Hybridunterricht in Schulen

Artropan

Lt. Junior Grade
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Hallo zusammen,
ich bin noch Schüler an einem Gymnasium in Sachsen. In Sachsen wird zur Zeit ja der sogenannte Hybridunterricht getestet an insgesamt 3 Schulen.
Der Hybridunterricht ist eine Form des Unterrichts in welcher eine Klasse regulär mit einem Lehrer in der Schule Unterricht hat und weitere 3 Klassen per Videokonferenz zugeschaltet werden.
Das ganze ist natürlich eine Variante den Lehrermangel zu bekämpfen aber ich halte es auch für sehr gefährlich weil man somit die Bildung von mehreren tausenden Schülern aufs Spiel setzt. Ich bin davon überzeugt das Präsenzunterricht essenziell für gute Bildung ist.

Ich würde mir gerne eure Meinung dazu einholen. Ich finde es ein sehr interessantes Thema worüber man durchaus diskutieren kann...
Ergänzung ()

P.S.: der Hybridunterricht soll nach der Testphase in ganz Sachsen in Kraft treten.
 
Wie jetzt: ein Lehrkörper hat dann 4 Klassen (eine in Präsenz und 3 online) parallel zu betreuen?

Das ist ja eine noch frechere Entwertung von "Hybridunterricht" als es in der Vergangenheit mit der "Inklusion in Schulen" betrieben wurde...mein Beileid - und das meine ich vollkommen ernst!
 
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Unterricht per Videokonferenz ist immer noch besser als gar keiner, aber so marode wie das deutsche Bildungssystem ist, ist dieser Notnangel sicher eine attraktive Alternative zur nachhaltigen Förderung von Lehrstellen.
 
Ich hatte letztens die Gelegenheit mit dem Kultusminister aus Sachsen zu sprechen. Traurig dabei ist das er sogar davon ausgeht das der Lehrermangel in Sachsen in weniger als 5 Jahren ausgeglichen wird. (Natürlich sind diese Zahlen völlig neben der Realität, keine Frage...)
Aber für mich ist es fast schon eine Doppelmoral...auf der einen Seite spricht er von einer baldigen Denkung des Lehrermangels (was sehr unrealistisch ist) und aber gleichzeitig von einem Projekt, welches den Lehrermangel bekämpft.
 
Woher der Kultusminister diese Prognose hat, bleibt wohl sein Geheimnis ... Stand heute kursieren unterschiedliche Zahlen
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) kommt auf einen wesentlich höheren Lehrkräftebedarf als die Kultusministerkonferenz, nach dem VBE wird der Lehrkräftemangel bis 2035 um ein Vielfaches höher ausfallen als von der Kultusministerkonferenz prognostiziert. Nach dem VBE liegt der tatsächliche Mangel im Jahr 2035 bei 127.100 neu ausgebildeten Lehrern. Wird der Bedarf für die politischen Reformvorhaben wie Ganztagsschule, Inklusion und Unterstützung von Kindern in herausfordernden sozialen Lagen einbezogen, dann liegt der Lehrermangel im Jahr 2035 bei 158.700 Lehrkräften. Die Kultusministerkonferenz geht hingegen von einem Lehrkräftemangel von nur 23.800 Lehrkräften aus.
grade in Sachsen sind doch aktuelle Zahlen wieder unter den erhofften oder erwartetetn Zahlen:
Sachsen hatte zum zweiten Schulhalbjahr erneut deutlich weniger Lehrkräfte eingestellt als erhofft. Ursprünglich sollten im Februar 1100 Pädagoginnen und Pädagogen neu verpflichtet werden – letztlich waren es lediglich 599 ausgebildete Lehrer und 199 Seiteneinsteiger. „Es fehlt hier nicht an Geld und Stellen, sondern an Köpfen“, machte Piwarz und räumte ein: „Ich hätte mir zur Entlastung unserer Schulen mehr neue Lehrkräfte gewünscht.“
Quelle

