News 3G-Baseband-Chipsätze: EU-Kommission verhängt Geldbuße gegen Qualcomm

Applaus, jetzt gibts für "gutes" Marketing auch noch Geldstrafen, weil man sein Produkt unter dem eigentlichen Wert verkauft hat, sich selbst zu dem Zeitpunkt sogar ans Bein pisst, für später aber die eigene Marktstellung sichert und/oder stärkt.

Anstelle der Beschwerde/Klage kann der betroffene Konkurrent seinen Preis an diese Situation anpassen. Wenn er das nicht kann oder will, dann hat er sich die falsche Branche ausgesucht!

EUdioten...
 
Teralios schrieb:
Das Dumme an Strafen für Firmen ist das folgende: Sind Sie zu hoch, geht die Firma eventuell kaputt, die daraus resultierende Folgen könnten - je nach Größe der Firma - durchaus gravierende Folgen für die Wirtschaft allgemein haben und damit könnte man etwas lostreten, was man nicht lostreten wollte. Was denkst du denn, warum die Bundesregierung im Fall VW und Co so offensichtlich von Strafen absieht und die Autokonzerne sogar noch pempert. Arbeitsplätze!

Deswegen ist es auch wirklich schwer hier passende Strafen zu finden. Bei einem kannst du aber sicher sein: Die 1,27% werden Qualcomm erst mal wehtun, da sich die Strafe negativ auf die aktuelle Bilanz auswirkt. Klar, am Ende hat sich das für Qualcomm vermutlich mehr als deutlich gerechnet, aber in vielen Bereichen der heutigen börsennotierten Wirtschaft zählen kurzfristige Ziele mehr als langfristige.
Im Privaten spielt das bei Strafen meist keine allzu grosse Rolle. Ausser vielleicht im Verkehr, da ist es wohl lohnender, wenn man öfter eine geringe Strafe zahlen muss, anstatt einmal eine abschreckende und dafür ordentlich fährt.

Nur bei der Wirtschaft, da soll man keine Harten Strafen ansetzen. Wenn Qualcomm durch eine Strafe einen Wirtschaftlichen Schaden nimmt, ist das nicht ein Vorteil für die Mitbewerber? Die hat Qualcomm ja zuvor durch sein Fehlverhalten geschädigt.
 
storkstork schrieb:
Im Privaten spielt das bei Strafen meist keine allzu grosse Rolle.
In Deutschland gibt es bei Geldstrafen auch bestimmte Regularien, die zumindest einen wirtschaftlichen Ruin einer Person verhindern soll. (https://de.wikipedia.org/wiki/Tagessatz)

Anders sieht es bei Schadensersatz aus, der als Kompensation für die eigenen Taten geleistet werden muss, aber das gilt auch wiederum für Firmen. Die betroffene Firma kann Qualcom immer noch entsprechend verklagen, dass ist aber eine andere Baustelle.

Was manche in ihrem blinden Zorn vergessen, wenn sie nach Strafen rufen, die die Existenz von Firmen (auch Mitmenschen) gefährden, ist, dass damit in der Regel der Gesellschaft nicht geholfen ist und man bei Firmen oft auch genau die Personen schädigt, die man eigentlich nicht schädigen will.

Klar, man hätte jetzt auch 15%, 20%, 50% 100% des Umsatzes von x-Jahren fordern können als abschreckende Strafe, nur was wäre die Konsequenz? Qualcomm entlässt im besten Fall einige Angestellte - die für den Mist in der Regel am wenigsten können - und im schlimmsten Fall meldet die Firma Konkurs an. In beiden Fällen schadet man aber eben Menschen, die für die Entscheidungen der Chefetage oft nicht wirklich etwas können. Am Ende sitzen 38.000 Mitarbeiter (Qualcom) auf der Straße …

Ich frage mich dabei gerade, wie du oder die eine oder andere Person es nun finden würde, wenn ihr samt eure Kollegen wegen dem kriminellen Verhalten euer Chefetage auf der Straße sitzt und euer ganzes Leben sich massiv ändern muss. Klar ihr bekommt erst mal Insolvenz-Geld und ggf. anschließend ALG-1 in Deutschland, aber je nach Größe des Arbeitgebers kann so etwas ganz schnell einen negativen Dominoeffekt auf eine ganze Region haben, da nicht nur die Firma selbst betroffen ist. Zulieferer, Läden in der näheren Umgebung, sogar die Kunden der Firma.

