pedantische Frage zu "geschäftlichen" E-Mails im sich dutzenden Arbeitsumfeld

Aldwin

Lt. Junior Grade
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Hallo,

ich habe eine leicht pedantische Frage zu E-Mails im entfernten Kollegenkreis in Unternehmen, in dem man sich per se duzt.

Bei meinem früheren Brötchengeber (Schlipsträgermafia-Bereich .. eher steif als locker) war auch das "du" unter Kollegen der Standard, allerdings wurde in E-Mails stets Du/Ihr/Euch geschrieben, anstatt du/ihr/euch. Bei meinem neuen Arbeitgeber scheint darauf nicht durch die Bank weg wert gelegt. Einige schreiben es groß, andere schreiben es klein (Backoffice eher klein, Frontoffice eher groß) ..

Ist es albern die Anreden im laufenden Text in E-Mails groß zu schreiben, auch wenn man sich duzt? Habe mir darüber nie Gedanken gemacht, aber ich scheine im neuen Arbeitsumfeld einer der wenigen zu sein, die das "Du" großschreiben.

Grüße
 
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Meiner Meinung nach geht beides. Früher war das großgeschriebene "Du" in Briefen üblich, ist aber seit der Rechtschreibreform nicht mehr obligatorisch. Aus meinen Arbeits-Emails kenne ich beides. Die kleingeschriebene Variante ist unter jüngeren Kollegen die weiter verbreitete, während die großgeschriebene häufiger bei älteren Kollegen vorkommt.
 
Hab ich mich auch mal gefragt und mich für das kleine "Du" entschieden ;). Das halte ich auch bei eigentlich eher formellen Geschäftsbeziehungen so. Oft ist es nämlich so, dass es in einem Großkonzern so eine Art Vorschrift ist, allen Geschäftspartnern das "Du" anzubieten.
 
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Faluröd schrieb:
Meiner Meinung nach geht beides. Früher war das großgeschriebene "Du" in Briefen üblich, ist aber seit der Rechtschreibreform nicht mehr obligatorisch. Aus meinen Arbeits-Emails kenne ich beides. Die kleingeschriebene Variante ist unter jüngeren Kollegen die weiter verbreitete, während die großgeschriebene häufiger bei älteren Kollegen vorkommt.

feynman schrieb:
Hab ich mich auch mal gefragt und mich für das kleine "Du" entschieden ;). Das halte ich auch bei eigentlich eher formellen Geschäftsbeziehungen so. Oft ist es nämlich so, dass es in einem Großkonzern so eine Art Vorschrift ist, allen Geschäftspartnern das "Du" anzubieten.

Interessant! Danke an euch beide.

Scheint wirklich ein "Firmenkultur"-Ding zu sein. Habe mir im vergangen Jahr angewöhnt Anreden per se groß zu schreiben, weil das in der Firma so gemacht wurde. Nun wird darauf halt weniger Wert gelegt. Im Grunde finde ich das Großschreiben nicht schlecht, da man damit eine E-Mail mit einem simplen Stilmittel von einer Textnachricht abhebt.
 
Leicht offtopic aber ich finde generell die groß- und kleinschreibung "sinnfrei", natürlich mit ausnahmen. Wozu das ganze ...
 
@Gajel

Ist halt so in deutschem Sprachgebrauch. Mich stört ehrlich gesagt eher diese Sie/Du Thematik in Deutschland. Mir wäre es z.B. vollkommen egal und jeder darf mich mit Du ansprechen. Sobald ich mit Sie angeredet werde entwickel ich eine innere Unruhe ;) Fühle mich direkt 20 Jahre älter. Funktioniert natürlich gerade in beruflichem Umfeld nicht bei jedem.

@Topic

Mir ist ehrlich gesagt noch nie aufgefallen, dass Leute das unterschiedlich handhaben. Nachdem ich den Thread hier gelesen habe, habe ich mal ein Blick auf den Mailverlauf geworfen und tatsächlich diese Unterschiede festgestellt. Da es mir aber egal ist und anscheinend auch jedem mit dem ich bisher per Mail kommuniziert habe, bleibe ich bei der kleingeschriebenen Variante.
 
Geht mir genau so. Ich entwickle zwar kein innere unruhe :D aber verstehe einfach nicht wie manche menschen das Sie bevorzugen. Das ist so unpersönlich, fremd und irgend wie total unnatürlich. Furchtbar ....
 
Ich finde die Groß-/Kleinschreibung hat schon seine Berechtigung. Damit wird für mich die Lesbarkeit von Texten verbessert, so lese ich nicht besonders gerne deutsche Texte im Internet, bei denen auf die Groß- und Kleinschreibung nicht geachtet wird. Mag natürlich alles nur aus der schulischen Sozialisation kommen, allerdings ist es schon eine gute Visitenkarte, wenn man klar strukturiert und fehlerfrei schreibt.

