Hybridunterricht in Schulen

_killy_ schrieb:
Somit bringt ein Mehr an Sozialtransfer für Kinder rein gar nichts, da die Eltern selbst dieses Geld verbrauchen. Weiterhin ist es ja nicht Geld, was den Kindern an der Teilhabe fehlt, sondern Vorbilder. Wenn die Eltern arbeiten gehen, hast dies ein deutlich höheren Effekt, als ein paar EUR mehr Sozialleistung.
Ich weiß nicht ob das jemand sagen kann der schon mal von Harz4 leben musste für einen längeren Zeitraum.

Zudem hat diese Argumentationsrichtung einen ziemlich kapitalistischen Einschlag der mich stark an die USA erinnert. Sprich wenn du nichts bist, dann bist du selbst daran Schuld. Das es aber äußere Faktoren gibt die man gar nicht kontrollieren kann wird dabei gekonnt ignoriert.

Was ist denn mit den Kindern deren Eltern
  • krank
  • Tod
  • Geschieden
  • Überlastet
  • dumm
  • was auch immer

Sind? Sind die etwa selbst dran Schuld und hätten sich halt andere Eltern aussuchen sollen?

Bei uns fällt man nicht so tief wie in den Staaten, aber weich fällt man jetzt auch nicht gerade als Kind. Die ewige Diskussion um Geld verändert/schädigt Kinder leichter als man denkt.

Ob da jetzt Gelder teilweise nicht optimal ankommen ist da meiner Meinung nach auch nicht die Frage, sondern wie viele Situationen mit wie viel Geld verbessert werden.

Und wenn man den Faktor Eltern/Herkunft auf die Entwicklung von Kindern reduzieren will, muss man eben auch mit Streuverlusten leben.

Artropan schrieb:
Aber man kann nicht Hausaufgaben anordnen wenn die Schüler dauerhaft für Tests lernen müssen. Schüler brauchen ja auch noch etwas Freizeit und selbst ohne Hausaufgaben, "nur" das auf Tests lernen ist dies manchmal schwierig.
Das ist doch eine Schwarz Weiß Argumentation. Das Verhältnis ändert sich ja auch im Laufe des Bildungsweges.

Wobei Hausaufgaben umso wichtiger sind je Jünger die Schüler sind. Hausaufgaben sind ja nicht nur Gängelung der Schüler sondern ein Werkzeug um gleich mehrere Dinge zu erreichen.

1. Enge Feedbackloop
1.1 der eigene Leistung
1.2 des Verständnisses
1.3 von erworbenen Lernkopetenzen
2. Wiederholung Wiederholung Wiederholung

Man muss lernen auch erst lernen. Ich habe das zum Beispiel erst gegen Ende des Studiums so wirklich begriffen....

Wobei ich mehr fürs Leben und nicht die Noten gelernt habe. Aber auch die sind nicht völlig egal.

_killy_ schrieb:
Hausaufgaben dienen ja auch zur Test-Vorbereitung. Wer hier immer dran bleibt, der kann sich auch einfacher auf Tests vorbereiten.
Genau. Siehe oben.
 
@Skysnake

Ich musste zum Glück noch nie von staatlichen Leistungen leben. Kenne das Leben aber sehr genau. Bin im Ghetto Block im Osten aufgewachsen, Vater war "Wende-Verlierer" - langzeit ALG Empfänger.
Wie das Leben ganz weit unten aussieht weiß ich also sehr genau. Aber auch, dass halt mehr Geld nicht bei den Kindern ankommt. Zumindest nicht durch direkte Transfers.

Wenn man Kindern aus armen Verhältnissen helfen möchte, dann kein Euro mehr in die Hände der Eltern geben. Lieber dafür sorgen, dass die arbeiten gehen und Programme schaffen, wo Kinder hingehen können und entsprechende Vorbilder haben.

Kinder sind nicht Schuld an irgendwas - leider müssen sie am Ende mit schlechten Entscheidungen leben - von ihren Eltern / von der Politik.
 
_killy_ schrieb:
Wenn man Kindern aus armen Verhältnissen helfen möchte, dann kein Euro mehr in die Hände der Eltern geben.
Ich würde es etwas anders beschreiben: Nicht mehr BARmittel in die Hände geben. Wenn, dann eher zweckgebundene Leistungen. Einlösbar für Dinge, von denen Explizit die Kinder profitieren.
Z.B. Gutscheine für Vereinsmitgliedschaften, Erstausstattungen für Sportarten (Fußballschuhe, Turnklamotten, etc.).
Aus meiner Sicht müssen Kinder aus den unteren Schichten in eine Umgebung mit Vorbildern. Ich will nicht sagen, dass das die eigenen Eltern nicht sein können. Meiner Meinung nach neigt man aber trotzdem eher dazu, sein Selbstwertgefühl und damit eine Vorbildfunktion zu verlieren, wenn man lange Arbeitslos ist und auch das Gefühl hat, niemand möchte einen bzw. man ist für nichts gut genug.
Nichts desto trotz können Eltern aber immer, ganz gleich wie beruflich aufgestellt, zumindest ein Vorbild für soziales Verhalten sein.
 
@Khaotik

Genau dass wäre ja auch mein Vorschlag - nicht mehr Geld, sondern einfach breitere Leistungsangebote und auch einfachere Antragsverfahren. Anscheinend gibt es ja auch schon zahlreiche Fördertöpfe für bedürfte Kinder, die Eltern schöpfen diese aber nicht ab, da die Anträge zu kompliziert sind/die Möglichkeiten ggf nicht bekannt sind.