Es gibt genug Beispiele - nicht durch Geldstrafen - von Städten und ganze Regionen, die durch den Wegfall gewisser Wirtschaftsfaktoren am Ende fast vollständig kollabiert sind. So manche ehemalige Garnisonsstadt kann da Liedchen von singen, wenn plötzlich die Kaserne weg war.

So wichtig hier auch Strafen durchaus sind, man muss immer die Konsequenz vom eigenen mittelalterlichem Rechtsempfinden bedenken.
 
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Es geht um Verstöße aus den Jahren 2009 - 2011. Damals war der Umsatz von Qualcomm etwa halb so groß wie heute. Demnach kann man sagen, dass die Strafe etwa 2,5% beträgt.
 
Teralios schrieb:
[...]Ich frage mich dabei gerade, wie du oder die eine oder andere Person es nun finden würde, wenn ihr samt eure Kollegen wegen dem kriminellen Verhalten euer Chefetage auf der Straße sitzt und euer ganzes Leben sich massiv ändern muss. Klar ihr bekommt erst mal Insolvenz-Geld und ggf. anschließend ALG-1 in Deutschland, aber je nach Größe des Arbeitgebers kann so etwas ganz schnell einen negativen Dominoeffekt auf eine ganze Region haben, da nicht nur die Firma selbst betroffen ist. Zulieferer, Läden in der näheren Umgebung, sogar die Kunden der Firma.
[....]So wichtig hier auch Strafen durchaus sind, man muss immer die Konsequenz vom eigenen mittelalterlichem Rechtsempfinden bedenken.
Vielleicht bin ich altmodisch... Ich glaube noch an sowas wie Moral und Grundwerte, oder wie man das auch immer nennen mag. Wenn mein Arbeitgeber sich strafbar macht, in dem Masse, dass ich es moralisch nicht gut heissen kann, dann möchte ich da eventuell gar nicht weiter arbeiten. Klar sind das womöglich Entscheidungen aus der Chefetage, die nicht das ganze Unternehmen widerspiegeln, aber so ist es halt. Chefs bekommen viel Gehalt, unter anderem, weil sie viel Verantwortung tragen sollen. Meist ist das schlimmste was passiert, wenn sie mal zur Verantwortung gezogen werden, dass sie eine ähnlich gut bezahlte Position in einem anderen Unternehmen annehmen "müssen".

Das ist jetzt natürlich stark übertrieben und womöglich nur in wenigen Einzelfällen anwendbar. Vielleicht kommt es einem auch nur so vor, weil es in der Presse so dargestellt wird.

Allgemein finde ich es schade, dass Strafen oft keine abschreckende Wirkung haben. Ich würde mich freuen, wenn zum Beispiel im Strassenverkehr Bussgelder in schmerzender Höhe fällig werden, wenn man wiederholt Geschwindigkeitsübertretungen in bestimmter Höhe begeht. In der Schweiz funktioniert das ganz gut, finde ich.
 
storkstork schrieb:
Ich glaube noch an sowas wie Moral und Grundwerte, oder wie man das auch immer nennen mag
Die Frage ist dann aber immer noch, was ist Moral, was sind Grundwerte und welche legen wir bei der Bestrafung einer Firma an? Wie stehst du denn zur Sippenhaft?

Ich würde mir zum Beispiel hier auch wünschen, dass die verantwortlichen PERSONEN für ihre Taten bestraft werden und zwar durchaus auch so, dass sie mit den Geldstrafen und ggf. Gefängnisstrafen wirklich mal erleben, was es bedeutet am Existenzminimum zu leben, da sie mit den Jobs und Co ihrer Mitarbeiter aber auch denen der anderen Firma gespielt haben.

