Wenn du dich damit noch sehr wenig auskennst, dann würde ich nicht in einer Preisklasse bis 2500 € einsteigen. Es gibt auch sehr günstige Kopfhörer, die klanglich auf einem hohen Level sind. Der Vorteil ist, dass du dir sogar mehrere kaufen kannst, um herauszufinden, was du bevorzugst, und immer noch genügend Geld übrig hast, um dir einen sehr guten Kopfhörer zu kaufen, wenn du so weit bist.
Das Probehören in einem Laden kann auf jeden Fall weiterhelfen, aber wenn man es zum ersten Mal macht, dann kann es einen auch überfordern. Es ist einfach sehr anstrengend so viele Modelle auszuprobieren und krampfhaft zu versuchen, die feinen Nuancen im Frequenzgang zu hören, insbesondere wenn man noch kein gut trainiertes Gehör hat.
Hier ein paar generelle Merkmale, nach denen du eine Vorauswahl treffen kannst:
Konstruktion
- In-Ear, On-Ear oder Over-Ear: Zum lange Tragen ist In-Ear wahrscheinlich ungeeignet. Manche behaupten, On-Ears hätten den besten Klang, weil die Treiber direkt über dem Gehörgang sitzen. Am bequemsten sind wahrscheinlich Over-Ears
- Gewicht: leichtere Kopfhörer sind meist angenehmer zu tragen.
- Material der Ohrpolster: Üblich sind Leder, Kunstleder und Velours. Leder und Kunstleder sind härter als Velours und fühlen sich beim Aufsetzen etwas kalt an. Die letztendliche Temperatur unter dem Kopfhörer hängt aber mehr von der Konstruktion als vom Material der Ohrpolster ab. Hier geht es wirklich um persönliche Präferenz. Häufig lassen sich die Ohrpolster auch wechseln und durch Nachbauten aus einem anderen Material austauschen.
- Anpressdruck: Je höher der Anpressdruck, desto weniger wird der Kopfhörer verrutschen. Allerdings bekommen manche Leute von zu hohem Anpressdruck Kopfschmerzen.
- Größe der Ohrmuscheln (nur bei Over-Ears): Passen die Ohrmuscheln über deine Ohren, oder stoßen sie an? Das kann über einen Zeitraum von mehreren Stunden sehr unbequem werden.
- Ohrmuscheln drehbar: Sind die Ohrmuscheln drehbar, dann können sie sich besser an deine Kopfform anpassen.
- Kopfhörer faltbar: Nur wichtig, wenn du ihn häufig irgendwohin mitnehmen willst.
Verwendungszweck
- Frequenzgang: Wenn du den Kopfhörer zum Abmischen/cutten verwenden willst, dann solltest du dich für einen linearen Frequenzgang entscheiden. Das heißt, der Kopfhörer gibt Töne gleich laut wieder, egal welche Tonhöhe sie haben. Dadurch ist der Klang analytisch und du hörst jeden Fehler, der beim Abmischen gemacht wurde. Die Bässe sind dann allerdings leiser, aber nicht unbedingt weniger druckvoll. Zum Musikhören bevorzugen viele Leute angehobene Bassfrequenzen und Höhen. Dadurch wird er Klang geschönt. Zum Gaming kann mittenbetont auch ganz gut sein, weil man die Stimmen dann besser versteht.
- Bauform: Offen, halboffen oder geschlossen. Offene Kopfhörer klingen luftiger und man hat mehr ein Gefühl von Räumlichkeit. Im direkten Vergleich können geschlossene Kopfhörer teilweise sogar dumpf klingen. Wenn du eine Anwendung hast, bei der kein Schall aus den Kopfhörern austreten darf, z. B. Recording, Monitoring oder Nutzung in öffentlichen Verkehrsmitteln, dann kannst du eigentlich nur einen geschlossenen Kopfhörer nehmen. Ich persönlich würde, wann immer es geht, einen offenen oder halboffenen Kopfhörer bevorzugen, ganz einfach, weil ich das Gefühl einer breiten Stereobühne mag.
- Kabelgebunden/Kabellos: Im Profisegment sind quasi alle Kopfhörer kabelgebunden, aber die kabellosen Audiostandards holen langsam auf. Standards wie LDAC und aptx HD sind schon sehr gut, kommen aber rein technisch nicht an kabelgebunden heran. Ich bezweifle aber, dass die meisten Leute einen Unterschied hören würden.
Klang
- Im Grunde geht es um den Frequenzgang. Der ist entscheidend.
- Je nach Qualität des Kopfhörers gelingt es mal besser und mal schlechter den Klang richtig abzubilden, wobei „richtig“ hier auch viel mit persönlicher Präferenz zu tun hat. Allgemein sind druckvolle Bässe, die nicht so stark sind, dass sie alles andere überwiegen und brillante Höhen, die aber nicht scharf klingen, positiv besetze Begriffe. Das kann man aber wirklich nur durch Probehören verstehen. Wenn du die Begriffe, wie der Klang beschrieben wird, kennst, dann wirst du es beim Probehören erkennen.