Die Kinder selbst sind ja nicht blöd, es fehlt einfach nur jemand, der ihnen vorlebt, dass sie ihre Möglichkeiten auch entsprechend nutzen.

Leider wird sich m.E. aber auch nichts ändern an der Durchlässigkeit und Chancengleichheit für Kinder. Kinder haben an der Stelle keine Lobby und die Beschlüsse laufen seit Jahrzehnten in die falsche Richtung. Das Thema an sich ist ja nicht neu und dennoch verschlechtern sich die Werte weiterhin, statt sich zu verbessern.
Ist das gleiche wie mit der Digitalisierung der Schulen ... da war ich noch jung und die Politiker haben damit Wahlkampf (90iger Jahre) gemacht und zu heute hat sich anscheinend immer noch nichts verbessert.
 
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_killy_ schrieb:
Aber du schreibst weiterhin selbst, dass die Einbringung des Elternhauses zu wünschen übrig lässt ...



Somit bringt ein Mehr an Sozialtransfer für Kinder rein gar nichts, da die Eltern selbst dieses Geld verbrauchen. Weiterhin ist es ja nicht Geld, was den Kindern an der Teilhabe fehlt, sondern Vorbilder. Wenn die Eltern arbeiten gehen, hast dies ein deutlich höheren Effekt, als ein paar EUR mehr Sozialleistung.



Wer von Sozialtransfer lebt, der hat wahrscheinlich auch ein geringes Selbstwertgefühl und kann entsprechend keine Vorbilds Funktion einnehmen. Von der Politik wünsche ich mir somit, dass Eltern "zum Arbeiten gebracht" werden. Wer selbst für sich sorgen kann, der hat m.E. auch ein höheres Selbstwertgefühl und kann besser eine Vorbilds Funktion einnehmen.

Ich glaube unsere Standpunkte sind gar nicht so weit voneinander entfernt.

Ja, viele Elternhäuser und entsprechende Vorbilder lassen zu wünschen übrig.
Menschen in sozialversicherungspflichte Jobs zu bringen finde ich immer wünschenswert.
Ob Transferleistungen zum Leben ausreichen ist eine andere Frage. Aber ja: Höhere Transferleistungen werden vermutlich nicht/kaum bei den Kindern ankommen.

Ist m.E. das Bürgergeld zu wenig angesichts der Inflationslage? Vermutlich ja.
Hilft eine Erhöhung die genannte statistische Abhängigkeit des Bildungserfolgs vom Elternhaus zu verbessern? Wohl eher nicht.

Dass das System Schule einen dringenden Reformbedarf hat, da sind wir uns alle ja einig (:
 
Ich denke auch das man mögliches zusätzliches Geld lieber in das Bildungssystem stecken als auszuzahlen. Nicht aus der Überlegung das die Eltern sich das in die Tasche stecken, sondern damit man gezielter Fördern kann, wenn man ehrlich ist, können das viele Eltern nicht. Das meine ich auch nicht im Sinne von "die sind zu doof oder zu faul" sondern von den veränderten Anforderungen der Schule und dem fehlenden Fachwissen um gezielt zu helfen.

Das Geld ins System zu stecken macht natürlich auch nur Sinn, wenn es entsprechende Konzepte gibt und diese mit Leben gefüllt werden. Da hängen wir dann mal wieder beim politischen Willen und dem Föderalismus. Konzepte aus der Forschung oder Praxis (andere Länder) gibt es genug, mehr als warme Worte oder maue Umsetzungen gibt es selten.

Ein Beispiel sind die hier genannten Hausaufgaben (habe ich früher 10 Minuten vor der Schule gemacht), laut Wissenschaft machen sie wenig Sinn, wenn sie nicht individuell auf die Leistung der einzelnen Schüler abgestimmt sind. In NRW ist das teilweise sogar im Schulgesetz geschrieben, umgesetzt wird es nicht, wie sollen Lehrer ohne zusätzliche Unterstützung auch noch leisten?

Fakt bleibt, dass man sich zusammensetzen müsste, persönliche Befindlichkeiten und Eitelkeiten beiseite legt und ein gemeinsames Konzept für ganz Deutschland erstellen und es mit entsprechendem qualifizierten Personal ausstatten. Ist das am Ende teurer? Schwer zu sagen, aber es werden in Deutschland Unmengen an Geld sinnlos ausgegeben, da sollte man lieber ansetzen als an der Zukunft, ohne Bildung und Wissen wird Deutschland den Wohlstand schnell verlieren.
 
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Jupp. Lieber das Geld in die Schule stecken - und da sollten wir die Grundschulen besonders ins Auge fassen. Dort wird die Basis gelegt, wohin die Kinder sich später entwickeln.

Eine Maßnahme aus meiner Sicht, wären noch zusätzliche Kräfte für die Hausaufgabenstunde einzustellen. Es macht schon ein Unterschied, ob der Lehrer sich allein um 25 Kinder muss oder eine zweite Kraft da ist, und man somit die Klasse sich aufteilt. Und wenn den Kinder direkt bei den Hausaufgaben geholfen wird, so dass sie am Ende auch ein Erfolgserlebnis haben, dann haben sie auch mehr Chancen auf eine höhere Bildung.
Wenn die Hausaufgaben aber Zuhause gemacht werden sollen und die Eltern wollen oder können nicht helfen, dann bringt das mehr Geld direkt an die Eltern halt auch nichts.
 
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