Das wiederum bleibt aber leider ein Wunschdenken. Denn Manager haben in der Regel schon den nächsten hochdotierten Job an der Hand, bei dem "die Bezahlung ihrer Verantwortung" entspricht. Problem ist leider nur, dass das selten auch die Risiken wirklich tragen. Würde ein Herr Winterkorn oder so manch anderer Manager wirklich mit ihrem Gehalt als auch Vermögen für ihre scheiße haften, dann könnte ich mit "Top" Gehältern da auch leben. ;)
 
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TrueAzrael schrieb:
Möchtest du das allgemein oder nur für Unternehmen mit internationalem Charakter?

Bei einem Brutto-Monatsgehalt (Umsatz) von 1000 Euro und 12 Gehältern pro Jahr wären das nämlich Strafen in Höhe von 1800 Euro bei 15%.

Brutto-Gehalt15%-Strafe1,27%-Strafe
10001800152,4
12002160182,88
14002520213,36
16002880243,84
18003240274,32
20003600304,8
Edit: Alles mit 12 Gehältern gerechnet.

Also die meisten die ich kenne die Brutto in dem Bereich verdienen hätten mit der 1,27% Strafe schon genug zu kämpfen. Unternehmen geht es da idR nicht anders, auch wenn ich zugegeben keine Unternehmen in der Größe kenne. 1-2% vom Umsatz (nicht Gewinn) ist ein Haufen Asche.

Dieser Vergleich ist genau so blödsinn wie überhaupt die 1.27% oder 15% vom Umsatz.
Wenn ich es richtig verstehe, richtet die EU für das Marktgebiet der EU. Insofern wäre die relevante Grösse der EU-weite Umsatz und nicht der weltweite Konzernumsatz.

Eine Firma rechnet dies als Investition, und hier eine ganz besondere: denn ich muss die Kosten wahrscheinlich nie bezahlen, und wahrscheinlich nur im Erfolgsfall. Auf jeden Fall aber erst Jahre später. Zinslos!
Also sollte die Strafe - um eine abschreckende Wirkung zu haben - grösser sein als der potentielle Gewinn der marktschädigenden Massnahme. Inklusive Zinsgewinn!
Am effektivsten ist die Busse so bemessen, dass sich die wiederholte Missetat am Ende nicht lohnt. Analog Lotto: Wenn du Glück hast, machst du einen fetten Gewinn, aber die Wahrscheinlichkeit leer auszugehen ist viel höher.
Also muss man den Mehrgewinn + Zinsen noch mit einem enstprechendem Faktor multiplizieren (den man von der "wird verurteilt" Wahrscheinlichkeit ableitet).
Ergänzung ()

Teralios schrieb:
In Deutschland gibt es bei Geldstrafen auch bestimmte Regularien, die zumindest einen wirtschaftlichen Ruin einer Person verhindern soll. (https://de.wikipedia.org/wiki/Tagessatz)

Anders sieht es bei Schadensersatz aus, der als Kompensation für die eigenen Taten geleistet werden muss, aber das gilt auch wiederum für Firmen. Die betroffene Firma kann Qualcom immer noch entsprechend verklagen, dass ist aber eine andere Baustelle.

Was manche in ihrem blinden Zorn vergessen, wenn sie nach Strafen rufen, die die Existenz von Firmen (auch Mitmenschen) gefährden, ist, dass damit in der Regel der Gesellschaft nicht geholfen ist und man bei Firmen oft auch genau die Personen schädigt, die man eigentlich nicht schädigen will.

