Embracer Group: Auf Kaufrausch folgt die „Verwertung“

Max Doll
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Embracer Group: Auf Kaufrausch folgt die „Verwertung“
Bild: Square Enix

Der schwedische Publisher Embracer beendet seinen Expansionskurs. In den kommenden Jahren soll das Unternehmen verschlankt werden, Kosten sparen und seine Verschuldung durch Profitsteigerungen reduzieren. Zu diesem Zweck will der Konzern die Rechte an Der Herr der Ringe in eigenen Worten ausgiebig „verwerten“ und ausschlachten.

Bislang war Embracer ein Unternehmen auf reinem Wachstumskurs. In den letzten Jahren wurden unter anderem Gearbox und Aspyr, das PC-Tafelsilber von Square Enix in Form zahlreicher Studios nebst Marken wie Tomb Raider und Deus Ex sowie darüber hinaus Markenrechte an Herr der Ringe erworben. Nach dem Scheitern eines 2-Milliarden-Dollar-Investments und des mäßig erfolgreichen Saints-Row-Reboots wird der Gürtel enger geschnallt.

Auf beide Ereignisse nimmt Embracer zwar keinen Bezug, sie schaffen aber Gründe zu sparen. Und gespart wird: Embracer solle schlanker werden, kündigte der CEO an, um im gegenwärtigen ökonomischen Umfeld zu bestehen. Wachstum solle ab sofort mit eigenem Kapital erreicht, die Kreditschulden reduziert werden. Dazu möchte Embracer die Profitabilität steigern. Bis März 2024 werden dazu Kosten gespart, finanzielle Ressourcen neu zugeteilt und das Geschäft konsolidiert, indem zum Beispiel Synergien geschaffen werden.

Eine nicht bezifferte Menge der mittlerweile 17.000 Angestellten soll deshalb entlassen werden. Der Axt zum Opfer fallen werden außerdem einige Studios – wie Ende 2022 schon Square Enix Montreal – und Spiele. Einstellen möchte Embracer fast nur Projekte, die der Öffentlichkeit noch nicht angekündigt wurden und deren Gewinnerwartung als niedrig eingestuft wird. Große Projekte wie Remnant 2, Warhammer 40,000 Space Marine 2, Alone in the Dark, Homeworld 3 oder Payday 3 bleiben demnach verschont. Crystal Dynamics gibt derweil für Tomb Raider und Perfect Dark Entwarnung. Nicht alles ist zudem düster: Dead Island 2 (Test) habe die Erwartungen übertroffen, merkt Embracer in diesem Kontext an, auch um den Eindruck zu zerstreuen, dass eine ernste Schieflage bevorsteht.

Mehr vom Herrn der Ringe

Die Lösung für Embracer heißt „Herr der Ringe“. Matthew Karch, der aktuelle COO des Konzern, erklärte Investoren warum: „Wir wissen, dass wir Herr der Ringe in sehr erheblichem Maße verwerten müssen“, sagte Karch, entstehen solle eine der größten Gaming-Marken am Markt und eine „viel bessere Verwendung unserer Ressourcen“. Im Klartext: Mordor, Mittelerde und Co sollen als Zugstarke Namen Verkäufe treiben und dadurch die Profitabilität erhöhen. Fünf Spiele hat Embracer dazu schon im Köcher. Laut Eurogamer gehörte dazu auch der Herr der Ringe Gollum, was die Weisheit der neuen Strategie in Frage stellt – denn Gollum ist trotz mehrerer Verschiebungen ein extrem schlechtes Spiel.