Diese Woche einen kurzen Bericht zu Seiteneinsteigern gesehen, kurzum, man braucht sich nicht zu fragen weshalb ein Großteil dieser nach kruzer Zeit wieder aufhört. Ein 4 Wochen Crashkurs, vereinzelnd bei manchen sogar erst nachdem sie schon unterrichten mussten - das ist einfach absurd. Bei den ganzen Unterrichtsausfällen, könnte man jetzt natürlich argumentieren "besser als nichts", aber traurig wenn man da angekommen ist.
Kritierien für Seiteneinsteiger werden jetzt immer mehr gesenkt, Uni-Abschluss war denen wohl zu strikt, kam keiner - jetzt sagt man auch das Bachelor BA ausreicht ...
 
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Weder der Hybridunterricht in Sachsen, noch die 4-Tage Woche in Sachsen-Anhalt bringt den Schülern etwas. Es gibt ein klaren Lehrermangel und dadurch zu viele Unterrichtsausfälle.

Wir haben "tolle" Projekte um den Fachkräftemangel zu beseitigen, schaffen es aber noch nicht ein mal die Kinder vernünftig zu beschulen.

Ein großes Problem besteht m.E. nach hier in dem Föderalismus im Bildungswesen. Jedes Bundesland macht murks und am Ende wird irgendwie immer auf dem Bund geschimpft, dass dieser doch helfen soll ... obwohl der Bund gar keine Verantwortung in dem Bereich hat.

Ich würde den Föderalismus im Bildungsbereich abschaffen. Es darf ja unterschiedliche Schulformen geben - dann aber unter einem Bildungsministerium (Button-Up). Weiterhin muss es ein Top-Down bei der Digitalisierung geben. Warum soll jeder Schulleiter ein Digitalisierungskonzept erarbeiten, um dann die entsprechenden Fördergelder zu bekommen. Da kommt ebenfalls nur Mist raus.
 
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Axxid schrieb:
Unterricht per Videokonferenz ist immer noch besser als gar keiner, aber so marode wie das deutsche Bildungssystem ist, ist dieser Notnangel sicher eine attraktive Alternative zur nachhaltigen Förderung von Lehrstellen.

Eine Videokonferenz mit einer Klasse ist besser als gar kein Unterricht. Eine Videokonferenz mit drei Klassen und zusätzlich einer Präsenzklasse vor Ort führt wozu? Richtig: Der Unterricht für alle vier Klassen wird Bullshit.

abcddcba schrieb:
...
Kritierien für Seiteneinsteiger werden jetzt immer mehr gesenkt, Uni-Abschluss war denen wohl zu strikt, kam keiner - jetzt sagt man auch das Bachelor BA ausreicht ...
Achtung Flurfunk:
Das Bundesland Bremen scheint wohl ehemalige Referendare, die 3x durch das 2. Staatsexamen gefallen sind, angeschrieben zu haben um diese für den Lehrberuf zu gewinnen...à la: "Hallo, wir haben 3x festgestellt, dass du für diesen Beruf ungeeignet bist und darfst ihn nicht mehr ausüben. Wollen Sie es sich vielleicht nicht doch nochmal überlegen? Wir würden Sie doch sehr gerne auf unsere Kinder und Jugendlichen loslassen".
 
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Ich finde man könnte auch viel an den Lehrplänen ändern...es gibt mitlerweile so viel Bullshit und unseren Lehrplänen den niemand braucht. Ich finde man könnte den Augenmerk viel mehr auf relevantere Themen legen
 
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@Artropan

Dann erzähl mal, was im aktuellen Lehrplan so Bullshit ist? Und was wären aus deiner Sicht relevantere Themen?
 
