Integration in Frage gestellt?

BodyLove

Commodore
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Heute ist mir und meiner Famillie etwas komisches, wobei dies negativ zu verstehen ist, passiert.

Bekannte kamen aus Dänemark zu uns, da meine Cousine am Wochenende geheiratet hatte. Gestern war die Feier lang und ausgiebig. Die Feier fand in Mannheim in einer Stadthalle statt. Heute übernachteten die Bekannten bei meinen Eltern, ich eingeschlossen. Den ganzen Tag waren wir ruhig und unbeschwert. Bis Sie wieder zurück nach Dänemark fahren wollten. Sie fuhren mit dem Auto vor unserer Haustür und beladeten das Fahrzeug. Bis es zum Eklat kam.

Dazu muss man wissen, dass meine Eltern in einer Fussgängerzone wohnen, wo Fahrzeuge nur zwischen 6 - 10 Uhr, sowohl morgens, als auch abends, fahren dürfen. Es war halb 11 als dies geschah.

Wir sind nun in die Fussgängerzone gefahren und stehen vor unserer Haustür. Dabei stehen fast 20 Leute drum herum. Alle aus der Familie. Es besteht ein Problem. Der Scheibenwischer arbeitet unrund. In einer gewissen Phase bleibt es kurz hängen und führt langsam den Weg voran. Um dieses Problem zu beheben bittet der Älteste, die Motorhaube aufzumachen. Der Fehler ist gefunden, aber ist nicht mehr reparierbar. Hierbei kommt es zum Streit. Die Beteiligten sind die Nachbarn, ein altes Ehepaar und deren Freunde. Auf Grund der Tatsache, dass das die Nachbarn stehen bleiben und sehen und später fragen, was das hier sein soll, wird ein junger Herr unsererseits agressiv und meint "Verpiss dich!". Völlig respektlos, ich weiß. Daraufhin geht der Junge auf den Alten zu. Die Bekannten können ihn noch aufhalten. Darauf hin schreit die Frau des alten Herrn, dass man das passierte vor 2 Jahren nicht vergessen hat.

Vor zwei Jahren passierte folgendes. Meine Eltern gingen in die Türkei. Sie wollten Urlaub machen. Sie waren 4 Wochen weg. Ich wurde seitens meiner Eltern gebeten auf die Wohnung aufzupassen. Während dieser 4 Wochen hatten wir in dieser Stadt eine Kerwe. Die Stimmung ist genauso ausgelassen, wie auf dem Oktoberfest, oder beim Fasching. Es wird einiges getrunken. Die "Fete" dauert 4 Tage. An einem Samstag, die Stimmung ist wieder mal sehr ausgelassen, werde ich gefragt, was ich denn noch zu tun gedenke. Ich sagte damals zu, dass ich in der Wohnung eine Party veranstalte würde. Aus diesem Grund kamen rund 20 Leute. Ein enger Kreis eben. Wie sich noch einige erinnern können, war der Sommer vor 2 Jahren sehr heiss. Aus diesem Grund waren bei unserer Wohnung alle Fenster offen. Gegen 6 Uhr morgens kam die Polizei und bat mich, die Musik leiser zu machen. Sie meinten, sie könnten es verstehen, dass man bei einer Kerwe etwas feiert. Aber ein Nachbar habe sich beschwert, weshalb ich entweder die Musik leiser machen soll, oder die Fenster geschlossen werden sollen. Ich willigte auf Beides ein. Gegen 7Uhr war nichts mehr zu hören.Ich habe mich damals für alle Unannehmlichkeiten entschuldigt, die mich darauf angesprochen hatten, und geschworen, es würde nicht wieder passieren. Dieses Jahr war bei mir alles ruhig.

Sehr nachtragend also. Wie dem auch sei, wir reden nun auf das Paar ein und bitten um Entschuldigung. Wir sagen, der Junge sei alkoholisiert gewesen und wisse nicht, was er da sage. Offensichtlich waren auch das alte Paar sehr betrunken gewesen. Wir sagen, dass das Fahrzeug gleich wegfährt, nachdem es beladen ist. Daraufhin sagt der alte Herr, es sei hier verboten, Autos um diese Uhrzeit reinzufahren. Meine Mutter entschuldigt sich nochmals und bringt das BSP ein, dass auch andere Fahrzeuge von anderen Nachbarn nachts um 2Uhr hier reinfahren. Als Antwort bekommt sie, dass sie eine gesonderte Erlaubnis dafür haben. Ich kann dies nicht bestätigen oder widerlegen. Zumindest erscheint mir dies etwas schleierhaft.