Weiteres
- Der beste Kopfhörer bringt nichts, wenn du nur Audiomaterial von niedriger Qualität hörst. Beispielsweise komprimierte Audiodateien von Musikstreamingdiensten oder MP3-Dateien. Bei eher günstigen Kopfhörern mag das noch egal sein, aber spätestens in der Preisklasse mehrerer hundert Euro fällt der Unterschied dann doch auf. Überlege dir also, wo du hochwertiges Audiomaterial herbekommst. Manche Streamingdienste bieten verlustfreies Streaming an. Auch CDs oder die kopierte Variante im Flac-Format gelten als verlustfrei. Manche Leute werden sagen, man höre darüber hinaus noch einen Unterschied, aber das lässt sich nicht belegen.
- Auch die Wiedergabequelle muss stimmen. Wenn du einen kabelgebundenen Kopfhörer verwendest und von einer digitalen Wiedergabequelle (praktisch alles außer Plattenspielern) abspielst, dann sind die Digital-Analog-Wandler (DAC) entscheidend. Solche Geräte sind praktisch vor jedem Kopfhörerausgang verbaut, aber es gibt gewaltige Qualitätsunterschiede. Ein hochwertiger Kopfhörer kann sein volles Potenzial nicht erreichen, wenn man ihn an einem Laptop oder mit einem billigen USB-C-auf-3,5mm-Adapter betreibt. Dafür gibt es spezielle Soundkarten oder DACs. Viele Gaming-Mainboards haben schon ganz gute Soundchips verbaut. Spätestens bei Kopfhörern, die ein paar hundert Euro kosten, solltest du dir Gedanken darüber machen.
- Impedanz: Alle Kopfhörer haben einen Scheinwiderstand, der in Ohm angegeben wird. Höherpreisige Kopfhörer sind meistens hochohmig und lassen sich nicht an normalen Kopfhörerausgängen betreiben. Eine höhere Impedanz bedeutet nicht, dass der Kopfhörer besser klingen lässt. Es gibt dem Hersteller nur etwas mehr Spielraum, die Klangabbildung zu verbessern. So bis 48 Ohm, vielleicht auch noch 80, solltest du mit den meisten Wiedergabegeräten zurechtkommen.
Ich würde dir die Tests von
Kopfhörer.de empfehlen. Die haben viele Modelle getestet und sind in ihrem Testvorgehen auch recht konstant. Außerdem kommst du so besser mit den Fachbegriffen zurecht.
Mein erster Studiokopfhörer war der Superlux HD681B. Die HD681-Serie gibt es in drei Versionen, mit drei verschiedenen Frequenzgängen und teilweise schon ab 20 €. Das sind alles halboffene Kopfhörer. Ich bin nach wie vor begeistert vom Klang, weil ich generell eher einen etwas analytischeren Frequenzgang bevorzuge und brillante Höhen schätze. Und bei dem Preis ist das, wenn du über einen Kopfhörer für bis zu 2500 € nachdenkst, ja gar nichts und hilft aber vielleicht dabei, deinen Geschmack herauszufinden.
Mein zweiter Kopfhörer war der Audio Technica ATH-M50xBT2. Das ist eine kabellose Version des beliebten Studiokopfhörers M50x, der weltweit in Studios und für Podcasts verwendet wird. Der Kopfhörer ist geschlossen und hat einer zumindest linear angelehnten Frequenzgang. Über Bluetooth unterstützt er LDAC, sodass die Audioqualität schon echt hoch ist. Man kann in aber auch passiv mit einem Kabel betreiben. Diesen Kopfhörer habe ich mir gekauft, weil ich auch unterwegs und im Büro gute Audioqualität haben wollte und ich gleichzeitig auch einen portablen Kopfhörer zum Abhören gesucht habe.
Eine der beliebtesten Kopfhörerserien für Normalanwender stammt von Sony. WH-1000XM5 ist das neuste Modell. Bei diesen Kopfhörern merkt man, dass die Bässe und Höhen deutlich angehoben sind. Mir persönlich sind die Bässe zu stark, denn sie übertönen die Mitten ein wenig.
Viele vergleichsweise günstige Studiokopfhörer gibt es auch von AKG. Die haben sowohl offene als auch geschlossene.
Als mit am bequemsten gelten auch die Kopfhörer von Beyerdynamic. Ich finde auch, dass insbesondere die offenen Modelle einen fantastischen Klang haben. Einer von denen wird wahrscheinlich auch mein nächster, aber zunächst werde ich dafür ein besseres DAC investieren.
Fazit
Die Kopfhörerwelt ist groß und solange man nicht genau weiß, was man will, sollte man nicht zu viel Geld in die Hand nehmen. Es gibt keinen universell perfekten Kopfhörer. Auch die Modelle und Marken, die ich gerade genannt habe, sind nur ein kleiner Ausschnitt aus persönlicher Erfahrung und Testberichten.
Mein Rat wäre erstmal günstig einzusteigen und viele Testberichte zu lesen. Dann stellst du fest, was dir gefällt und was dir nicht gefällt und ob es etwas anderes gibt, was dir sehr wichtig ist, woran du sonst nicht gedacht hättest.