Die Du/Sie-Thematik ist für mich eine urdeutsche Frage von Hierarchie, Distanz und Professionalität. Man kann es gut nutzen, um in Alltagssituationen Distanz zu unliebsamen Mitmenschen aufzubauen, allerdings empfinde ich Kollegen, die sich nur von den unter ihnen stehenden Hierarchiestufen im Projekt siezen lassen, als ziemlich idiotisch. Wirkt halt schwach, selektiv und irgendwie bürokratisch.
 
Meine meinung: Wer das siezen benötigt, um distanz zu (unliebsamen) menschen aufzubauen, um die hierarchie klarzustellen oder professionalität zu vermitten, hat für mich schwache soziale kompetenzen und beruflich evtl. nicht die richtige position wenn er sachen wie autorität, professionalität usw. nicht anderweitig vermitteln kann.

Ausnahmen bestätigen die regel.
 
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Ich finde das Duzen albern. Es gehört sich nicht und ist unhöflich, wenn man es einfach so macht.
Das dürfen bei mir nur Freunde und Familie und ganz enge Kollegen, mit denen ich langjährig zusammen arbeite.
Und all Ihr lieben Random Internet People, weil Ihr es ohnehin einfach so macht, weil "1 swag" und so.
Der Punkt ist der, dass sich im englischen auch alle siezen, es sich für uns aber wie "du" anhört. Das englische "du" wäre "thou" und nicht you. You ist die höflichere Sie-Form.

Wie auch immer: Ebenfalls finde ich es höflicher und respektvoller das Anredepronomen im schriftlichen Kontext groß zu schreiben, wenn man wirklich einen Empfänger gezielt damit ansprechen möchte.
Zumal man so manche Sätze leichter lesen kann, da sich der Kontext teilweise einfacher ergibt. So empfiehlt es auch der Duden.

Menschen, die überhaupt keine Groß- und Kleinschreibung verwenden finde ich sehr unhöflich.
Es ist nun mal unsere Sprache, die in der schriftlichen Form so ausgedrückt wird, wie vorgesehen und sich dann nicht an diesen Standard zu halten ist sehr ignorant und unhöflich. In der Regel sollen das ja andere lesen, was man selber schreibt und ich zum Beispiel empfinde das als sehr anstrengend Sätze zu lesen, die offensichtlich, absichtlich falsch geschrieben worden sind.
 
Dass sich im englischen alle siezen möchte ich bezweifeln, da Eltern ihre Kinder auch mit "you" anreden.

Eine kurze Stichprobe in meinen Mails ergibt: "du", "ihr", "euch" etc. immer klein (99% meiner Mails), "Sie", "Ihre" etc. immer groß (das restliche Prozent).
 
Gajel schrieb:
Meine meinung: Wer das siezen benötigt, um distanz zu (unliebsamen) menschen aufzubauen, um die hierarchie klarzustellen oder professionalität zu vermitten, hat für mich schwache soziale kompetenzen und beruflich evtl. nicht die richtige position ...
Meine meinung: Wer das duzen benötigt, um gefakte nähe zu (unliebsamen) menschen aufzubauen, um flache hierarchien vorzugaukeln oder 'wir sind alle gleich' zu vermitten, hat für mich schwache soziale kompetenzen und beruflich evtl. nicht die richtige position...

Srsly, leider schwappt dieses belanglose und falsch verstandene you ja überall hin. Bis auf die verkürzte Ansprache und ein falsches Nähe Gefühl kann man sich davon leider nur nichts kaufen. Jm2c. :D
 
Ich Sieze gerne, da es mir den nötigen Abstand oder die notwendige Distanz gibt...allerdings diene ich auch in einer strikten Hierachie:D. Manchmal funktioniert "Du" auch einfach nicht!

Im Schriftverkehr immer gross geschrieben...Oldschool halt


MfG
 
ayngush schrieb:
Der Punkt ist der, dass sich im englischen auch alle siezen, es sich für uns aber wie "du" anhört. Das englische "du" wäre "thou" und nicht you. You ist die höflichere Sie-Form.

Mextli schrieb:
Srsly, leider schwappt dieses belanglose und falsch verstandene you ja überall hin. Bis auf die verkürzte Ansprache und ein falsches Nähe Gefühl kann man sich davon leider nur nichts kaufen. Jm2c. :D

Noch nie mit angelsächsischen und US amerikanischen Firmen zu tun gehabt? Da spricht sich meiner Erfahrung nach überwiegend mit dem Vornamen an und da braucht man auch nicht mit dem veralteten "thou" ankommen und auf Übersetzungsfehler plädieren. Niemand außer ihr/Ihr beiden selbst kann was für eure/Eure Unbehaglichkeiten beim "Du" ;)
 
Vornamen und "Sie" als Anredepronomen schließen sich nicht grundsätzlich aus. Auch wenn es für unsere Ohren zunächst komisch klingen mag, nagelt ein "Sie" nicht automatisch auf den "Familiennamen" fest.
Genau so wie ein "Du-Sie-Verfahren". Man selber duzt, verlangt aber selbst gesiezt zu werden.
Gibt es noch in einigen Ausbildungsverhältnissen.
 
ayngush schrieb:
Vornamen und "Sie" als Anredepronomen schließen sich nicht grundsätzlich aus. Auch wenn es für unsere Ohren zunächst komisch klingen mag, nagelt ein "Sie" nicht automatisch auf den "Familiennamen" fest.
Genau so wie ein "Du-Sie-Verfahren". Man selber duzt, verlangt aber selbst gesiezt zu werden.
Gibt es noch in einigen Ausbildungsverhältnissen.