Daraufhin kommt einer der Bekannten aus Dänemark ins Spiel. Er entschuldigt sich, und bittet um Nachsicht. Er sei Däne, und er wolle nach Hause fahren, sagt er. Daraufhin sagt der alte Herr, er kenne Dänen, und Dänen machen sowas nicht. Du bist kein Däne, hieß es. Daraufhin zeigt mein Bekannter sein Pass, welches ein Dänischer ist. Als das der alte Herr sieht, meint er, dass es ihm egal ist, und ein Pass ist nicht von Belang und zeigt keineswegs die Herkunft an. (afaik hat er dies mit einem agressiveren Ton und Wörtern ausgedrückt. Da ich den genauen Wortlauf nicht mitbekam, will ich mich passiv ausdrücken). Anscheinend ist der Pass, die Tatsache, dass man Dänisch spricht, dort geboren ist, dort wohnt, dort auf die Schule ging, dort Studierte und dort eine Firma gründete, nichts. Man ist und bleibt eben ein Türke, egal was das Herz und Gefühl zu einem sagt, denn der Bekannte ist ein ganzer Däne mit Herz und Blut. Eigentlich. Daraufhin fühlt sich der Däne an der Ehre und Stolz gepackt und beschimpft den mit: "Dann sind sie ein ehm, ehm Arschloch."

Hier muss man wissen, dass in Dänemark Deutsch die 2te Fremdsprache ist. Klar nach Englisch. Imho hat er hier versucht zu sagen, dass er so kein Dolsch besser ist, als der agressive Junge.

Naja, daraufhin springt die Ehefrau rein, zieht ihren Schirm raus und schreit, was er da sagt, wie er das ihrem Ehemann sagen könne. Am Ende soll sie gesagt haben, dass die Türken, sofern wie die Gesetze nicht beachten können, doch gefälligst zurück dorthin gehen sollen.

Wozu führt uns die ganze Geschichte. Erst einmal kann eine 15Jährige Nachbarschaft nicht alle Vorurteile beseitigen. Egal wie man sich verhält oder nicht. Dazu scheint es so, als sei es egal, was man fühlt, wo man geboren ist, was man sprich und tut, man ist und bleibt der Nation der Eltern gebunden. In diesem Fall der Türkischen. Somit stellt man ihmo die Ganze Integration in Frage. Wenn jemand, der sich als Däne fühlt und ist, noch unterstellt wird, er sei keiner, vielmehr sei er ein schlechter Mensch, eben ein Türke, dann ist die ganze Integration sinnlos. Und verstehe ich nun, warum meine Eltern in ein Viertel ziehen wollten, wo viele Türken lebten. Denn dann hätten sie diese Probleme nicht. Dann müssten sie sich Gedanken um die Zukunft und um die Nachbarschaft machen. Dann wäre es nicht zum Eklat gekommen. Schuld sind beide Seiten. Der agressive Erste, die Antwort des alten Paares, die Unterstellung des alten Herrns gegenüber dem Dänen, und die darauffolgende Antwort des Dänen, und ein gewisser Teil auch ich, der den Vorurteilen ein Nährboden bot. Egal wie Normal es imho ist, einmal zu Hause eine Fete steigen zu lassen, man darf es ja nicht, man ist ein Türke...

Sry Guys, ich bin ja ein offener Mensch, und bin selber und auch meine Freunde über mich der Meinung, dass ich integriert sei, aber sowas verletzt mich und meine Eltern immens...:(
 
Entschuldige wenn ich jetzt nicht so genau über dich und dein Leben bescheid weiss, bist du Türke bzw. sind deine Eltern Türken?
Oder ich habe einfach irgendetwas überlesen in der Geschichte, oder du hast es etwas ..... wie soll ich sagen ..... ungenau erzählt.

Zu dem Fall kann ich nur eines sagen, wie auch dieses ältere Ehepaar, also die Nachbarn, spiegeln nicht alle in Deutschland lebenden Türken die Umgangsformen ihres Heimatlandes wider. Was ich damit sagen will ist Folgendes, es gibt solche und solche, überall. Schlimm ist in diesem Fall nur, daß sich die Kontrahenten wohl schon sehr lange kennen und man deshalb ein gewisses Maß an Toleranz und Solidarität erwarten darf.
Ob dieser Einzelfall jetzt etwas mit Integration zu tun hat, das maße ich mir nicht an zu beurteilen.
 