Zum Beispiel werden Themen in Biologie viel zu weit ausgeweitet oder wir verbringen zB ewig lang damit über Digitale Geräte zu reden obwohl jeder weiß wie man Tablets im Schulischen Kontext verwendet. Wir verbringen im Deutsch Unterricht viel zu viel mit den Vor- und Nachteilen der digitalen Medien. Mindestens 10 Lehrstunden gehen dafür weg. Meiner Meinung nach wird dahinein viel zu viel Zeit gesteckt.
Außerdem gibt es das Problem das Themen im Lehrplan stehen aber von den Lehrern nicht behandelt werden. Bestes Beispiel: der Klimawandel. Es steht im sächsischen Lehrplan aber es verliert kein Lehrer, egal in welchen Fach.

All das kostet Zeit. Wertvolle Zeit die wir für wichtige Themen nutzen können. Lebenspraktische Themen zum Beispiel.
Man könnte im GRW Unterricht lernen wie man eine Steuererklärung macht oder im Biologieunterricht über den Klimawandel sprechen. Praxisnäher (was man in seinem Leben auch wirklich braucht) trifft es denke ich ganz gut...
 
Ich gebe mal meinen Senf dazu:

1) in der Schule lernt man Grundlagen und schnuppert mal in verschiede Fachrichtungen rein
2) in der Schule lernt man auch Allgemeinwissen
3) 10 Stunden für Vor- und Nachteile von Digitalen Medien finde ich sehr knapp, oder gibt es für Cyber-Mobbing, sexuelle Inhalte & Co noch ein anderes Zeit Budget?
4) Klimawandel ist ein "Zeitpunktthema", darüber kann man sich als Schüler ausreichend über die Medien informieren, mit den Eltern sprechen etc., jede Generation erlebt solche Zeitpunktthemen ... aber in den Unterricht gehören sie m.E. nach nicht (mal eine Stunde dafür opfern, okay)

Ich würde auch nicht erwarten, dass ein Lehrer den Schüler erklären kann, wie man eine Steuererklärung erstellt. Für mich fehlt aber in deutschen Schulen das Pflichtfach Wirtschaft. Hier sollten sie über das Steuersystem informiert werden, aber auch was Aktien sind, was der unterschied zwischen Kapitalismus, sozialer Marktwirtschaft sowie Sozialismus ist etc.

Als Schüler darf man aber nicht erwarten, dass jedes Fach für jeden Schüler absolut relevant ist für die spätere Zukunft. Dafür sitzt da einfach eine breite Masse und jeder bekommt die gleichen Inhalte vermittelt. Was an sich ja auch erst einmal in Ordnung ist - man diskriminiert/grenzt aus an der Stelle Niemanden.
Ich hab in meinen 20 Berufsjahren nie Musik gebraucht - auch als Vater halte ich mich beim Singen zurück - bin komplett Talent-befreit. Aber ggf gibt es ja Mitschüler von mir, die daraus ein Hobby oder Beruf gemacht haben, who knows?
 
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Ok, ich verstehe deine Meinung. So kann man es natürlich auch sehen. Nur finde ich trotzdem das Lehrpläne teils den Fokus falsch anlegen. Und von Talentfächern möchte ich garnicht erst anfangen...zB sind die Anforderungen für gute Noten für einige Schüler unerreichbar. Ich habe Glück und komme in Sport recht gut zurück. Aber einige bleiben neben der Spur da die Anforderungen zu hoch sind. Ich vertrete die Meinung das Benotung in Talentfächern abgeschafft oder variabler gestaltet werden sollte. Für Leute die später einen Beruf studieren wollen können Talentfächer den Notendurchschnitt nach unten ziehen wodurch sie möglicherweise eine Chance fürs Leben nicht bekommen können da sie einen zu geringen NC haben um ihr Traumfach zu studieren.

Ich finde es gibt viele Missständer in Schulen. Wenn man nicht selbst Schüler ist bekommt man viele Dinge die im Hintergrund geschehen garnicht mit. Man kann stundenlang über Verbesserungen diskutieren.

Es wird immer Leute geben die eine andere Meinung haben und das ist auch vollkommen in Ordnung. Aber ich glaube man kann sich einig sein das es große Probleme in Schulen gibt und noch in Zukunft geben wird.
 