Klar, man hätte jetzt auch 15%, 20%, 50% 100% des Umsatzes von x-Jahren fordern können als abschreckende Strafe, nur was wäre die Konsequenz? Qualcomm entlässt im besten Fall einige Angestellte - die für den Mist in der Regel am wenigsten können - und im schlimmsten Fall meldet die Firma Konkurs an. In beiden Fällen schadet man aber eben Menschen, die für die Entscheidungen der Chefetage oft nicht wirklich etwas können. Am Ende sitzen 38.000 Mitarbeiter (Qualcom) auf der Straße …

Ich frage mich dabei gerade, wie du oder die eine oder andere Person es nun finden würde, wenn ihr samt eure Kollegen wegen dem kriminellen Verhalten euer Chefetage auf der Straße sitzt und euer ganzes Leben sich massiv ändern muss. Klar ihr bekommt erst mal Insolvenz-Geld und ggf. anschließend ALG-1 in Deutschland, aber je nach Größe des Arbeitgebers kann so etwas ganz schnell einen negativen Dominoeffekt auf eine ganze Region haben, da nicht nur die Firma selbst betroffen ist. Zulieferer, Läden in der näheren Umgebung, sogar die Kunden der Firma.

Es gibt genug Beispiele - nicht durch Geldstrafen - von Städten und ganze Regionen, die durch den Wegfall gewisser Wirtschaftsfaktoren am Ende fast vollständig kollabiert sind. So manche ehemalige Garnisonsstadt kann da Liedchen von singen, wenn plötzlich die Kaserne weg war.

So wichtig hier auch Strafen durchaus sind, man muss immer die Konsequenz vom eigenen mittelalterlichem Rechtsempfinden bedenken.

Die Marktbeherrschenden Unternehmen nehmen also den Staat (uns alle) in Geiselhaft.
Die Lösungen dazu sind alle nicht schmerzfrei.

Evtl. wäre etwas weniger Rechtsstaat (schnellere Prozesse) der schmerzfreiste weg.
 
Zuletzt bearbeitet:
TrueAzrael schrieb:
Möchtest du das allgemein oder nur für Unternehmen mit internationalem Charakter?

Bei einem Brutto-Monatsgehalt (Umsatz) von 1000 Euro und 12 Gehältern pro Jahr wären das nämlich Strafen in Höhe von 1800 Euro bei 15%.

Brutto-Gehalt15%-Strafe1,27%-Strafe
10001800152,4
12002160182,88
14002520213,36
16002880243,84
18003240274,32
20003600304,8
Edit: Alles mit 12 Gehältern gerechnet.

Also die meisten die ich kenne die Brutto in dem Bereich verdienen hätten mit der 1,27% Strafe schon genug zu kämpfen. Unternehmen geht es da idR nicht anders, auch wenn ich zugegeben keine Unternehmen in der Größe kenne. 1-2% vom Umsatz (nicht Gewinn) ist ein Haufen Asche.

Solche Vergleiche mit einem kleinen Arbeiter sind absoluter Quatsch. Z.B. wurde Tim Wiese gerade zu 25.000€ wegen Beleidigung und Behinderung im Straßenverkehr mit seinem Lamborghini Aventador verurteilt. Das merkt der doch gar nicht. Allein die Fixkosten nur für Versicherung und die Pflichtinspektionen liegen schon bei 12-15.000 € im Jahr für diesen Wagen und da ist man noch keinen Meter gefahren (Bei 30-40 Liter Verbrauch pro 100 Kilometer).

Eine 2500€ Strafe kann einem Normalverdiener schon das Genick brechen und in eine Schuldenspirale führen, wenn das Geld für Miete, Ratenzahlung, Strom, Gas, Wasser etc. nicht mehr reicht.

Eine 250€ Strafe für einen Hartz-4-Empfänger oder einen Armutsrentner kann schon mal eine zwei Wochen Diät nur aus Leitungswasser bedeuten.

Welche Auswirkungen hat das denn für Herrn Wiese? Eine Rolex weniger dieses Jahr?

Welche Auswirkungen hat das für Qualcomm? Vermutlich gar keine. Da knallen eher die Sektkorken weil durch die Aktion der Marktanteil vergrößert und Mitbewerber verdrängt wurden. Der Verantwortliche hat vermutlich dafür noch ne fette Prämie kassiert. Strafen müssten daher höher sein als der durch diese Aktion erwirtschaftete Gewinn und Manager persönlich haftbar. So lange, wie es sich wirtschaftlich auszahlt, wird man solch ein Geschäftsgebahren nicht los
 
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