Overclocking und mehr: Neue Tools erlauben BIOS-Modding auf Nvidia-Grafikkarten

Marc Stöckel
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Overclocking und mehr: Neue Tools erlauben BIOS-Modding auf Nvidia-Grafikkarten

Seit der Maxwell-Architektur der GeForce-900-Serie stattet Nvidia seine Grafikkarten mit einem speziellen Sicherheitschip aus, um die Installation modifizierter BIOS-Versionen zu unterbinden. Durch zwei unabhängig voneinander entwickelte Tools sollen sich die Schutzmaßnahmen des Herstellers nun aushebeln lassen.

Erstmals aufgetaucht sind die „omgvflash“ und „nvflashk“ genannten Tools im Forum von TechPowerUp, wie die Seite selber berichtet. Damit sei es etwa möglich, Nvidias Signaturprüfungen sowie die Hersteller-/Geräteprüfungen bei der Installation einer neuen BIOS-Version zu umgehen. Dies habe zur Folge, dass sich im Grunde „fast jedes Video-BIOS auf fast jede Nvidia-GeForce-Grafikkarte flashen“ lasse.

Umgehung der Signaturprüfung klappt nur bis einschließlich Turing

Wer die Signaturprüfung umgehen will, könne dies bis hinauf zur Turing-basierten RTX-20-Serie tun. Dadurch sei es möglich, ein vollständig modifiziertes und unsigniertes vBIOS zu flashen. „Grundsätzlich kannst du flashen, was du willst, solange die EEPROM-Größe es zulässt“, so der Entwickler von omgvflash. Wichtig sei dabei jedoch auch, dass „die 32-Bit- und 8-Bit-Prüfsumme auf usermod korrekt ist“.

Die Möglichkeiten, die sich damit ergeben, sind umfangreich. So lässt sich beispielsweise Einfluss auf die Power-Limits der Nvidia-GPUs nehmen, um höhere Taktraten zu erreichen. Darüber hinaus ist auf diesem Wege ein erweiterter Eingriff in Betriebsspannungen und Lüfterkurven der jeweiligen Grafikkarten möglich. Das wiederum verleiht dem Anwender mehr Kontrolle über die Wärme- und Geräuschentwicklung sowie die Energieeffizienz des Grafikbeschleunigers.

Cross-Flashing auch auf den neusten Nvidia-Grafikkarten möglich

Doch auch Besitzer neuerer Nvidia-RTX-Grafikkarten der 30er- und 40er-Serie gehen nicht leer aus. Diese sollen immerhin vom sogenannten Cross-Flashing profitieren können, bei dem sich ein von Nvidia signiertes BIOS auf Grafikkarten übertragen lässt, für die es eigentlich nicht vorgesehen ist. Der Entwickler von nvflashk erklärt diesbezüglich, dass es im Grunde sogar möglich sei, „ein 3060 XOC BIOS auf eine 4090 FE zu flashen“, wenngleich er darauf hinweist, dass von einem solchen Vorgang kein funktionales Ergebnis zu erwarten sei. „Das macht diese Version von nvflash zu einer sehr, sehr gefährlichen Version. Sie wird versuchen, alles auf alles zu flashen“, warnt er vor diesem Hintergrund.

Dennoch gibt es Situationen, in denen Cross-Flashing zum Zwecke einer Leistungssteigerung durchaus nützlich sein kann. So kann ein Anwender etwa das BIOS eines ab Werk übertakteten Modells auf eine Grafikkarte mit der gleichen GPU übertragen, die regulär nur die von Nvidia anvisierten Standardtaktraten nutzt und infolgedessen zu einem geringeren Preis erhältlich war. Und auch eine Anhebung der Betriebsspannung einer neueren RTX 4090 soll möglich sein, indem der Nutzer das BIOS der vorherigen Revision flasht, die noch mit 1,1 statt 1,07 V lief.

Verwendung auf eigene Gefahr

Der Redaktion von TechPowerUp zufolge sollen beide Tools frei von Schadcode sein. Dies habe eine händische Überprüfung des Binärcodes von omgvflash und nvflashk ergeben, bei denen keine böswilligen Nutzlasten identifiziert werden konnten. Und auch bei einer Prüfung mit Virustotal sollen beide Tools keinerlei Auffälligkeiten gezeigt haben.

Dennoch sollten sich Anwender darüber im Klaren sein, dass eine Manipulation des vBIOS einen Verlust der Herstellergarantie zur Folge hat. Generell ist ein solcher Eingriff nur erfahrenen Benutzern zu empfehlen, da Fehlkonfigurationen unter Umständen Hardwareschäden nach sich ziehen können. Dass Nvidia früher oder später Versuche unternehmen wird, den beiden Tools sowie den damit einhergehenden BIOS-Modifikationen einen Riegel vorzuschieben, ist anzunehmen.