Artropan schrieb:
Und von Talentfächern möchte ich garnicht erst anfangen...zB sind die Anforderungen für gute Noten für einige Schüler unerreichbar.
Die sind nicht zu hoch, sondern die Leute im Schnitt einfach nur zu schlecht. Die Werte in Sport sind halt absolut messbar und ändern sich auch nicht.

Du hast aber einen entscheidenden Denkfehler. Schule ist nicht dafür da um gute Nöten zu Verteilen, sondern eine Leistung vergleichbar zu vermitteln und bewerten. Wenn da dann jemand ne 4 in Sport oder Kunst hat, dann ist das halt so. Er kann üben und versuchen sich zu verbessern, aber wer macht das schon?

Die Notenskala ist dafür da ausgeschöpft zu werden. Ansonsten Deal with it in einzelnen Fächern schlecht zu sein. Nicht jeder kann alles gleich gut und das ist absolut keine Schande im Gegensatz zur Meinung vieler.

Artropan schrieb:
Für Leute die später einen Beruf studieren wollen können Talentfächer den Notendurchschnitt nach unten ziehen wodurch sie möglicherweise eine Chance fürs Leben nicht bekommen können da sie einen zu geringen NC haben um ihr Traumfach zu studieren.
Das ist doch Quatsch. Nimm Fächer wie Deutsch oder selbst Mathe. Da ist der Einfluss des konkreten Lehrers auf die Noten viel entscheidender als die "Talentfächer" am Schnitt drehen können.

Aber das schreit nach Helokoptereltern die Kinder nicht scheitern lassen wollen. Auch wenn Sie noch so schlecht sind....

Scheitern gehört zum Leben dazu und vermittelt einem auch die Fähigkeit zur Resilienz.
 
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@Artropan,
das ganze klingt wie eine Dystopie. Als ob es nicht für viele Schüler schon schwer genug ist im Unterricht aufzupassen, wird es mit dem Fernunterricht nicht einfacher solche Kinder abzuholen. Über die sozialen Auswirkungen will ich ehrlich gesagt gar nicht drüber nachdenken wollen.

Bezüglich des Stundenplanes gibt es auch hier einiges an Optimierung. Die Kritik ist so alt wie die Schule selbst. Gerade von der Aktualität hinkt die Schule meist Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte hinter her. Ich gehöre auch der "rebellischen" Gruppe an, die mehr Werkzeug für den Alltag fordert. Warum? Weil es mehr als genügend Kinder gibt, die so etwas nicht von dem Elternhaus gelehrt bekommen. Und genau diese Gruppe gilt es früh genug abzuholen.

Zu den Punkt mit der Notengebung. Das gehört sich bei den Uni auf jeden Fall reformiert. Was hat die Sport Note damit zu tuen, wie gut man als ein potentieller Arzt ist? Wie werden die unterschiedlichen Abiturprüfungen berücksichtigt oder eben die "Willkür" der Lehrer, die zu leichte bzw. zu schwere Prüfungen stellen? Ich kann da jedes Elternteil verstehen, das dort entsprechend das System anprangert. Das heißt jedoch wiederum nicht, dass die Schüler einen Freibrief bekommen sollen. Das System soll nur fairer gemacht werden.
 
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Axxid schrieb:
Unterricht per Videokonferenz ist immer noch besser als gar keiner
Das sehe ich auch so, aber damit haben die Lehrer noch weniger Kapazitäten, auf Fragen oder auf schwächere Schüler gezielt einzugehen.

Zudem kenne ich mich und ich lasse mich viel zu schnell am heimischen PC (oder Laptop oder Tablet) ablenken, so das noch weniger rum kommt, das wird anderen sicherlich ähnlich gehen, darum wäre Homeoffice auch überhaupt nichts für mich, produktiv werde ich dann erst wenn Zeitdruck aufkommt, aber bis dahin fließt bekanntlich viel Wasser durch den Rhein.