Klingt für mich alles nach einer alltäglichen Situation, die ein wenig eskaliert ist. Ein Wort gibt das andere und schwupps hat man halt einen Streit in dem - wohl beiderseits - Dinge gesagt werden, die meistens so nicht gemeint sind.
Ist das normalste von der Welt.
Und wer so dermaßen Party macht, dass man sich um 6 Uhr morgends genötigt sieht, die Rennleitung zu verständigen, hat es - Nationalität egal - deutlich übertrieben.
Ich habe da auch so manche Erfahrungen mit meinen Nachbarn (diverser Nationalität). Ich kann nicht sagen, dass die türkischen Nachbarn lauter sind als andere, aber leiser eben auch nicht . Und wenn ich als jemand, der unter der Woche um ca. 6.30 Uhr aufstehen muss (und meine bessere Hälfte auch), nachts um 2 noch den Nachbarn bein feiern zuhören muss, rufen ich inzwischen auch gerne mal die Purzelei auf den Plan, damit Ruhe ist.
Die Nationalität interessiert mich allerdings in diesem Moment nicht die Bohne, mir geht es um Schlaf und Ruhe.
 
@Stewi

Ja, ich bin, sofern man die Herkunftsnation der Eltern als Hauptkriterium ansieht, ein Türke. Im Pass steht was anderes drin.:) Wie du es sagst, normalerweise kümmert es mich wenig, wenn jemand so etwas los lässt, da ich der Meinung war, dass sie mich (uns) nicht kennen. Aber nach 15 Jahren Nachbarschaft und afaik nur einem Zwischenfall kann man so Etwas nicht loslassen. Ich hätte selbst im Höchsten Suff mich zurückgehalten.

@b-runner

Das mit der Party ist mir bewusst. Ich habe mich auch bei jedem, der mich darüber ansprach entschuldigt und mein Wort gegeben, dass dies nicht nochmal passiert. Zur Zeit bin ich noch der Meinung, dass an einem Kerwetag, wo die Straßen eh laut und voll sind, Party machen darf. Zwar ist es übertrieben spät gewesen, aber zu diesem Zeitpunkt war ich ein wenig aufgeheitert. Die Party fand am Samstag Nacht stand.
 
Hallo!

Ich lebe in einer österreichischen Stadt mit ca. 50.000 Einwohnern. Und zum Thema Ausländerintegration kann ich nur eines sagen. Es gibt sie schlicht und einfach nicht. Und aus meiner Sicht liegt das nicht an den ach so ausländerfeindlichen Bewohnern dieser Stadt und auch nicht daran das Hitler in Österreich geboren wurde. (Die Erklärung eines in der Türkei geborenen und seit Ewigkeiten in Österreich lebenden Schulkameraden weshalb die Österreicher solche Ausländerhasser sind. Klar, Hitler war ja auch Österreicher.)
Nein, vielmehr liegt es daran, dass speziell diejenigen, aus der Türkei stammenden Mitbürger, egal ob zugwandert oder hier geboren an der hochgepriesenen Integration kein Interesse haben. Als Beispiel nenne ich hier die Gründung zahlreicher Kultur- und Hilfsvereie wo sich die türkischen Mitglieder regelmäßig mit ihren Landsleuten treffen um unter sich sein zu können.
Warum gehen diese Menschen nicht einfach in unsere Gasthäuser. Niemand zwingt sie dazu Wiener Schnitzel zu essen. Niemand schreibt ihnen vor Alkohol trinken zu müssen. Noch nie habe ich Türken bei einem unserer beliebten Heurigen gesehen. Auch dort gibt es Speisen und Getränke welche der islamische Glauben erlaubt. Nein, man sucht Türken dort vergebends, denn sie bleiben lieber unter sich und denken auch nicht im Geringsten daran sich an Gesetze wie Parkverbote und Lärmbelästigung zu halten oder die Einhaltung der Nachtruhe zu beachten. Bei den oben erwähnten Veranstaltungen werden sämtliche umliegenden Straßen und Gassen, die zugegeben sehr eng sind, ohne Rücksicht auf die Anwohner zugeparkt. Das Vorbeifahren ist nur mehr mit PKW möglich. Ein Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr oder der etwas breitere Notarztwagen hätte hier keine Chance. Zufahrten zu den Häusern werden blockiert. Im Sommer gibt es dort eine Koranschule in der die Kinder im islamischen Glauben erzogen werden. Find ich OK, kommen sie in den Ferien wenigstens auf keine dummen Gedanken vor Lamgeweile. Aber, stundenlang wird bei geöffneten Fenstern lautstark gebetet. Toll wer da seinen Pool nebenan hat. Bei Hochzeiten wird, wie bei uns der Brauch, vom Standesamt zum Festsaal gehupt was das Zeug hält. Leider wurde dieser nette Brauch von unseren türkischen Mitbürgern auf die Nachtstunden ausgeweitet. Und ihr könnt mir glauben. Türken heiraten oft. Wer sich beschwert hat Glück wen er nur "verpiss dich" zu hören bekommt. Damit wird uns Österreichern nur allzuoft gezeigt, dass Ausländer auf unsere Sitten , Gepflogenheiten und sogar Gesetze Schei...!
Ich könnte in der Art noch einige Seiten voll schreiben, Das würde hier aber den Rahmen sprengen.
Tut mir leid,aber nach langem nachdenken, ob ich diese Zeilen schreiben soll oder lieber meine zwei positiven Karmapunkte behalten möchte, bin ich zu dem Schluß gekommen, dass Integration in unserer Stadt nur ein schönes Wort ist und vermutlich noch lange bleiben wird. Auch meine Meinung zu diesem Thema wird immer negativer.
Dank der anstrengenden Bemühungen des Großteils der 3000 in dieser Stadt lebenden Ausländern es den Österreichern leichter zu machen sie zu verstehen und kennen zu lernen. :(
 
