieren soll. Die App soll 20.000 Menschen davon in Kenntnis setzen, ob sie das Coronavirus in sich tragen.

Wie die Deutsche Telekom in ihrer Pressemitteilung schreibt, ist „die Zeit der kritische Faktor“ und „den Anstieg von Neuinfektionen verlangsamen das oberste Gebot“. Dabei soll die neue kostenlose Corona-App nun Laboren und Patienten gleichermaßen helfen.

App beschleunigt Prozess um 4 bis 8 Stunden

Die App ersetzt die zeitintensive telefonische Abfrage der Ergebnisse. Sie hilft damit sowohl Patienten als auch Ärzten und Gesundheitsämtern, die an der Belastungsgrenze und darüber hinaus arbeiten“, erklärt Mark Düsener, seines Zeichens Gesundheitschef der Deutschen Telekom.

Die Corona-App soll den Prozess der Auswertung um durchschnittlich 4 bis 8 Stunden beschleunigen, da negativ getestete Patienten gar nicht mehr zum Telefonhörer greifen müssen und die Labore die Testergebnisse sogar in Echtzeit erhalten. Die App, für deren Daten Telekom Healthcare Solutions als Cloud-Partner fungiert, und der gesamte Service dahinter, wird allen Laboren in Deutschland kostenlos zur Verfügung gestellt.

Wir bieten das Verfahren allen Laboren in Deutschland kostenlos an und hoffen, dass sich viele anschließen, um den Kampf gegen das Coronavirus zu unterstützen.

Jürgen Bucher, Chef von BS Software Development
Die Corona-App der Deutschen Telekom soll schnellere Testergebnisse liefern
Die Corona-App der Deutschen Telekom soll schnellere Testergebnisse liefern (Bild: BS Software Development)

Bereits im täglichen Einsatz

Das Labor Dr. Wisplinghoff in Köln hat die Corona-App bereits im Einsatz und wertet täglich bis zu 5.000 Tests aus. Bundesweit werden täglich mehrere zehntausende Tests durchgeführt, weshalb neben dem Kölner Institut rund zehn weitere Labore die App und das System bereits implementiert haben.

Mit der App werden Telefonate, E-Mail-Kommunikation oder sogar Faxe ersetzt. Ärzte haben so mehr Zeit, um sich um die positiven Fälle zu kümmern. Zudem erhalten die Betroffenen ihre Befunde in Echtzeit.

Dr. med. Fabian Wisplinghoff, Leiter des Labors Dr. Wisplinghoff
So funktioniert die COVID-19-App der Deutschen Telekom
So funktioniert die COVID-19-App der Deutschen Telekom (Bild: BS Software Development)

Schritt für Schritt zum COVID-19-Test

Die Deutsche Telekom und BS Software Development beschreiben den Prozess zur ordnungsgemäßen Nutzung der Corona-App wie folgt:

  • Der Patient meldet sich bei seinem Hausarzt und teilt ihm seine Symptome mit.
  • Der Hausarzt entscheidet auch im Rahmen der Vorgeschichte des Patienten, ob ein Test durchgeführt werden soll.
  • Der Hausarzt druckt zwei Etiketten aus. Ein Auftragsetikett für das Labor und eines für den Patienten.
  • Der Hausarzt überweist den Patienten in der Regel zu einem Testzentrum für COVID-19. Der dort genommene Abstrich geht mit dem Auftragsetikett an das Labor. In diesem wird der Barcode eingescannt.
  • Sobald der Befund vorliegt, wird das Ergebnis anonymisiert in der Telekom Healthcare Cloud gespeichert.
  • Der Patient erhält in Echtzeit seinen Befund in der App.

Corona-App für Android und iOS

Die Corona-App ist unter der Bezeichnung COVID-19 sowohl für Android im Google Play Store als auch im App Store von iOS verfügbar. Auf der offiziellen Website der App listen die Telekom und BS Software Development auch die teilnehmenden Labore auf. Der Kreis der aktuell 20.000 Probanden soll zudem zeitnah erweitert werden.

Ergebnisse können von Angreifern verfälscht werden

Die neue Corona-App der Deutschen Telekom sollte allerdings vorerst mit Vorsicht genossen respektive eingesetzt werden, denn wie c't berichtet, ist es mit Hilfe eines Man-in-the Middle-Angriffs möglich, Ergebnisse mitzulesen oder gar zu verfälschen. Diese Sicherheitslücke wird durch ein unsicheres Zertifikat ausgelöst, das nicht von einer vertrauenswürdigen Zertifizierungsstelle (CA) signiert wurde.

Gegenüber c't äußerte sich auch BS Software Development bereits zu der Sicherheitslücke der Corona-App:

Zu Beginn der Corona-Krise haben wir sofort gedacht: Da können und wollen wir helfen. Wir wollen, dass Menschen schneller Gewissheit bekommen. Und die Gesundheitsämter entlasten. Und einen Beitrag gegen die Virusausbreitung leisten. Und dies mit einer Lösung, die für alle kostenlos ist.

Wir haben die Applikation sehr kurzfristig entwickelt. Und sind über das selbst gesteckte Ziel hinaus geschossen. Für den handwerklichen Fehler eines Technikers entschuldigen wir uns. Allerdings waren Daten zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Die gesamte Kommunikationskette ist End-2-End verschlüsselt. Es ist daher auch durch eine Man-in-the-Middle-Attacke nicht möglich, Daten einzusehen oder gar zu manipulieren

Jürgen Bucher, Geschäftsführer von BS Software Development

Von einer Nutzung der App ist demnach aus Sicherheitsgründen abzuraten, bis eine neue und fehlerbereinigte Version zur Verfügung steht.