Die Notenverteilung für die Teilnahme am Unterricht war schon zu meiner Schulzeit (Abitur 2002) eher durchwachsen.
Schönstes Beispiel war der Physikunterricht in der 12 (damals brauchte man 13 Jahre für's Abi), wo der Lehrer dann die mündlichen Noten vorlas und einen Mitschüler mit den Worten "...du hast in diesem Halbjahr nicht so gut mitgemacht wie zuvor, das reicht diesmal nur für eine drei" bewertet hat - natürlich hat er weniger mitgemacht, schließlich hatte er Physik zuvor abgewählt und war nicht einen Tag in dem Halbjahr dabei.

Wie soll das dann erst bei einer Präsenzklasse zuzüglich drei Onlineklassen funktionieren?
Wenn die Notenvergabe schon bei 15-20 Schülern, die wir damals pro Oberstufenkurs waren, nur bedingt funktioniert, wie soll es dann mit 50+ Kindern und Jugendlichen funktionieren, von denen 3/4 nicht einmal physisch anwesend sind?
Für mich schwer vorstellbar, überhaupt noch eine zutreffende Note für die Teilnahme/Mitarbeit am Unterricht zu benennen, oder findet die Benotung nur noch über Klausuren/Tests/Hausarbeiten etc. statt?

Artropan schrieb:
eine Klasse regulär mit einem Lehrer in der Schule Unterricht hat und weitere 3 Klassen per Videokonferenz zugeschaltet werden
Ich komme jetzt aus NRW und mein Kind geht dieses Jahr erst in die Grundschule, daher bin ich seit längerem nicht mehr im Thema drin, aber wie läuft das ab?
Ist es immer die selbe Klasse, die Präsenzunterricht hat, oder gibt es da ein Rotationsverfahren?
Abseits davon: Wie sieht es mit Aktivitäten außerhalb der regulären Schulzeit aus? Arbeits/Lerngruppen, Nachhilfe, Randzeitenbetreuung (z.B. im Sinne einer offenen/gebundenen Ganztagsschule)?
Einerseits benötigen einige Familien die Randzeitenbetreuung, um die gestiegenen Lebenskosten zu decken, das funktioniert nur nicht, wenn das Kind 1/4 der Zeit nicht in der Schule ist, von den Kosten mal abgesehen - zahlt man dann auch nur 3/4, wenn das Kind geplant weniger in der Schule ist?

Artropan schrieb:
Ich finde es gibt viele Missständer in Schulen
von meinem aktuellen Standpunkt aus stimme ich dir da durchaus zu, meine Frau und ich haben uns mehrere Schulen angesehen, von der Ausstattung der Klassenräume her gab es schon teilweise deutliche Unterschiede, was in meinen Augen für etwas verpflichtendes (und auch enorm wichtiges), wie es die Bildung nunmal ist, nicht sein dürfte.

Was die Gestaltung des individuellen Unterrichtsplanes angeht, wäre ich auch eher dafür, diese auf den jeweiligen Schüler möglichst anzupassen.
Ein gewisses Maß an Grundwissen und Allgemeinbildung sollte bei jedem vorhanden sein, aber wünschenswert wäre es in meinen Augen, wenn auf der weiterführenden Schule gezielt nach Stärken und Schwächen geschaut wird, Schüler auch nach ihren Vorlieben oder Zukunftsplänen gefragt werden und dann ein möglichst individuell angepasster Schulplan erstellt wird.
Ich musste mich in der Oberstufe zwischen Leistungskurs Sozialwissenschaften oder Biologie entscheiden, obwohl ich gerne beides gehabt hätte.
 
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mykoma schrieb:
Ich komme jetzt aus NRW und mein Kind geht dieses Jahr erst in die Grundschule, daher bin ich seit längerem nicht mehr im Thema drin, aber wie läuft das ab?
Ist es immer die selbe Klasse, die Präsenzunterricht hat, oder gibt es da ein Rotationsverfahren?
Das ganze ist ja aktuell (Gott sei dank) nur in der Testphase an 3 Schulen in Sachsen. Meine Schule ist keiner der "Testschulen".