Meiner Meinung der Super-Gau der Anrede. Vornamen vermitteln Nähe und Vertrautheit und die Anrede "Sie" wiederum Distanz. Das bringe ich einfach nicht in Einklang. :freak: Eine Art unpersönlicher Freund. :D
 
strempe schrieb:
Noch nie mit angelsächsischen und US amerikanischen Firmen zu tun gehabt? Da spricht sich meiner Erfahrung nach überwiegend mit dem Vornamen an und da braucht man auch nicht mit dem veralteten "thou" ankommen und auf Übersetzungsfehler plädieren.

Im Englischen wird durch den Wegfall von you/thou eher durch die Ausdrucksweise und den Kommunikationsstil insgesamt variiert je nachdem mit wem man sich unterhält und wie gut man mit dieser Person vertraut ist. Insofern macht der einfache Quervergleich “das englische You ist das deutsche Sie” wenig Sinn. Dennoch gibt es genug Leute, die aber andersrum evenso flasch und vereinfacht sagen “schau nach Amerika/England, da ‘duzen’ sich alle”, was so eben auch nicht stimmt. Unterschiede zwischen Sprachen/Kommunikationsformen sind nicht si ihne weiteres direkt vergleichbar.

Was das deutsche Du/Sie angeht wurde ich persönlich da vielleicht etwas konservativer erzogen, denn prinzipell würde ich jeden Siezen und von mir aus auch nicht gleich jedem das Du anbieten. Das hat für mich nix mit ‘distanzieren’ oder Hierarchie zu tun, sondern in meinem Verständnis ist das Sie einfach als Höflichkeit, als respekt erbringend erlernt worden. Sprich wenn ich jemanden Sieze heißt das für mich nicht (überspitzt ausgedrückt): “ne hau ab ich will dir jetzt klar machen, dass du mir schön vom Leib bleibst” oder gar “ich fühle mich als was besseres”, sondern im Gegenteil, für mich drückt das eher aus (wieder überspitzt ausgedrückt): “Ich maße es mir nicht an, mit dir so zu reden als wären wir total vertraut und beste Freunde, sondern ich will dir zeigen, dass ich dich respektiere und unser Gespräch ernst nehme”

Dass ich mit dieser Interpretation wohl in der Minderheit bin ist mir klar, ich habe auch kein Problem damit, wenn mich Leute von sich aus einfach duzen oder mein Sie mit “Du is auch ok” erwidern. Fände es eigentlich auch einfacher, wenn sich alle duzen oder alle siezen würden im Büro, denn es gibt nix blöderes als nen Chef der manche Leute duzt weil er die schon seit Jahren kennt aber dann andere siezt, weil die noch recht neu sind oder jünger oder was auch immer, dann hat man unter den Mitarbeitern iwie gleich das Gefühl es gäbe zwei Gruppen. Eine, die dem Chef nahe steht und eine die sich diesen ‘Status’ (noch) nicht verdient haben, finde ich irgendwie seltsam.
 
Silberlocke schrieb:
Meiner Meinung der Super-Gau der Anrede. Vornamen vermitteln Nähe und Vertrautheit und die Anrede "Sie" wiederum Distanz. Das bringe ich einfach nicht in Einklang. :freak: Eine Art unpersönlicher Freund. :D

Jo, find ich auch immer komisch. ENTWEDER ODER! Siezen und dann aber "Klaus"... :D
 
Gajel schrieb:
... Das ist so unpersönlich, fremd und irgend wie total unnatürlich. Furchtbar ....

Wenn jemand fremd ist, mir persönlich nicht bekannt - dann will ich das 'sie' haben. Ich möchte nicht sofort von jedem gahergelaufenen Schnösel oder Jungspund mit 'du' angesprochen werden, dass 'du' ist vertraulich und muss sich bei mir verdient werden. Leute die ich mag (und anders rum) dutzen mich.
 
Die Leute die sich ein Sie verdient hätten, bestehen meistens sowieso auf das Du. Manche tollerieren das Sie, aber viele fordern regelrecht das Du ;)

Die die wiederrum ein Sie fordern, habens meist eh nicht verdient.

Ist ungefähr das selbe wie bei den Menschen die ihren Titel genannt haben wollen. Diejenigen die nennenswerte Titel haben, wollen das eh nicht - man weiß ja eh selber was man ist und kann, warum muss man das ausprechen oder jedem mitteilen.

Mir rutscht aus Gewohnheit hin und wieder ein Sie heraus weils einfach gelernt wurde. Eigentlich versuch ich zumindest neutral zu bleiben - man muss ja niemanden direkt ansprechen, sondern kann wunderbar ohne Ansprache eine Unterhaltung führen.
 
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