Hi,

zumindest hat sich das alles nun geregelt.:)

Ich war bei ihnen mit einem Rosenstrauß, und habe mich nachträglich für die Sachen vor 2Jahren entschuldigt, und dabei habe ich erfahren, dass sie heute früh auch bei meinen Eltern waren.

Somit ist das ganze abgehakt.

@DaniMaki

ich bin imho der beste Beweis das Integration funktionieren kann. Du kennst mich nicht, aber ich mache gewiss keinen Eindruck, als stamme von der Türkei ab. Gewiss gibt es solche und solche, wie es Stewi treffend ausgedrückt hat.
 
Hallo!

Es freut mich zu hören, dass sich bei Dir alles zum Guten gewendet hat und noch mehr freut es mich, dass meine negativen Erfahrungen zumindest hier im Forum nicht nachvollzogen werden können. Den hier auf der FB weiß niemand auf Anhieb aus welchem Land sein Diskussionspartner oder Hilfegeber stammt und doch versucht jeder sein Bestes um dieses Forum zu einer Plattform der Hilfsbereitschaft zu machen bzw. zu erhalten. :)
 
BodyLove schrieb:
ich bin imho der beste Beweis das Integration funktionieren kann. Du kennst mich nicht, aber ich mache gewiss keinen Eindruck, als stamme von der Türkei ab...

wenn ich nicht schon mal deine persönlichen daten gelesen hätte wäre ich nie darauf gekommen, dass du türkischer abstammung bist.
Und was die Integration angeht, is es ein schweres Thema, welches schnell in unschöne belange ausarten kann.
Ich stehe der ganzen sache skeptisch gegenüber. Wenn man unter integration das versteht, was aus dir (soweit ich dich beurteilen kann) und deinem verwandten aus dänemark geworden ist finde ich das gut. Bloß sieht es oft so aus, dass einige/viele ausländer, die nach dtl kommen, sich nicht integrieren wollen. ich finds eben komisch, wenn man sich ein fremdes land mit ner fremden kultur als wahlheimat aussucht, und sich den dortigen gegebenheiten nicht anpassen will.
Ich würde nie verlangen, dass man seinen Glaube aufgeben muss. aber man sollte sich in gewisser weise selbstständig integrieren. Und nicht verlangen, das man sein altes leben nur unter besseren rahmenbedingungen fortführen kann.

Und wenn man von deutschen akzeptanz erwartet, sollte man auch der deutschen "kultur" jene akzeptanz entgegenbringen.



is nen schweres Thema.
 
ich als 1990 nach deutschland gekommener ausländer (immer noch ohne deutschen pass obwohl ich hier 13 klassen besucht habe, eine ausbildung hinter mir habe und studiere...) bin der meinung, dass menschen, die in ein fremdes land kommen und dort leben möchten, auch bitte einen teil der dortigen kultur, erstens akzeptieren und zweitens sich diese zu eigen machen. denn was bitteschön bringt es einem in ein fremdes land zu kommen wenn man von den menschen und der kultur dort nichts wissen will? dann kann man doch auch gleich zu hause bleiben.
meine ausführungen haben auch keineswegs etwas mit intoleranz gegenüber anderen kulturen zu tun, ganz im gegenteil. nur wenn die kulturen ineinandergreifen, können sie davon profitieren und nur dann können die menschen einander besser verstehen und gemeinsam friedlich existieren.
 
hat deine herkunft was mit dem Avatar zu tun ;) (wenn man fragen darf)

@ topic. nicht alle gehen in ein anderes land, weil ihnen das land gefällt. aber anpassen müssen sie sich trotzdem.
 
indirekt hat es was damit zu tun. ich komme aus rumänien und dort wurde der reine kommunismus bis 1990 praktiziert. mein avatar soll eigentlich nur symbolischen wert haben und eigentlich meine ablehnung des raubkapitalismus ausdrücken. weiterhin bin ich beeindruckt von den werken marx´und engels´und da die sowjetunion das erste land war, bzw lenin der erste politiker war, der dieses größte humanistische projekt versucht hat in die tat umzusetzen...habe ich einfach den hammer und die sichel sowie den roten stern der arbeiterbewegung nun mal als avatar. :)
 
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