Ich bin Mitglied im Schülerrat und viel bei Schülerratssitzungen dabei und weiß deswegen viel über andere Schulen und Pläne des Kultusministeriums. Daher auch das Wissen vom Hybridunterricht...

Das ganze soll soweit ich weiß ein Wechselmodell darstellen. Also das sich die Klassen mit dem Präsenzunterricht abwechseln.
Erstaunlich zu sehen, wie ich finde, ist jedoch, dass viele den Hybridunterricht in der Oberstufe herzlich begrüßen würden. Viele Schüler der Oberstufe begründen es damit das man "selbstorganisiertes Lernen" verinnerlichen kann und sich so besser aufs Studium vorbereiten kann.
Aber gerade für niedrigere Klassenstufen finde ich es nahezu fahrlässig aufzuhören den Präsenzunterricht für alle dauerhaft zur Verfügung zu stellen, wo ohnehin das Grundwissensniveau (nicht abwertend gemeint) von Jahrgang zu Jahrgang stetig sinkt.

Ich denke viele erkennen den Kern des Problems mit dem Hybridunterricht einfach nicht. Wenn solch eine Unterrichtsform dauerhaft in Kraft treten sollte sehe ich dunkel für das Bildungsniveau der zukünftigen Generation(en)...
 
Meine Schulzeit ist ein wenig her, traurig ist das die Probleme, wie Unterrichtsausfall, Lehrermangel usw., schon die gleichen waren und das in die 1980er und 90er.

Vor einigen Jahren habe ich als "rechte Hand" eines Realschulrektors in den täglichen Kampf um einen guten Unterricht begleitet.

Aktuell bin ich beruflich damit verbunden da ich Jugendliche in Wohngruppen betreue und somit das zu meiner täglichen Arbeit gehört Kontakt zu Schulen zu haben.

Zum Startpost:

Meiner Meinung nach schadet der beschriebene Unterricht allen beteiligten Klassen da der Lehrer keine Möglichkeit hat einen Unterricht so zu gestalten das alle dauerhaft aufmerksam sind, von gezielter Unterstützung der einzelnen Schüler, technischen Möglichkeiten usw. will ich gar nicht erst anfangen.

Allein die Kontrolle über so viele Schüler zu haben ist, sofern es überhaupt klappt, extrem anstrengend.

Das große Ganze:

Das große Problem in der deutschen Bildungspolitik ist die föderale Zuständigkeit (wie so oft), dazu eine von der Ideologie der Bewahrung geprägte Ausrichtung der Politik. In lokalen Gesetzen sind zwar schon Ansätze von modernen Lernmethoden, jedoch macht die Personalausstattung dies in der Regel nicht möglich, selbst wenn die Schule zufällig die genehmigten Stellen auch besetzt hat.

Um zukunftsträchtig zu werden bräuchte es eines Neustartes in einer Hand, moderne Lehrpläne deren Ziel es ist für eine Ausbildung oder ein Studium vorzubereiten, dazu einen Teil "lernen fürs Leben" (viele Eltern schaffen es scheinbar nicht mehr gewisse Grundlagen zu schaffen), dann ein einheitliches Schulkonzept schaffen das auch technisch auf einem System fußt um dann vergleichbare Abschlüsse zu schaffen (zu uns nach NRW kam ein Jugendlicher aus Bayern mit einem Abschluss, bei dem wir wochenlang klären mussten ob er zu einer bestimmten Ausbildung berechtigt, Behörden, Handwerkskammer und Firmen waren ratlos)

Hat man das Grundgerüst muss man sich um die Personalausstattung kümmern, wie macht man den Beruf des Lehrers so attraktiv das man das benötigte Personal bekommt, nicht nur Lehrer sondern auch zusätzliche Stellen braucht man.

Und wie sieht die Planung der Politik aus:

Letzte Woche gab es von der Kultusministerkonferenz ein Statement zum Thema Lehrermangel, die Dame sagte sinngemäß das es in ein paar Jahren genug Lehrer geben werde da weniger Schüler in den Schulen sein wollen, mehr braucht man wohl nicht zur Qualität der Politik sagen.
 
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Was mir auch aktuell in Schulen fehlt ist ein Blick auf das Soziale. Es gibt mit Sicherheit Schulen, die haben auch einen sozialen Blick, aber meiner Meinung nach schadet es nicht, wenn sich 8. oder 10. Klässler mal eine Woche lang sozial betätigen müssen während ihrer Schulzeit, um ein besseres Gefühl für das soziale Miteinander zu bekommen und das nicht alles geschenkt wird im Leben
 
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@Hatecore ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Vielen Dank für deinen Beitrag
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nik_ schrieb:
Was mir auch aktuell in Schulen fehlt ist ein Blick auf das Soziale. Es gibt mit Sicherheit Schulen, die haben auch einen sozialen Blick, aber meiner Meinung nach schadet es nicht, wenn sich 8. oder 10. Klässler mal eine Woche lang sozial betätigen müssen während ihrer Schulzeit, um ein besseres Gefühl für das soziale Miteinander zu bekommen und das nicht alles geschenkt wird im Leben
Wobei ich finde das soziale Projekte durchaus veranstalltet werden. zB werden bei uns regelmäßige Vorträge zu ganz verschiedenenen Themen, auch sozialen Themen gehalten. So hatten wir letztens zum Beispiel einen Vortrag wie wichtig Knochenmarkspende ist, mit einem anschließenden Eintragungsprogramm (Freiwillig) für 11er und 12er.
Oder: Man hat bei uns einmal in der 9. und einmal in der 10. Klasse jeweils 2 Wochen Praktikum wo man sich durchaus auch in sozialen Berufen betätigen kann.

Ich kann mir aber gut vorstellen das es an anderen Schulen sehr vernachlässigt wird oder so etwas garnicht stattfindet. Da müsste man dann wieder anknüpfen...
 
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nik_ schrieb:
Was mir auch aktuell in Schulen fehlt ist ein Blick auf das Soziale. Es gibt mit Sicherheit Schulen, die haben auch einen sozialen Blick, aber meiner Meinung nach schadet es nicht, wenn sich 8. oder 10. Klässler mal eine Woche lang sozial betätigen müssen während ihrer Schulzeit, um ein besseres Gefühl für das soziale Miteinander zu bekommen und das nicht alles geschenkt wird im Leben

Dafür gibt es Schülerpraktikum, da können sich die Schüler ja aussuchen, in welchen Bereich sie mal reinschauen wollen.

Ansonsten ist dies ganz klar Aufgabe der Eltern und hat nichts an einer Schule verloren. Mein Kindern kann ich aktiv zeigen und vorleben, wie man sich in einer Sozialgemeinschaft verhält und dass man sich gegenseitig hilft. Das ist auch echt simpel, da nimmt man einfach mal die Kinder mit zur Blutspende oder wenn man Sachen spendet beim DRK, AWO etc. und kann dabei den Kindern die Fragen "wieso, warum, weshalb" beantworten. Oder die Kids machen bei der Jugendfeuerwehr mit oder beim THW ... es gibt ja ausreichend Organisationen, wo Kinder auch Teilhabe am sozialen Engagement haben können.

Nicht jede Kompetenz die Kinder erlernen sollten, gehört in die Hände eines studierten Pädagogen. Das Elternhaus muss ebenfalls dazu beitragen, die Kinder mit zu erziehen und die entsprechenden Kompetenzen zu vermitteln.
Aus meiner Sicht wichtig ist somit, dass die Kinder auch wirklich dass lernen, dass man in der Schule typischerweise lernt (Sprachen, Naturwissenschaften, Mathe, Sport, Kunst) und für den Rest gibt es Eltern, Verwandte & Bekannte. Wenn wir das richtig in Deutschland hinbekommen, dann können wir uns über irgendwelche "Goddies" Gedanken machen - vorher lenkt dies aber m.E. eher ab.
 
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